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Alt 18.07.2008, 23:37   #1
julz
 
Dabei seit: 07/2008
Beiträge: 10


Standard Loving Blood – Fight for Justice

Ein Text, der vor kurzer Zeit entstanden ist, nachdem ich "Moonlight" geguckt hab. Unten habe ich meine Einschätzung zum Text dargelegt. Ich würde euch aber bitten, erst den Text zu lesen und euch selber ein Bild zu machen, bevor ihr meine Meinung lest und euch vielleicht dieser anschließen wollt, obwohl ihr vielleicht noch total die coolen Verbesserungsvorschläge habt und die so alle in den Sand werft.


Loving Blood – Fight for Justice

Vorwort:
Ich wurde mit 30 Jahren zum Vampir gemacht. Was ich zum Leben brauchte, musste ich selber lernen, denn mein Erschaffer zeigte mir nichts. Er ließ mich mitten im Nirgendwo zurück.
Ich dachte, als Vampir würde man einem Clan angehören, mit dem man zusammen jagt und in einem Zimmer in Särgen schläft, aber die Realität sieht anders aus und holte mich schon sehr bald ein: Man ist allein.

Ich bin mittlerweile 156 Jahre alt. Vor 76 Jahren beschloss ich, meine Spezialfähigkeiten zu nutzen und mein Leben der Verbrechensbekämpfung zu widmen.
Meine Bewegungen sind zu schnell für das menschliche Auge und so bin ich meinen Feinden meist überlegen, obwohl ich mich nicht in eine Fledermaus verwandeln und davon fliegen kann. Und wo wir gerade beim Thema sind: Ich esse gern Knoblauchbaguette und habe auch einige Kruzifixe in meiner momentanen Bleibe hängen.
Ja, ich sprach von einer momentanen Bleibe, denn ich ziehe oft um, um meine Identität als Vampir zu wahren. Ich bleibe nicht lange an einem Ort, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
Blut ist leider eine Notwendigkeit, aber wenn ich es vermeiden kann, töte ich keine Menschen. Ich besorge mir das Blut von einer Quelle. Zum Beispiel aus Lagerhäusern, wo es gebunkert wird, bis es eines Tages einmal gebraucht wird, oder von meinem, wenn man es denn so nennen kann, Freund, Damon Slaughter, der auch ein Vampir war und mit Blut handelte.


Es war früher Abend und ich streifte gerade durch die Straßen auf der Suche nach Übeltätern, als ich sie sah.
Sie fiel mir sofort auf und dank meiner Fähigkeit selbst in tiefster Nacht etwas sehen zu können, erkannte ich selbst in der Dämmerung alle Einzelheiten an ihr: Ihre langen, schwarzen Haare, die offen in leichten Wellen herunterfielen und die sie zu einem Seitenscheitel gekämmt hatte, ihre Arme, die sie verschränkt hatte, als würde sie auf jemanden warten, ihre grünen, mandelförmigen Augen und ihre wunderschönen Lippen, die sie in zarten Brauntönen geschminkt hatte.
Ihr Anblick faszinierte mich und so beschloss ich, auf sie zuzugehen und sie anzusprechen, doch bevor ich etwas sagen konnte, drehte sie sich um. In diesem Moment kam der eben noch verdeckte Mond zum Vorschein und sie erkannte mich noch deutlicher. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. „Kenne ich Sie?“
„Ich denke nicht“, sagte ich ruhig, „aber sie haben interessant auf mich gewirkt, darum wollte ich sie einmal aus der Nähe sehen.“
Sie lachte. „Also dann. Ich bin Lucia Danforce. Wie heißen sie?“ Sie sah mich neugierig an, während sie sich einen Strähne aus der Stirn strich.
„Ich bin John Lynell freut mich“, stelle ich mich höflich vor und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Ich deutete auf die Straße. „Gehen wir doch ein Stück.“
Sie runzelte zuerst misstrauisch die Stirn, nickte dann aber. „Okay.“ Als wir nebeneinander spazierten, fragte sie neugierig: „Was tun sie beruflich, John?“
„Ich bin eine Art Polizist. Und Sie?“, wollte ich ebenso wissbegierig wissen.
„Ich bin Journalistin bei den New York Times“, antwortete sie. „Ich habe gerade seit einer halben Stunde Dienstschluss und habe noch auf einen Kollegen gewartet, aber der scheint nicht aufzutauchen.
Was meinen sie mit ‚eine Art Polizist?“
„Ich bin nicht im öffentlichen Dienst tätig, aber man kann mich bei Bedarf anheuern“, erklärte ich knapp.
„Verstehe“, sagte sie. Sie schien eine Weile zu überlegen, dann sagte sie: „Wissen Sie, ich finde Sie ganz nett. Ich schreib’ ihnen mal meine Handynummer auf.“
Und ehe ich mich versah, drückte sie mir einen Zettel in die Hand, verabschiedete sich und verschwand und ließ mich ziemlich perplex zurück.

Wir telefonierten oft miteinander. Meistens war sie es, die anrief, wobei sie allerdings ihr Haustelefon nutzte.
„Wie wär’s?“, fragte sie eines Abends. „Wollen wir uns morgen Nachmittag im Café an der Mainstreet treffen?“
Nachmittag. Das Wort hallte in meinem Kopf nach. Ich wusste nicht wieso, aber ich sagte zu, obwohl mir bewusst war, dass es mir echt beschissen ging, wenn ich dem Sonnenlicht längere Zeit ausgesetzt war.
„Prima“, freute sie sich. „Dann bis um drei.“
Ich legte auf und seufzte. Ich war doch wirklich ein Idiot.

