im wartesaal des lebens

[Perry]

warum sehne ich mich so nach der stille
der nacht ist es doch die morgenröte die
betörend deinen augenaufschlag umkränzt

hörst du wie das meer friedlich wogt als
gäbe es keine aufziehenden dunkelwolken
und keine brodelnden unterwasservulkane

treten wir hinaus in den neuen tag verweht
der schleier der erinnerung über den dünen
und weiße segel winken fern am horizont

[Ilka-Maria]

Ich weiß nicht, was ich zu deinen Gedichten noch schreiben soll, Perry, ohne mich zu wiederholen. Deine Gedanken kommen so alltäglich und doch so besonders rüber, dass ich mich jedesmal wundere, weshalb sie mir nicht eingefallen sind. Schließlich ist das, was du beschreibst, das Leben, von dem jeder mindestens einen Zipfel selbst erlebt hat. Aber wer schafft es, ein Erleben in wenigen Zeilen so gekonnt in Worte zu kleiden?

LG
Ilka

[Perry]

das ist der Vorteil von Prosagedichten, denn am Anfang steht bei mir meist ein Kurzprosatext, denn ich dann zu Terzetten mit entsprechenden Bildebenen verdichte. Dann streue ich noch, soweit es sich anbietet, ein paar lyrische Elemente wie Enjambements, Binnenreime oder Alliterationen ein. Zum Schluss schlage ich nach Möglichkeit einen inhaltlichen Bogen zurück zum Titel.
Danke fürs Dranbleiben und LG
Perry

[Ilka-Maria]

Das allein macht es nicht, Perry, das ist "nur" Technik. Man muss auch die Idee haben, die solche Bilder schafft, wie du sie schaffst. Das ist ähnlich wie in der Malerei. Wie oft höre ich: Ooch, das ist ja so einfach, als hätte es ein Kind im Kindergarten gemalt; das könnte ich auch. Großer Irrtum! Man muss die Idee haben.

Wer außer Picasso hätte es sonst gewagt, einen Fahrradsattel und einen Fahrradlenker an die Wand zu nageln und die Leute glauben zu machen, es handele sich um einen Stier? Tatsächlich sahen die Betrachter nichts anderes als einen Stierkopf.

[Perry]

die Idee dahinter ist Wortbilder zu schaffen, die die Fantasie der Leser anregen.
Leider lassen sich heutzutage nur noch wenige Menschen darauf ein.
LG
Perry