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Alt 21.03.2008, 12:17   #1
dark-creativity
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 4


Standard Die Beute

Die Beute

Zur Geschichte: Das Fenster-Theater von Ilse Aichinger

Der Sabber tröpfelte und bald würde er zu Fäden zerlaufen, um zu fesseln, dort wo sie war, und dort wo ihr Blick sich verlor.
Als die grüne Katze die Gasse entlang lief, zitterten ihre Hände, als sie sich dem Blumentopf näherten, der nach Zerstörung verlangte.
Ihr Blick ruhte auf der Katze und das Gelbe in ihren Augen funkelte auf. Überraschung, Erwartung. Ihre Ansprüche auf aufregende Dinge waren ziemlich gering. Sie hatte nie viel Wert auf Niveau gelegt.
Als der Blumentopf vor den alten, zerknitterten Fingern, die den Geruch des lockenden Todes trugen und mit schwarzen Fingernägeln verziert waren, floh, und sich vom Balkon stürzte, lief der Sabber zu einer Pfütze zusammen und das Glühen ihrer Augen war eine einzige, in Euphorie erzitternde Flamme.
Ihre dreckigen langen Zehen verkrampften sich in ihren Hausschuhen, die Milben ihre Heimat nannten, und ihre rissigen Lippen öffneten sich, um gelben scharfen Messern die Gelegenheit zu geben, sich zu präsentieren.
Sie hatte schon lange hier gestanden, und sie war schon immer ein Dobermann gewesen.
Ihr Körper war starr und leblos, und die Nachbarn hatten sich schon oft gefragt, ob sie gestorben sei in einer ironischen Nacht funkelnder Sterne, in der es niemand gemerkt hätte.
Egal welche.
Ihre Augen surrten in ihren Höhlen und wie sie da so verharrte, so stocksteif, so fühlte sie sich stark. Sie fühlte, dass von ihr eine Macht ausging und ihre Schönheit umwerfend wirken musste.
Adrenalin durchfuhr ihren Körper, als sie das scharfe Maunzen hörte, dass die Stille zerriss und sie zu einem Schrei verformte, der von den Wänden nieder hallte und ihr das Gefühl gab, ein Echo ihrer Worte zu hören, die sie nie ausgesprochen hatte.
Sie hörte das Blut aus der Wunde spritzen und sie hörte, wie der Tod die Katze an sich riss.
Sie hatte schon immer gewusst, dass der Tod unerbittlich ist in diesen Dingen.
Doch als der Fluss des Blutes zu einem sanften Fließen wurde, war die Zufriedenheit, die beängstigend in ihren Augen zu lesen gewesen war, verschwunden.
Ihre Augen begannen erneut in ihren toten Höhlen zu irren und zu suchen, ihre Pupillen wurden kleiner und wieder größer und ihre Augen sagten, schrieen heraus, dass sie noch lebte.
Das sanfte Bummern der Herzen von Vögeln, die weiter unten auf der Straße nach den Körnern auf der Straße pickte, erreichte ihre Ohren.
Und sie beugte sich ein wenig mehr über das Geländer.
Der Wind durchfuhr ihr Haar und sie fürchtete, dass ihre Tarnung entdeckt werden könnte.
Sie nahm die Schere, mit der sie immer die Blumen beschnitt und schnitt hastig, während sie sich umblickte, wild und fahrig, die störenden Zottel weg.
Sie fühlte sich entblößt und doch gab es ihr das Gefühl, dass sie zusammenpasste.
Ihre runden umwucherten Augen wagten einen Blick über das Geländer.
Die frische Luft roch gut und sie hatte Angst, der Welt zu nahe gekommen zu sein.
Ihre von herausstechenden Venen durchwucherten Hände klammerten sich flehend in das Geländer während ihre koboldartigen Augen die dunklen Schatten begleiteten, die sich ihren Weg durch die Straße bahnten.
Sie spürte wie sich ihr dreckiges Hemd mit den Blutflecken eng an sie schnürte und weil sie wusste, dass es der Tod war, der Marionette spielte, riss sie es sich vom Leib.
Ihr Atem war verlangend und ihre Lunge sehnte sich nach einer Atemnot.
Sie ließ ihren hungernden Blick schweifen und war verzweifelt.
Ihre Hände krampften und ihr Herzschlag wurde langsamer.
Sie konnte förmlich spüren, wie sie von dieser Welt ging, als plötzlich ein Licht aufflammte, gegenüber im anderen Gebäude, eine Etage über ihr.
Ihr Atem wurde schneller und in freudiger Erregung beschleunigten ihre Pupillen, die zischten, flogen, zu dem Ereignis, dass sie erwartete in der verwirrenden Stille.
Und als er das Fenster öffnete, war ihren Augen nicht genau abzulesen, was sie fühlte.
Es war nur ihrem gierigen Blick zu entnehmen, dass er von nun an ihre Beute war.
Als er die Arme reckte, und es war das Verlangen, ein Gespräch zu beginnen, sah sie sich gezwungen, zu antworten.