Pünktlich um drei Uhr wartet ich vor dem Café auf Lucia. Ich hatte mir eine Käppi aufgesetzt, um mich wenigstens Notdürftig vor der Sonne zu schützen und ich trug außerdem eine Sonnenbrille.
Das Café war schön eingerichtet: Es gab kleine, gemütliche Holztische, an denen man entweder zu zweit oder zu viert sitzen konnte. Über jeden Tisch war ein Sonnenschirm gespannt, wobei sich die rot-weiß Farbenen und die gelb-weiß Farbenen abwechselten. An den Fenstern waren von außen Blumenkübel mit Stiefmütterchen angebracht.
Ich nahm die Sonnenbrille ab, als ich Lucia „Hi, John!“ rufen hörte. Sie setzte sich zu mir und wir bestellten uns etwas zu trinken.
Ich hustete. Tageslicht war doch wirklich scheiße.
Lucia merkte wohl bald, dass es mir nicht so gut ging, denn sie sah mich besorgt an und fragte: „Ist alles in Ordnung? Du bist total blass und hast ziemlich rot geränderte Augen.“
Ich überlegte, was ich sagen sollte, ohne dass sie merkte, dass ich ein Vampir war. Schließlich sagte ich einfach: „Mein Körper hat wohl einen kleinen Defekt. Er reagierte schon immer schlecht auf Tageslicht.“
Sie runzelte die Stirn. „Wollen wir dann lieber wo anders hingehen?“ Als ich nickte schlug sie vor, dass wir zu ihr gehen sollten.
Und plötzlich roch ich es: Blut. Es war einfrischer Geruch, nicht stark. Ein normaler Mensch hätte ihn nicht wahrgenommen.
„Okay“, sagte ich und ignorierte den Blutgeruch. „Lass uns zu dir gehen.“

Selbst in ihrer Wohnung nahm ich den Blutgeruch noch wahr. Er ist konstant geblieben, nicht stärker geworden oder abgeschwächt.
„Riechst du das?“, fragte ich unüberlegt.
Sie schnupperte und legte die Stirn in Falten. „Was soll ich riechen?“ Ihre Augen weiteten sich besorgt und sie schnupperte hektischer. „Habe ich etwas anbrennen lassen? Ich kann nichts riechen.“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe mich wohl geirrt. Es ist nichts.“ Aber dann fiel es mir auf: Sie blutete an der Hand. Es war nur ein sehr kleiner Schnitt und es tropfte auch kaum Blut heraus.
„Du blutest“, stellte ich sachlich fest und deutete auf ihre Hand. Ich schloss die Augen, aber das Licht drang auch durch meine geschlossenen Lider und ich nahm den Blutgeruch umso stärker wahr. Ich brauchte bald wieder Nahrung, das stand fest.
„Oh kacke, wie ist das denn passiert?“ Verwirrt starrte sie auf den Schnitt in ihrer Hand, dann sagte sie: „Ich hole mir kurz ein Pflaster.“ Sie deutete auf die hellblaue Couch. „Setz dich doch.“ Dann ging sie aus dem Zimmer, während ich es mir auf dem Sofa bequem machte. Ich hustete wieder.
„Willst du eine Tablette?“, hörte ich Lucia aus einem Nebenzimmer rufen. „Du bist ja nur am husten.“
„Es geht schon“, krächzte ich, als ich mich von einem besonders langen Hustenanfall erholt hatte.
„Sicher? Du bist total blass“, stellte Lucia erneut fest, als sie wieder ins Zimmer kam. „Vielleicht gehst du besser nach Hause und legst dich ein bisschen hin. Wir können uns ja sehen, wenn es dir wieder besser geht“, schlug sie vor.
Ich nickte. „Ja, okay.“
„Ruf mich an wenn es dir besser geht“, bat sie mich und verabschiedete sich.

Zuerst ging ich zu Damon und besorgte mir etwas Blut. Danach legte ich mich schlafen. Als ich aufwachte merkte ich, dass es mir wesentlich besser ging.
Es war Abend. Ich hatte eine Nachricht von Lucia auf dem Anrufbeantworter:
„Hey John. Hoffentlich geht es dir bald wieder besser. Meld’ dich doch bitte bei mir, damit ich mir keine Sorgen mache. Lu.“
Ich rief sie sofort zurück da ich wusste, wie sehr sich Frauen sorgen konnten. Es tutete einige Male.
„Lucia Danforce. Hallo?“, meldete es sich am anderen Ende etwas gestresst.
„Hi Lu. Hier ist John“, fing ich an, als sie mich auch schon unterbrach: „John! Wie geht es dir?“ Mal wieder schwang Besorgnis in ihrer Stimme mit.
„Besser, danke“, antwortete ich. „Was machst du grad?“
Ich hörte, wie sie im Hintergrund mit etwas rumhantierte und kurz darauf klärte sie mich auf: „Ich mache mich fertig. Ich wollte gleich schlafen. Ich habe noch mit meinem Freund Dan telefoniert.“
Wir redeten noch einige Zeit über dies und das, bis Lucia sich verabschiedete, weil sie nun endgültig schlafen wollte.

Nach diesem Abend hörte ich ein paar Tage gar nichts von Lucia, bis sie mich eines Nachmittags anrief.
„Bitte, John. Kann ich vorbeikommen?“, bat sie leise.
„Klar“, sagte ich und ohne sich zu verabschieden legte sie auf. Das wunderte mich, weil das sonst gar nicht ihre Art war. Aber ich dachte mir nichts dabei, sondern wartete, bis sie an der Haustür klingelte. Ich öffnete und sah sofort, dass sie geweint hatte.
Ohne mich zu begrüßen warf sie sich in meine Arme und fing an, haltlos zu schluchzen. „Dan hat Schluss gemacht. Er meinte, er hat eine Andere, B-B-Bessere als mich kennen gelernt. Er ist vor zwei Tagen vorbeigekommen und hat es mir gesagt.“
„Schhh...beruhig dich erst mal“, redete ich auf sie ein. Als sie dies getan hatte, erzählte sie mir alles noch mal genau. „Ich wollte ihm zuerst nicht glauben“, sagte sie und nahm sich ein Taschentuch, um sich damit die Tränen wegzuwischen. „Ich dachte, das war ein Scherz von ihm, als er sagte, er hat eine Andere kennen gelernt.“ Wieder fing sie an zu weinen.
Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, fragte sie: „Kann ich heute vielleicht bei dir schlafen?“
Ich nickte. „Komm, ich zeig’ dir, wo du schlafen kannst.“ Ich stand auf, aber sie blieb sitzen. Ich sah, wie sie rot anlief. „Kann ich nicht bei dir schlafen? Also bei dir im Zimmer?“
Ich nickte. „Aber wir müssten im Wohnzimmer auf der Couch schlafen. Mein Bett ist nicht groß genug für zwei.“

