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Alt 21.10.2012, 13:41   #1
weiblich Karo1101
 
Dabei seit: 10/2012
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Beiträge: 1

Standard Lucian und Kassia

Prolog

Eigentlich bin ich nur ein ganz normales Mädchen, okay, nicht ganz normal aber wer von uns ist denn bitte schön normal ? Jedenfalls ist mein Name Kassia, Tja meine Mutter hat den Namen irgendwo in einem Film vor Jahren gesehen und fand ihn anscheinend so toll das sie ihre einzige Tochter so nennen wollte. Doch dann kam ich auf die Welt und alles wurde anders; ihr derzeitiger Freund hatte zu der Zeit noch nie mit meiner Mutter geschlafen, so war klar das ich von jemand anderem sein musste. Wenn ich meine Mutter nach meinem leiblichen Vater frage wird sie nur sehr traurig, antwortet nicht und stürzt sich in irgendwelche Arbeiten. Ich habe es mehrmals versucht mit verschiedenen Methoden aber da nichts funktionierte habe ich es irgendwann aufgegeben. Bis heute weiß ich nicht wer mein leiblicher Vater ist aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und frage mich nicht mehr nächtelang wie es wäre mit einem Vater aufzuwachsen. Also hat der Typ meine Mutter kurzerhand auf die Straße gesetzt. Und so, hochschwanger und vollkommen verfroren, es war nämlich Winter, fand sie mein jetziger Stiefvater, Sam. Er nahm sie auf und heiratete sie später. Er ist eigentlich ganz okay aber ich habe immer wieder das Gefühl er hat mich noch nicht ganz akzeptiert. Letzten Sommer hatte meine Mutter überraschenderweise einen Umzug nach London vorgeschlagen, denn davor wohnten wir in Keighley. Ich stimmte zu, da ich in meiner Schule es nie geschafft hatte wirklichen Anschluss zu finden, so das es nichts gab was ich vermissen würde. Außerdem freute ich mich auf London sehr, da ich mir diese Stadt groß, bunt und aufregend vorstellte.

