Goldener Sonntag

[urluberlu]

Es ist Sonntag, leere Straßen, in den Wäldern
wandern Leinenhunde, arbeitsmüde Städter,
zu ihren Füßen rascheln ehmals grüne Blätter,
der Nebel zieht durchs Holz und windet Bänder
um frische Knospen, auch um dürre Ständer,
auch um Menschen, die joggen oder gemütlich schlendern.
Coole Smartphones halten sich warm in Kinderhänden,
simsen mit Omas auf Kreuzfahrt in südlichen Ländern,
dort warten Kinder auf Gaben von gütigen Spendern,
Omas Bakschisch wird das Elend gelinde ändern
und ihr Selfie davon wird sie hinterher senden.
Von der Autobahn dröhnen Zylinder, die brettern,
wird‘s ruhig, vernimmt man der Schlenderer Wettern,
sie halten die Stille halt einfach für netter,
doch ist man sich einig unter all den Städtern:
Wie schön ist es doch in den herbstlichen Wäldern!

Bei uns, da wächst das Gold sogar auf Bäumen
und nicht nur im Tresor.
Das Gold, wovon die meisten andern träumen,
der Wald hier zeigt es vor.
An diesem Anblick dürfen wir uns freuen,
das tun wir und sind froh.
Man kann sich drauf auch etwas reimen,
zumindest mir geht‘s so.

Dann ist Montag, leere Wälder, volle Straßen,
und keine Zeit, noch zu Hause was zu essen,
das Frühstück kannst du montags glatt vergessen,
im Handschuhfach ein Power Bar stattdessen,
doch vorerst mal geschwind zur Arbeit stressen,
im Laufen in der Eile Kaffee fassen,
sich nicht die Hand zu sehr verbrennen lassen,
gestern, da trank man ihn noch aus Tassen.
Schon um 9 Uhr gibt‘s Grund, den Chef zu hassen,
der will alles wissen und weiß alles besser,
in Gedanken wetzt man bereits ein Messer,
zur Beruhigung eine Tablette mit Wasser,
man verschüttet den Trunk und es fällt das Glas, der
Chef kommt schon wieder, man wünscht sich, dass er
verschwänd in ein armes, nubisches Qasr.

Dort wächst das Gold bekanntlich nicht auf Bäumen,
wer weiß, ob im Tresor.
Das Gold, wovon die meisten dort nur träumen,
kein Wald zeigt‘s ihnen vor.
Wir dürfen uns dran guten Mutes freuen,
drum sind wir sonntags froh.
Man kann sich drauf auch etwas reimen,
zumindest mir ging's so.