Wo wirst du sein?

[Enden Nebulös]

Wenn ein Schwur nichts mehr zählt
Ist der Bruch nicht weit
Die Uhr fortwährend quält
Einzig Salz die Lippen bedeckt
In untröstlicher Zeit

Wenn vertrauter Duft
In Fremde dringt
Dort Begierde erweckt
Körper sich umschlingen
Man nach Luft nur noch ringt

Wenn der verborgene Akt
Den kleinen Tod verlockend macht
Lebenssäfte an dunklen Orten verschwimmen
Alle Illusion getilgt, verlacht
Einstige Wünsche verstümmelt, nackt

Wenn alles Schreien im Hirn
Kein Ohr, das es vernimmt
Da dies Zimmer quälend leer
Jeder schweigende Moment
Ebnet finstere Macht

Wenn nichts Vertrautes mehr lacht
Vergangenes drängt vehement
Seele leidet, sie kleidet, schwarzer Teer
Das zukünftige vorwährend zerrinnt
An Wandgemälden, tropfende Stirn

Wenn Schlaf zum einzig Freund dir wird
Der Trubel des Lebens
Im luziden Nebel verirrt
So tief, man mitten drin flehend, verwirrt
Alte Liebe zu Grabe trägt, vergebens

Wenn neue Treue geheuchelt, versprochen
Eine stete Umarmung ins Nichts
Alte Wärme, Zuflucht verkrochen
Das Selbstbild verkehrt, unkenntlich
In der Unendlichkeit bricht‘s

Wenn in endlichem Raum, endet aller Schmerz
Die Nabelschnur zurückempfängt
Die Liebe, die verkümmert, klein
Man erstarrt ganz von allein
Sich im letzten Tanz verliert

Wo wirst du dann sein
Wo bist du dann
Auf ewig, auf ewig
Mein….?

c Enden Nebulös 2016