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Alt 27.03.2020, 19:24   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Autobiografisches Schreiben - fiktiv!

Liebe Poetrianer,

ich bearbeite zur Zeit das Feld "Biografie" und "Autobiografie", und bin auf das Thema "erfundene Autobiografien" gestoßen.

Manche Autoren haben damit Erfolge gefeiert. Eines der bekanntesten Werke ist James Freys "Tausend kleine Scherben", das ich vor Jahren gelesen habe und die Geschichte seines angeblichen Alkoholentzugs beschreibt. Auch andere Autoren wie Norma Khouri und Margaret B. Jones haben die Leser "genasführt", indem sie erfundene Geschichten als ihr Leben verkauften.

Meine Frage: Wie denkt ihr über diese Vorgehensweise? Welche Gefühle würde es in euch auslösen, wenn ihr die Autobiografie eines Autors gelesen hättet und hinterher erfahren müsstet, dass es gar nicht sein Leben war?
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Alt 28.03.2020, 13:36   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Sogenannten "wahren Geschichten" traue ich eigentlich schon lange nicht mehr, angeblich autobiographischen schon gar nicht. Deswegen würde ich mich auch nicht "genasführt" fühlen, weil ich das meiste sowieso für erfunden halte; egal was da jetzt im Klappentext steht. Ich frage mich allerdings immer, warum manche Autoren und Verlage glauben, der Leser müsste eine Geschichte interessanter finden, nur, weil sie angeblich wahr ist.

Genasführt fühle ich mich, wenn ein deutscher Autor sich einen französischen Autorennamen zulegt und eine Geschichte schreibt, die in Frankreich spielt, wo er nicht wohnt und vor allen Dingen nicht herstammt, also gar nicht die Mentalität besitzen kann. Wenn ich ausländische Schriftsteller lese, will ich auch etwas über deren Mentalität erfahren und das klappt nicht, wenn ein Deutscher unter einem französischen Pseudonym schreibt. Darüber kann ich mich dann richtig ärgern.

Aber eine angeblich "wahre" Autobiographie, die ich sowieso nicht für bare Münze nehme - nee, würde mich nicht ärgern.

LG DieSilbermöwe
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Alt 28.03.2020, 13:59   #3
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Eine sog. Autobiografie, die erfunden ist, würde mich extrem ärgern. Dann sollte dieses Werk Roman oder Novelle genannt werden. Dass veröffentlichte Biografien niemals in vollem Sinne wahr sein können, weil jeder Autobiograph beim Schreiben immer auch seine Erscheinung in der Öffentlichkeit bedenkt und gestaltet, ist unvermeidlich und kann ich akzeptieren. Aber das ganze Szenarien erfunden werden, um Interesse zu erregen, das finde ich nicht hinnehmbar.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2020, 14:13   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Deswegen würde ich mich auch nicht "genasführt" fühlen, weil ich das meiste sowieso für erfunden halte; ...
Die Sache hat eine juristische Seite: Im Autorenvertrag gibt es i.d.R. einen Passus, der den Autobiografen zur Wahrheit verpflichtet. Kommt also heraus, dass die gesamte Lebensbescheibung erfunden ist, kann das mehr als nur einen Shitstorm nach sich ziehen.

Trotzdem gibt es immer wieder Autoren, die ihrem Verlag etwas vorgaukeln. Da könnte man die Frage stellen, warum sie ihre Geschichte nicht gleich als Roman konzipieren.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2020, 11:46   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.687

Zitat:
. Die Sache hat eine juristische Seite: Im Autorenvertrag gibt es i.d.R. einen Passus, der den Autobiografen zur Wahrheit verpflichtet. Kommt also heraus, dass die gesamte Lebensbescheibung erfunden ist, kann das mehr als nur einen Shitstorm nach sich ziehen.
Deine Frage am Anfang war aber eine andere:
Zitat:
.Meine Frage: Wie denkt ihr über diese Vorgehensweise? Welche Gefühle würde es in euch auslösen, wenn ihr die Autobiografie eines Autors gelesen hättet und hinterher erfahren müsstet, dass es gar nicht sein Leben war?
Ich hatte also darauf geantwortet wie es juristisch aussieht, davon hattest du im Eingangspost ja nichts geschrieben.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2020, 11:51   #6
weiblich Ilka-Maria
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Da hast du natürlich recht, Silbermöwe. Mich hatte deine Aussage zu der Bemerkung gereizt, dass du in Sachen Wahrheitsgehalt Biografien nicht ernst nimmst.
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