Dichterherz

[Ilka-Maria]

Wie hält ein Dichter Ideen fest?
Sie sperren sich gegen Verlies und Arrest,
sie lassen sich nicht in Ketten legen
und schenken keinen wortreichen Segen.

Selbst Heft und Bleistift immer parat,
erweist sich höchst selten als adäquat:
Die Liebe im Kopf kommt nicht zu Papier,
bleibt schlummernd im Herzen, war niemals hier.

Wenn es sie nur nie gegeben hätt,
die Annemarie, die Jasmin, die Babett!
Dann ginge es unserem Dichter besser,
sein Herz läge nicht unter Meisters Messer.

Der Dichter will schreiben, was ihn verzagt,
er versucht’s durch die Nacht, bis dass es tagt,
bis die Sonne wärmt seine alten Plagen
und mild belächelt sein Herzversagen.

Und im Gewölbe schlummert leis
sein stilles Erbe, sein Weltgeheiß:
Schreibt alles auf, schreibt alles nieder,
Sonst findet ihr es niemals wieder!

18. Oktober 2013
by Ilka-Maria

[Perry]

Du hast hier dem dichterischen Tun und Antrieb gut nachgespürt:

"Der Dichter will schreiben, was ihn verzagt"

Konstruktiv ist mir der Schluss fast zu einfach gehalten, denn
Lyrik sollte in den Köpfen verhaftet sein, in bibliothekaren Gewölben versauert sie eher. Und zum Glück gibt es heutzutage ja Internetsuchmaschinen, die fast alles finden.
LG
Perry

[Jeronimo]

Das ist wieder so ein Gedicht, bei dem man "Toll" und "Gern gelesen" antwortet, weil einem partout nichts Gescheites dazu einfällt. Ich mag nicht immer in diesem Lapidarem hängenbleiben, deshalb habe ich ein paar Zeilen mehr geschrieben.
Also das Gedicht ist wirklich toll und ich habe es gern gelesen.

Jeromimo

[Thing]

Ja, so san's, die Dichta!

[Ilka-Maria]

Zitat von Perry

Und zum Glück gibt es heutzutage ja Internetsuchmaschinen, die fast alles finden.

Das Gehirn eines Dichters ist aber kein Internet, Perry - und darum geht es: Die eigenen Ideen feszuhalten, indem man sie sofort aufschreibt . Mein Fehler, wenn ich das nicht klar zum Ausdruck bringen konnte. Deshalb danke für die Reaktion und Kritik, ich muss wohl nochmal über den Schluss nachdenken.

Besten Gruß
Ilka

[Ilka-Maria]

Zitat von Jeronimo

Das ist wieder so ein Gedicht, bei dem man "Toll" und "Gern gelesen" antwortet, weil einem partout nichts Gescheites dazu einfällt. Ich mag nicht immer in diesem Lapidarem hängenbleiben, deshalb habe ich ein paar Zeilen mehr geschrieben.
Also das Gedicht ist wirklich toll und ich habe es gern gelesen.

Jeromimo

Dank auch Dir für das Feedback.

[AndereDimension]

Hallo Ilka-Maria,

mir sagt vor allem der letzte Vers zu - ansonsten wäre es vielleicht geschickter gewesen Du hättest dich konsequent für "die" Dichter
entscheiden.

Wie hält ein Dichter Ideen fest?

Wie halten Dichter Ideen fest?

Sie sperren sich gegen Verlies und Arrest,

Ansonsten gerne hier verweilt.

Gruß, A.D.

[gummibaum]

Hallo Ilka,

das Gedicht ist gut gelungen: skeptisch im Hinblick auf die Möglichkeiten zur Verbalisierung von Ideen und Gefühlen und den Sinn, sich dafür zu verausgaben.

Dennoch:

Die Worte sind eng im Vergleich zum Herz, aber das Herz wird eng, wenn es keine Liebe entwickelt und manchmal helfen Worte dabei.

Überanstrengung scheint es, wenn der Dichter unterm Skalpell ist, aber an den unternommenen Anstrengungen gemessen, ist er ja in jungen Jahren schon alt und hat vielleicht mehr oder zumindest anderes erlebt, als wenn er sich geschont hätte.

Gern gelesen. LG gummibaum