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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 14.12.2007, 20:54   #1
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

Standard Gift im Blut

Unwesentlich () von den derzeit im Englischunterricht behandelten Shakespeare-Sonetten beeinflusst

Ich fühl' das Blut in meinen Venen glüh'n,
so stark ist das, was du in mir gesät
Und währenddessen will der Samen blüh'n
und jede Rettung kommt für mich zu spät.

Ich spür' wie's Gift mir meinen Atem raubt
und sich von meinen Träumen gar ernährt,
ich fiebere, hab' mich schon tot geglaubt
als mir ein stechend' Schmerz die Brust durchfährt:

Ich merke schnell, nichts wird wie früher sein
und mich bringt nichts dazu die Ruh' zu stör'n
zwar will's mich reißen, doch ich will nicht schrei'n
denn jeder Laut würd' nur dein Gift zerstörn.

Welch' Leiden ich zu schildern hier versuch
wurd' längst erkannt, auch ihr kennt diesen Fluch.
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2007, 21:33   #2
männlich ozero
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mitten im Ruhrpott
Beiträge: 108

Dein Schreibstil gefällt mir recht gut. Mir lief es grade den Rücken runter, weil du dieses Gefühl, was natürlich jeder kennt, sehr schön rübergebracht hast. Irgendwie macht es auch ein wenig traurig.

gruß
ozero
ozero ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2007, 21:42   #3
Lyrika
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 247

Hallo,


Ich werde das Gedicht nun rein inhaltlich kritisieren und nicht die Form, obwohl ich das Gefühl habe, dass es da auch einiges zu bemängelt gibt, aber vielleicht irre ich mich auch..naja nun also rein zum Inhalt:

Zitat:
ch fühl' das Blut in meinen Venen glüh'n,
so stark ist das, was du in mir gesät
Und währenddessen will der Samen blüh'n
und jede Rettung kommt für mich zu spät.
Das hat für mich jetzt nicht so viel Inhalt.
Der Samen in dritten Vers stört mich irgendwie.
Welcher Samen? Warum will der blühn?
Dieser Samen wird später auch nicht mehr erwähnt.
Passt irgendwie nicht und stört.


Die Bilder sind recht abgegriffen und klingen für mich recht gothic-mäßig.
Den letzten Vers halte ich für völlig überflüssig.

Zitat:
Ich spür' wie's Gift mir meinen Atem raubt
und sich von meinen Träumen gar ernährt,
ich fiebere, hab' mich schon tot geglaubt
als mir ein stechend' Schmerz die Brust durchfährt:
Kann man eigentlich so lassen.
Nur finde ich die Bilder immer noch so gothic-mäßig und abgegriffen...naja.



Zitat:
Ich merke schnell, nichts wird wie früher sein
und mich bringt nichts dazu die Ruh' zu stör'n
zwar will's mich reißen, doch ich will nicht schrei'n
denn jeder Laut würd' nur dein Gift zerstörn.
Der erste Vers ist imo wieder völlig überflüssig und sagt nichts aus.
Welche Ruhe?
Der dritte Vers ist sehr ungeschickt formuliert.

In der Strophe davor hat dich das Gift noch gestört...

Zitat:
Welch' Leiden ich zu schildern hier versuch
wurd' längst erkannt, auch ihr kennt diesen Fluch.
Der erste Vers hier is ziemlich ungalant formuliert.


Allgemein vielleicht eine nette Thematik, aber ich denke dass es sehr abgegriffen und teilweise ungalant ist...mit keiner starken Aussage.
Lyrika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2007, 22:10   #4
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

@ozero: danke

@Lyrika: Das mit dem Samen (im Zusammenhang mit dem "Gift") bezieht sich auf ein anderes Gedicht von mir, ist deshalb aus dem Kontext gegriffen etwas unpassend. (Und ich fürchte auch wenn ich das andere Gedicht vorstellen würde würdet ihr da relativ wenig mit anfangen können, das geht dazu zu sehr ins private)

Der letzte Vers soll nur diesen "Kein Zurück mehr"-Status verdeutlichen, gänzlich überflüssig ist er allein deshalb schon nicht weil die Form einen vierten Vers verlangt.

