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Alt 14.05.2006, 18:29   #1
Thia
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 5


Standard Letztes Leid

Letztes Leid
Ich sah mein Bild im Spiegel. Meine Augen wirkten tot, meine Haut war fahl und meine Lippen farblos. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Als ich mir selbst in die Augen sah, begann ich an mein altes Leben zu denken: In der Zeit von meinem neunten bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr wurde ich von meinem Stiefvater vergewaltigt und misshandelt. Ich erinnerte mich noch genau an seine Worte, wenn er in mein Zimmer kam und mal wieder Lust auf eines seiner sexuellen Spielchen bekam. Er sagte immer: „So, Kleines, was gleich passiert ist alles völlig normal!“ Dieses verdammte Schwein! Dann ging es los und als neunjähriges Mädel konnte ich mich schlecht gegen ihn wehren. Ich erinnere mich noch genau an seinen widerlichen Geruch. Seinen stinkigen, Alkoholatem, der mir keuchend in die Nase wehte und seinen Schweißgeruch am ganzen Körper. Es war so widerlich. Und als, wenn das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, wurde ich – als ich meiner Mutter erzählte was ihr Freund mit mir trieb – verstoßen und sie sagte, wenn ich weiterhin solche Lügengeschichten verbreiten würde, würde ich in ein Heim kommen. Das war meine Gelegenheit. Ich erzählte es immer wieder und kam letztendlich in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche. Nie kam mich jemand besuchen; darauf konnte ich auch getrost verzichten. Freunde hatte ich keine. Doch in dem Heim lernte ich Tanja kennen. Wir beide wurden sehr gute Freunde. Sie hatte ähnliches erlebt wie ich. Wir tauschten uns sehr oft aus, und das strenge Internatsleben wurde durch Tanja ein wenig erträglicher. Eines Tages dann, bekam ich doch Besuch. Es war meine Mutter. Seit zwei Jahren hatte ich sie nicht gesehen und ich weiß, dass man so was nicht sagt, aber sie sah wirklich grauenhaft aus. Sie war Heroinabhängig wie sie mir erzählte und das ER sie dort hinein getrieben hatte, aber selbst bei diesen Worten empfand ich kein Mitleid. Ich maulte sie an, ob sie denn wirklich erwarte, dass ich sie jetzt bemitleide. Sie sah mich mit ihren toten Augen an und meinte: „Ich erwarte gar nichts!“ Sie wollte ihren Satz noch zu Ende führen, doch da sank sie schon bewusstlos zu Boden. Ihre Augen waren verdreht und ich rief, dass wir einen Arzt bräuchten, der kam und stellte nur noch den Tod fest. Sie hatte sich den goldenen Schuss verpasst. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Sollte ich weinen? Sollte ich eine triste Mine aufsetzen? Ich konnte nicht, meine eigene Mutter hatte mir damals selbst nicht geglaubt und nun, werde ich nie erfahren was sie mir noch mitteilen wollte. Tanja half mir über den Tod meiner Mutter hinwegzusehen und mit ihr die ganzen schrecklichen Erinnerungen von früher mit ihr zu begraben und vergessen. Sie hatte ein völlig unerfülltes Leben und ich dachte häufig daran, als mein Dad noch lebte und wir eine wirklich glückliche Familie waren. Weiter ging die Zeit im Internat. Es war immer eine Berg- und Talfahrt. Mal ging es uns hier total gut und manchmal waren die Lehrer und Erzieher auch sehr streng. Doch mit Tanja – die im Laufe der Jahre meine beste Freundin wurde – war hier alles erträglicher im Haus Finkenstein, bei Schwanstett. Doch an den einen Tag im Juli 1999 erinnere ich mich noch viel zu gut. Tanja, war im ganzen Haus nicht aufzufinden, ich suchte, fragte andere Mädels ob sie, sie gesehen hätten doch ich fand sie schließlich auf der Mädchentoilette im zweiten Flur. Ein Schluchzen drang durch die Tür und ein bitterliches Weinen. „Tanja?“ rief ich laut als ich den Toilettenraum betrat. Eine leise und traurige Stimme antwortete mir: „Ja, ich bin hier drin…wer ist da?“ fragte sie. Ich wusste nicht genau, ob sich meine Stimme vielleicht etwas veränderter anhörte, aber ich sagte ihr, dass ich es sei, und dass sie doch rauskommen möge, denn man konnte über alles reden. Dann kam sie heraus. Ihre Augen waren rot und sie wirkte krank, ihre Haut war blass, kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn und sie zitterte am ganzen Körper. „Was ist denn los?“ fragte ich, doch dann begann sie wieder zu weinen. Ich nahm sie in den Arm und strich ihr sanft über den Rücken. „Es wird alles wieder gut!“ hatte ich ihr zugeflüstert, während ich sie tröstete. Wir setzten uns draußen auf eine Parkbank und sie versuchte sich zu beruhigen um mir alles zu erzählen. „Also“ begann sie „ich dachte ich könnte meine Vergangenheit hinter mir lassen, aber es geht nicht. Ich bin seit meiner Geburt HIV positiv.“ Mein Atem stockte. Ich holte Luft. Sie begann erneut zu weinen und ich nahm sie in den Arm. „Warum hast du mir nie etwas gesagt?“ fragte ich obwohl ich im nächsten Augenblick daran dachte, dass eine Schuldzuweisung oder ein Ausfragen auch negative Auswirkungen haben konnte, und sie sich wohl komplett vor mir verschloss. Als ich 18 war wurde ich letztendlich aus dem Internat entlassen. Ich hatte dort die Gelegenheit gehabt meine Ausbildung zur Köchin zu machen. Ich bewarb mich und wohnte derzeit bei meiner Tante, die den Tod meiner Mutter nur schwer ertragen konnte. Dann bekam ich eine Stelle in einem Hotel, wo ich als Köchin arbeiten konnte. Bald konnte ich meine eigene kleine Wohnung finanzieren. Alles lief gut. Ich wohnte alleine und Tanja, war häufig bei mir. Ihr Geständnis hatte uns nur noch mehr zusammen geschweißt. Es war ein angenehmes Leben. Doch erst gerade eben habe ich die Mitteilung bekommen, dass Tanja einer Lungenentzündung erlag. Sie war gestorben, einfach so und hatte nun ein tiefes, nicht mehr zu flickendes Loch in mein Leben gerissen. Mein Stiefvater war bereits wieder auf der Suche nach mir, doch diese „Bestie“ sollte mich nicht bekommen. Nicht noch einmal. Er hatte mich schon einmal in seiner Gewalt, doch diesen Triumph gönnte ich ihm nie mehr. Aus meiner Hosentasche griff ich nach dem Röllchen, wo der Name: „Rodexin“ geschrieben stand. Ich schüttete die Pillen in meine Handfläche, nahm die Flasche mit dem Wodka, die neben mir auf dem Badewannenrand stand, schmiss mir die Pillen in den Hals, spülte mit Wodka runter. Grinste fies in den Spiegel und sagte ein letztes Mal mit überlegener Mine: „Du nicht mehr, du Bestie!“
Thia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 19:16   #2
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Hi Thia.

