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27.12.2019, 21:42 | #1 |
Zwei Gedanken zur Aufgabe der Philosophie
1.
Die Welt und die Sachverhalte in der Welt, werden von uns erfahren. Diese Erfahrung nicht hinzunehmen, also Unzufriedenheit an ihr zu äußern, mithin Neugierde auf einen Sachverhalt der anders erfahren wird, ist die Grundlage jeder mit ernstem Interesse gestellten Frage. Unzufriedenheit am Bestehenden ( und sei es nur die Unwissenheit) und Neugierde das früher Geglaubte, oder nicht Gewusste, in ein neues Wissen aufzulösen, führt über den Zweifel zur Frage, in der selber sich die Unzufriedenheit am Bestehenden ausdrückt. Wer nun die Wirklichkeit, d.h., das Erfahrbare, mit einer Möglichkeit infrage stellt, die die Grenzen des Erfahrbaren übersteigen, äußert die Unzufriedenheit am Wirklichen selbst. Das Abstraktum, das als Möglichkeit eingeführt wird, wird aber nie in Relation zu eben jenen unendlich vielen anderen Möglichkeiten gesetzt, in denen die Wirklichkeit entweder bloß abstrakt, d.h, als Sprachspiel vorkommt, oder aber dessen Inhalt von der Wirklichkeit abweicht. Würde die möglichkeit des Möglichen aber all den unendlich denkbaren Möglichkeiten, des Denkbaren, und des nicht mehr Denkbaren entgegengestellt, so bräche sich die angenommene Möglichkeit auf ein Nullsummenspiel zusammen und als Operation bliebe nur das als Wirklich erfahrene und erfahrbare zurück. So könnte man zb. dem als möglich angenommenen Gott Pascal's, sofern er Person ist, d.h. Eigenschaften besitzt, eine Heerschaar an Variationen dieses Gottes gegenüberstellen, über deren Wahrscheinlichkeit man nichts auszusagen wüsste, da sie ein Abstraktum sein müssen, also die Wirklichkeit übersteigen und mithin bloß in Beziehung zu derselben gedacht werden können. Es hat also keinen Sinn eine Wette auf die Wahl des richtigen Gottes anzubieten, denn es lassen sich beliebig viele Götter denken und somit ist die Wahrscheinlichkeit richtig, oder falsch gewählt zu haben immer gleich groß - nämlich nicht zu ermitteln, ja nicht einmal anzunehmen. Die Aufgabe der Philosophie kann es nun nur sein, auf den Mangel an der Wirklichkeit hinzuweisen, nicht aber Antworten zu liefern in denen die Wirklichkeit verzerrt, oder umgedreht erscheint. 2. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, sagt Aristoteles. Ich glaube nicht daran, das Ganze ist nur für das bewertende Leben mehr als die Summe seiner Teile, niemals objektiv. Im Grunde nicht einmal das, denn was soll das Ganze außerhalb einer sprachlichen Bewertung, der Beziehung zwischen Subjekt und Objekt/Subjekt sein? Die Philosophie ist im Wesentlichen Sprachspiel, denn weder der Sinn, noch der Unsinn, Ziel, Plan, Zweck, das Ganze, das Volkommene, oder das Unvollkommene, sind mehr als bloße Beschreibungen eines Verhältnisses von Subjekten zu der Wirklichkeit, sie sind nie die Wirklichkeit selber, die Wertfrei dasteht und es auf alle Zeiten bleibt. Fragen wir zb. wie aus dem Nichts etwas werden konnte, so ist die Frage völlig schwachsinnig, denn wir leiten aus Gewohnheit das Nichts von der Grammatik ab, als zeitliches Kontinuum aus dem etwas werden, oder nicht werden konnte. Selbst sein Gegenteil, indem wir das Nichts als etwas definieren das nie stattgefunden hat, ist ein reines Sprachspiel, denn wir negieren die Grammatische Operation bloß. Ein anderes Beispiel, ist der Umgang mit den Naturgesetzen, letzens hörte ich doch jm. sagen, die Kausalität sei ein Naturgesetz, dem alle Dinge in der Wirklichkeit unterworfen wären. Das ist Unsinn, denn es behandelt die Kausalität als Subjekt, weil wir gedrängt werden es sprachlich als solches zu fassen, in Wirklichkeit ist der kausale Zusammenhang nur die Beschreibung der notwendigen Bewegung der Dinge durch Raum und Zeit, nicht aber etwas, das an sich existiert. Oder wir verwechseln Strukturbildungen mit Plänen und Zwecken. So könnte man sagen, der DNA sei ein Bauplan eingelegt, nach-dem sich der Körper herausbildet und vergisst dabei, dass ein Plan einen Planenden vorrausetzt und wir von bloßer Strukturbildung sprechen können. So geht es munter weiter, ständig bestimmt unser sprachliches Verhältnis zur Realität das Bild von derselben. Die Aufgabe der Philosophie kann es nur sein, diejenigen Fragen zu ermitteln die entweder im rein existentiellen Rahmen gestellt werden, oder aber die Fragen herauszufiltern, die rein operativ das Wirkliche und nicht das bloße Spiel mit und von Begriffen beinhalten. |
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28.12.2019, 00:34 | #2 |
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Also, beim Anfang des zweiten Teils habe ich aufgegeben, mich mit diesem Wust an ungeordneten Gedanken und hochgestochen formulierten Sätzen weiter abzugeben. Zunächst bezweifle ich, dass Unzufriedenheit der Katalysator dafür ist, philosophische Fragen auszulösen. Selbst das zufriedenste Kind kommt auf solche Fragen aus reiner Neugier darüber, warum die Welt existiert, weshalb sie geschaffen wurde, wo das Ende der Welt ist und was dahinter kommt.
