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Alt 23.04.2006, 21:01   #1
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Standard Ronny S.

Er fühlt das kalte Eisen der rostigen Gartenpforte zwischen seinen Fingern, während er den Garten betritt. Der Kies knirscht weich unter seinen zarten Füßen. Links neben sich bemerkt er die blühenden Krokusse und Tulpen. „Wie schön sie doch anzusehen sind.“, denkt er sich, während er die Haustür öffnet.
Wieder ein Tag, mit dem er nichts anzufangen weiß. In seinen Betrieb wurde er nach der Ausbildung nicht übernommen, obwohl ihm Herr Goldblum vom Arbeitsamt deutlich ans Herz legte, eine Ausbildung zum Schlosser zu machen.

„Ronny ist ein normaler Junge. Er ist nie sonderlich aufgefallen… Ja… gut, die üblichen Schlägereien und so. Aber das ist ja normal in diesem Alter.“ Frau Schamutzke, 39 Jahre alt und Hausfrau, lebt mit ihrem Sohn zusammen in Neuruppin. Sie erhält Sozialhilfe und den Unterhalt ihres Mannes. „Damit kann man schon anständig leben, ich habe alles, was ich brauche.“ sagt sie.

Schnell steigt er die Treppe hoch, die unter seinem Gewicht laut knarrt. An den modrigen Geruch des Hauses hat er sich schon längst gewöhnt. Ebenso an den Schimmel und die ständig herrschende Kälte. Schon ist er in seinem Zimmer, seinem Reich, schließt die Tür hinter sich und startet den CD-Player. Landser, Nordwind und Kraftschlag sind seine Lieblingsgruppen. Er findet es toll, wie radikal und deutlich die Bands ihre Meinung äußern. Göttliche Instanz in einer eigenen Welt.

Auch die Nachbarn und näheren Verwandten der Schamutzkes beteuern, nichts von den Machenschaften ihrer Kinder gewusst zu haben. „Naja, die Jugendlichen müssen doch auch irgendwas tun. Die Politiker sind zu dumm, um unseren Kindern eine anständige Zukunft zu schaffen.“, echauffiert sich die Nachbarin. Doch man merkt, dass sie sich nicht ganz sicher ist, wie sie auf den plötzlichen Trubel um ihr Dorf reagieren soll.

Es läutet. Mittlerweile ist es Abend. Ronny wartet schon den ganzen Tag auf dieses Klingeln. Es ist Karl, der ihn abholen will, zu einer Party mit allen Freunden soll es gehen. Klar ist Ronny immer mittendrin. Er hat sich ja extra einen „Thor Steinar“ - Pullover gekauft. Den haben alle.

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert“, erklärt der Polizeisprecher. „Diese Dichte von Neonazis gibt es sonst nirgendwo in Deutschland. Ich, als Ausländer, wäre schon längst aus dieser Gegend geflohen.“ Doch natürlich blieben einige. Dies wurde Ali S. zum Verhängnis.

Das leicht zu Fuß zu erreichende Vereinsheim des regionalen Fußballvereins gilt als Treffpunkt von Ronnys Clique. Mittlerweile ist es dunkel und Ronny und Karl marschieren gen Ziel, als sie auf der anderen Straßenseite einen Ausländer erblicken. „Guck dir den mal an“, flüstert Karl zu Ronny. „Den mischen wir jetzt erstmal richtig auf.“ Gesagt, getan und schon überqueren die beiden die Straße und stellen sich dem ahnungslosen Ali in den Weg. „Wieso hast du uns angeguckt?! Hab ich dir das erlaubt? Deutschland ist unser Land. Du hast hier nichts zu suchen. Geh wieder nach Hause, wo du her kommst, oder verreck gleich.“

Wie sich bei der Obduktion der Leiche heraus stellte, wurde Ali S. von mehreren Schlägen auf Körper und Kopf getroffen, die ihm einen schnellen Tot bereiteten. Die gesamte Region ist geschockt. Noch keiner kann richtig begreifen, wie dies alles geschehen konnte. Doch klar sei nun, dass man etwas gegen diese Art von Gewalt tun müsse, sagt der Bürgermeister der Stadt. Genaue Pläne existieren noch nicht.

Zuerst ist es nur ein Schubser. Doch Ali wehrt sich, will nicht einfach so klein bei geben. Er schubst zurück. Es folgt der erste Schlag. Der zweite folgt zugleich. Treffer! Treffer! Treffer! Die Schläge gehen auf ihn nieder. Er liegt schon am Boden, doch Karl und Ronny treten immer weiter auf ihn ein. Heben ihn wieder hoch, prüfen ob er noch lebt, schlagen weiter. Immer weiter, immer weiter… Zurück bleibt rotes Blut und helles Fleisch.
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2006, 22:13   #2
Maya
Gast
 
Beiträge: n/a

Hi Tobi,

die Kursivschrift ist aber neu, oder? Oder war damals nicht alles kursiv?

Jedenfalls kam ich jetzt viel besser durch den Text.

Meine Meinung kennst Du ja bereits...

LG, yamaha
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