Kapitel 1

Ich lief über eine Blumenwiese und lief und lief und plötzlich war es keine Wiese mehr auf der ich lief sondern es waren Kohlen, glühende Kohlen. Ein unerträgliches Sirren schoss mir durch den Kopf und ich brach zusammen, schluchzte verzweifelt auf. Ich konnte nicht mehr. Wieso hörte nur diese schreckliche Geräusch nicht auf... und dann wachte ich auf. Schreiend. Und mein Kissen war mal wieder nass von meinen nächtlichen Tränen. Ich seufzte. Zum Glück hatte ich das Dachgeschoss für mich sonst hätten meine Eltern mein Geschrei nachts schon längst gehört aber diese lästigen Albträume mussten endlich aufhören,denn jedes mal wenn ich nach einem aufwachte fühlte ich mich wie nach einem 50 km lauf. Das nervige Geräusch was mich aus dem Schlaf gerissen hatte, gehörte übrigens meinem Wecker. Vollkommen entnervt schlug ich um mich, in der Hoffnung den Knopf, der diese Qual beenden würde ,zu treffen, um mich. Puhh endlich. Ich schälte mich aus meiner Decke, stand auf und tappte zum Fenster, lugte raus und seufzte gleich nochmal, denn alles was ich sah, war grau, einfach nur grau, laut und unerträglich dreckig. Wir wohnte in einem hässlichen Wohnblock mit Menschen über, unter und neben uns. Ich fand das schrecklich und so versuchte ich so lang und so viel wie möglich draußen oder einfach wo anders zu verbringen. Ich erinnerte mich noch sehr genau an den Moment als ich das erste mal hier stand und erkennen musste das London nicht die schillernde Stadt war wie ich es mir vorgegaukelt hatte. London war wie eine Ratte. Grau, räudig und dreckig. Jedenfalls dort wo ich wohnte. In der Innenstadt gibt es kleine Flecken wo es wirklich so aussah wie man es gezeigt bekommt. Schöne Läden mit Grünflächen dazwischen, gepflegte Menschen... doch dieser Teil war sehr klein und empfindlich und dort wohnten nur die Reichsten. Ich selbst wohnte in einem hässlichen Tei,l der aber immer noch eine Schönheit ist im Gegensatz zu manchen Gebieten war, durch die ich manchmal joggen ging. Unsere kleine Wohnung war umgeben von vielen, vielen weiteren exakt gleich aussehenden Blocks die alle grau und eintönig waren.Und ja, ich weiß, als 16 jähriges Mädchen sollte ich nicht alleine in solch düsteren Gebieten rumjoggen aber das interessiert mich nicht wirklich. Denn manchmal konnte ich einen wirklichen Dickschädel haben. Entschlossen zog ich meine grünen Vorhänge auseinander und sah für einen Moment vermutlich aus wie ein Maulwurf, der auf einmal an die Oberfläche kommt. Ich kniff die tränenden Augen zusammen und taumelte zu meinem Kleiderschrank, riss ihn auf und stöhnte. Ich hatte das gleiche Problem wie vermutlich jedes Mädchen auf dieser Welt morgens ; und zwar keine Ahnung was ich am ersten Schultag anziehen sollte. Erster Schultag deswegen weil wir vor zwei Monaten noch mal innerhalb Londons umgezogen waren weil Sam einen anderen Job angenommen hatte und ich jetzt die Schule wechseln musste. Meine Mutter arbeitete übrigens zu der Zeit als Verkäuferin, was zusammen mit Sam's Job für ein einigermaßen gutes und angenehmes Leben sorgte.Das ich die Schule wechseln musste fand ich nicht wirklich schlimm denn ich war erst drei Monate auf der Schule gewesen, hatte also noch keine richtigen Freunde, da ich mir damit eh eher schwertat. Zurück zu meinem Outfit ;Eher gemütlich und natürlich oder schick und gestylt ? Ich hatte wirklich keinen Ahnung, zerrte einfach eine Auswahl an Klamotten raus und schleppte mich in mein eigenes kleines Badezimmer. Ich vermied es mich früher als nötig in meinem Spiegel anzuschauen aber irgendwann ließ es sich nicht mehr vermeiden. Aus dem Spiegel