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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge.

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Alt 06.12.2018, 01:13   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Die Bescherung

Max: So Andi, das ist von uns.
Lara: Hoffe, du kannst was damit anfangen. Wir wussten nicht genau.
Andi: Oh, ein Gutschein für eine Kinokarte! Das ist so praktisch, weil ich allein bin. Wie aufmerksam, dass ihr daran gedacht habt. Dann macht gleich eure Geschenke auf!
Max: Oh, das ist aber schwer! Was ist denn da drin?
Andi: Ich hab's ja nicht eingepackt, um es dir vorher zu verraten.
Max: Das ist ja die Bohrmaschine, die ich dir ausgeliehen habe. Das ist... eine nette Geste. Danke!
Andi: Die Idee ist quasi, Gerechtigkeit zu schenken. Und das ist ja etwas, das man nicht mit Geld kaufen kann.
Max: Doch, ja. Die kann ich demnächst auch gut gebrauchen.
Andi: Und das hier ist für dich, Lara.
Lara: Ui, ein Erziehungsratgeber. Ja... das ist bestimmt sehr hilfreich. Dankeschön!
Andi: Das zweite Kapitel fand ich ganz interessant.
Lara: "Kapitel 2: Aufmerksamkeit schenken - Es ist einfach, Kindern Dinge zu schenken. In Wahrheit ist der Ruf nach materiellen Gütern aber nur ein kanalisierter Wunsch nach Aufmerksamkeit und Wärme." Das klingt in der Theorie ganz sinnig, aber das kann man erst dann richtig beurteilen, wenn man selbst Kinder hat, Andi.
Andi: Deshalb ist ja auch das wichtigste Geschenk für meinen Lieblingsneffen. Hier Dean, für dich!
Dean: Das fühlt sich weich an. Ich wollte doch ein Smartphone!
Max: Du bist dankbar für das, was du kriegst!
Dean: Zu Befehl!... Wow, noch ein Pulli.
Andi: Der ist aus echter Alpacca-Wolle So einen hat bestimmt keiner in deiner Klasse.
Dean: Das fürchte ich auch.

Andi: Siehst du, dem Jungen ist seine Einzigartigkeit peinlich. So weit hat uns die Werbeindustrie schon, dass es dem jungen Mann unangenehm ist, ein Individuum zu sein. Dazu gibt es auch eine aufschlussreiche Stelle in dem Buch.
Lara: Jetzt mach aber mal nen Punkt! Wir haben es die letzten 14 Jahre ganz gut geschafft, einen Menschen durch die Windeln in die Pubertät zu führen - ohne deine Hilfe. Deine Ansichten dazu, was in der Welt schief läuft, kannst du gerne in deinen Lebenslauf schreiben - unter deinem nutzlosen Philosophie-Studium. Wir, und insbesondere Dean, können gerne darauf verzichten.
Andi: Wollt ihr denn nicht das Problem sehen? Der Junge hat keine Selbstachtung.
Dean: Der Junge ist anwesend.
Max: Das Geschenk ist für'n Arsch. Das ist das Problem.
Andi: Mein Geschenk ist für'n Arsch?! Mein Geschenk?! Ihr habt mir die eurem Lebensmodell innewohnende Überheblichkeit unter die Nase gerieben.
Max: Mach dich nicht lächerlich! Du hast Lara ein gebrauchtes Buch geschenkt.
Andi: Bücher verlieren doch nicht an Wert durch das Lesen.
Max: Und mir hast du meine Bohrmaschine zurückgegeben. Schlimm dass ich das dem Philosophen erklären muss, aber zurückgeben heißt nicht schenken.
Dean: Gibt's jetzt endlich mal Essen?
Lara: Das Essen ist ein Witz. Grünkohl ohne Gans! Ich glaube, wir gehen lieber.
Andi: Ach so, darauf wollt ihr Weihnachten also reduzieren: Essen und Geschenke.
Max: Du weißt genau, dass es nicht nur um die scheiß Gans geht.
Andi: Sorry, ich dachte, ein kleiner Impuls für eine bewusstere Lebensweise würde wertgeschätzt.
Max: Ich will bewusst eine Gans!!! Du hast keinen Respekt vor den Weihnachtstraditionen in diesem Haus.
Andi: Das ist mein

Andi stockt und schaut beschämt unter sich.

Dean: Ich wünschte, Opa wäre jetzt hier.
Max: Ja, Opa hatte so eine friedfertige Präsenz, bei der es schwerfiel zu streiten.
Andi: Wenn er jetzt hier wäre, würde er wohl sagen: "Andreas, du redest so viel. Dann kann ich ja umso mehr essen." Und dann würde er sich einfach bedienen.
Lara: Und alle würden lachen und mit dem Essen beginnen.
Andi: Tut mir leid wegen... wegen allem.
Max: Ach, schon gut. Uns tut es leid.
Andi: Wollen wir?
Lara: Ja, gerne.
Andi: Frohe Weihnachten, mein Bruder!
Max: Dass du uns eingeladen hast, bedeutet mir sehr viel.
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bescherung, familie, weihnachten

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