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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 29.09.2012, 13:31   #1
weiblich ShamanDaughter
 
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Standard Stadtszenen: Kaufrausch

Kaufrausch

Im Rausch des rosa Glitzertülls,
Altes schnell unbrauchbar, noch lebend im Müll.
Keine Zeit, nur Gier nach Hektik,
Nach Feierabend, nach Frusteinkauf.
Rauschender Rausch der hastenden Menge,
Silbern strahlende Augen für kurze Momente
Des Gefühls von Macht.
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Alt 10.10.2012, 11:34   #2
weiblich Poetibus
 
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Hallo, ShamanDaughter,

ich finde dein Werk sehr interessant. (Wiederholung ist Verstärkung: Natürlich war das "Thema" schon mal da, aber mich stört das generell nicht. )

Ja, worum geht es bei jeder Sucht? Um den "Rausch des Moments". Da sich dieser so "gut" anfühlt, wird Abhängigkeit daraus ...

Was den Übergang vom vorletzten zum letzten Vers betrifft, möchte ich gerne meine persönlichen Gedanken dazu mitteilen. Es ist keine Kritik.

Ich finde, dass (und das ist gut gemacht) der letzte Vers auch der ist, um den es sich hier "dreht". Persönlich fände ich es wirkungsvoller, ihn auch durch die Interpunktion hervorzuheben. Kein Verbesserungsvorschlag, nur zur Veranschaulichung, was ich meine:

Zitat:
Im Rausch des rosa Glitzertülls,
Altes schnell unbrauchbar, noch lebend im Müll.
Keine Zeit, nur Gier nach Hektik,
Nach Feierabend, nach Frusteinkauf.
Rauschender Rausch der hastenden Menge,
Silbern strahlende Augen für kurze Momente.
Das Gefühl von Macht.
Genau um dieses "Machtgefühl" geht es ja, es ist das Zentrum, die "Kernaussage". Was meinst du?

Das Gedicht gefällt mir, denn es liest sich der Aussage entsprechend "schnell", das passt sehr gut zusammen. Es ist (für mich) auch nicht nur auf den Kaufrausch alleine "begrenzt", zugleich wird hier der "Schnelllebigkeit" unserer heutigen (Wegwerf)Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten. Sehr schön, die gut platzierten Alliterationen und Wiederholungen bzw. die Anapher.

Sehr gerne gelesen.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 10.10.2012, 11:58   #3
weiblich ShamanDaughter
 
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Hallo Poetibus,

lieben Dank für deinen Kommentar : )
Ich bin immer für Anregungen offen, aber was den Übergang zum letzten Vers angeht wollte ich halt betonen, dass alles eben für diesen einen Moment (des Machtgefühls) gemacht wird. Und dass so ein Moment nicht lange hält, ist auch bekannt... Ich möchte also die Betonung auf dem Moment haben, verstehst du?

Liebe Grüße ♥
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Alt 10.10.2012, 12:03   #4
weiblich Poetibus
 
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Hallo, ShamanDaughter,

natürlich verstehe ich.

Deshalb wollte ich auch nur mein persönliches "Gefühl" als Leser darstellen.

Dein Gedicht gefällt mir - so oder so - wirklich gut.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 10.10.2012, 12:08   #5
weiblich ShamanDaughter
 
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Das hab ich auch so verstanden
Danke
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Alt 10.10.2012, 12:45   #6
Ex-zonkeye
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Grundsätzlich ist gegen Gesellschaftskritik nichts einzuwenden, wenn sie treffend formuliert und, vor allem, angebracht ist, ShamanDaughter.

Leider ist das bei Deinem Stückerl nicht der Fall.

Weder kann ein Stoff eo ipso berauscht sein, noch ist verwunderlich, wenn altes, unbrauchbares Zeug im Müll verschwindet (dass es noch lebe, ist ein wenig arg an den Haaren herbeigezogen und wäre im Einzelfall, weil geächtet, ein Verbrechen oder eine Straftat). Niemand ist scharf auf Hektik, sondern jeder hasst sie; dass man sich nach dem Feierabend sehnt, ist mehr als legitim, aber den Frusteinkauf als solchen liebt niemand – wer will schon frustriert in den Feierabend?

Sich daran aufzuhalten, dass in einer Großstadt zur selben Zeit ganz viele Leute das gleiche tun (müssen), mag angehen. Daraus aber zu konstruieren, dass sie sich allesamt im (Kauf)rausch befänden und Machtgefühle dabei auslebten (den armen VerkäuferInnen gegenüber?), ist präpotent und taugt nicht zum lyrischen Guss über eine ganzen Menschenmenge.

Wenn Du den Kaufrausch thematisieren möchtest, müsstest du ebendiesen zum Gegenstand Deiner Bemühungen machen, nicht die Tatsache, dass in jeder Innenstadt oder in jedem Factory Outlet zu gewissen Zeiten Gewusel herrscht. Sei versichert, dass die meisten Menschen dort nicht im Kaufrausch taumeln, sondern sich in aller Regel das Notwendigste besorgen und dabei sehr auf den Preis achten. Halt Dich am einzelnen Wesen auf und erklär uns auf eine neue Art, was der Kauf eines Kleidungsstückes, eines Vogelkäfigs oder eines Autos in dem auslöst, der das Zeug eigentlich gar nicht braucht - und wie der Kater aussieht, den er unweigerlich bekommen wird.

Aber vorsicht: bei Schuhen und Schmuck obacht geben – der Kauf derlei Accessoires erfolgt so gut wie nie rauschhaft, sondern ist präzis gesteuert von einem im Zentrum das weiblichen Stammhirns befindlichen Ganglion ...

lg zonkeye
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Alt 12.10.2012, 13:09   #7
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Stadtszenen: Kaufrausch

Liebe Shaman,

genau habe ich nicht herausgefunden, was die Prämisse des Gedichtes ist.
Ganz allgemein könnte man meinen, es ginge um die Wegwerfgesellschaft. Aber diesem Thema genügt das Gedicht meiner Ansicht nach nicht.

Du schreibst, dem im Kaufrausch befindlichen Käufer ginge es um Macht. Da habe ich meine Zweifel. Macht gegenüber wem denn? Gegenüber der Verkäuferin oder der Kassierin? Finde ich irgendwie nicht zutreffend.

Meiner Ansicht nach geht es den Käufern vor allem darum, das beste Stück zum Schnäppchenpreis zu erhaschen. Dafür begibt er sich in das Gewimmel und Gegrapsche. Dafür opfert er seine kostbare Freizeit nach Feierabend.
Dafür ist er bereit, Geld für etwas auszugeben, ohne das er sehr gut leben könnte. Bestenfalls will er ein Statussymbol erwerben.

Als gesellschaftskritisch lese ich diesen Text nur bedingt. Wirkliche Gesellschaftskritik müsste ganz woanders ansetzen, nämlich am Punkt, dass
der Kauf schnellverschleißender Güter die menschliche Leere, die Sinnlosigkeit, in die der Gegenwartsmensch durch die Verhältnisse versetzt wurde, zudecken will, sich betäuben will - er sucht nach einem Sinn seines Lebens und glaubt ihn zu finden, indem er kauft, seiner Umgebung beweist, dass er zahlungskräftig ist - eben das Statussymbol, so die Ärmlichkeit, den Niedergang menschlicher Beziehungen in der gegenwärtigen Gesellschaft aufdeckend. Vielleicht hast du das schreiben wollen, ist dir meiner Ansicht aber noch nicht geglückt. Vielleicht das nächste Mal.

Lieben Gruß
Nitribitto
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