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Alt 26.03.2008, 23:26   #1
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392


Standard Die unfähige Köchin

Ist schon etwas älter, aber bevor ich hier in Vergessenheit gerate:



Wütend über die Unfähigkeit der Köchin schmeißt der fette, nach eingetrocknetem Schweiß stinkende Immobilienmakler das etws zähe Entrecôte aus dem offenen Fenster seines Esszimmers. Sich mit wutenbranntem Gesicht zu dem mittlerweile stark geschrumpften Mädchen umdrehend merkt er nicht wie das Fleisch aus dem zweiten Stock quer über die Straße fliegt und einem verdreckten, aber erfreute Obdachlosen fast ins Gesicht klatscht. Um Verzeihung bettelnd drückt sich das vielleicht gerade vierzehn Jahre alte Mädchen gegen die Wand und zittert vor Angst. Sein Gang ist behäbig, als der fettleibige Mann immer näher kommt. Einen kurzen Moment breitet sich eine alles verschlingende Stille in dem Haus aus, bevor der Kiefer des Mädchens mit einem lauten Knacken nachgibt und unter dem Schlag des Monsters bricht. Ein paar kräftig gefärbte Bluttropfen sind nun auf der Wand zu sehen und nach einem gebrüllten Befehl macht sich die Kleine an die Arbeit das Blut wegzuwischen. Wutschnaubend stampft der Mann aus dem Zimmer und lässt seine Tochter alleine zurück.
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Alt 30.03.2008, 23:50   #2
Avila
Gast
 
Beiträge: n/a

Wow ...
Gefällt mir wirklich.

Zitat:
der fette, nach eingetrocknetem Schweiß stinkende Immobilienmakler
Eine gute Beschreibung, direkt am Anfang des [kurzen] Textes, so dass man weiß: unsympathisch!

Zitat:
stark geschrumpften Mädchen
Und im zweiten Satz, die andere Person beschrieben. Im Kontrast, so dass Mitleid erweckt wird - super!

Zitat:
wie das Fleisch aus dem zweiten Stock quer über die Straße fliegt und einem verdreckten, aber erfreute Obdachlosen fast ins Gesicht klatscht
Und Witz hat der Text - auch wenn es eigentlich nicht lustig ist ...

Zitat:
Einen kurzen Moment breitet sich eine alles verschlingende Stille in dem Haus aus, bevor der Kiefer des Mädchens mit einem lauten Knacken nachgibt und unter dem Schlag des Monsters bricht.
Sehr schön formuliert, so dass man sich richtig vorstellen kann, wie es abläuft. Und dann das "Schlag des Monsters" nochmal eine schöne Charakterisierung.

Zitat:
und lässt seine Tochter alleine zurück
Das traurige Ende ... Was zum Nachdenken anregt.

Wirklich gelungen!
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