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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 31.08.2015, 16:08   #1
männlich nimmilonely
 
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Ort: Mainz
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Beiträge: 853

Standard Reise zum Glück

Reise zum Glück

Jeder flieht so gut er kann und soweit die Füße tragen,
wir hier fliehen vor uns selbst und betäuben uns an Tagen,
wenn zu viel von dieser Welt über unsre Grenzen bricht.
Augen zu und Ohren zu. Gib mir Schatten, bloß kein Licht.

Heute ziehen sie gen Westen und sie wissen nicht was kommt,
jede Planung ist nur Ahnung wie ein Strahl am Horizont.
Ihre Heimat ist zerstört, keiner, der die Schreie hört,
nur der Schimmer einer Hoffnung und ein Herr der leise schwört:
Ich führ' euch ins Paradies, hinterm Meer, da liegt ein Land,
wo man euch ein wenig Frieden, etwas Ruhe bieten kann.
Und sie geben, was sie haben und sie setzen sich ins Boot,
weil der Tod, so oder so, sie in ihrem Heim bedroht.
Ob sie nun auf hoher See oder zwischen Wüstensand
ihren letzten Atem lassen, ist für sie nicht relevant,
der Verstand sagt ihnen flieh, und sie fliehen mit dem Wind.
In den Segeln stürmt der Westwind, der die Hoffnung wiederbringt.
Europa, letzte Flucht, Land der großen Philosophen,
Demokraten, Dichter, Denker, doch ihr Licht ist längst erloschen.
Menschen, die auf Straßen betteln, um ihr Brot in Tränen tunken.
Spiegeln in den glasversetzen Bankfassaden, schamversunken.

Jeder flieht so gut er kann und soweit die Füße tragen,
wir hier fliehen vor uns selbst und betäuben uns an Tagen,
wenn zu viel von dieser Welt über unsre Grenzen bricht.
Augen zu und Ohren zu. Gib mir Schatten, bloß kein Licht.

Diese Welt trägt große Risse, zwischen faulen Kompromissen,
sehen wir wie Todesboten uns aus Todesbooten grüßen.
Und sie kommen immer näher, und sie machen dich nervös,
weil mit jeder Kinderleiche nur das Ausmaß sich entblöst.
Diese Welt trägt große Risse, wie dein Smartphone, leider nur,
kann man keine neue kaufen. Jeder flieht nur weiter zur
nächsten Grenzen, bis wir merken, dass uns keine Grenzen helfen.
Überall nur Leid und Elend, sterben bis ans Lebensende.
Wir sind reich … nein wir sind Opfer, Konsumenten und Maschinen,
die sich ihre Illusionen, die sie schonen, hart verdienen.
Und es stimmt, wir haben Frieden, niemand stirbt im off'nen Kampf,
unsre Kriege fliegen Drohnen, leiten Viren. Bodenkampf
ist barbarisch, Mittelalter will man meinen, aber nein,
Stellungskrieg in Ukraine und die Leichen steigen an.
Ich weiß nicht, was morgen kommt, doch solange Krieg sich lohnt,
werden weiter Menschen fliehen, Mord und Hass sich wiederhol'n.
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