Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Humorvolles und Verborgenes

Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 31.08.2018, 20:33   #1
männlich Sklero Graph
 
Dabei seit: 08/2018
Ort: Schwarzwald
Alter: 28
Beiträge: 19

Standard das Trampeltier

Das Trampeltier, das Trampeltier
das trampelt hier von Tür zu Tür.
Es trampelt lauter jedes mal,
das laute Trampeln eine Qual.
Es trampelt stolz herum im Kreis.
Ob das Trampeltier wohl weiß,
dass jeden hier das Trampeln stört
und niemand gern es trampeln hört?
Es trampelt hier, es trampelt dort.
So trampelt es von Ort zu Ort.
Es trampelt über Korn und Brot.
Es trampelt all das Leben tot.

Das Trampeln stockt - oh was geschieht?
Das Tier ist wohl das Trampeln müd.
Es legt sich hin und schläft bald ein.
Ach wie schön kann Stille sein.

---

Hallo, ich hoffe euch gefällt mein erstes Gedicht hier im Forum. Gerne dürft ihr es auch zerpflücken - dafür habe ich mich hier angemeldet Dafür, und um andere Versmaßschneider kennen zu lernen.
Sklero Graph ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.08.2018, 21:44   #2
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Hallo Sklero,

dein Trampeltier gibt ein wunderbares Kindergedicht ab im Stil von "Zehn kleine Zappelfinger". Ich kann es mir richtig gut mit einer Runde Kindergartenkindern vorstellen, die dabei ausgelassen trampeln und hinterher die Stille erspüren dürfen.

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.09.2018, 07:17   #3
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Sklero,

sei herzlich willkommen. Stachel hat es schon auf den Punkt gebracht, dein Trampeltier ist als Kindergedicht ideal, weil es leicht mitzusprechen ist und zum Mitmachen animiert. Außerdem lieben Kinder viele Wiederholungen. Allein die Zeile "Es trampelt all das Leben tot" wäre dann zu überdenken. Vielleicht so oder ähnlich:

"Es trampelt bis zum Abendrot"

Danach wird es müde und schläft ein, das können die Kinder sehr gut verstehen.

Lieben Gruß
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.09.2018, 10:14   #4
männlich Sklero Graph
 
Dabei seit: 08/2018
Ort: Schwarzwald
Alter: 28
Beiträge: 19

Dankeschön erst mal für das Lob Ja das Gedicht soll tatsächlich wie ein Kindergedicht daherkommen, daher freut es mich sehr, dass ihr das auch direkt so empfunden habt. Um es tatsächlich mit Kindern aufzusagen wäre die Änderung mit dem Abendrot wirklich perfekt.

Genau in der Zeile "es trampelt all das Leben tot" soll dem Leser auch auffallen, dass dieses Gedicht eigentlich nichts für Kinder ist und ihn dazu animieren über die tiefere Bedeutung nachzudenken.
Sklero Graph ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.09.2018, 11:12   #5
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Sklero,

du hast also eine tiefere Bedeutung in deinen ziemlich lockeren Reimen versteckt, das ist ein enormer (gewollter?) Kontrast. Personen, die ihren Mitmenschen durch ihre polternde Art auf die Nerven gehen, sind auf längere Zeit nur schwer zu ertragen. Da kann die wohltuende Stille ein wahrer Segen sein.

Ich möchte dein Gedicht keineswegs zerpflücken, aber gerne ein paar Anregungen geben. Du verwendest das Wort "hier" oft als Füllwort und "lauter" und "laute" direkt hintereinander würde ich auch vermeiden.

So oder ähnlich könnte ich mir dein Gedicht gut vorstellen:

Das Trampeltier, das Trampeltier,
das trampelt frech von Tür zu Tür.
Es trampelt lauter jedes Mal,
das Trampeln nervt, ist eine Qual.
Es trampelt stur herum im Kreis.
Ob das Trampeltier wohl weiß,
dass dieses Trampeln furchtbar stört
und niemand es gern trampeln hört?
Es trampelt hier, es trampelt dort.
So trampelt es von Ort zu Ort.
Es trampelt über Korn und Brot.
Es trampelt all das Leben tot.