Sie reckte die Arme und sagte, dass sie verstand.
Und als er zwinkerte, war sie erstaunt, doch die Überraschung schien einen Zwang auf sie auszuüben, der sie dazu brachte, zurückzuzwinkern.
Als er lachte und die Fröhlichkeit ihre Arme in den Ärmeln verschwinden ließ, wollte sie so glücklich sein wie er mit flatternden Ärmeln.
Und sie nahm das Messer und sie spürte den Schmerz nicht einmal, sie hörte nur das Geräusch von Fleisch, das den Boden berührte und seinen Platz in der Pfütze aus einzelnden, einsamen Tropfen, fand.
Und sie lächelte zurück.
Sie wusste, sie musste die Witterung aufnehmen und das konnte sie nur, indem sie Kontakt aufnahm.
Als sie sich die letzten Stofffetzen vom Leibe riss, war da etwas geradezu Menschliches in ihr, dass ihr sagte, dass sie nackt war, entblößt vor jedermanns Augen.
Als er den Arm in eine Handpuppe steckte und mit ihr sprach, fühlte sie, dass da eine Verbindung bestand. Er blickte erneut zu ihr herüber und die Beute hatte etwas Beneidenswertes an sich.
Sie hatte ein wenig Angst, doch nahm die bloße Euphorie ihr jegliche Zweifel.
Und als der Mann mit einem lautlosen Lachen mit einer Leichtigkeit eine Schere nahm, die der ihren glich, und den Hals der Puppe durchschnitt, wusste sie, dass jenes eine Botschaft nur für sie war. Ein Hinweis, wie sie sich befreien konnte.
Ihre veräderten Augen surrten in ihren Höhlen nach rechts und sie hechelte aus Uneinigkeit ihres Inneren.
Doch eine wunderbare Klarheit berührte sie wie eine sanfte Feder, als sie ihren Mann, der ein Nickerchen hielt, wie er es immer tat, tötete, mit einem schnellen Schnitt.
Sie liebte jetzt einen anderen.
Und er lachte, und sie lachte.
Die Beute dachte, sie hätte Macht, und es störte sie nicht.
Es war nicht leicht, ihrer atemberaubenden Schönheit zu widerstehen und dem Glanze ihres Lächeln, dass im Winde zu ihm herüberwehte.
Doch als er sich auf den Balkon stellte, sich lachend über das Geländer beugte und zu ihr herüberfliegen wollte wie eine Feder im Winde, musste sie ihn aufhalten, weil sie wusste, er würde es nicht schaffen.
Sie alarmierte die Polizei und die Feuerwehr, und es war seine Liebe zu ihr, die sie entgegnen musste, indem sie, nackt wie sie war, hechelnd und sabbernd das Treppenhaus herunterrannte, die Straße überquerte und zu seiner Wohnung lief, um ihn zu retten.
Als sie hinter ihm stand, blickte er noch immer ins gegenüberliegende Haus, das, eine Etage über ihrer, ein hell erleuchtetes Fenster enthielt.
Und das kleine fröhliche Wesen, das darin strahlte, schien immun gegen die Schatten eines Niemandslandes.
Und sie sah das kleine lachende Kind, das sich über die Stangen seines Kinderbetts beugte, als könne es im Winde fliegen wie eine Feder.
Als sie sein Batman-Kostüm betrachtete und den amüsierten Blick des Mannes, flossen stille Tränen aus ihren gelben Augen, und den Schrei, den sie ausstieß, konnte niemand hören.
Sie sank auf den Boden nieder und ihre Zunge hechelte ein letztes Mal.
Mit letzter Kraft ließ sie ihren Blick schweifen, eine Etage tiefer.
Die Leiche ihres Mannes konnte man nicht erkennen, denn die komplette Etage lag in einer Dunkelheit, deren schmerzende Konturen nur der Tod über eine verletzte Gegend legen konnte.
Ihren nackten Körper, den sie auf dem düstren Balkon zurückgelassen hatte, hatte die Dunkelheit an sich gerissen, begierig wie sie es einst gewesen war.
Als sie ihn an die Schulter fasste, reagierte er nicht.
Als sie ihn anschrie, sagte er kein Wort.
Als sie sich vor ihn stellte und ihr Blick sich in seinen bohrte, sah er durch sie hindurch.
Und als sie die Wange, die vor Tränen zerfloss an die seine drückte, wusste sie, dass er sie nicht spürte.
Sie sah an sich herunter und sie fühlte sich nackt.
Denn sie war längst gestorben in einer ironischen Nacht funkelnder Sterne, in der es niemand gemerkt hatte.

Hab grad gemerkt dass ich das aus versehn unter Dramen reingemacht hatte, kann das jemand verschieben?
Sorry...
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Alt 21.03.2008, 12:27   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


-verschoben, da dies kein Theaterstück ist-
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