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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 01.11.2007, 01:12   #1
pusteblume
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 277

Standard Tut leid.

in unserer getrennten küche
sitzen wir mit halbem kaffee
und falschem grinsen morgens
am tisch und kratzen uns
echten dreck aus fingernägeln

stellst den verkrusteten
käseteller in die abwasch

du willst weg

nennst mich pusteblume
und schmetterlingskind

ich solle mir nicht wehleidig
die augen wundweinen

das hingefetzte taschentuch
steck ich mir in die blutende
nase während das andere ende
den abschied aufsaugt sehe ich

die tür
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Alt 01.11.2007, 08:06   #2
Neruda
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 257

Hey Pusteblume,

das finde ich wirklich sehr schön. Ich interpretiere das so, nach der Trennung des lyr.Ichs und des lyr.Dus fehlt irgendwie bei allem die Hälfte, obwohl die Trennung unschön verlaufen ist. Trotzdessen ist etwas geblieben zwischen den Beiden, denn er nennt sie weiterhin Pusteblume, etc. Das blutige Taschentuch interpretiere ich so, dass du zeigen wolltest, dass die Trennung ein Schlag ins Gesicht für das lyr.Ich war. Ich finde dein Gedicht absolut gelungen, eine sehr realistische Momentaufnahme nach einer furchtbaren Trennung. So sehe ich es jedenfalls. Nur über eine Sache bin ich gestolpert: "die abwasch" klingt irgendwie nicht so gut, etwas ungeschickt. Vielleicht besser "die Spüle"?

Lg, Kim
Neruda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2007, 15:13   #3
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard RE: Tut leid.

Hallo Pusteblume,
bei mir kommt das voll krass rüber, eben so,
wie es in Wirklichkeit öfters ist.
Mir gefällt sehr, daß dieses ganze Feingeschnörkel weg gelassen wurde.
Der Schluß mit dem Taschentuch ist spitze.
L.G. Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2007, 19:05   #4
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Hallo publu!

Schön wieder von dir zu lesen!
Ich hatte schon die Befürchtung, dass du auch die Fliege gemacht hast.

Zu deinem Gedicht:
Du verwendest hier einfachere Worte, als in deinen Werken vorher. Das tut der Sache aber beileibe keinen Abbruch, denn hier passt das absolut zur Aussage.
Ja, das einzig reale ist dann oft nur noch der Dreck unter den Fingernägeln. Und auch der Gedanke, wieso sollst du jetzt gehen, ich sehe die Tür ebenso, zeugt nicht nur von Trotz, sondern auch von einem Rest Selbstachtung.
Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2007, 20:18   #5
Eigensinn
 
Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 34

EIn toller Text, auch wenn ich an manchen Stellen Mühe habe, genau zu verstehen, was DU meinst.

Das falsche Grinsen am Morgen in der getrennten Küche spricht aus meiner Sicht für eine gemeinsame Nacht während einer Trennung.

Die Koseworte finden dort Verwendung, wo sie ein bisschen Zugenwandheit bedeuten, ein Dankeschön vielleicht,

aber nur oberflächlich, denn der Schmerz des lyrIchs scheint das lyrDu nicht weiter zu bewegen, es fordert, die Tränen einzustellen.

Die blutende Nase.tja da stehen bei mir Frageziechen, vor allem im Zusammenspiel mit dem Titel, der ja sicher nicht willkürlich gewählt worden ist.

tut leid

mir tut etwas Leid
dir tut etwas Leid
leiden
etwas tut mir Leid an..

oder jemand tut mir Leid an? Die blutende Nase als Zeichen eines gewalttätigen Übergriffs?

Die Tüs am Ende, ist das so gemeint, dass während des Prozesses das lyrDu das lyrIch einfach alleine lässt und geht. Tür zu und Schluss?

Fine, EigenSinn
Eigensinn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2007, 23:10   #6
pusteblume
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 277

Hallo.

@neruda: du bringst es im großen und ganzen auf den punkt. tut mir leid aber "spüle" klingt mir zu deutsch. (:

@jeanny: danke dir.

@franke: naja ich bin nur auf urlaub hier. danke auch dir. (:

@eigensinn: ein dankeschön vielleicht, ja. stimmt. das mit der blutenden nase hat ja neruda toll erklärt. und dein gedankenspiel zum titel beantwortet die frage genauso. alles aspekte stimmen wohl.
ja, das ende is immer so eine sache, bei der ich mir selbst oft nicht sicher bin, was ich genau meine damit. hauptsächlich, dass das lyrdu geht. vielleicht auch, dass lyrich einen ausweg sehe. oder vielleicht auch, dass das lyrdu nicht geht sonder lyrich nur die tür bemerke und lyrdu damit in verbindung bringe. irgendwas muss passieren. und das kann nur mit der tür zusammenhängen. (deshalb füg ich da gleich mal das "nur" dazu.)
danke auch dir.

lieben gruß
pusteblume ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 00:54   #7
Neruda
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 257

Ich finde aber ehrlich gesagt durch das "nur" ist das Ende zu vorgegeben. "Die Tür" kann auch für etwas positives stehen, also einfach für eine Lösung. Dadurch bleibt das Ende offener und man kann mehr hineininterpretieren. Durch das "nur" wird das Ganze in eine vorgegeben Richtung gedrückt, finde ich und das gefällt mir nicht so. "Nur die Tür" heißt immer es bleibt nur noch der Weg zu gehen als Lösung.