Die Grundfragen sind sowieso immer die gleichen: Woher kommen wir, wozu leben wir, woher kommt das Bewusstsein, was ist Liebe, weshalb müssen wir sterben, gibt es eine Wiedergeburt, was ist die Seele und wo ist ihr Sitz, wie lebt der Mensch ein sinnvolles Leben, was ist richtig und was ist falsch, und letztendlich: Gibt es einen Gott? So einfach funktioniert Philosophie. Sprachphilosophie ist übrigens eine Disziplin für sich selbst. |
28.12.2019, 00:55 | #3 |
Kurz... du hast nichts verstanden und meinst trotzdem deinen Senf dazu geben zu müssen... komm wieder wenn du verstanden hast, was ich gesagt habe, vorher stehl mir und dir nicht die Zeit. O man ey...
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28.12.2019, 01:02 | #4 |
Forumsleitung
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"Du hast nichts verstanden" ... die übliche Ausrede, die ich bis zum Abwinken kenne.
Ich komme wieder, wenn sich hier jemand zu Wort gemeldet hat, der meint, dein Traktat verstanden zu haben. Vielleicht klappt es mit dem ja besser. |
28.12.2019, 01:17 | #5 |
Ach ja.... die Ausrede des Autors... die typische Ausrede derer, die darauf hingewiesen wurden, dass sie etwas nicht verstanden haben. Ist wohl einfacher, als mit dem Denken zu beginnen.
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28.12.2019, 01:22 | #6 |
Von wem werden wir gedrängt das natürlich Kausale sprachlich zu fassen?
Wenn das Kausale subjektiv ist, was ist es dann? Hast du Gadamer zum Thema Bewegung gelesen? Sprache ist für mich mehr Mathematik als Philosophie. |
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28.12.2019, 01:33 | #7 |
Forumsleitung
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Für mich ist alles Philosophie. Es muss einen Grund geben, dass sowohl Naturwissenschaftler wie auch Geisteswissenschaftler, Mathematiker, Sprachforscher und Literaten sich mit philosophischen Fragen auseinandersetzen und dass selbst vom Manager bis hin zum Bauern sich Menschen immer wieder mit philosophischen Fragen konfrontiert sehen.
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28.12.2019, 01:40 | #8 |
Ja, warum ernten bspw. die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln?
Manchmal glaube ich, dass alles überhaupt nicht so schwer ist. Bis auf das Leben... |
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28.12.2019, 01:50 | #9 |
Forumsleitung
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Tja, manchmal kommt so ein Spruch dabei heraus, auch wenn er nicht wahr ist. Immerhin waren die irischen Bauern, die in den Vierziger Jahren des 19. Jh. zwei Jahre Kartoffelpest und die damit einhergehende Hungersnot überstanden hatten, intelligent genug gewesen, nach Amerika auszuwandern und die feudalen Herrschaftsverhältnisse hinter sich zu lassen. Wenn es ums Überleben geht, wird jeder Mensch zum Philosoph.
