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Alt 17.07.2005, 15:04   #1
schneeengelnali
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 18


Standard Armageddon?

Vera setzte sich auf. Tränen liefen über ihre Wangen als sie die Blumen niederlegte und sich erhob. Es war zu schon so lange her aber sie brach immer wieder zusammen. Ein Schluchzen huschte über ihre Lippen und sie strich ihr schütter gewordenes braunes Haar zurück. Noch einmal blickte sie auf das Grab ehe sie sich umdrehte.
Dieses Mal konnte sie einen Schrei nicht zurückhalten.
Hinter ihr standen Gestalten, die nicht hierher unter sie gehörten, Wesen, die stark Menschen ähnelten aber zugleich nichts menschliches an sich hatten. Ihre Haut war schlaff und grau, ihre Augen wirkten in keiner Art und Weise menschlich und alle Mimik war aus ihrem Gesicht gewichen. Die Kleider dieser Gestalten hingen schmutzig und in Fetzen an ihnen herunter.
Entsetzt starrte sie die Wesen an, die in ihre Richtung schlurften. Vera überkam ein entsetzlicher Ekel und sie fiel in die Knie. Sie sah sich keuchend um und erstarrte.
Einige Gräber waren aufgewühlt und deren Erde, Blumen und Kränze waren überall verteilt. Tote. Es waren Tote.
Erst als sie das begriff sprang sie auf. Unmöglich. Das war unmöglich. Schaudernd beobachtete sie wie die Gestalten den Hügel hinunter den Friedhof verließen und die Straße betraten. Autos hupten, Menschen schrieen und Motorräder stoppten abrupt, als diese unheimliche Prozession ihren schaurigen Marsch begann. Einige Kellner traten auf die Straße um den Grund für den Aufruhr zu erfahren und damit ihren nächsten Kunden zu unterhalten. Plötzlich herrschte Stille.
“Wer... Seid ihr?” ,fragte einer der Kellner nervös.
Da gaben die unheimlichen Toten ein krächzendes Geräusch von sich, wie Fingernägel auf einer Schultafel , wie der Tag zur Nacht, wie der Tod zum Leben, und man konnte weit in ihren grauen Schlund sehen. Der Kellner sackte in sich zusammen, als die Wesen auf ihn zukamen. Plötzlich schrie er auf, wandte sich um und rannte so schnell er konnte. Da begannen die Menschen, die nahe der Gestalten standen ebenfalls zu schreien und sie flüchteten sich in Häuser und umliegende Straßen. Sie hatten die Gestalten als lebende Tote erkannt.
Dann fingen alle Menschen auf der Straße in Panik an zu schreien und rannten ohne Rücksicht durcheinander; ein Chaos brach los.
Vera stand am Friedhofstor und blickte aus leeren Augen auf das Chaos unter ihr. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl als sie auf die Wesen des Totenreiches dort unten sah, ein beklemmendes Gefühl der... Endgültigkeit. Diese Wesen... Was wollten sie? “Und ihre Leichen blieben auf der Straße... Aber nach Tagen kam von Gott her wieder Lebensgeist in sie und sie standen auf. Da überfiel alle die sie sahen große Angst.”
Ja, das war eine Stelle aus der Bibel, die ihre Großmutter ihr immer vorgelesen hatte; die Offenbarung.
Auch sie war ihr genommen worden, grausam niedergemetzelt wie die anderen. Ihr blieben nur die Erinnerungen; nur das hielt sie noch am Leben. Ja, mit ihnen war auch ihre Lebenskraft, ihre sonst so fröhliche Art, ihr ehrliches Lachen und das befreiende Weinen genommen worden. Es gab nichts was ihr blieb. Alles wurde ihr genommen, alles.
Plötzlich raschelte etwas hinter ihr in den Sträuchern. Schnell wischte sie ihre Tränen fort und drehte sich um, um äußerlich so stark zu erscheinen wie sie es immer tat. Aber in Wahrheit war das bloß eine leere Hülle, eine schützende Mauer zu den Menschen, die lachen konnten.
Vor ihr standen Mutter und Vater, Christoph, Großmutter und Großvater, ihre Tante und ihr Onkel, ihre Cousine und ihr Bruder.
“Mutter,... Vater! Christoph!” Wieder fiel sie in die Knie und Tränen benetzten ihr Gesicht.
”Und... Michael! Tante Natalie!” ,flüsterte sie.
Ihre Mutter und ihr Vater lächelten ihr nur zu.
“Wie... Wie...?” ,murmelte sie. “Was ist passiert? Wie..?”
Ihre Mutter lächelte wieder nur.
Da sah Vera dass die Haut ihrer Mutter und der anderen genauso grau und schlaff und ihre Augen genauso fremd wirkten wie die der Gestalten auf der Straße. Vera blickte noch einmal herunter auf die Stadt. Aberdutzende Polizisten waren eingetroffen und feuerten auf die Wesen auf der Straße ,die unerbittlich ihre schaurige Prozession fortsetzen und einige Polizisten, getroffen von ihren eigenen Kugeln sackten zusammen. So reagierten die Menschen auf die Offenbarung? Sie vernichten zu versuchen anstatt das Schicksal zu akzeptieren?
“Nein, Großmutter.” ,flüsterte Vera. “Das ist nicht richtig was sie tun. Das sollten sie nicht tun.”
Nun lächelte ihre Großmutter und breitete ihre Arme aus.
Was wollte sie? Sie noch einmal umarmen und dann mit einem noch einsameren Gefühl auf diesem verdammten, grauen Planeten zurücklassen? Wollten sie ,dass sie weiter leidet? Dafür dass sie überlebte?
Nein, sie waren gekommen, für sie, um sie von ihrem Elend zu befreien. Und nicht nur für sie, für alle Menschen auf dieser Erde. Sie waren gekommen um alle zu befreien.
“Vor den Augen ihrer Feinde stiegen sie zum Himmel herauf und in diesem Augenblick entstand ein gewaltiges Erdbeben.”
schneeengelnali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2005, 19:50   #2
Das_Rind
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 42


