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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 27.06.2011, 03:41   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Aufklärung

Es gibt kein Wissen ohne Glauben,
kein Verstehen ohne Leidenschaft.
Die sich selbst das Fühlen nicht erlauben,
halten die Vernunft in Haft.
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Alt 25.11.2011, 11:27   #2
männlich Ayatollah
 
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Scheint mir ein metaphysischer Bruder deines Mill-Gedichts zu sein.

Die dritte Zeile finde ich aber zu lang.
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Alt 25.11.2011, 11:34   #3
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Na ja, Mill kann ich darin nicht unbedingt erkennen, eher Rousseau, wenn man schon einen Philosophen nennen möchte. Aber eigentlich geht es eher um den Bezug zur Romantik.

Zitat:
Die dritte Zeile finde ich aber zu lang.
Der dritte Vers ist, wie der zweite fünfhebig. Die beiden Verse werden durch vierhebige Verse eingerahmt.
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Alt 25.11.2011, 11:35   #4
Thing
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Halli Hallo,

vieldeutig ist das.
Glauben woran?
Ich glaube an die Wissenschaft in ihrem eigenen Rahmen.
Ich glaube meinem eigenen (altersgemäß eingeschränkten) Verstand.
"Kein Verstehen ohne Leidenschaft" - ??????????
Ich habe die Regeln der Mathematik sehr kühlen Gefühls verstanden.

Die Vernunft in Haft halten?
Hinter verschlossenen Türen?


Nein, nein -
das hat mit dem Zeitalter der Aufklärung und mit ihrem Wirken wenig zu tun.
Es sei denn, Du hättest den Titel Deines Gedichtes ironisch gemeint.


LG!
Thing
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Alt 25.11.2011, 11:37   #5
männlich Ayatollah
 
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Nicht jeder Aufklärer hatte die frühen Werke der Enzyklopädisten bei sich im Studierzimmer stehen; eine frische Blumen oder der Geruch von Tau haben sicherlich den einen oder anderen auf ein paar Gedanken gebracht. So sehe ich auch das Gedicht.
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Alt 25.11.2011, 12:08   #6
männlich Schmuddelkind
 
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OK, viellecht sollte ich das etwas breiter ausführen:

Zitat:
Es gibt kein Wissen ohne Glauben,
Dieser Vers hat durchaus einen epistemologischen Bezug, in dem Sinne, dass jede Beschreibung sich schließlich auflösen lässt als eine Schlussfolgerung eines Glaubenssatzes. Ich verstehe Wissen als Gewissheit, dass Dinge so sind und möchte die Mathematik daher unangetastet wissen; denn die Mathematiker behaupten ja nicht, dass irgendwelche Dinge so oder anders sind. Es ist eine präskriptive Wissenschaft, die Axiome definiert und betrachtet, was daraus folgt. Die endgültige Gewissheit über das Sosein von Dingen kann man aber nicht durch die Anschauung von Dingen allein erhalten. Man muss immer einen Glauben an das Sosein, zumindest aber an das Dasein von anderen Dingen voraussetzen.

Zitat:
kein Verstehen ohne Leidenschaft.
Dieser Vers lässt sich zum Einen so verstehen, wie es Ayatollah sehr schön und ganz in meinem Sinne ausgedrückt hat: "eine frische Blumen oder der Geruch von Tau haben sicherlich den einen oder anderen auf ein paar Gedanken gebracht." Andererseits kann man auch hier wieder die Erkenntnistheorie ins Spiel bringen: Jede empirische Behauptung hat zugleich auch einen normativen Anspruch.

Zitat:
Die sich selbst das Fühlen nicht erlauben,
halten die Vernunft in Haft.
Dies ist meine Schlussfolgerung daraus. Man darf Vernunft nicht mit Rationalität verwechseln. Vernunft setzt Rationalität voraus, dennoch sollte man sich bewusst machen, dass Erkenntnis von Menschen zu Tage gefördert wird und Menschen sind keine rein rationale Wesen, sondern haben Gefühle und Empfindungen und diese äußern sich immer auch in den noch so nüchtern gehaltenen Zustandsbeschreibungen. Wenn wir das nicht mitreflektieren, sind wir blind für viele Fehlerteufel, die sich in den Erkenntnisprozess einschleichen. Insofern ist der Titel als Appell zu verstehen, Aufklärung neu zu bedenken, denn ganz offensichtlich hat unsere Vorstellung von Aufklärung, so ehrbar der Ansatz auch war, ganz im Sinne von Horckheimer und Adorno einige Konstruktionsmängel. Wir dürfen in der Erkenntnisorientierung das Gefühl nicht verdrängen, sondern müssen es mit bedenken, um einen schärferen Blick auf die Welt zu erlangen.

Hoffe, ich konnte meinen Standpunkt etwas klarer machen!

LG
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Alt 25.11.2011, 12:14   #7
Thing
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Ja,


aber zu akademisch.
Ein Armitschkerl wie ich kommt mit Deinen Fachausdrücken nicht zurecht.
Und dafür den PETRI zu bemühen - das war es mir nicht wert.
Mir wird ganz heideggerisch zumut, das Sosein im so-Sein des Hineingeworfenen in den Glauben macht melwuwel.

LG
von Es
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Alt 25.11.2011, 12:22   #8
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Die Kernaussage: Sei klar im Geiste, indem du dir deine Gefühle bewusst machst!
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