„Danke John“, sagte sie, als wir nebeneinander auf dem Sofa lagen. „Ich glaube, ich hätte es nicht alleine zu Hause ausgehalten.“ Sie schloss die Augen und kurz darauf war sie auch schon eingeschlafen. Ich merkte, wie sie einen Arm auf meinen Rücken legte und ihren Kopf in meinen Armen bettete. Kurz darauf kam auch ich zur Ruhe.
Ich wachte am nächsten Morgen etwas früher auf als sie und sah, dass sie noch immer in der Position lag, in der sie eingeschlafen war.
Vorsichtig schob ich ihren Arm weg und nahm ihren Kopf, den ich auf ein Kissen legte. Sie schlief ruhig weiter.
Leise stand ich auf, denn ich wollte sie nicht wecken. Nachdem ich sie zugedeckt hatte, ging ich in den Keller, um dort meine letzte Blutreserve von Damon aufzubrauchen, als ich plötzlich ein Geräusch hörte. Ich drehte mich um und sah Lucia entsetzt auf mich starrend im Türrahmen stehen. „Oh mein Gott, flüsterte sie. Ihre Augen weiteten sich angsterfüllt und Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Bitte, Lucia. Lass es mich erklären“, fing ich an, aber sie unterbrach mich mit hoher, schriller Stimme: „Was willst du mir erklären? Warum du mich bis jetzt noch nicht getötet hast? Komm nicht näher“, stammelte sie, als ich mich auf sie zu bewegte.
„Bitte“, flehte ich sie an. „Lass es mich erklären. Ich töte keine Menschen.“
„Sondern? Lässt du es andere für dich tun, oder was?“, fragte sie sauer. In ihren Augen spiegelte sich Angst und Verachtung wider.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Bitte, komm mit nach oben und lass es mich erklären.“
„Woher soll ich wissen, dass du mich nicht sofort tötest, wenn ich dir folge?“, fragte sie misstrauisch und immer noch mit Angst in der Stimme.
„Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich es schon längst tun können, Lucia“, sagte ich ruhig. „Vertrau mir. Vertrau mir so wie zu dem Zeitpunkt, als du noch nicht wusstest, was ich bin.“ Flehend sah ich sie an. Sie zögerte einen Moment, aber dann folgte sie mir ins Wohnzimmer, wenn auch verunsichert.
„Setz dich hin“, sagte ich und sie tat es. Und ich erklärte ihr alles: Wie ich zum Vampir wurde, dass ich keine Menschen tötete und woher ich mein Blut stattdessen bezog.
„Also bist du nicht so böse und monströs, wie ihr immer in Büchern dargestellt werdet?“, vergewisserte sie sich.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin einer der Wenigen, die anders sind. Die meisten Vampire haben Spaß am Töten, aber ich nicht.“
Sie seufzte erleichtert. Dann lachte sie. „Jetzt weiß ich wenigstens, was du für ein Problem mit Sonnenlicht hast.“

Ich war froh, dass Lucia mich nicht ablehnte, obwohl sie wusste, was ich war. Allerdings merkte ich, dass sich so etwas wie eine unsichtbare Schranke zwischen uns gebildet hatte, die sich nicht heben wollte.
Als ich an diesem Abend zu Bett ging, hörte ich sie weinen. Da ich mir Sorgen machte, ging ich zu ihr. Ich stellte mich neben sie. „Was ist los mit dir?“
Sie atmete erschrocken ein. „Du hast mich erschreckt.“ Schnell knipste sie die Lampe an, die neben dem Sofa stand. Dann zog sie die Beine an und stützte ihr Kinn auf den Knien ab. Ihre Augen waren vom Weinen leicht gerötet und ihr Schlafanzug war an den Stellen nass, wo die Tränen ihn benetzt hatten.
„Das wollte ich nicht“, sagte ich ehrlich und sah sie an. Ich deutete auf das Sofa. „Darf ich mich setzen?“
Sie nickte, also setzte ich mich neben sie, wobei sie ein Stück zurückwich.
„Bitte, du musst wirklich keine Angst vor mir haben“, beruhigte ich sie. „Ich tue dir nichts.“
„Es tut mir Leid“, entschuldigte sie sich, „aber dieses Gefühl in mir drin ist so komisch. Einerseits mag ich es, in deiner Nähe zu sein, aber andererseits macht es mir auch Angst zu wissen, dass du mich angreifen oder sogar t-töten könntest.“ Sie fing an, am ganzen Köper zu zittern. „Ich weiß, dass ich dir einfach vertrauen sollte, schließlich hättest du es schon hundert mal versuchen können, aber i-ich habe trotzdem Angst.“
Ich seufzte. „Ich kann nicht ändern, was ich bin. Ich kann nur versuchen, nicht so zu sein wie andere Vampire. Ich werde dich nicht dazu zwingen, mir zu vertrauen. Diese Entscheidung liegt nur bei dir.“ Ich strich ihr sanft über den Rücken. „Aber wenn du mir vertrauen solltest, sei versichert, dass ich dir nicht wehtun werde.“

LUCIA:
Ich dachte über seine Worte nach. Sie klangen so ehrlich, aber trotzdem hatte ich Angst, ihm zu vertrauen. Aber dann fielen mir meine eigenen Worte wieder ein: ‚Du hättest es schon hundert Mal versuchen können.’
Er wird mir nicht wehtun, redete ich mir ein. Er hätte es schon so oft versuchen können. Er hatte Gelegenheit dazu gehabt, als wir beide auf der Couch lagen.
Ein Gefühl der Einsamkeit kroch in mir hoch. Ich wollte heute Nacht nicht alleine schlafen, also suchte ich John auf. Als er mich sah, hob er überrascht eine Augenbraue. „Willst du nicht schlafen?“
„Ich möchte nicht alleine schlafen“, erklärte ich. „Kann ich heute bei dir schlafen?“
„Klar“, sagte er überrascht und wir legten uns zusammen aufs Sofa.
Als ich so nah neben ihm lag, verspürte ich ein Kribbeln, das nichts mit der Angst zu tun hatte, dass er mich töten könnte.
Verlieb’ dich bloß nicht in ihn, zischte eine Stimme in meinem Hinterkopf, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es dafür schon zu spät war.