Die Geschichte fand ich richtig gut, also hab ich sie mir gleich mehrere Male durchgelesen. Die ist dir echt gut gelungen. Geht sie auch noch weiter?
Das Rind
Das_Rind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2005, 21:11   #3
maxi
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 8


Ja, wirklich gut! Und voll wahr! Also, ich meine die Tatsache, dass die MEnschen dem Tod aus dem Weg gehen, anstatt ihn zu akzeptieren...
http://www.lalarielforum.de/Forum/im...eiter/a040.gif
maxi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2006, 11:11   #4
schneeengelnali
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 18


Danke, danke.
Nein, sie geht eigentlich nicht weiter.
Ich hab sie vor kurzem aus den Tiefen meines Pcs ausgegraben und fand sie immer noch gut.
Aber vielleicht schreib ich mal noch so etwas ähnliches.
Das ist überhaupt das erste Mal, dass ich mich mit der Bibel in einer meiner Geschichten auseinandergesetzt habe. )
Sollte ich vielleicht mal wieder machen, immerhin ist die dick genug.
schneeengelnali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2006, 21:06   #5
Vedian
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 7


Hi
Also, ich bin durch den Titel aufmerksam geworden und konnte mich nicht beherschen.
Ich muss sagen, dass die endzeitliche Thematik mir doch extrem stark zusagt. Aber die Botschaft finde ich recht fragwürdig: was ist daran schlimm, um sein Überleben zu kämpfen? Ich meine, selbst wenn es die Apokalypse bzw. die Offenbarung ist; Menschen hängen halt an ihrem Leben.
Vedian ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2006, 15:56   #6
Sleeping_Sun
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 7


Hi!

Ich gebe auch mal mein Kommentar ab!

Also um ehrlich zu sein geht sie ziemlich schnell voran und man kann kaum unterscheiden was damals und heute in der Geschichte ist! Zu mindest ist es für mich schwer!
Eine Fortsetzung könnte das alles ja noch mal ausbügeln, aber du willst keine schreiben, das ist ja auch deine Entscheidung!

Trotz allem finde ich sie gut gelungen!



lg
sleeping_sun
Sleeping_Sun ist offline   Mit Zitat antworten
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