starrte mich mein eigenes Ich mit meinem noch ein bisschen zerknautschtem und verschlafenem Gesicht an ; Augen, deren Farbe sich nicht so ganz zwischen Bernstein und Grün entscheiden können, meine Sommersprossen ( die ich zwar hasste aber alle fanden sie ja So reizend !), meine Lippen bei denen die Unterlippe ein ganz kleines bisschen zu groß war für meine Oberlippe. Mein Gesicht wurde eingerahmt von verwuschelten Strähnen meines kastanienbraunen Haars, dass sich heute mal wieder schrecklich benahm. Ich war keine besondere Schönheit aber auch nicht hässlich. Ziemlich durchschnittlich genau wie der Rest von mir . Durchschnittlich gute Noten, durchschnittlicher Körper und so weiter. Ich hatte mal eine Phase gehabt in der mich das richtig aufgeregt hatte aber ich hatte mich damit abgefunden. Konnte ich eh nicht ändern. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht wie drastisch sich mein Leben in den nächsten Tagen und Wochen verändern würde und hätte ich es gewusst hätte ich alles getan um meinen durchschnittliche Durchschnittlichkeit zu bewahren.

Kapitel 2

„Das wird schon alles klappen...“ murmelt mir meine Mutter zu, als unser Auto auf dem Parkplatz vor meiner neuen Schule zum Stehen kam. Auch wenn sie sich Mühe gab normal und aufmunternd zu wirken, eben wie eine ganz normale Mutter, vor mir, ihr einzigen Tochter konnte sie nicht verbergen das sie in Gefahr schwebte wieder in ihre Depressionen abzudriften. Eiskalte Angst durchfuhr mich; nochmal würde ich das nicht durchstehen können ! Vor einem halben Jahr hatten wir eine schwere Zeit durchgemacht; meine Mutter versank in eine schrecklich apathische, starre Depression. Wir verstanden auch heute nicht was dafür der Auslöser war. Sam und ich versuchten alles um sie dort rauszureißen doch genau wie ihr Arzt uns die ganze Zeit versuchte zu erklären könnte nur die Zeit ihre seelischen Wunden heilen. Als wir dann endlich dachten das Schlimmste wäre überstanden und sie nach Hause verlegt wurde, geschah noch drei tagen Aufenthalt bei uns zu etwas absolut Schreckliches; meine Mutter versuchte sich das Leben zu nehmen in dem sie vorgab uns etwas zu Essen zu machen zu wollen und wir Idioten freuten uns und dachten es ginge wieder bergauf als kurz darauf das Schlimmste passierte. Meine Mutter, meine liebevolle Mutter mit den sanften haselnussfarbenen Augen, mit dem Gesicht das meinem so ähnlich sah... meine wunderbare aber so ausgezehrte Mutter versuchte sich mit einem riesigen Gemüsemesser die Pulsadern aufzuschneiden. Dieses Erlebnis lastete jeden verdammten Moment auf meinen Herzen. Kurz blitze diese Momente vor meinem inneren Augen wieder auf. Wie ich meine Mutter bewusstlos auf dem Küchenboden fand, ihre Unterarme blutüberströmt, ihr Körper lag in einer Blutlache die erschreckend schnell größer wurde, das Küchenmesser lag noch blutverschmiert auf dem Tisch... wie ich alles durch wie durch einen Schleier sah; Sam's verzweifelte Gebrülle in sein Handy, der Krankenwagen, die Sirene und die vielen,vielen Sanitäter, alle redeten wild auf mich ein aber ich saß nur da konnte nicht sprechen, konnte nicht weinen.... all das zog in Gedanken an mir vorüber. Mist, ich musste mich echt zusammenreißen ! Hoffentlich hatte meine Mutter mein kurzes Wegdriften nicht bemerkt und machte sich nicht allzu viele Sorgen. Sie war schließlich diejenige um die man sich sorgen musste. Heute musste ich mich so normal wie möglich benehmen denn so langsam hatte ich es satt die komische Neue zu sein. Also straffte ich mich murmelte ein „ Na klar, und tschüss“ zurück checkte mein Aussehen kurz im Autospiegel und stieg aus.


