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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 20.06.2011, 20:33   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Hass

Ich wünsche dir nicht die Pest an den Hals,
nicht Cholera, Typhus, Malaria,
weil nämlich im günstigsten Fall des Falls
du überlebtest, wärst immer noch da.

Ich wünsche dich auch nicht auf das Schafott,
viel lieber, mein Lieber, dreht' ich die Garotte.

20. Juni 2011
by Ilka-M.
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Alt 20.06.2011, 20:38   #2
Thing
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Holla!


Da staunt man!
Tiefschwarz.

Wie wäre es dennoch mit
"auf das Schafott"?
Die Garotte ist weitaus grausamer als das Fallbeil.
Das weißt Du.

Thing
(kalt begänsehaut)
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Alt 20.06.2011, 20:44   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Wie wäre es dennoch mit
"auf das Schafott"?
Das hatte ich in der Rohversion, hab's dann aber geändert. Ich denke, beides geht, es ist nur die Frage, ob man gerade auf das Schafott gebracht worden ist und seinen letzten Segen empfängt oder ob man schon so weit auf ihm steht, daß das Urteil unmittelbar vollzogen wird. Der Unterschied ist marginal.

Okay: "Auf das ..." klingt eleganter. Bin überzeugt.
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Alt 20.06.2011, 20:56   #4
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Ich bin Lilith.

Paß auf dich auf, Risiko!
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Alt 20.06.2011, 21:20   #5
Thing
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Adam?

Der wollte keine Lilith, die ihm weitaus überlegen war.
Der wollte ein Doofchen namens Eva.

So nahm das Unheil seinen Lauf.
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Alt 21.06.2011, 14:02   #6
gummibaum
 
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Hallo, Ilka,

hübsch quälerisch. Kennst du die Schilderung der Hinrichtung Damiens? (Findet sich u.a. in Michel Foucaults Essay "Überwachen und Strafen".)

LG gummibaum
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Alt 21.06.2011, 14:05   #7
Thing
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Uuuuh - lieber nicht!
4 Pferde....
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Alt 21.06.2011, 16:04   #8
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Nein, das kenne ich nicht. Ich hatte eine andere literarische Quelle.

P.S.:
Gerade ein paar Minuten meines Feierabends geopfert und in den Regalen gestöbert - und siehe da: Das Machwerk (S-Bahn-Lektüre) ist noch vorhanden. Ich frage mich wirklich, ob ich meinen Kopf noch richtig beisammen habe, denn ich hatte den Titel völlig vergessen: "Hexenhammer" (!!).

http://www.amazon.de/Hexenhammer-Jan.../dp/3442722063

Das Buch ist aber vom Inhalt her nicht relevant für mein Gedicht, die Idee lieferte nur eine Szene, in der ein Mann von Geheimbündlern mit der Garotte hingerichtet wurde. Das war's schon.

Trotzdem bin ich verblüfft, wie weit bei den Amazon-Kundenbewertungen die Meinungen auseinandergehen. Krass!

Immerhin war der Roman für mich Anlaß, mir den eigentlichen "Hexenhammer" zu kaufen.

Geändert von Ilka-Maria (21.06.2011 um 19:52 Uhr)
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Alt 21.06.2011, 20:37   #9
Thing
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Damiens Hinrichtung:
Zeitgenössisch.

Später im Iran praktiziert (STERN-Fotobericht) mit Autos anstelle der Pferde.
Kostet immer noch viele Stunden an Schlaf und Kraft für die Verdrängung.
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Alt 21.06.2011, 20:54   #10
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Zitat:
Damiens Hinrichtung:
Zeitgenössisch.
Hab's nachgelesen. In der Angemessenheit fragwürdig und als Person historisch nicht relevant. Geschichtlich aber eingegangen, weil die Grausamkeit der Hinrichtung einen Höhepunkt erfuhr.

Erinnert mich an William Wallace. Auch dort gab es viele Freiheitskämpfer, und etliche wurden hingerichtet. Aber Wallace blieb besonders im Gedächtnis, weil die Hinrichtung über die Maßen grausam war.

Die Garotte ist dagegen ja fast eine Gnade.
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Alt 21.06.2011, 20:58   #11
Thing
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Ja, geht sozusagen ruck-zuck.
Wenn der Hinrichter gnädig gestimmt war.
Kehlkopfknorpel gebrochen - bumms- aus.
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Alt 21.06.2011, 21:04   #12
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Ja, geht sozusagen ruck-zuck.
Wenn der Hinrichter gnädig gestimmt war.
Kehlkopfknorpel gebrochen - bumms- aus.
Das ist nicht der Punkt. Meine Frage, die unbeantwortet blieb: Weshalb hat eine so unbedeutende Wurst versucht, den König zu töten? Und wieso ist diese Wurst so nah an ihn herangekommen?