Wie du sicher fest stellen wirst, kommetiere ich am liebsten die Kurzgeschichten. Wie auch jetzt

Ich finde deine Geschichte leider nicht sonderlich gelungen.

Es fehlen die Emotionen, es wirkt eher wie ein objektiver Bericht, als einer Erfahrungsmitteilung. Die Aneinanderreihungen mit "dann" etc. stören das Gesamtbild.

Einige logische Fehler konnte ich leider auch finden.

Meinst du wirklich, dass man einfach "über den Tod meiner Mutter hinwegsehen" kann? Ich denke, dass hinwegsehen das komplett falsche Wort in diesem Zusammenhang ist. Auch der "goldene Schuss" findet nicht ganz so statt, wie du es beschrieben hast. Nach einem "Schuss", und dazu auch noch "dem" Goldenen, wäre sie sicher nicht mehr in der Lage gewesen, ins Internat zu fahren und ihre Tochter zu besuchen.

Ein Tip noch: Füge Absätze ein. Das fördert die innerliche Gliederung eines Textes und ist sicher nur von Vorteil, wenn der Leser nicht so einen riesen "Berg" Wörter vor sich liegen hat.

Alles in Allem eine interessante Idee, die Geschichte der Mutter in verbindung mit einem Vergewaltigungsopfer zu bringen. Doch die Umsetzung ist dir, meiner Meinung nach, nicht gelungen.

Lieben Gruß, Tobi.
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 19:23   #3
Nachtschatten
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 270


Also dann mach ich mal den Anfang,
Als erstes solltest du unbedingt Absätze machen, es ist sehr schwer zu lesen gewesen.
Das Thema der Geschichte ist zwar nicht schlecht, aber es ist mir alles zu Klischeehaft und die Erzählung zu offen.
Ein wenig zu viel Leid, dass zu schnell auf den Leser einprasselt.

Lieben Gruß Nachtschatten
Nachtschatten ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 20:00   #4
rattentod
gesperrt
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 487


dieses forum hat ein missbrauchsproblem...

ich fand die geschichte eigentlich gar nicht schlecht. nur die thematik spricht mich nicht besonders an. vielleicht hätte man etwas mehr emotionen reinbringen können, wie der anfang auch erwarten lässt. sehr gut finde ich die kindliche erzählweise mit den kurzen sätzen. absätze wären wirklich wünschenswert gewesen. sonst aber eine ganz solide leistung.
rattentod ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 20:43   #5
Thia
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 5


Standard Hallo

Hi,

erstmal danke ich euch für eure Anregungen.

Der Grund, warum dieser Text nicht sonderlich gut ist, ist der da ich diesen mit 14 Jahrne geschrieben habe. Es war also sozusagen mein allererster Text. Ich habe meine Geschichten immer aufgehoben und natürlich sind sie jetzte ein wenig ausgeklügete. Ich wollte den Text nehmen um ihn mal zum Vergleich zu nutzen, denn in den nächsten Tagen kommt ein aktueller Text...


Bis, denn

Thia
Thia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 20:46   #6
Nachtschatten
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 270


Na ok, das kann ich noch verzeihen =)
Obwohl ich mit 14 glaub ich besseres von mir gegeben hab
Nachtschatten ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 20:50   #7
rattentod
gesperrt
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 487


@ nachtschatten: behauptet jede(r) 15jährige

wieso packt man mit 14 dieses thema an?
rattentod ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 20:54   #8
Thia
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 5


Standard Hi

Hi,


ich hab schon immer Bücher gelesen und Filme gesehen in denen es um die Schicksale von jungen Mädchen ging. Mich berührt dieses thema einfach zumal man seine eigenen Erfahrungen und Ängste auch sehr gut unterbringen kann. Es ist einfach ein Thema, was damals genau wie heute sehr aktuell ist, ich überlege auch, ob ich ein Re-Work der Geschichte schreiben soll...Mmh...mal schauen...

so, liebe Grüße Thia
Thia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.05.2006, 20:57   #9
rattentod
gesperrt
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 487


aha. hätte ich vor einigen jahren sicherlich besser verstanden. naja. freue mich jedenfalls schon auf das aktuelle werk.
rattentod ist offline   Mit Zitat antworten
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