Kapitel 3

Wenn ich eins in meinem alten Schule gelernt hatte dann war es das ich einfach nur den Kopf einzuziehen und versuchen unauffällig zu sein musste, dann bekam ich meist keine Schwierigkeiten. Ich hoffte das das auch hier klappen würde aber ich hätte mir denken können das das nicht so reibungslos funktionieren würde. Wäre ja auch zu einfach.
Anfangs funktionierte meine Strategie; nachdem ich diesen schrecklichen Moment, in dem man in die neue Klasse kommt und von allen angestarrt wird, überwunden hatte lief es zu gut, was mich gewöhnlich schon misstrauisch und aufmerksamer gemacht hätte wäre ich nicht so aufgewühlt von all den neuen Eindrücken und von all den neuen Menschen so abgelenkt wäre. Es passierte in der Mittagspause als ich es gerade geschafft hatte mir ein ruhiges Plätzchen zu suchen und mein Mittagsessen auspacken wollte als ich auf einmal hinter mir eine schneidende Stimme meinen Namen sagen hörte, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Obwohl ich am liebsten weggerannt wäre drehte ich mich um und sah der Person die gerade so verächtlich meinen Namen ausgesprochen hatte an. Ich schätze sie auf ebenfalls 16 wie ich und circa 1.70m groß. Sie wirkte aber größer da sie sicher auf 10cm Absätzen balancierte. Außerdem war sie eine atemberaubende Schönheit ; himmelblaue, große Augen, einen vollen Schmollmund, zierliche Nase und ein makellosen Gesicht, umgeben von strahlend blondem, langen Haar. Doch ihr Blick war kalt und berechnend. Flankiert wurde die blonde Schönheit von zwei Typen die sicherlich schon über 18 waren und aussahen wie die typischen Schlägertypen; groß, massig und muskulös,ein eher weniger intelligentes Gesicht mit kleine Schweineaugen, Bullnacken. Entschlossen mir meine Eingeschüchterheit nicht anmerken zu lassen, nahm ich die Schultern zurück, blickte dem Mädchen geradewegs in die Augen und fragte, obwohl ich innerlich vor Angst zitterte, ; „Hi. Kann ich dir irgendwie helfen?“ Sie warf den wunderschönen Kopf mit einem grausamen Lachen zurück und meinte nur ; „Nein, Kleine ich wollte dich nur mal betrachten. Und mit dir eines klar ist ; ich gebe hier die Regeln an und wenn du versuchst mich zu stören wird dir das nicht guttun. Also halt schön deinen kleinen süßen Mund und lass mich ja in Ruhe.“ Verächtlich blickte sie zu ihren Begleitern die sie unterwürfig anstarrten ; „Kümmert euch um sie .Aber ruiniert ihr nicht ihr hübsches Gesicht“ Dann wirbelte sie herum und stolzierte davon. Erst jetzt merkte ich das ich am ganzen Körper zitterte und erstaunt merkte ich das das Zittern nicht nur von meiner Angst kam; in mir kochte eine unglaubliche Wut hoch. Was glaubte diese Tussi eigentlich wer sie war ? Und wieso nannte mich diese abgehobene Mädel 'Kleine' ? So klein war ich mit meinen 1.65 nun auch nicht. Meine wütenden Gedanken wurden jedoch unterbrochen als einer ihrer Typen einen drohenden Schritt auf mich zu machte und ausholte als wollte er mich schlagen. Ich quiekte erschrocken auf und war auf einmal wieder nur ein kleines verängstigtes Mädchen. Ich sah seine Schlag nicht kommen, es ging so schnell. Seine Faust traf mich so hart im Gesicht das mein Kopf herumgerissen wurde und ich zusammensackte. Mir wurde kurz schwarz vor Augen aber ich kam schnell wieder zu mir. Mein ganzer Kopf pochte und ich wimmerte leise vor Schmerzen. Doch dann passierte etwas mit mir. Das verängstigte kleine Mädchen in mir verschwand und an seine Stelle stand jetzt ein dunkles Etwas . Das Letzte was ich mitbekam war wie sich meine Blickfeld und meine Sinne erweiterten, die Schmerzen in meinem Kopf in den Hintergrund rückten und in meinem Kopf eine grausame Klarheit herrschte. Ich sah mich noch auf diesen Berg von Typen zugehen, meine Augen blitzten auf und dann endete meine Erinnerung... ich versank in eine schwarze, schwerelose Dunkelheit die mich weit, weit weg trug, weit weg von all meinem Stress, von all meinen Problemen... als ich kurz aus meiner samtenen Welt gerissen wurde und mir plötzlich mein eigenes Gewicht und der Schmerz in meiner kompletten linken Gesichtshälfte bewusst wurde. Ich keuchte überrascht auf als ich die Lider aufschlug und zwei blaue Augen sah, denn ich dachte im ersten Moment dachte es wären die des schrecklichen Mädchens. Doch nein, diese Augen waren anders, sie waren ganz dunkelblau mit einem Hauch grau und sie schimmerten sanft und blitzen auch nicht hart auf wie ihre. Als mir das klar wurde atmete ich erleichtert auf und begann endlich auch den Rest des Gesichts in dem diese wunderschönen Augen waren und meine Umgebung wahrzunehmen. Die Person die sich über mich beugte war eine vielleicht 17 Jahre alter Junge mit einer geraden Nase, geschwungenen Lippen und dunkelbraunen leicht zerzausten Haaren. Er blickte mich besorgt an. Dann bemerkte ich die vielen Stimmen um mich herum und das ich lag und mein Kopf auf etwas weichem gebettet war. Da ich mich noch nicht bewegen konnte konzentrierte ich mich stärker auf die Stimmen und den Raum in dem ich lag. Der Junge war inzwischen einen Schritt zurückgetreten und unterhielt sich mit einem hübschen Mädchen das ein bisschen jünger als ich war, schwarze Haare und leuchtend grüne Augen hatte. Außerdem liefen noch mehr andere Menschen hektisch um mich herum aber alle unterhielten sich nur im Flüsterton und aus meiner Lage, auf einem Tisch wie ich vermutete konnte ich nicht erkennen wohin sie liefen und wie viele es waren. Ich hörte Sachen wie ; „Sie ist auch Eine. Wie heißt sie ?“ Und so weiter. Sachen auf die ich mir einfach keinen Reim machen konnte. Vor allem konnte ich gerade nicht wirklich darüber nachdenken, denn inzwischen fühlte sich mein Kopf wie in Watte gepackt an. Gerade als ich versuchte einen Laut von mir zu geben damit die ganzen komischen Leute bemerkten das ich aufgewacht war, wurde ich wieder von der Schwärze überwältigt und sank in einen erholsamen Schlaf.

