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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 12.03.2006, 16:31   #1
Janina
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 9

Standard Manchmal wenn ich getrunken habe...

Ja manchmal beneide ich sie ein wenig, die Helfer, die sich zurückziehen können bei Einbruch der Nacht.
Oh, die Nacht, kalte grausame Dunkelheit, die an den Gesichtern der Ängstlichen reißt.
Wer würde nicht, stumm schreiend und tobend, mit lächelndem Blick versuchen, dass Sehnen in den irren Augen vor den Helfern zu verstecken, denn was die Ängstlichen erwartet ist nichts als die wiederkehrende Qual, welche dem einzelnen Herzen den stummen Tod verspricht.
Sie sehen es nicht.
Geworfen, aus leeren Armen, in einen Raum den kein Helfer je wirklich zu sehen bekommt.
Auf kaltem Boden, atmend, die verpestete Luft, die gelebte Lust schwer atmender Leiber, den Schmerz der längst vergangenen Zeit.
Mit offenen Augen liege ich da, in die Dunkelheit träumend, hoffend, mich vielleicht, wie ein Vogel empor zu schwingen, in innigem Flug, suchend nach sauberer klarer Luft die irgendwie versprochen wurde, bevor die Nacht über uns herfiel. Doch ich erhebe mich nicht, recke nicht die Flügel und steige nicht auf, ich fliege nicht hinauf in die Luft, die Leben verspricht, bleibe hier in der Dunkelheit, mitten zwischen all den Schreien und den Gesichtern der Ängstlichen, an denen die Dunkelheit reißt.

Stimmen, Schreie. Ein Wunsch formt sich in meinem Hirn,
höre, mein Herz, höre wie sonst nur Helfer hören können.
Die Zeit der Schmerzen, vorbei, aufgehoben vom Boden, getragen, von der Zeit, in eine Zeit in der die Qualen längst vergangen sind.
Noch immer am Boden liegend, unfähig das Unmögliche auch nur eine Sekunde weiter zu träumen.
So bin ich hörend.
Diese Kinder, hör ich mich sagen, wissen oft nicht, ob sie unter
Lebenden gehen oder Toten.
Jene, ich beneide sie fast, die verlassen können.
Ist es nicht Zeit, dass uns endlich diese ältesten Schmerzen verlassen?
Seltsam, auf einmal wünsche ich, nicht weiterzuwünschen und bleierne Leere breitet sich aus in meinem Kopf, umzingelt von gequälten Schreien.
Ja, manchmal beneide ich sie ein wenig!
Janina-Camio 12.03.06 03:57h
_________________
Erinnern das ist vielleicht die qualvollste Art des Vergessens
und vielleicht die freundlichste Art der Linderung dieser Qual

Erich Fried
Janina ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2006, 16:40   #2
Alpha
 
Dabei seit: 11/2004
Beiträge: 312

Das ist doch Kurzprosa. (ich mag den titel)
Alpha ist offline   Mit Zitat antworten
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