JOHN:
Lucia besuchte mich jeden Tag, wodurch ich mich ziemlich umstellen musste. Ich musste in der Nacht schlafen und heimlich Blut besorgen und auch nur so viel, wie ich in dem Moment brauchte.
„Stört es dich eigentlich?“, fragte Lucia eines Tages völlig überraschend, als wir wieder mal bei mir in der Wohnung hockten.
„Was?“ Verwirrt sah ich sie an. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Gerade versuchte ich mir durch das vorhergegangene Gespräch einen Reim darauf zu machen, als sie erklärte: „Dass wir uns oft tagsüber treffen. Das muss doch scheiße für dich sein und deinem Körper tut das sicher auch nicht gut.“
„Schon“, fing ich an, „aber es ist doch genauso blöd für dich, wenn wir uns nachts treffen würden.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich kann meine Artikel auch nachmittags schreiben und dich dann dafür nachts treffen. Meine Arbeitszeiten sind eh flexibel. Dann schlafe ich halt vormittags. Ich arbeite sowieso vorwiegend zu Hause. Mein Chef faxt mir die Arbeit meistens zu.“
Ich musste einsehen, dass dieses Angebot wohl besser für meine Gesundheit war und so sagte ich zu.
Lucia öffnete den Mund, so als ob sie mir noch etwas sagen wollte, aber als ich sie auffordernd ansah, schüttelte sie nur den Kopf und sagte: „Ich gehe dann lieber. Tschüss, John.“ Und zum Abschied umarmte sie mich und verließ die Wohnung.
Ich beobachtete sie aus dem Fenster, wie sie die mit Unmengen von Straßenlaternen gesäumte Straße entlang hastete, so als würde sie vor etwas fliehen.

LUCIA:
Ich hatte nicht den Mut gehabt, John zu sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Ich kam mir vor, wie ein Mädchen in der Pubertät, was seinen Schwarm sieht und zu feige ist, ihm zu sagen, dass es ihn liebt.
Als ich einige Schritte von seiner Wohnung entfernt war, riskierte ich einen Blick zurück. Ich sah seine Silhouette am Fenster stehen, konnte aber nicht erkennen, ob er mich beobachtete. Aber ich vermutete es.

Am nächsten Tag rief ich ihn nachmittags an. Es klingelte acht mal, dann hob John endlich ab.
„J-John Lynell?“, meldete er sich gähnend.
„Hier ist Lu. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt hab’, aber ich muss dringend mit dir reden“, drängte ich. „Kann ich vorbeikommen?“
„Klar“, sagte er. „Bis gleich.“
Als er mir die Tür öffnete, glotzte ich ihn erst mal ungläubig an, denn er hatte nur eine Jeans an und so gab er den Blick frei auf einen muskulösen Oberkörper.
„Komm rein“, forderte er mich auf und zwang mich dazu, mich von seinem durchtrainierten Körper zu lösen. Ich folgte ihm in die Wohnung und als er mir mit einer Geste bedeutete, dass ich mich hinsetzen solle, tat ich das auch. „Also, worüber wolltest du mit mir reden?“, erkundigte er sich.
„Sind wir allein?“, vergewisserte ich mich und sah mich im Zimmer um.
„Natürlich“, sagte John. „Ich bin nicht besonders beliebt bei anderen Menschen, außer wenn es darum geht, die Straßen von Verbrechern und anderem Abschaum zu reinigen, also kannst du davon ausgehen, dass wir bei mir immer alleine sind.“ Er lächelte traurig.
„Okay.“ Ich war ziemlich unsicher und seine Worte von einem Einzelgängerleben stimmten mich traurig. „Weißt du, es ist so: Ich liebe dich.“

JOHN:
Im ersten Moment meinte ich mich verhört zu haben, weswegen ich sie ziemlich ungläubig anglotzte. Dann sagte ich (was auch nicht geschickter war): „Aber ich bin ein Raubtier! Wie kannst du dich in so ein Monster wie mich verlieben?“
„Du bist kein Monster, John“, sagte sie und Tränen stiegen ihn in die Augen. „Du bist nicht so wie die anderen deiner Art. Du tötest keine unschuldigen Menschen.“
„Ich wäre eins geworden, hätte man mir nicht gezeigt, dass es auch andere Wege gibt“, wehrte ich ab. „Vielleicht hätte ich dich sonst auch schon getötet.“
Sie blinzelte. „Du hast mich aber nicht getötet“, sagte sie sanft. „Du bist keine Bestie. Du bist ein liebenswürdiger Men...Vampir.“ Sie lächelte.
Überrascht sah ich sie an. „Wow. Es gibt nicht viele Leute, die so denken. Die meisten beurteilen uns nach den Horrorgeschichten, die man sich mal über uns ausgedacht hat, bevor sie uns richtig kennen.“
„Dann bin ich eben anders.“ Sie grinste.
julz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2008, 23:59   #2
julz
 
Dabei seit: 07/2008
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LUCIA:
„Du meinst das wirklich ernst?“, vergewisserte sich John.
Ich nickte. „Ja.“
Er zog die Augenbrauen zusammen. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich Falsches gesagt oder getan haben könnte, ergriff John wieder das Wort: „Komm mit“, befahl er. „Ich will dir etwas zeigen.
Ich folgte ihm ohne zu zögern. Er lotste mich in eine abgelegene Ecke der Stadt, wo er einen Passanten ansprach: „Bitte, helfen Sie mir.“ Er hustete.
Ich verfolgte das Schauspiel still, wie der Passant versuchte, John zu helfen und wie dieser immer weiter hustete, bis John seine Reißzähne in der Halsschlagader des ahnungslosen Passanten vergrub. Er trank ihn komplett leer. Zu dem Zeitpunkt schrie ich auf. Ich sah die Einstichstelle der Reißzähne, als John den blassen, leblosen Körper zu Boden fallen ließ.
„Findest du mich jetzt immer noch nett?“, fragte er verächtlich, als er die Leiche wegschaffte.
Mir schossen die Tränen in die Augen. „Verstehst du es nicht? Egal wer oder was du bist und wie du lebst: Ich liebe dich.“

JOHN:
Vielleicht verstand ich es wirklich nicht, überlegte ich, als wir wieder bei mir waren und Lucia dabei war, sich wieder etwas zu beruhigen.
Es ging einfach nicht in meinen Kopf rein, dass es Leute gab, die mich nicht wegen meines Vampirismusses ablehnten oder sogar fürchteten.
Nachdenklich sah ich Lucia an und sprach aus, was ich dachte: „Vielleicht verstehe ich es wirklich nicht, Lu. Es fällt mir wirklich schwer zu glauben, dass es Menschen gibt, die mir nicht abgeneigt gegenübertreten, sobald sie wissen, was ich bin. Die Meisten werden sowieso misstrauisch, wenn sie sehen, dass ich nicht altere.“
„Du musst es wirklich nicht leicht haben, John“, sagte Lucia mitfühlend.
„Man gewöhnt sich an das Einzelgängerleben“, wehrte ich ihr Mitleid ab. „Obwohl es manchmal auch die Hölle sein kann, für Jahrzehnte allein zu leben.“ Für die Vampire, die schon Jahrhunderte allein leben, muss es noch schrecklicher sein, überlegte ich. „Die Sache mit dem Passanten tut mir übrigens Leid“, entschuldigte ich mich, nachdem ich eine Weile gezögert hatte. „Ich wollte dir zeigen, was du vielleicht eines Tages sehen könntest, wenn du weiterhin Zeit mit mir verbringst.“
Lucia lächelte traurig. “Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen.“