Darüber habe ich nichts gefunden. Nichts über die Person, nicht über ein Motiv, nichts über einen genauen Werdegang. Nichts über den Prozeß, nichts über die Urteilsgründe ...

Nur das:
Er war Franzose ... kleiner Pimpf ... ging auf den König los ... wurde besonders grausam hingerichtet.

???
Weshalb das alles?
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Alt 21.06.2011, 21:57   #13
Thing
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Weil er gegen die volksverachtende Politik des Königs und des Klerus rebellierte.


Robert François Damiens
Porträt von Damiens

Robert-François Damiens oder Damien (* 9. Januar 1715 in La Thieuloye bei Arras; † 28. März 1757 in Paris) war ein Franzose, der 1757 ein fehlgeschlagenes Attentat auf König Ludwig XV. unternahm. Er zählt zu den letzten Verurteilten, die mit der traditionellen grausamen Bestrafung für Königsmörder (Vierteilung) hingerichtet wurden.


aus wikipedia
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Alt 21.06.2011, 22:11   #14
weiblich Ilka-Maria
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Das habe ich auch nachgelesen, aber Franzose und Diener zu sein liefert mir kein Motiv. Es gibt überhaupt nicht Bemerkenswertes über diesen Menschen. Null Information. Keinen Hintergrund, keine Beweggründe.
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Alt 21.06.2011, 22:19   #15
Thing
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Doch. Wenn Du suchst.
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Alt 21.06.2011, 23:58   #16
männlich Ex-Abendstern
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Lyrisches Ich will nicht einfach nur sicher töten, um sein gehasstes Gegenüber mit Gewißheit zu vernichten, es möchte es zu Tode quälen.

Ich wüßte gern mehr über die Hintergründe, sie müßten aber aus dem Text selbst hervorgehen, wenigstens in Andeutungen. Manchmal kann man solch einen Haß nämlich nachvollziehen.

Das Gedicht ist in jedem Fall grausam. Und trotzdem ungeheuer flach. Mir sagt es nicht zu, spricht mich nicht an. Es erschüttert mich nicht. Dann schaue ich als einer, der nicht weiß, was eine Garotte ist, nach der Lektüre im Internet nach, bin dann wieder ein kleines bißchen klüger - und wende mich nun mit Abscheu wieder ab. Lilith hin, Lilith her.

Gute Nacht
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.06.2011, 07:21   #17
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Zitat:
Zitat von Abendstern Beitrag anzeigen
Das Gedicht ist in jedem Fall grausam. Und trotzdem ungeheuer flach. Mir sagt es nicht zu, spricht mich nicht an.
Genau, Abendstern - das trifft es: banal und flach. Weil Grausamkeit immer banal ist.

Über das Buch von Susan Sontag "Das Leiden anderer betrachten" kam ich auf den von Hanna Arendt geprägten Begriff "die Banalität des Bösen", den sie während ihrer Beobachtung des Eichmann-Prozesses entwickelte:

Zitat:
Ich war frappiert von der ungeheuren Seichtheit des Täters, die keine Zurückführung des unbestreitbar Bösen seiner Handlungen auf irgendwelche tieferen Wurzeln oder Beweggründe ermöglichte. (Hanna Arendt)
Darüber kann man natürlich streiten - auf jeden Fall macht es nachdenklich.

LG
Ilka-M.
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Alt 22.06.2011, 17:03   #18
männlich Ex-Abendstern
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Meiner Meinung nach ist Grausamkeit keineswegs immer so grundlos einfach gestrickt, aber darüber zu diskutieren habe ich in diesem Zusammenhang kein Interesse, zur Zeit auch keine Kraft, da mich derartiges nie unberührt läßt, um es einmal ganz milde auszurdücken.

Grausamkeit an sich mag, auch in ihrem Ursprung, primitiv sein, sofern es hier ein per se überhaupt gibt. Das lyrische Ich Deines Textes dagegen scheint sich eher Gedanken darüber zu machen, mit welcher techni- schen Finesse es sein Gegenüber am sichersten und qualvollsten "eigenhändig" zur Strecke bringen kann. Dies könnte "tiefere" Gründe haben - oder auch nicht. Die banale Flachheit des Textes jedenfalls kann hier meines Erachtens zu einer Klärung keinen Beitrag leisten. Weder in Bezug auf diesen Einzelfall, der namenlos bleibt, noch in Bezug auf das Problem des namenlos Bösen im Allgemeinen.

Tut mir leid, liebe Ilka. Du hast andere Dinge geschrieben, die mir sehr gut gefallen haben.

LG
Abendstern
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.06.2011, 17:41   #19
weiblich Ilka-Maria
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Ich verstehe, was Du meinst, Abendstern.
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