Als ich das nächste mal aufwachte fühlte ich mich deutlich besser und mein Kopf fühlte sich auch nicht mehr so heiß und geschwollen an. Er tat immer noch weh aber ich vermutete, diese Menschen, die ich vorhin gesehen hatte, hatten sich um meinen Kopf gekümmert. Ich musste wirklich lang geschlafen haben denn, es war morgen und von meiner Lage aus ( inzwischen lag ich in einem Bett,eine Decke ordentlich über mich gelegt) konnte ich aus einem Fenster nach draußen schauen wo ich einen schönen Sonnenaufgang erkennen konnte. Neugierig betrachtete ich das Zimmer; es war in warmen Pastelltönen gestrichen, was es heimelig wirken lies. Die Möbel waren auch sehr schön und aus hellem Holz. Links von mir sah ich eine weiße Tür und schräg vor mir noch eine. An der vor mir hing ein flauschiger Bademantel und ein Handtuch. Vermutlich war das ein Badezimmer.als es nichts mehr zu sehen gab machte ich weiter und versuchte mit den Zehen zu wackeln. Funktionierte zwar tat aber höllisch weh. Als ich mit den Fingern machte war es genauso . Was hatten die bloß mit mir gemacht ? Auf einmal bemerkte ich auch das meine Miniaktivität in meinem Zustand anscheinen ziemlich anstrengend war denn ich keuchte und war nassgeschwitzt. Also machte ich erstmal mit meiner Stimme weiter. Als ich meine Lippen öffnete rissen sie auf und fingen an zu bluten aber das interessierte mich nicht wirklich. Ich versuchte es mit etwas einfach und sagte 'ah' aber es kam nur ein sehr schwaches Krächzen heraus was mich selbst erschreckte. Doch der jämmerliche Laut hatte genügt damit der Junge, den ich vorhin gesehen hatte und das hübsche Mädchen hereingestürmt kamen. Erschrocken zuckte ich zusammen. Das hatte der Junge bemerkt und er wies das Mädchen vorsichtig an wieder rauszugehen. Das Mädchen nickte stumm und zog sich leise zurück wobei es die Tür hinter sich zuzog. All das war zu viel für mich wie ich auf einmal bemerkte. Mein Gesicht war tränennass und ich zitterte am ganzen Körper. Der Junge kam langsam auf mich zu während er beruhigende Geräusche machte. Langsam fing ich an mich zu beruhigen und schaffte es die schluchze die kurz vorher aus mir gebrochen waren, unter Kontrolle zu bringen. Vorsichtig setzte der Junge sich an das Fußende des Betts und schaute mich aus seinen blauen Augen an. Tiefe Besorgnis sprach aus ihnen. Dann fing er an zu sprechen und ich stellte fest das er eine sehr schöne Stimme hatte, tief, aber sanft und leise . „Ist ja alles gut. Jetzt bist du hier in Sicherheit und alles wird gut. Beruhig dich...“ Ich verstand nicht was er meinte, also nickte ich nur.
Und dann stürzte alles auf mich ein, meine Erinnerungen kamen zurück. Der erste Schultag, beim Mittagsessen, das grausame blonde Mädchen, und dann der Schlag. Oh Gott was hatte ich getan ? Was war mit mir passiert? Wie war ich diesem Typen entkommen?? Ich keuchte entsetzt auf. „Ich bin ein Monster“ krächzte ich verzweifelt. „Kschhhh, alles ist gut“ wiederholte er.“ und nein, du bist kein Monster. Ich erkläre dir später alles wenn es dir wieder besser geht. Ich heiße übrigens Lucian.“ „Kassia“ murmelte ich meine Namen. Ich mochte seinen Namen er klang so schön … geheimnisvoll „Wieso tut mir alles so weh?“ fragte ich und verfluchte mich im selben Moment weil meine Stimme schwach und wie die eines weinerlichen kleinen Kindes klang. Ich wollte vor diesem Junge mit den nachtblauen Augen meine Schwäche nicht zugeben, was ziemlich unsinnig war schließlich lag ich hier im Bett vor ihm und konnte nicht mal meinen kleinen Zeh ohne Schmerzen bewegen. Das sah man mir anscheinend an denn Lucian meinte nur beruhigend „ Das geht vorbei. Und jetzt musst du dich ausruhen. Versuch ein wenig zu schlafen“ Mit diesen Worten stand er auf, während sich in mir eine schleichende Leere breitmachte, die mich zugleich sehr, sehr schläfrig macht. Und noch bevor ich anfangen konnte mir Sorgen oder Vorwürfe zu machen war ich schon wieder in einen traumlosen, tiefen Schlaf gesunken.