LUCIA:
Ich sah zu, wie John im Bad verschwand und sich das Blut abwusch. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.
Ich hatte in Erwägung gezogen, mich auch zum Vampir machen zu lassen, um die Ewigkeit mit ihm zu verbringen, aber jetzt, nachdem er mir das gezeigt hatte, wollte ich das auf keinen Fall mehr. Aber so würde ich bald sterben, während er weiterlebt und wir würden uns nie mehr wiedersehen. Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich.
„Was ist los?“ John war wiedergekommen und sah mich leicht besorgt an. „Du siehst traurig aus.“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe nur...nachgedacht.“
Er sah mich neugierig an, während ich mich hinsetzte. „Worüber?“
„Wie alt bist du?“, wich ich seiner Frage aus. Ich sah, wie er eine Augenbraue hob. Er antwortete: „Ich bin diesen Februar 156 geworden.“
„Siehst du“, sagte ich. „Und ich bin 27. Wenn ich 40 bin, bist du 169 und siehst immer noch aus wie 30. Aber ich sehe aus wie 40 und nicht wie 27 und ich werde immer weiter altern, bis ich sterbe.“

JOHN:
Sie sah mich niedergeschlagen an.
„Das heißt“, vollendete ich den Satz, „dass du länger mit mir zusammen sein willst.“ Ich stellte keine Frage, es war eine Feststellung. Den Rest des Gesprächs konnte ich mir schon denken.
Sie nickte. „Mach mich zum Vampir.“
Dieser Satz löste etwas in mir aus. „Weißt du überhaupt, was du da von mir verlangst?“, brüllte ich. „Glaubst du, es ist toll zu wissen, dass für das Blut was du trinkst Menschen sterben mussten?“
„So habe ich das doch nicht gemeint.“ Lucia sah mich erschrocken an. „Ich wollte doch nur mit dir zusammen sein. Ich...ich gehe dann lieber.“ Sie stand auf und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Tschüss.“
Ich schloss für einen Moment die Augen. „Lucia, warte bitte.“ Sie drehte sich um. „Bleib hier“, bat ich sie. „Es tut mir Leid, aber ich habe nur Angst um dich. Ich will nicht, dass du so wirst, wie ich einst war.“
„Was meinst du damit: ‚Wie ich einst war’?“, fragte sie verwirrt.
Ich deutete auf das Sofa. „Setz dich. Das könnte länger dauern.“ Als sie sich hingesetzt hatte, fing ich an: „Ich wurde zum Vampir gemacht, als ich dreißig war. Mein Erschaffer ließ mich irgendwo im Nirgendwo zurück. Er zeigte mir nichts. Ich wuchs hier in New York unter Menschen auf. Pro Nacht tötete ich einen Menschen. Es fiel nicht auf, weil hier so viele Leute lebten. Die Morde wurden immer auf Hundeangriffe und dergleichen geschoben. Die Polizisten sahen nie richtig hin.
Wie auch immer. Ich tötete also einen Menschen pro Nacht. Ich lebte allein. Als Kind hatten mich Vampire sehr fasziniert und ich dachte immer, als Vampir würde man einem Clan angehören, aber die Realität sah anders aus: Man lebte allein.“
Ich machte eine Pause, dann fuhr ich fort: „Ich hing an meiner früheren Sterblichkeit. Das Töten gefiel mir nicht so wie den anderen Vampiren, auf die ich später traf. Sie töteten manchmal drei Menschen pro Kopf und Nacht. Aber zu denen wollte ich nicht gehören, also schottete ich mich ab. Ich lebte allein, ohne Kontakte zur Außenwelt. Ich brach sogar meinen Job ab, damit ich die Menschen dort nicht verletzte. Denn meine Wut war manchmal unberechenbar.
In jeder Nacht kämpfte ich darum, nicht töten zu müssen, aber der Durst nach Blut war stärker. Ich kann mir immer schlechter vor, je mehr Menschen ich das Leben nahm. Freundschaften zu Menschen konnte ich nicht knüpfen. Menschen alterten, ich bleibe vom Aussehen her ewig 30.
Ich war allein, bis ich auf dich traf. Ich habe nie jemanden etwas davon erzählt. Du bist die Erste“, endete ich.
Zuerst war Lucia ganz still, nachdem ich ihr das erzählt hatte. Sie sah mich schweigsam und betroffen an. Dann sagte sie: „Ich wollte doch nur für immer mit dir zusammen sein. Ich liebe dich John und es ist unerträglich für mich, zu wissen, dass ich spätestens in ein paar Jahrzehnten sicher sterben werde und du alleine weiterlebst.“ Sie machte eine Pause, so als wäre sie sich nicht sicher, ob sie das, was sie dachte, wirklich sagen sollte, doch dann fuhr sie fort: „Und gib es zu: Du magst mich doch auch. Willst du nicht die Unendlichkeit lieber mit einer Gefährtin verbringen als allein?“
Ich seufzte. „Ich will dir das nicht antun, Lu. Es kann schrecklich sein, ein Vampir zu sein, besonders ein neu erschaffener. Selbst wenn dir dein Erzeuger alles erklärt und lange bei dir bleibt, gibt es Tage, an denen man das Gefühl hat durchzudrehen. Und das geht nicht nur mir so, sondern auch den anderen Vampiren“, fügte ich hinzu, als sie den Mund aufmachte, um gegen meine Worte zu halten. „Also: Überleg’ dir bitte gut, ob du wirklich so eine Existenz wählen willst, Lucia.“
Sie überlegte nicht lange, sondern nickte sofort. „Ja, ich will es wirklich. Ich will die Ewigkeit mit dir verbringen und dich nicht alleine zurücklassen.“
Ich beugte mich über sie, doch bevor ich meine Zähne in ihrer Halsschlagader versenkte, riss ich meinen Kopf ruckartig hoch und brüllte: „Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst? Verstehst du nicht, dass ich gute Gründe habe, warum ich dir so eine Existenz ersparen will?“
„Doch, ich verstehe es“, sagte sie niedergeschlagen. Sie zögerte. „Kann ich trotzdem bei dir bleiben?“
Ich nickte. „Solange du willst.“