Zur Ruhe: Es geht darum dass der ganze Prozess absolut lautlos ist und diese Ungestörtheit auch braucht. Sozusagen (junge) Liebe/Verliebtsein als zerbrechliche Sache. Der dritte Vers in der Strophe bezieht sich zunächst auf S2/V4 und dann auf die Ruhe in S3/V2 und S3/V4

Und @"In der Strophe davor hat dich das Gift noch gestört"
Nich direkt, das Gift lässt mein Blut kochen, raubt mir den Atem, verfolgt mich in die Träume etc.
Gleichzeitig ist natürlich das Gift (bzw. Leiden im Couplet) die Liebe selbst, von daher treffen auf sie diese Eigenschaften zu, aber ich will sie ja nicht los werden.

Die ungünstige Formulierung beruht *zugeb* auf dem Mangel einer (für mich) besseren Alternative für den Abschluss. Es galt noch einen Reim zu bilden, dafür war die grammatikalische Umstellung hierbei notwendig.

Die Thematik ist sicher nicht neu mit der Liebe als Krankheit (habe mich da ja auch beeinflussen lassen) aber ich habe versucht mich von zu düsteren Bildern, die eben den klischeehaften Gothic-Touch vermitteln würden zu distanzieren. Aber gut, scheint mir wohl nicht so gelungen zu sein.

Aber vielen Dank für die Kritik.
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2007, 11:15   #5
Kamelot
 
Dabei seit: 03/2005
Alter: 37
Beiträge: 75

Hallo Terror,

ursprünglich war ich ja richtig begeistert davon, dass du hier ein Shakespeare - Sonett in Angriff genommen hast und formal hab ich auch zugegebenermaßen wirklich nichts gefunden, was ich bemängeln könnte – was zugegeben sehr schade ist, weil ich es eigentlich auseinandernehmen wollte. Ich bin zugegebenermaßen fast etwas enttäuscht, dass ich selbst bei der dritten Metrik - Kontrolle noch keinen Fehler gefunden habe. Zur Veranschaulichung (und um einige hier etwas zu ärgern) mal ich hier mal schnell das Strickmuster hin:

3 mal
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX

1 mal
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX

Reimschema ist auch in Ordnung, gibt es nichts, was man zumindest von der Form her kritisieren könnte. Also kurzum – formal ist es total okay.

Jetzt kommen wir aber zum vermeidlich schwächeren Teil des Gedichtes und der befindet sich auf der Sprachebene.
1) Man merkt hier eindeutig, dass du Silben absichtlich weglässt, was an und für sich nichts Schlechtes ist, wenn es nicht so wie hier eigentlich in fast jedem Vers vorkommt (sagen wir besser: es kommt regelmäßig vor). Du versuchst hier die Metrik zu retten, was dir auch gelungen ist – jedoch hast du hier das Silbenschlucken wirklich etwas übertrieben. Besonders krass finde ich diese Passage:
Zitat:
Ich spür' wie's Gift mir meinen Atem raubt
Ich spüre wie das Gift mir meinen Atem raubt -- > hier hast du eindeutig nur wegen der Metrik einiges einfach eliminiert. Das Auffällige an der Sache ist aber folgendes: xXxXxXxXxXxX -- > du hast hier einfach aus einem sechshebigen Jambus einen fünfhebigen Jambus (Standard bei Shakespeare – Sonetten) gemacht…auch wenn einige jetzt sicher sagen werden, dass das gut gemacht ist…rein subjektiv ist mir hier zu viel gestrichen worden um den Rhythmus zu bewahren. Hier ist es bereits zu offensichtlich dass man der Form wegen Silben verschwinden lassen hat.
2) Reime: in Verbindung mit dem oben angesprochenen Punkt 1) merkt man hier auch, dass du teilweise der Reime wegen einfach Silben oder Buchstaben weggelassen hast – einfach die unbetonte Silbe umgangen bist. Auch hier könnte man meinen gut gemacht – aber auch das trifft nur dann zu, wenn es nicht so wie hier mehrmals vorkommt und wirklich bereits wie eine Verlegenheitslösung wirkt.