Kapitel 4

Ich war in einer Wüste. Hoch über mir stand die Sonne und wärmte mich. Ich lag im weichen Wüstensand und fühlte mich warm und geborgen... nun, so warm müsste die Sonne jetzt auch nicht scheinen, langsam wurde es mir zu heiß. Als ich die Hitze nicht mehr aushalten konnte sprang ich ein wenig panisch auf und blickte um mich. Dort, in der Ferne konnte ich einen kleinen dunklen Fleck erkennen...vielleicht eine Oase...mit Schatten und Wasser... ich fing an zu laufen, kurz darauf rannte ich,so schnell wie noch nie, doch der dunkle Fleck kam einfach nicht näher. Ich lief und lief und kam trotzdem nicht von der stelle. Ich war verzweifelt... als ich ich auf einmal eine Stimme hörte, die wie von weit weg klang. Sie rief meinen Namen. Und sie wurde immer lauter und lauter...bis ich aufwachte und direkt in das Gesicht von Lucian schaute der mich besorgt ansah. Außerdem hatte er mich an den Schultern gepackt und schüttelte mich, während er weiter meinen Namen rief. Ich öffnete den Mund und stöhnte, wollte ihm signalisieren das ich wach war aber er hatte es schon bemerkt und mich losgelassen. Er schaute mich noch einmal an dann wirbelte er herum und verschwand aus meinem Zimmer. Ich verstand nicht wieso er auf einmal so schnell gegangen war aber dieser Gedanke wurde unterbrochen als mir etwas schlagartig klarwurde; es war schon wieder Morgen, dass konnte ich am Licht erkennen, also schlief ich schon seit zwei tagen bei einem Fremden. Meine Mutter machte sich doch höllische Sorgen. Mich durchfuhr es eiskalt; was, wenn sie sich vor lauter Sorge noch mal selbst verletzte und diesmal niemand da war um sie zu retten?.Heute müsste Mittwoch sein, da arbeitete Sam den ganzen Tag. Vor lauter Angst bildete sich in meinen Magen ein Eisklumpen. Ich musste etwas unternehmen, ich konnte mich hier nicht einfach so aufdrängen. Entschlossen etwas zu tun strampelte ich die Decke weg und schwang die Beine aus dem Bett. Erleichtert kaum noch Schmerzen zu haben versuchte ich aufzustehen. Mir wurde kurz schwarz vor Augen und ich hielt mich am Bettpfosten fest aber dann ging es. Ich schwankte zur Tür wobei ich feststellte das ich ein schönes himmelblaues Nachthemd trug das aber nicht wirklich viel bedeckte. Wenn jetzt die Tür zugeschlossen wäre würde ich einen hysterischen Anfall bekommen, aber nein, sie schwang so einfach auf, dass ich umkippte und der Länge nach auf dem Boden landete. Mein Sturz wurde ein wenig von einem flauschigen Teppich abgefangen der auch mein schmerzerfülltes Keuchen dämpfte. Ich blieb einen kurzen Moment liegen hatte kurz ein wenig Selbstmitleid mit mir aber dann drehte ich mich auf den Rücken, rappelte mich auf und zog mein Nachthemd in eine einigermaßen anständige Position. Das Hinfallen und wieder Aufstehen hatte mich ziemlich angestrengt denn ich atmete schwer und mir war etwas schwindelig. Aber ich straffte mich und der Gedanke an meine Mutter trieb mich voran. Ich quälte mich einen langen gang entlang . Mein Gesicht brannte wieder und in meinem Kopf hämmerte es. Ich fühlte mich wie nach einem Marathon, wie gefoltert. An der Ecke bog ich nach links und stieß gegen etwas Hartes . Ich wäre einfach zusammengebrochen hätten sich nicht zwei starke Arme um mich geschlungen. Dan wurde mir auch klar das ich nicht gegen Etwas sondern gegen jemanden gelaufen war. Und als ich die Stimme hörte wusste ich auch gegen wen ;“ Huch, was machst du denn hier? Du solltest doch im Bett liegen. Du bist doch vollkommen erschöpft...“ Es war der Junge mit den sanften Augen. Lucian. „Meine Mutter...“konnte ich noch murmeln bevor ich in heftiges Schluchzen ausbrach. Hätte er mich nicht noch fester an sich gezogen läge ich inzwischen auf dem Boden. Ich presste mein Gesicht gegen seine Brust und horchte seinem Herzschlag während er wieder anfing mit dem beruhigenden Zeug. Jetzt erkannte ich auch das Lucian ein Lied summte. Er war warm und ich nahm diese Wärme in mich auf. Diese Wärme und sein gesummtes Lied vertrieb einen Teil der Kälte in mir. „ Alles gut. Deine Mutter ist in Sicherheit, sie ist auch hier. Es geht ihr gut. Im Gegensatz zu dir. Hast du denn Hunger?“ sagte er zu mir als ich mich ein bisschen beruhigt hatte. Ich überlegte. Schließlich nickte ich schwach. Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen in diesem Moment laut. Ich spürte wie sich mein eh schon schmerzendes Gesicht erhitzte und kurz schämte ich mich. Ich sah vermutlich aus wie eine Tomate und noch dazu hatte ich diesen lächerlichen Fetzen von einem Nachthemd an. Doch als ich sah wie er mich nur erheitert angrinste musste ich einfach zurück grinsen was ich in der gleichen Sekunde wieder bereute. Das erinnerte mich wieder an den Vorfall in der Schule und mir schossen tausende Fragen durch denn Kopf. Lucian schien das zu bemerken also stellte ich die Erstbesten ; „ Was ist am Montag mit mir passiert ? Wie bin ich dem Typ entkommen ? Und wer ist diese grausame Mädchen ? WAS bin ich ??“ Ich erschauderte und wurde immer verzweifelter doch als ich wieder anfangen wollte Lucian mit fragen zu bombardieren unterbrach er mich . „Pssst ich bring dich jetzt erstmal runter zum Esszimmer, dann isst du was und dann beantworte ich dir deine Fragen.“ Ich war einverstanden aber als ich mich von ihm löste und losgehen wollte knickten meine Knie ein. Er sah das und hob mich kurzerhand hoch und trug mich um die Ecke und eine Treppe hinunter. Ich protestierte schwach aber inzwischen hatte ich mörderischen Hunger also ließ ich mir das gefallen solang ich nur bald was zu Essen bekam. Dann kamen wir zu einer Tür und er setzte mich ab, hielt mich aber mit einem Arm umschlungen und somit auch aufrecht. Mit der anderen öffnete er die Tür.