Das Trampeln stockt - oh was geschieht?
Das Tier ist wohl das Trampeln müd.
Es legt sich hin und schläft fest ein.
Ach wie schön kann Stille sein.

Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht statt "Das Tier ist wohl das Trampeln müd." "Das Tier ist wohl des Trampelns müd." heißen müsste. Und zum Schluss:

"Es trampelt über Korn und Brot.
Es trampelt all das Leben tot."

Ist das Wort "Brot" lediglich dem Reim geschuldet (dann finde ich es nicht so toll) oder habe ich dessen Sinn nicht verstanden?

Und du musst dich entscheiden, soll es nun ein Kindergedicht sein oder nicht.

Lieben Gruß
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.09.2018, 21:15   #6
männlich Sklero Graph
 
Dabei seit: 08/2018
Ort: Schwarzwald
Alter: 28
Beiträge: 19

Au ja, zerlegen! Ich zerlege gerne Kunst - auch meine eigene. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, dich intensiver mit dem Gedicht zu beschäftigen.

Um die Erklärung etwas zu vereinfachen. Das Trampeltier steht für den Krieg.

"das trampelt hier von Tür zu Tür"

Das "hier" ist dem Umstand geschuldet, dass der klangliche Unterschied zwischen "Trampeltier" und "trampelt hier" sehr gering ist, was ich als amüsant empfinde und auch darauf hindeutet, dass das Trampeltier und sein Tun zusammengehören. Der Krieg ist also hier offensichtlich personifiziert.

"Es trampelt lauter... das laute Trampeln"

Diese Dopplung soll die engmaschige und sich ständig wiederholende Erzählart auf die Spitze treiben. Die ständige Wiederholung ist ein Symbol dafür, dass auch der Krieg sich ständig wiederholt. Ist der eine vorbei, bricht der nächste schon aus. Deine Abwandlung passt aber auch sehr gut, wie ich finde.

"Es trampelt stolz..."

Stolz - man denke nur an die Militärparaden. Und natürlich auch an die größenwahnsinnige Siegessicherheit derer, die die Kriege ausrufen. Auch ist krieg immer egoistisch. Die im krieg fallen sind dem Kriegsführer egal.

"Es schläft fest ein" Das "fest" finde ich sehr treffend von dir, da es etwas Endgültiges hat - etwas sicheres.

Das mit dem "Des Trampelns" habe ich mir von Anfang an überlegt, bin mir aber sicher, dass beides geht und "das Trampeln" einfach etwas runder klingt.

Korn und Brot stehen für Kinder und Erwachsene, Arm und Reich, für eben alle. Jeder leidet zum Schluss unter dem Krieg. Ein anderes Bild vielleicht für Yin und Yang?

Der Kontrast von Kindergedicht auf spaßige Art und bitterernster Bedeutung ist für mich elementar. Den schrecklichsten Dingen können wir uns manchmal nur mit Albernheit stellen. Außerdem will ich zeigen, dass es wichtig ist, die Dinge mit kindlichem Blick zu sehen. Deshalb möchte ich mir auch diese Zerrissenheit zwischen Kindergedicht und hartem Tobak erhalten.

Noch eine Anmerkung zum zweiten Absatz: Er ist vom Rest getrennt, weil er die Realität verlässt. Die Vorstellung, der Krieg würde einfach einschlafen, weil er das Töten müde sei ist so schön wie fantastisch. Nur ein Kind könnte das hoffen. Es ist Quasi die Pointe eines äußerst derben Witzes über den man gar nicht lachen möchte.
Sklero Graph ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2018, 16:26   #7
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Zitat:
Der Kontrast von Kindergedicht auf spaßige Art und bitterernster Bedeutung ist für mich elementar. Den schrecklichsten Dingen können wir uns manchmal nur mit Albernheit stellen.
Da ist sicher etwas Wahres dran, aber dein Gedicht ist mir insgesamt zu abstrakt.
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für das Trampeltier

Stichworte
kindergedicht, krieg

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Trampeltier AndereDimension Humorvolles und Verborgenes 9 25.05.2012 12:43


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.