Über den Inhalt selbst will ich nicht all zu viel sagen: es handelt sich um ein Liebesgedicht – ist eigentlich recht einfach zu interpretieren, wenn ich aber auch auf drei Ansätze komme…zum Teil kommt man hier schnell zu einer Idee weil kaum irgendwelche Bilder vorhanden sind, die versuchen, den Inhalt etwas zu verschleiern. Einzig das Gift hindert etwas daran zu sagen, dass es hier um Liebe direkt geht – eher um Sehnsucht oder Eifersucht (Sachen, die wirklich eher als Gift zu bezeichnen sind)...was durchaus beides Möglich ist, aber auch die Idee, Liebe als Gift zu bezeichnen für mich einen besonderen Reiz hätte. Ist mir aber zugegeben etwas zu weit hergeholt.

So viel von mir – alles in allem sicher ein gutes Gedicht, aber da könnte noch einiges rausgeholt werden vor allem auf sprachlicher Ebene. Es ist zwar toll, wenn man eine alte Form einhalten kann – jedoch sollte man dafür nicht die Sprache so hinbiegen müssen, dass das funktioniert. Hier in diesem Fall musstest du es offenbar noch tun – aber ich bin mir sicher, beim nächsten Mal bekommst du es hin ohne Silben schlucken zu müssen.

lg Kam
Kamelot ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.12.2007, 11:35   #6
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

Mir fällt grad selber auf, dass ich schon wieder "stören" auf "zerstören" gereimt hab...(Darüber habe ich mich schon in zwei anderen Gedichten geärgert )

Aber gut, was deine Kritik anbelangt Kamelot, erst einmal Danke für die Mühe. Inhaltlich geht es schon direkt um die Liebe, welche sehr stark ist, einem den Atem raubt etc.

Die gekürzten Reime sind aber nicht der Reime wegen (auch mit der unbetonten Silbe hinten dran würde es sich reimen) aber ich wollte näher an den bisher von mir gelesenen Shakespeare-Sonetten bleiben, bei denen er meist auf weibliche Kadenzen verzichtet hat. Anders gesagt: Ich wollte den sturen, simplen fünfhebigen Jambus durchgehend beibehalten und nicht unterbrechen. Da ist natürlich eine Silbenkürzung notwendig, wenn man auf zweisilbige Verben reimen möchte. Des Reims wegen habe ich nur bei "schrei'n" gekürzt.

Und ja, natürlich sind die Silben der Metrik wegen gekürzt. Zu "Ich spür' wie's Gift mir meinen Atem raubt" kann ich nur sagen, dass ich erst an ein "Ich spüre Gift, dass meinen Atem raubt" gedacht habe. Diese Formulierung hätte den Vorteil, dass ich keine Silben verschluckt hätte. Jedoch hat die Formulierung auch zwei Nachteile. Erstens ist das Gift dann nicht explizit angesprochen als DAS Gift, sondern lediglich als EIN Gift und das wollte ich vermeiden. Zweitens wollte ich um das Gefühl des lyrischen Ichs rüberzubringen ein "wie" einbringen. Also nicht nur ein "Joa, das raubt mir den Atem" sondern ein "Ah verdammte Scheiße, ich spür richtig wie's mir den Atem raubt"

Bei den anderen Silbenkürzungen ist es aber lediglich der Metrik wegen, da hast du wohl Recht

mfG,
TI
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
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