Kapitel 5

Acht Augenpaare waren auf mich gerichtet. Ich erschrak und wollte mich schon umdrehen und flüchten aber Lucian schob mich entschlossen durch die Tür. „ Alles okay, das sind meine Freunde“ also blieb mir keine anderer Wahl als mir von ihm auf einen Stuhl helfen zu lassen. Er machte sich an einer kleinen Kochzeile zu schaffen und ich nahm währenddessen die anderen in Augenschein. Sie alle saßen um einen runden Holztisch herum, mein Stuhl stand ein wenig abseits an einer Art Bar. Also einmal war da diese Mädchen mit den schwarzen Haaren, die mich an schimmernde Rabenfedern erinnerte, und den glitzernden grünen Augen. Es schaute mich gelassen an und lächelte mich schüchtern an. Schwach lächelte ich zurück. Ich mochte sie auf Anhieb. Dann waren da noch vier Jungen. Einer davon war riesig und sehr massig und in einer kurzen Schreckenssekunde dachte ich es wäre der Typ der mich geschlagen hatte. Dann fiel mir ein das der Schlägertyp schwarze Haare gehabt hatte aber der Junge hier hatte braun blondes lockiges Haar. Er hatte blitzende graue Augen aus denen eine Menge Humor sprach. Er grinste mich ein wenig anzüglich aber freundlich an was mir wieder klarmachte in was für einem lächerlichen Aufzug ich hier saß. Ich errötete erneut und war sehr dankbar, als das hübsche Mädchen aufsprang, kurz verschwand und mit einem dunkelgrünen, großen Bademantel wieder kam. Erleichtert zog ich ihn an und lächelte ihr dankbar zu. Dann betrachte ich den Rest. Der eine Junge war dünn und ein wenig längere dunkle, rötlich schimmernde Haare. Er war ein wenig älter als die anderen und er betrachtet mich nachdenklich. Doch als ich ihn zögerlich anlächelte lächelte er warm zurück. Dann war da noch ein unscheinbarer Junge mit hellbraunen Haaren die ihm die ganze Zeit in die sanften grün-braunen Augen fielen. Er war deutlich jünger als der Rest. Der Letzte war groß, kräftig gebaut aber nicht so massig wie der der mich angegrinst hatte. Doch mein Blick wurde von etwas anderem in seinem Gesicht angezogen; sein ganzen Gesicht wurde von wulstigen Narben durchzogen. Er hatte früher bestimmt mal gut ausgesehen aber jetzt war er einfach nur furchteinflößend . Er hatte weizenblonde Haare die ihm fast bis auf die Schultern fielen, dunkelbraune Augen und er blickte abweisend . Er lächelte auch nicht zurück was mich ein wenig verunsicherte aber bevor ich etwas Dummes machen konnte kam Lucian mit einem voll beladenen Teller zu mir. Als ich den köstlichen Duft wahrnahm gab es kein Halten mehr. Ich stürzte mich nur so darauf, ohne Rücksicht auf meinen schmerzenden Kiefer. Hinter mir hörte ich leises Lachen aber das war im Moment egal. Als der Teller leer war war auch schon Lucian zur Stelle und tauschten den leeren Teller gegen einen Vollen aus den ich genauso schnell verschlang wie den Ersten. So ging das weiter bis ich endlich satt war. Erst dann wurde ich mir bewusst das ich vermutlich wie der letzte Vielfraß wirken musste und schämte mich kurz. Ich drehte mich zu den andren um zu denen sich auch Lucian gesellt hatte. Sie unterhielten sich leise aber als sie bemerkten das ich endlich fertig war drehten die köpfe sich wieder zu mir. Lucian stand auf und räumte die Überreste meiner Fressattacke weg. Ich senkte den Kopf und ließ mir die Haare ein wenig ins Gesicht fallen. Doch als ich Lucian's stimme hörte hob ich denn Kopf wieder schnell und blickte zu ihm. Er fing an die anderen vorzustellen ;“mich kennst du ja schon. Der Große da drüben, das ist Yves. Er sieht beeindrucken aus, ist aber echt nett. Manchmal macht er dumme Bemerkungen, dann beachte ihn einfach nicht.