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Alt 14.03.2008, 17:34   #1
Burgingham
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 2


Standard Auf der Suche nach den Taschendrachen

Taschendrachen hatte einer seiner Freunde mal ein Feuerzeug genannt. Das war hängengeblieben. Während er sich so zwischen den zwei kleinen Tischen, die das Wohnzimmer zu einem Hindernisparcour machten, herschlängelte, fiel ihm diese Bezeichnung wieder ein. Also befand er sich gerade auf der Suche nach einem Drachen, einem gezähmten allerdings. Immer, wenn es uns danach gelüstet, kommt er unserer Aufforderung nach, ein Feuerchen zu entfachen. Bis seine Energien verbraucht sind. Der letzte Gashauch quasi.
Doch so gehorsam die kleinen Wegbegleiter auch ihre Pflicht erfüllen, sind sie doch äußerst scheu und gewitzt. Er musste schmunzeln. Sollte man nämlich mal gerade einen benötigen, so waren diese kleinen Teufel einfach nirgendwo zu finden. Böse Zungen könnten sogar behaupten, sie würden tote Artgenossen als Lockvögel positionieren, denn die einzigen Feuerzeuge, die der Suchende in einem solchen Moment auftreiben konnte, waren leer.
Solchen und ähnlichen Blödsinn vor sich hinsinnierend, durchwühlte er gestapelte Zeitschriften, kramte in kleinen Metallboxen und anderen Behältnissen für Dinge, die auch genausogut im Müll hätten liegen können. Ein Taschendrache war nirgends zu finden.
Schließlich begann er sogar, während ein winziger Schweißtropfen seine Stirn herunterrann, in seinem Bücherregal zu stöbern. Nicht, dass es besonders wahrscheinlich war, hier ein Feuerzeug aufzutreiben. Versuchen musste man es ja doch.
Das vor einer halben Stunde noch frisch aufgeräumte Zimmer begann gewohnte Strukturen anzunehmen. Ein Außenstehender würde in Anbetracht der sich ihm darbietenden Tasachen wohl kaum von Struktur oder System sprechen, doch reichte es ja, wenn er es konnte.
Nach wie vor kein Feuerzeug in Sicht. Entnervt fischte er seine Schuhe aus dem Flur und setzte sich auf den kleinen Schemel neben der Eingangstür. Die Schuhe zugebunden, sich eine Jacke sowie die verbeulte Mütze überstreifend, seufzte er ob des bevorstehenden Spazierganges.
Einige Minuten später wanderte er bereits durch die kleine Wohnsiedlung. Es herrschte angenehme Ruhe, jedenfalls, wenn man wie er davon ausgegangen war, eine vor sich hintobende Außenwelt anzutreffen.
Einige Vögel zwitscherten und die Sonne stand halb verborgen zwischen zwei großen, flockigweißen Wolken. Fast schon zu romantisch. Die Jacke hätte er sich sparen können, denn auch die Temperaturen stellten sich als äußerst angenehm heraus. Er bog in die nächste Gasse ein, den Kiosk bereits in Sichtweite. Zwei kleine Fähnchen baumelten links und rechts der Eingangstür und verhießen gefrorene Leckereien.
Die runzelige Dame, mit ihrer an einer Kette befestigten Brille und der ihrem Alter entsprechenden, auf dem Kopf thronenden Festung aus silbrig-grauen Haar, sah zu ihm auf. Zuvor noch in ein Kreuzworträtselmagazin vertieft, legte sie jetzt den Kugelschreiber beiseite und fragte ihn, was es denn sein solle.
Er wollte sich schon nach einem Taschendrachen erkundigen, einfach nur ihre Reaktion auf einen so ungewöhnlichen Wunsch sehen, als er sich eines besseren besann und ein möglichst günstiges Feuerzeug verlangte. Es wurde ein Abschiedsgruß getauscht und er trat wieder zu Wind und Sonne auf die Straße hinaus. Ein Griff in die Seitentasche und eine Zigarette, gehalten von seinen schlanken Fingern, erblickte das Tageslicht. Kurz darauf erfüllte der treue Begleiter eines jeden Rauchers, wieder ordnungsgemäß seinen Dienst.
Burgingham ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.03.2008, 15:03   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Birger,

die hier verwendete Sprache ist tadellos, ebenso der Detailgrad und die inhaltlichen Details an sich. Mit dem Taschendrachen enthält Deine Geschichte auch ein neues - mir jedenfalls noch nicht bekanntes - Element. Aber: Wo ist der Sinn? Ich kann keinen finden. Das hat mich doch etwas enttäuscht.

Zitat:
Das vor einer halben Stunde noch frisch aufgeräumte Zimmer, begann gewohnte Strukturen anzunehmen
Kein Komma, der Hauptsatz lautet ja "Das Zimmer begann".

Zitat:
Nach wie vor, kein Feuerzeug in Sicht.
Auch kein Komma.

Zitat:
Anbetracht der sich im darbietenden Tasachen
ihm

Zitat:
Entvervt
Entnervt

Zitat:
sich eine Jacke, sowie die verbeulte Mütze überstreifend
Kein Komma. Wenn hier anstelle des "sowie" ein "und" stünde, würdest Du sicher auch keins setzen.

Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.03.2008, 15:13   #3
Burgingham
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 2


Hehe, ich und die Kommata. Jetzt wo du die Sätze herausgestellt hast, sehe ich auch die Fehler. Beim Lesen des gesamten Textes ist mir das überhaupt nicht aufgefallen. Danke für die kurze Korrektur.

Was den Sinn der Geschichte angeht: Es gibt wirklich keinen. Ich weiss auch nicht, ob das wirklich notwendig ist. Die Geschichte sollte lediglich eine kurze Betrachtung einer Alltagssituation darstellen. Das sind die Dinge, die ich beobachte und dann zu Papier bringe. Ich will kein großer Kritiker von Zeitgeist, Kultur oder Politik sein, keinen Sinn und Zweck des Lebens an sich aufdecken. Ich möchte nur beschreiben, was mir auffällt, was ich sehe. Kleine Schnipsel aus einer so zerwühlten, chaotischen Gesellschaft auffangen. Ich finde das halt einfach interessant. Geschichten die einen tieferen Sinn haben, eine einzige große Metapher darstellen sind mir in 99% der Fälle einfach wesentlich zu plakativ und unzulänglich. Also halte ich mich da heraus.

Ist dann wohl letztendlich Geschmackssache, trotzdem ein großes Dankeschön an dich für die ausführliche Kritik. Die Fehler werde ich heute abend mal beheben.
Burgingham ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.03.2008, 15:29   #4
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Birger (Dein Name ist selten - erinnert mich immer an den Autisten Birger Sellin),

ist ganz klar, dass man irgendwann betriebsblind wird - geht mir auch immer so. Viele Fehler waren es ja nicht. Es ist eher selten, dass jemand so tadellos schreibt - in den meisten Geschichten finde ich allerhand.

Und das mit dem Sinn - es ist gut, wenn Du Dir dessen bewusst bist und dies bewusst so hältst. Dann kann und werde ich auch nichts mehr dazu sagen. Mein Geschmack ist es trotzdem nicht, weil mir die Geschichte so nicht viel gibt.

Liebe Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
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