LUCIA:
Vielleicht wurde mir erst wirklich bewusst, was ich da von ihm verlangte, nachdem er mich so angebrüllt hatte. Ich hatte seine Reißzähne gesehen und wusste, dass mir das Gleiche passiert wäre, wenn er mich zum Vampir gemacht hätte. Ich hätte den gleichen Blutdurst, die gleiche unkontrollierbare Wut verspürt.
Wir saßen schweigend in seiner Wohnung. Ich dachte darüber nach, was wäre, wenn ich eines Tages nicht mehr eben würde und ich darauf wartete, dass uns der Tod zusammenführen würde.
Ich teilte ihm meine Überlegungen mit.
„Mach dir da mal nicht solche Sorgen“, tröstete er mich. „Das kriegen wir schon alles hin, Lu.“
Ich versuchte es ein weiteres Mal: „Bitte, mach mich zu einem von euch.“ Diesmal bettelte ich regelrecht darum. Es war mittlerweile unerträglich für mich, zu wissen, dass ich ihn bald nicht mehr wiedersehen würde.
Er seufzte. „Also gut. Aber sei versichert, dass es nicht angenehm für dich wird.“ Er zögerte. „Aber zuerst will ich versuchen, dir zu beschreiben, was zu dem Zeitpunkt der Verwandlung in dir vorgehen wird:...“
Doch ich unterbrach ihn: „Erklär’ es mir lieber nicht. Tu es einfach.“
Er zögerte. Er schloss für einen Moment die Augen, als versuchte er sich zu entspannen, dann nahm er meinen Kopf zärtlich in seine Hände und versenkte seine Reißzähne mit einer plötzlichen, ruckartigen Bewegung in meiner Halsschlagader. Dann gab er mir ein paar Tropfen von seinem eigenen Blut zu trinken.
Im ersten Moment wurde mir schwindelig. Es war ein Gefühl, als würden sich Tausende von kleinen Eissplittern in mein Herz bohren. Mir wurde kurz schwarz vor Augen, dann schnappte ich verzweifelt nach Luft. Für einen Moment von etwa dreißig Sekunden war es so, als würde ein unsichtbares Kissen auf meine Lungen drücken. Ich spürte, wie sich meine Eckzähne verlängerten und wie sich meine Sinne schärften.
Und dann war es vorbei. Ich hustete und atmete schnell. Ich merkte, dass etwas anders war. Ich konnte seinen Herzschlag deutlich hören.
Und als ich mich im Spiegel sah, schrie ich auf. Meine Haut war merklich blasser und meine Eckzähne hatten sich verlängert. Dieses Gefühl in mir drin war unbeschreiblich. Es war eine Mischung aus Neugierde und unterdrückter Wut. Und ich verspürte einen Hunger, wie ich ihn noch nie zuvor verspürt hatte.
John ging kurz aus dem Raum. Als er wiederkam, hielt er eine kleine Flasche mit Blut in der Hand. Er hielt sie mir hin. „Trink.“
Zögernd nahm ich sie an mich und setzte sie an die Lippen. Als ich einen guten Geschmack wahrnahm, trank ich das Fläschchen in einem Zug leer. Ich merkte, wie mein Hungergefühl gestillt wurde.
Ich lächelte John glücklich und dankbar an. „Jetzt sind wir für immer vereint.“

JOHN:
Ich hielt es zuerst nicht für eine gute Idee, Lucia zum Vampir zu machen. Doch schon in ihrer ersten Nacht merkte ich, wie falsch ich damit gelegen hatte. Sie erwies sich als äußert geschickt im Jagen und Stellen von Schurken und weil ich es ihr nicht anders gezeigt hatte, hielt sie es mit dem Blutkonsum so wie ich: Sie besorgte es sich bei Damon.
Sie erwies sich wertvoller Zugewinn und mit einer Gefährtin an meiner Seite war das Schurkenjagen als wesentlich einfacher.
Manchmal sieht die Realität eben anders aus: Man ist als Vampir nicht immer allein.




Hier mal meine Einschätzung zu dem Text: Ich finde, er zieht sich etwas zu lang hin und der Satz "aber dieses Gefühl in mir drin ist so komisch" ist so oder so zu ungenau beschrieben.
Außerdem finde ich, dass Vampire nicht so "wissbegierig" klingen sollten ("„Ich bin eine Art Polizist. Und Sie?“, wollte ich ebenso wissbegierig wissen.").
Mal abgesehen davon sollte ich vielleicht noch genauer beschreiben, was Lucia fühlt, als sie zum Vampir gemacht wird.
Der Satz "„aber sie haben interessant auf mich gewirkt, darum wollte ich sie einmal aus der Nähe sehen.“" klingt auch ziemlich scheiße für einen Vampir finde ich. Da sollte auch noch genauer beschrieben werden, was er so "interessant" an ihr findet.
Und eine Stelle hatte ich noch, aber die finde ich gerade nicht wieder.

Ich würde mich auf Verbesserungsvorschläge eurerseits freuen.
julz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2008, 11:51   #3
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo julz,

vielleicht wäre Deine Geschichte besser in der Schreibwerkstatt aufgehoben, da Du konkrete Probleme hast - aber das ist Deine Entscheidung.

Mal sehen, ob ich Dir helfen kann. Beim Lesen sehe ich ganz andere Probleme als Du.

Zitat:
Ich finde, er zieht sich etwas zu lang hin
Im Gegenteil. Die erzählte Zeit ist viel zu kurz, um wirklich glaubhaft darzustellen, warum eine Frau ihr bisheriges Leben für einen Vampir aufgibt. Sie kennt ihn doch erst ein paar Tage, höchstens gefühlte zwei Wochen. Der Eindruck des langen Hinziehens kommt, weil Du viele Situationen von beiden Seiten beschreibst. Anstatt die Geschichte einfach weiterzuführen, wiederholst Du, was bisher geschehen ist. Das ist sehr ungünstig. Auch die Wechsel sind viel zu schnell. Guck Dir mal Deinen ersten Abschnitt an. Der ist lang genug. Danach geht es nur noch hin und her, weshalb man sich gar nicht in der Geschichte verlieren kann. Man muss immer wieder umdenken.
Was auch nicht glaubwürdig rüberkommt: John versucht sie mit allen Mitteln zu überzeugen, dass er ihr nicht wehtun wird und kein tötendes Monster ist. Kaum glaubt sie ihm, ändert er seine Haltung, geht nach draußen und tötet einen unschuldigen Passanten. Damit ist er erstens tatsächlich nicht besser als die anderen Vampire, zweitens kommt dieser Haltungswechsel zu schnell und erscheint nicht logisch, drittens kann man kaum nachvollziehen, warum das Töten so plötzlich für Lucia in Ordnung ist. Noch dazu erschreckt man sich als Leser kaum darüber - der Tötungsakt wird fast so nüchtern und undetailliert beschrieben wie eine Zeitungsmeldung. Die getötete Person bleibt ohne Gesicht, interessiert den Leser darum auch nicht. Die Leiche bleibt eine Leiche - da ist nichts Ekliges dabei, obwohl man davon ausgehen kann, dass Lucia nicht täglich Leichen sieht und selbst eigentlich weniger nüchtern sein müsste.