Lg, Kim
Neruda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 10:28   #8
pusteblume
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 277

du hast recht. aber durch das nur ist ja nicht unbedingt etwas negatives vorgegeben. ich kann ja auch nur die lösung sehen. außerdem habe ich auch schon erwähnt, dass die tür für mich nicht zwangsläufig ein symbol des verlassens sein muss. aber da mir das wort "nur" heute nicht mehr gefält kommt es wieder weg. (:
pusteblume ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 11:06   #9
Mo.-
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 531

nett,

endlich bemerke ich mal eine entwicklung an dir. das ist deine kunst und über meine kritik erhaben. vortreffliche sprache wenn auch das küchensitzen ein wenig ausgelutscht ist.

Zitat:
ich solle mir nicht wehleidig
die augen wundweinen
erscheint mir unnötig/eindeutig und viel zu steril.
("ja sie heult halt")

in liebe
mo.-
Mo.- ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 11:42   #10
Eigensinn
 
Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 34

Zitat:
ich solle mir nicht wehleidig
die augen wundweinen
finde ich genau so richtig. Es hat neben dem: Sie heult.

noch andere Aspekte, nämlich die Abwertung durch das Gegenüber(wehleidig) und die Dauer des Trauerns, denn wundweinen ist nichts, was nach einem kurzen Tränenausbruch passiert.

Ich bin ja immer noch bei dem Gedanken, dass das lyrDu zugeschlagen haben könnte, viele Männer reagieren so, dass sie sich danach in dieser Form abwertend verhalten.
Eigensinn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 11:47   #11
Mo.-
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 531

ja, frauen übrigens auch.
Mo.- ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 11:54   #12
Eigensinn
 
Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 34

stimmt, aber das lyrDu war für mich hier männlich besetzt.

Eltern können so was übrigens auch.
Eigensinn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 11:57   #13
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

"Tut leid."

okay, ein großbuchstabe im ganzen text. willst du den echt auf das "tut" verschwenden? und auch der punkt ist, nunja, was sagt man an dieser stelle? ah, seltsam. tut leid punkt. okay, nehme ich mal so mit ins gedicht.

"in unserer getrennten küche
sitzen wir mit halbem kaffee
und falschem grinsen morgens
am tisch und kratzen uns
echten dreck aus fingernägeln"

okay, gefällt an sich gut. getrennte küche, halber kaffee, falsches grinsen, echter dreck... ein wenig zu viel der adjektive vor den substantiven, fällt aber kaum auf. falsches grinsen ist zu stark, finde ich, für diese szene. es verzerrt das ganze. etwas schwächeres denn grinsen und du hast mich.

"dann willst du weg"

dann... lass das dann weg. stattdessen ein und? oder nichts: du willst weg zb.

"stellst den verkrusteten
käseteller in die abwasch und
nennst mich pusteblume
und schmetterlingskind"

dann willst du weg... falsch plaziert. oder auch nicht, nur schwach formuliert.

gibt es zwischen zeilen eins zwei und zeilen drei vier einen zusammenhang? das eine paar funktioniert für mich nicht gut mit dem anderen. aber vielleicht soll ja ein kontrast oder so entstehen, doch das eine wird zu banal neben den beiden bedeutungsschwangeren "kosenamen".

"ich solle mir nicht wehleidig
die augen wundweinen"

das wehleidig ist zuviel des guten.

"das hingefetzte taschentuch
steck ich mir in die blutende
nase während das andere ende
das salzwasser aufsaugt sehe ich"

hingefetzt... da stelle ich mir ein taschentuch vor, das sehr umgangssprachlich auf den boden geworfen wird a la hingeworfen. zerfetzt kommt natürlich auch irgendwie vor, aber wenn etwas zerfetzt ist, wo ist dann das andere ende? ich meine, die form ist nicht mehr ganz nachvollziehbar mit einem und einem anderen ende. salzwasser, also tränen. aber meinst du nicht, du könntest etwas anderes benutzen? etwas, das diese beschreibung verdichtet? da man die tränen ja schon etabliert hat. "während das andere ende / den (ich weiß nicht was, aber eine einfache variante) abschied aufsaugt sehe ich"

"die tür"

okay.

fazit: das gedicht schwankt ein bisschen zwischen den wörtern. aber ansonsten gefällige leseeindrücke.

gruß. the fat.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2007, 17:49   #14
pusteblume
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 277

Zitat:
Original von Mo.-
nett,

endlich bemerke ich mal eine entwicklung an dir.
tz... aber danke.

ja sie heult halt. so solls ja klingen. häh kapier ich nicht.
ja, das mit der küche is abgelutscht. weiß ich doch. bleibt trotzdem stehn, ätsch.

zu dem wer schlägt wen thema: männer reagieren immer schroff. wirklich immer. IMMER! so solls ausschaun weils so is.
und mo hat recht, frauen schlagen schon, wenn ihnen danach ist

uuuund esb. danke für die ausführliche kritik.
ich mag punkte
statt grinsen. hm. lächeln, um vielleicht aus dem ganzen absatz gleich was abgelutschtes zu machen. schmuzeln. mundwinkelverzerrung. muss ja nicht unbedingt was mit lächeln zu tun haben. spontan fällt mir noch "treue" ein. its up to you.
dann gestrichen.
also wie jetzt? "dann willst du weg einen absatz weiter unten? aber verschwindet der zusammenhang zwischen schmetterlingskind und wehleidig. (was ich übrigens behalten möchte) aber ansonsten geällt es mir doch sehr gut. ah ich weiß schon wie.
ich meine hinfetzen nicht im sinn von zerfetzt (?!)
saugt den abschied auf find ich gut.
danke dir. (:

lieben gruß
pusteblume ist offline   Mit Zitat antworten
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