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Alt 03.11.2006, 15:16   #1
Nachtschatten
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 270


Standard Über Schnecken, Schweine & Hunde

Über Schnecken, Schweine & Hunde
Es war kein Suizid

Mein Leben beginnt im kalten Zimmer, nachts. Meine trockenen Augen öffnen sich langsam und ich werde mir meiner Umgebung bewusst. Die Schatten fließen wie blauschwarzes Wasser durch den Raum und die scharfen Kanten der Einrichtungsgegenständen brennen mir regelrecht in den Augen.
Als ich mich überwinde aufzustehen, trete ich in eine feucht-klebrige Masse. Ich beuge mich und befühle sie mit meinen Fingern, ich rieche daran, aber mir fällt nicht ein, was es war. Im Flur wohnen die Schnecken meiner Zucht. Der ganze Boden ist glatt durch ihren Schleim und ich muss mich an den Felsen in der Wand festhalten, um nicht auszurutschen. Würde mir dies passieren, könnten die empfindlichen Schneckenhäuser verletzt werden.
In der Küche stinkt es, wie immer. Die Schweine putzen gerade, doch ihr neues Putzmittel wirkt nicht. Es riecht nach Exkrementen. Ich reiße die Fenster auf und lechze hustend, meine Lungen mit kalter Luft füllend.
Vor dem Fernseher, auf dem Sessel, sitzen die Hunde. Viele von ihnen waren schon lange nicht mehr im Park. Ihre Bäuche sind aufgebläht und die Krallen lang. Aus manchen Nasen tropf jede Stunde ein Tropfen Schnecke.
Diese Tropfen werden von den Schweinen aufgefangen, in großen, rosa Behältern. Ich setze mich eine Weile zu ihnen und starre auf den Fernseher.
In der Werbung suche ich die Toilette. Hier schmeckt es nach Wunderbäumchen. Ich versuche den Wald zu finden, doch sehe ich nur ein Pissoir. Der Geruch kommt hierher. Ich entledige mich meiner Kleidung, hole tief Luft, zerbreche es und tauche ein in das zum Vorschein kommende Kanalrohr. Zuvor habe ich natürlich die Tür verschlossen, zum Schutz der Schnecken.
Im Kanal schwimme ich eine Zeitlang, aber unter Wasser rieche ich nichts. Deshalb schwimme ich rückwärts zurück. Im Bad creme ich meinen Körper mit Seife und Essig ein, sonst könnte ich nach Kanal riechen. Die Schweine in der Küche salben meinen Körper zusätzlich mit den Tropfen und ihrem neuem Putzmittel und geben mir Frischhaltefolie. Die Hunde helfen mir mich darin einzuwickeln und da ich mich nun nicht mehr bewegen kann, schubsen sie mich auf den Flur, auf dem ich wunderbar weich gleitend in mein Zimmer rutsche. Sie haben ihren Schleim bis vor das Bett gelegt. Ich drehe mich im gleiten um und liege nun auf dem Bauch. Mein Gesicht in der klebrig-feuchten Flüssigkeit. Ich erinnere mich an den Namen. Es hieß „mein Blut“.

Ich sehe zurück und kann auf meinem Weg durch die Wohnung eine ganze Spur davon erblicken. Ich rutsche eine Weile ins Bett dösen.
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