Zitat:
Mal abgesehen davon sollte ich vielleicht noch genauer beschreiben, was Lucia fühlt, als sie zum Vampir gemacht wird.
Ja. Lass Deine Phantasie noch ein bisschen spielen. Bisher ist nichts Überraschendes dabei.
Überhaupt solltest Du insgesamt genauer beschreiben, mehr auf die verschiedenen Sinne eingehen, nicht nur wenn es unbedingt erforderlich ist (wie bei dem Blutgeruch).
Du schreibst zum Beispiel, dass sich Lucias Sinne schärfen. Anstatt das so allgemein dahinzuklatschen, sollte man es gleich konkret beschreiben. Beispielsweise würde sie plötzlich Geräusche aus der Nachbarwohnung und von draußen hören, könnte genau orten, wo sie herkommen, oder wäre im ersten Moment von der Sinnesflut völlig überfordert.

Zitat:
Außerdem finde ich, dass Vampire nicht so "wissbegierig" klingen sollten ("„Ich bin eine Art Polizist. Und Sie?“, wollte ich ebenso wissbegierig wissen.").
Warum schreibst Du dann hin, dass er wissbegierig ist? "wissbegierig wissen wollen" ist zudem sprachlicher Mumpitz.
Wenn er nicht wissbegierig sein soll, dass lass die Erklärung, wie er es sagt, einfach weg oder schreibe, dass er aus Höflichkeit zurückfragt, nicht, weil es ihn interessiert.

Was noch viel zu kurz kommt, ist die Verbrechensbekämpfung. Wo bleibt sie denn? Und warum trinkt er nicht gleich das Blut der Verbrecher?
Du verschenkst auch jede Menge Potential nach der Verwandlung von Lucia. Es ist so vieles neu für sie - die beste Gelegenheit erste Erfahrungen mit ihrem neuen Dasein zu beschreiben. Was ist mit ihrer Journalismuskarriere, ihrer Familie, ihren alten Freunden und Bekannten? Welche Vor- und Nachteile muss sie auf sich nehmen (abgesehen von den jetzt schon offensichtlichen)?

Zitat:
Der Satz "„aber sie haben interessant auf mich gewirkt, darum wollte ich sie einmal aus der Nähe sehen.“" klingt auch ziemlich scheiße für einen Vampir finde ich. Da sollte auch noch genauer beschrieben werden, was er so "interessant" an ihr findet.
Dann tu das. Was hält Dich davon ab? Keine Idee?

Zitat:
"aber dieses Gefühl in mir drin ist so komisch" ist so oder so zu ungenau beschrieben.
Ich finde den Satz nicht. Wo steht er?

Naja, versuchs mal.

Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2008, 01:32   #4
julz
 
Dabei seit: 07/2008
Beiträge: 10


Danke für deine Kritik. Ich werde mich morgen mal daran machen, das zu verbessern.

Zitat:
Original von Struppigel
Zitat:
"aber dieses Gefühl in mir drin ist so komisch" ist so oder so zu ungenau beschrieben.
Ich finde den Satz nicht. Wo steht er?
Ich war froh, dass Lucia mich nicht ablehnte, obwohl sie wusste, was ich war. Allerdings merkte ich, dass sich so etwas wie eine unsichtbare Schranke zwischen uns gebildet hatte, die sich nicht heben wollte.
Als ich an diesem Abend zu Bett ging, hörte ich sie weinen. Da ich mir Sorgen machte, ging ich zu ihr. Ich stellte mich neben sie. „Was ist los mit dir?“
Sie atmete erschrocken ein. „Du hast mich erschreckt.“ Schnell knipste sie die Lampe an, die neben dem Sofa stand. Dann zog sie die Beine an und stützte ihr Kinn auf den Knien ab. Ihre Augen waren vom Weinen leicht gerötet und ihr Schlafanzug war an den Stellen nass, wo die Tränen ihn benetzt hatten.
„Das wollte ich nicht“, sagte ich ehrlich und sah sie an. Ich deutete auf das Sofa. „Darf ich mich setzen?“
Sie nickte, also setzte ich mich neben sie, wobei sie ein Stück zurückwich.
„Bitte, du musst wirklich keine Angst vor mir haben“, beruhigte ich sie. „Ich tue dir nichts.“
„Es tut mir Leid“, entschuldigte sie sich, „aber dieses Gefühl in mir drin ist so komisch. Einerseits mag ich es, in deiner Nähe zu sein, aber andererseits macht es mir auch Angst zu wissen, dass du mich angreifen oder sogar t-töten könntest.“ Sie fing an, am ganzen Köper zu zittern. „Ich weiß, dass ich dir einfach vertrauen sollte, schließlich hättest du es schon hundert mal versuchen können, aber i-ich habe trotzdem Angst.“
Ich seufzte. „Ich kann nicht ändern, was ich bin. Ich kann nur versuchen, nicht so zu sein wie andere Vampire. Ich werde dich nicht dazu zwingen, mir zu vertrauen. Diese Entscheidung liegt nur bei dir.“ Ich strich ihr sanft über den Rücken. „Aber wenn du mir vertrauen solltest, sei versichert, dass ich dir nicht wehtun werde.“
julz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2008, 08:10   #5
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo julz.

dieses Gefühl - eigentlich sind es mindestens zwei. Die Angst vor ihm und das Wohlbefinden in seiner Nähe. Beides zusammen beißt sich natürlich. Also ist sie hin und her gerissen, da sie nicht weiß, welchem Gefühl sie vertrauen soll.
Oder sie fühlt sich unbehaglich.
So etwas in der Art könnte sie anstelle des "komischen Gefühls" sagen.

Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.07.2008, 17:11   #6
Lunch
 
Dabei seit: 09/2007
Beiträge: 11


Standard RE: Loving Blood – Fight for Justice

Hi julz,

auch ich habe mir ein paar Gedanken zu deinem Text gemacht. Die Kritik ist manchmal subjektiv, aber vielleicht hilft sie dir ja.

Zitat:
Original von julz
Ihre langen(,) schwarzen Haare, die offen in leichten Wellen herunterfielen und die sie zu einem Seitenscheitel gekämmt hatte, ihre Arme, die sie verschränkt hatte, als würde sie auf jemanden warten, ihre grünen(,) mandelförmigen Augen und ihre wunderschönen Lippen, die sie in zarten Brauntönen geschminkt hatte.
Zwei Sachen dazu:

1. Pass ein wenig mit den Wortdopplungen auf. Du hast hier dreimal "hatte" in einem Satz.

2. Du schachtelst gern, hmm? Gegen einen verschlungerenen Stil ist prinzipiell nichts einzuwenden. Er wirkt interessant, wenn er gut geschrieben ist. Aber du hälst den ganzen Text relativ einfach, also trenn dich das ein oder andere Mal vom "Und" und vom "Komma" und setz einfach einen Punkt.

Zitat:
Original von julz Und ehe ich mich versah, drückte sie mir einen Zettel in die Hand, verabschiedete sich und verschwand und ließ mich ziemlich perplex zurück.
Nochmal ein Beispiel. Du pflegst übrigens manchmal, Sätze mit "Und" zu beginnen. Dieses ist am Anfang des Satzes eigentlich unnötig.

Zitat:
Original von julz
„Verstehe“, sagte sie. Sie schien eine Weile zu überlegen, dann sagte sie: „Wissen Sie, ich finde Sie ganz nett. Ich schreib’ ihnen mal meine Handynummer auf.“
Eine inhaltliche Frage: Es ist zu schnell.. wie Struppigel das schon angedeutet hat, manche Aktionen kann man nicht nachvollziehen, weil du sie zu kurz schilderst. Er hat ihr seinen Namen und seinen Beruf gesagt und sie gibt ihm seine Handynummer (noch dazu als Journalistin, sag ich mal ). Beschreib das doch etwas genauer, wie sie ihn ansieht, vielleicht fällt dir noch eine scheinbare Belanglosigkeit oder so etwas ein, worüber sich die beiden näher kommen können.

Zitat:
Original von julz
Es gab kleine, gemütliche Holztische, an denen man entweder zu zweit oder zu viert sitzen konnte. Über jeden Tisch war ein Sonnenschirm gespannt, wobei sich die rot-weiß Farbenen und die gelb-weiß Farbenen abwechselten. An den Fenstern waren von außen Blumenkübel mit Stiefmütterchen angebracht.
Hier sieht man doch, dass du sehr schön beschreiben kannst. Versuche das noch an anderen Stellen und vielleicht mit mehr Sinneswahrnehmungen (Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken...). Du kannst den Leser richtig in die Situation ziehen: Wieviele und was für Leute sind da in dem Cafe? Ist es laut- kommt eventuell Lärm von der Straße? Ist es so brütend warm das die Klamotten kleben etc.

Zitat:
Original von julz
Ich hatte eine Nachricht von Lucia auf dem Anrufbeantworter:
„Hey John. Hoffentlich geht es dir bald wieder besser. Meld’ dich doch bitte bei mir, damit ich mir keine Sorgen mache. Lu.“
Wenn du dir jetzt vorstellst, du würdest eine Nachricht auf einen Anrufbeantworter sprechen, würde die stilistisch auch so ausfallen? Für mich klingt das eher wie ein Zettel oder ein Brief. (Bei einem Anrufbeantworter denke ich eher so an: "Hallo John.. Hier ist Lu..du bist anscheinend nicht da oder du kurierst dich aus( schläfst etc.). Ich hoffe dir geht es bald..."

Zitat:
Original von julz
Ich hörte, wie sie im Hintergrund mit etwas rumhantierte und kurz darauf klärte sie mich auf: „Ich mache mich fertig. Ich wollte gleich schlafen. Ich habe noch mit meinem Freund Dan telefoniert.“
Du machst gar keine Aussage, wie er darauf reagiert. Lässt ihn das völlig kalt, wo er sich doch ein paar Mal mit ihr getroffen zu haben scheint?

Zitat:
Original von julz
Sie schloss die Augen und kurz darauf war sie auch schon eingeschlafen. Ich merkte, wie sie einen Arm auf meinen Rücken legte und ihren Kopf in meinen Armen bettete. Kurz darauf kam auch ich zur Ruhe.
Wieder eine Dopplung

Zitat:
Original von julz
Lass es mich erklären“, fing ich an, aber sie unterbrach mich mit hoher, schriller Stimme: „Was willst du mir erklären?


„Hi Lu. Hier ist John“, fing ich an, als sie mich auch schon unterbrach: „John! Wie geht es dir?
Das sind jetzt zwei unterschiedliche Textstellen. Mir ist aufgefallen, dass es nie so richtig wirkt, als würde sie ihn unterbrechen, da sie immer mit der Information weitermacht, die er als letztes sagt. Lass ihn doch versuchen, weiterzusprechen und brich ihn ...


Zitat:
Original von julz
Und zum Abschied umarmte sie mich und verließ die Wohnung.
Lass das "Und" am Anfang weg. "Zum Abschied" reicht wirklich aus.


Zitat:
Original von julz
JOHN:
Im ersten Moment meinte ich mich verhört zu haben, weswegen ich sie ziemlich ungläubig anglotzte. Dann sagte ich (was auch nicht geschickter war): „Aber ich bin ein Raubtier! Wie kannst du dich in so ein Monster wie mich verlieben?“


...


„Das heißt“, vollendete ich den Satz, „dass du länger mit mir zusammen sein willst.“ Ich stellte keine Frage, es war eine Feststellung. Den Rest des Gesprächs konnte ich mir schon denken.
Ok, langsam kriege ich das Gefühl, dass er wirklich nichts für sie empfindet. Anfangs wirkte es irgendwie so auf mich, als würde es darauf hinaus laufen, dass er sich in sie verliebt, aber das scheint nicht so zu sein?


So das wars erstmal. Hoffe, ich konnte dir einige Anregungen geben

Grüße

Lunch
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