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28.12.2019, 07:25 | #10 | ||
Dabei seit: 09/2019
Beiträge: 633
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Moin Milchmirzucker,
mir scheint, Du versuchst Deine philosophischen Gedanken zu sortieren und durch Niederschreiben zu reflektieren. Das finde ich gut. Soweit ich Deinen Gedankengang hier verstehe, philosophiere ich inhaltlich auf einer ähnlichen Wellenlänge. Zitat:
Zitat:
Ahoy, P. |
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02.01.2020, 20:16 | #11 |
Hallo ihr Lieben
Ersemal: das ist im Nachblick doch etwas gequirlt ausgedrückt, daher hier nochmal etwas zum ersten Text: Mir ging es gerade darum, dass die Philosophie nicht als Lückenfüller taugt. Wo die mathematische und exakte wissenschaftliche Bestimmung von Dingen, Eigenschaften und Theorien aufhört, hört auch die Philosophie auf. Ich will nicht leugnen, dass es philosophische Probleme gibt. Es gibt ethisch moralische Fragen, logische und existenzielle Probleme. Da wo es aber um die Bestimung von Tatsachen geht, also klaren Seinsaussagen, muss die Philosophie, sofern sie nicht bloß mit den Mitteln der Mathematik und der empirischen Forschung arbeiten möchte, Inhalte in ihr Denken aufnehmen, die nicht bloß objektiv nicht gegeben sind, sondern in einem gewissen Sinne das Erfahrbare übersteigen. Unter dem Erfahrbaren verstehe ich alles, von dem ich wissen kann, dass es empirisch überprüfbar ist und den Überprüfungen standhält. Nicht direkt überprüfbares ist deswegen natürlich nicht notwendigerweise unwirklich, Geist zum beispiel ist ein Problemfeld. Aber darauf möchte der Text ja hinaus, sobald ich eine nicht empirisch oder mathematisch exakt zu überprüfende Aussage tätige, begebe ich mich mit meiner Argumentation auf die Ebene einer Möglichkeit, die entweder überprüfbar ist, oder aber einen transzendenten, nicht überprüfbaren Inhalt enthält. Der transzendente Inhalt hat aber immer alle anderen möglichen Inhalte, die nicht überprüfbar sind sich gegenüberstehen. Ich kann mit einer Transzendenten Argumentation nur von der Ebene (wirklich) auf die Ebene (idee) schließen um von der zweiten Ebene aus, die erste zu erklären, und das auch scheinbar erfolgreich, aber eben nur indem ich alle anderen denkbaren, auch absurden Möglichkeiten ausschließe. Daher die Pascalsche Wette, die einen Gott, der Tod, Pest und Cholera ist und alle die bestraft die sich christlich meinen, einfach ausschließt, ohne befriedigend erklären zu können warum eigentlich. Ich will also das Denken kritisieren, das von einem wirklichem Problem in die (sagen wir mal) in die Metaphysik abrutscht um von dieser wieder auf die Wirklichkeit zu schließen und dabei außer acht lässt, dass jeder metaphysischen Annahme unendlich viele andere solcher Annahmen gegenüberstehen. Dabei gibt er sich noch den Anschein der Logik weil die Idee und das Problem in logischer Beziehung stehen. Aber jetzt zu dem, was der erste Teil wirklich will: wenn ich nun die Realität in die Metaphysik überführe, in dem ich die realen Probleme in ihr lösen möchte, also z.b. meine Sterblichkeit in ein ewiges Leben auflöse, sollte es nicht die Aufgabe der Philosophie sein über ein ewiges Leben nachzudenken, sondern darauf hinzuweisen, das der Mensch an seiner Sterblichkeit leidet und Alle Antworten immer nur auf dem Boden des Umsetzbaren, des Praktischen geben. Dass erstmal zum ersten Teil. der zweite folgt ... L.G und danke für euer reges Interesse Patrick |
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03.01.2020, 01:00 | #12 |
Huhu
Patrick: Absätze tun den Augen gut. Und bitte die Neugier der Leser besänftigen, anstatt zusammenzufassen und zu verallgemeinern. Das ist wenig innovativ. :-) |
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12.01.2020, 14:49 | #13 |
Hmmm ja, haste wohl recht. Ich hasse es einfach, dass ich trotz hin und her denken, kaum in der Lage bin, den Inhalt einfach rüberzubringen. Jetzt, nach einigem Abstand, stört mich das auch. Nun ja, ich lass das mal ruhen und wenn ichs einfacher vermitteln kann, werde ich genau das tun.
L.G Patrick |
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12.01.2020, 15:33 | #14 |
Das ist die große Kunst der Denkerei: entweder sind Konstrukte, die man mit dem einfachen Wort nicht aussprechen kann, unausgereift, oder ein Fall für den Papierkorb, weil Geschwafel. Denn jeder Denker, muss ja irgendwie in der Lage sein mit einfachen Worte beschreiben zu können, was er sagen will. Einstein wusste das auch - an Adorno ging das wohl vorbei... Aber auch er gewöhnte sich durch Nebensätze an, einfache Erklärungen einzubauen oder Hintergedanken näher aufzuführen, vor allem in seinen späteren Werken, damit mehr Zugang entstehen konnte.
Weswegen ich es für wenig sinnvoll erachte über den Einfluss von Bezügen zu schreiben, die aber im Text nicht genannt werden, und somit den Text entschlüsseln können. Wenn du dir beispielsweise einen Schrank mit deutscher Anleitung zum Aufbau kaufst und die Wörter "Schraube", "Mutter", "Schrauberdreher" durch "Wind", "Kniegelenk" und "Schlotzprotze" ersetzt, wirds ein Wirrwarr. Da hilft dir dann die Rechtfertigung "Ich kann Schweres nicht einfach übersetzen" auch nicht weiter. Deswegen: Ein philosophischer Text muss immer erklärbar sein. Selbst für die, denen die Grundlagen der Philosophie fehlen. Als Lösung könnte man eine Legende einbauen, die jenseits des Textes durch Kennzeichnung die Sachverhalte näher erklären. So arbeitet man auch in der Uni teilweise. Schopenhauer kann ich empfehlen... vlg EV Geändert von Eisenvorhang (12.01.2020 um 22:08 Uhr) |
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