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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 31.10.2012, 18:41   #1
weiblich margarethe.klos
 
Dabei seit: 10/2012
Alter: 74
Beiträge: 5

Standard dichten will entfernt sein

Podeste keltern tiefsten Reim.
Dichterköpfe klimpern gegen Wein.
Federn schwingen knarzend-laut mit Schwein.
Lungen pneumothaxen schluchzend; beben ein.

Wie am Bahnhof singen Taube Tauben,
gerieslingt aus dem Lauten.
Der Dächer, der Gärten, der Person.
Das Holz. Bleibt doch lackiert - in persönlichem Ton.

Immer Worte suchend,
nur um nichts sagen zu müssen.
margarethe.klos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 13:37   #2
weiblich Poetibus
 
Benutzerbild von Poetibus
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen.
Alter: 56
Beiträge: 562

Hallo, margarethe.klos,

wie ich oft schreibe, ich kann mich irren - aber das hier ist für mich Ironie. Wobei es mich gerade deshalb zum Schmunzeln brachte.

Es beginnt bereits beim Titel: "Dichten will entfernt sein". Möglichst weit weg vom "Leben", so fasse ich es auf, realitätsfern. Nun, nicht immer, aber ich denke, manchmal kann es auch Balsam sein, einfach mal etwas Schönes, Realitätsfernes zu lesen - solange es nicht zur Ausschließlichkeit wird. Das ist aber nur meine Meinung.

Interessant finde ich die Metaphern und die Wortschöpfungen. Mir ging beim Lesen auch durch den Kopf, wieso eigentlich der Wein ein so häufiges Thema ist. Hier ist er "Mittel zum Zweck", natürlich; aber es gibt sehr viele Gedichte, die irgendwie "Wein" enthalten, "alte" und "neue", vor allem solche, die den "edlen Rebensaft besingen". Nun ja, da ich mit Wein (generell mit Alkohol) nicht unbedingt auf freundschaftlichem Fuß stehe, habe ich den Wein noch nicht "besungen", von mir gab es bisher lediglich ein als "Anti-Wein-Gedicht" ausgerichtetes Werk - sollte ich vielleicht irgendwann machen.

Die gesamte Wortwahl ist sehr kreativ, mir gefällt allerdings dieser Vers am besten:

Zitat:
Lungen pneumothaxen schluchzend; beben ein.
Ein Wertmutstropfen (für mich): Das "Schwein" bekomme ich nur in einen Zusammenhang, wenn ich die Bedeutung auf "Glückssymbol Schwein" beziehe. Trotzdem wirkt es auf mich doch etwas "reimgeschuldet" - subjektiv, von mir als Leser aufgefasst.

Zitat:
Federn schwingen knarzend-laut mit Schwein.
In der Conclusio verlässt das Gedicht die Ironie (teilweise, nicht ganz), um mit etwas zu enden, das für mich eine ernste, nachdenkliche Pointe setzt.

Zitat:
Immer Worte suchend,
nur um nichts sagen zu müssen.
Ein wirklich interessantes Gedicht, es gefällt mir.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
Poetibus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 14:07   #3
weiblich margarethe.klos
 
Dabei seit: 10/2012
Alter: 74
Beiträge: 5

Standard oha

Hallo Poetibus

Möglichst weit weg vom "Leben", so fasse ich es auf,

ja sicherlich. So als rüstige Vorrentnerin weiß ich dich zu schätzen. Deine Interpretation freut mich, doch nein, ich meinte trotz der Ironie, das "entfernen" auch als "wegmachen". Ein Gedicht ohne Aussage zerstört die Sprache.

Der Wein hat schon die griechischen Götter fasziniert, wie soll denn da blos der Mensch genug davon bekommen ? Wenn du das Wort "Wein" zu oft liest, lies etwas anderes !?

Das Wort Schwein/steht nicht allein, nicht umsonst steht davor das Wörtchen "mit", hier ganz bewusst gewählt. Das Glückssymbol ist nicht das Einzige was so ein Schwein zu bieten hat. Schaust du dir eins an, wirst du sehr erfreut feststellen, dass es ein Ringelschwänzchen hat und "herumsaut", also kann man bestimmt die selbstverliebte Handschrift so vieler Schriftsteller (man schaue sich nur mal die Unterschriften an) auch noch dazuzählen.
Und so weiter und so weiter, reimverschuldet bleibt sich das Sulende nicht, außer du würdest es weiter behaupten, dann natürlich schon.

Ja und der Abspann... So manches Werk will ein Haus sein und fällt ein. Aber das ist ja die Faszination der Lyrik - eine Aussage.

Was dir gefällt und was nicht, kann ich nicht beurteilen, ob du meinen Busen schön findest oder nicht, danach werde ich nicht fragen.

Trotzdem ein Hohelied auf dich, danke!

Mit freundlichen Grüßen
Margarethe Klos
margarethe.klos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 14:22   #4
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Du widerlegst dich selber mit solch einer Perfektion dass die pneumothaxenden Tonverhinderer das Schwein rauslassen wollen, damit dass sie eigentlich wirklich nichts sagen, was entfernt anders klingen würde als Bahnhof.

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 14:27   #5
weiblich margarethe.klos
 
Dabei seit: 10/2012
Alter: 74
Beiträge: 5

Hallo poesieger

pneumothaxen ist eine Anspielung auf Parataxen und Hypotaxen, die dir sicherlich als König der deutschen Lyrik ein Begriff sind.

Was du nicht verstehst wiederlegt andere nicht automatisch.
Das hat dann aber was mit Intelligenz zu tun.


Mit freundlichen Grüßen
Margarethe Klos
margarethe.klos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 15:01   #6
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Pass bloß auf, sonst entdecken wir noch Gemeinsamkeiten.

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 15:08   #7
weiblich margarethe.klos
 
Dabei seit: 10/2012
Alter: 74
Beiträge: 5

mehr als kondition wirst du mir nicht mitgeben können

MFG
margarethe.klos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 16:02   #8
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Gott beschütze dich.

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2012, 17:31   #9
weiblich margarethe.klos
 
Dabei seit: 10/2012
Alter: 74
Beiträge: 5

blasphemie.
margarethe.klos ist offline   Mit Zitat antworten
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Lesezeichen für dichten will entfernt sein



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