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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 05.04.2005, 10:24   #1
Xenia
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 44

Standard Bierseligkeit

Die Schnecke in dem runden Haus
sah neugierig zur Tür hinaus.
Die Luft war feucht, das Gras schön nass,
da macht ein kleiner Ausflug Spaß.

Langsam bewegte sie sich fort
vom Garten, ihrem Heimatort.
Dort drüben, unter Nachbars Hecke
traf sie auf eine and're Schnecke.

Doch hatte die kein Schneckenhaus,
ganz nackt und ärmlich sah sie aus.
Die Schnecke mit dem Hausbesitz
begrüßte sie und fragte spitz:

"Sag’ Schwesterherz, so ohne Haus,
wie hält man da das Leben aus,
ganz ohne Schutz und Sicherheit.
Du trägst ja nicht einmal ein Kleid!"

"Ein Haus, bringt das denn Sicherheit?
Ich glaub', du bist nicht recht gescheit.
Der beste Platz ist immer noch
für unsereins ein Erdenloch!"

Ja, da behielt sie leider recht,
der and’ren Schneck’ erging es schlecht.
Ein Mensch, der macht’ ihr den Garaus,
als er zertrat ihr schönes Haus.

Derweil die nackte Schnecke kroch
gemächlich in ihr Erdenloch.
Doch dann verfiel sie ihrer Gier,
es roch verführerisch nach Bier!

Ganz wie in einem bösen Traum,
in einem Topfe voller Schaum,
hineingerutscht in's kühle Nass,
die Schnecke in der Falle saß.

Ja, können Schnecken denn auf Erden
auch ohne Häuser selig werden?
Gewiss, ihr könnt' es lesen hier,
doch nur nach dem Genuss von Bier!
Xenia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2005, 17:35   #2
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Sehr lustig und zudem sehr locker geschrieben!

Der Titel lässt ja zunächst an andere Themen denken, als ich aber in der ersten Zeile las, dass es um Schnecken geht, wusste ich, wohin die Reise geht...

Aber immerhin geht es den heir beschriebenen kriechenden Alkoholikern besser als denen, die im großmütterlichen Garten einer Bekannten hausen: die nämlich sammelt die Nacktschnecken ein und zerschneidet sie flugs mit einer Schere. Das mag für diese Weichtiere vielleicht sogar ein schnelleres Ende bedeuten - dennoch finde ich das ziemlich eklig!

Gern gelesen,

Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2005, 18:57   #3
Xenia
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 44

Hallo Don Carvalho,
das freut mich, dass Du meinen Text gern gelesen hast. Also Nacktschnecken zu zerschneiden , find' ich auch ziemlich eklig!
Liebe Grüße
Xenia
Xenia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2005, 20:38   #4
Nothingness
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 140

Herrlicher Text
Also wirklich angenehm zu lesen und ein erfrischendes Thema
Nothingness ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2005, 21:42   #5
Xenia
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 44

Hallo Nothingness,
ich freu' mich, dass Du den Text erfrischend fandst. Die Schnecken in meinem Garten haben ihren Rausch inzwischen ausgeschlafen und knabbern mit frischen Kräften weiter
Liebe Grüße
Xenia
Xenia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2005, 23:02   #6
JonB1982
 
Dabei seit: 03/2005
Beiträge: 102

Kurz und bündig gesagt, ich find dieses Gedicht
GENIAL

Wirklich, echt verdammt unterhaltsam, sehr erfrischendes Thema (wie vor mir schon jemand bemerkt hat), einfach toll! Weiter so!

Liebe Grüße,
J.
JonB1982 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2005, 11:22   #7
Xenia
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 44

Hallo Jon,
ich bedanke mich herzlich für das "Genial" und hoffe, dass mich die Gartenarbeit zu weiteren amüsanten Gedichten inspiriert
Liebe Grüße
Xenia
Xenia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2005, 19:48   #8
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Zitat:
Original von Xenia
Die Schnecken in meinem Garten haben ihren Rausch inzwischen ausgeschlafen und knabbern mit frischen Kräften weiter
Liebe Xenia, bitte setz Dich. Ich muss Dir wohl eine schlimme Nachricht nahebringen: die Schnecken, von denen Du geschrieben hast, werden wohl ihren Rausch nie mehr ausschlafen. Und wenn man sich die Todesart vor Augen führt, mag dann zerschneiden vielleicht doch humaner sein...

Aber im ernst, diesen Aspekt (bei dem ich nicht weiß, ob er beabsichtigt war) empfand ich bei Deinem Gedicht durchaus reizvoll:

die Art Seligkeit, die die Nacktschnecke nach dem Genuss des Bieres erreicht, ist der Tod (es ist halt eine alte Schneckenfalle). Und in diesem sind alle Schnecken gleich... die erreichte Seligkeit im Rausch der Schnecke zu sehen, finde ich dagegen weniger reizvoll.



P.S.: Bist Du Zutheran?
Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
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