“ „Hi, Kassia“ rief mir Yves über den gesamten Raum zu.“Nettes Nachthemd“ Ich musste grinsen. Lucian ging nicht darauf ein und fuhr fort mit seiner Vorstellrunde „ Der mit den dunklen Haaren, der Dünne dort drüben das ist Alec. Er ist 23 und somit der Älteste von uns. Neben dran, dass Mädchen mit den schwarzen Haaren ist Elisabeth. Nenn sie einfach Ellie. Der Typ links von ihr, mit den hellbraunen Haaren heißt Jack. Er ist der jüngste; er ist 14 Jahre alt. Und zu guter Letzt gibt es noch David, der mit den hellblonden Haaren. Er ist manchmal ein wenig unfreundlich aber loyal wie kein Anderer „ schloss Lucian seine Aufzählung.schüchtern lächelte ich alle noch ,einmal an bevor ich mich wieder an Lucian wandte und ihn fragend anschaute. Er nickte „ Zu deinen Fragen as ist alles eine sehr komplizierte Geschichte. Ich fange mal am besten ganz am Anfang an. Vor tausenden von Jahren kam einmal ein Komet hinunter und mit ihm ein Wesen. Wir vermuten es war so was wie ein gefallener Gott .Er war strahlend schön aber unfassbar grausam und böse. Eine Frau die mit ihrem Indianerstamm dort in der Nähe wohnte kam herbei, um zu schauen was passiert war . Das Wesen , wir nennen ihn Isseria nahm diese Frau als seine Sklavin. Ihr Name war Olis und sie war die sanfteste Frau die es jemals gab. Doch er vergewaltigte sie viele, viele Male und als sie seine Kinder bekam, waren es Mischwesen mit einem abgrundtief bösem und einen sanften, hellen teil. Diese Kreaturen lagen mit sich selbst im argen, denn beide Persönlichkeiten verlangten verschiedenes von ihnen. Das wiederholte Isseria viele Male mit anderen Frauen aber seine Hauptgeliebte war Olis. Und Olis war es die ihn für immer verbannte. Wir wissen nicht wie sie das schaffte . Jedenfalls sind wir Nachkommen dieser Kreaturen, entstanden aus bösartiger Schwärze gemischt mit dem freundlichen, sanften Licht von Olis. Auch wir haben eine Gute und eine bösartige Seite. Die bösartige Seite hat enorme Kräfte und sie kommt hervor wenn wir bedroht werden. Eines Tages bricht sie hervor, man weiß nie wann das passieren wird oder wen es treffen wird. Es gibt nur extrem wenige wie uns. Bei manchen kommt es früher bei manchen kommt es später. Bei mir kam es früh, so hatte ich Zeit und habe gelernt mit ihr umzugehen. Auch du kannst das lernen, denn du darfst nicht zulassen das die böse Seite von dir Besitz ergreift. Die Wandlung kommt plötzlich und schmerzhaft wie du in den vergangenen Tagen am eigenen Leib erlebt hast. Die dunkle Seite ist bei jedem von uns verschieden stark ausgeprägt und deine ist anscheinend besonders stark. Aber ich glaube an dich das du es schaffen wirst sie unter Kontrolle zu bringen. Wir selbst nennen uns übrigens Heloiden, was so viel wie Nachkommen heißt. Ich weiß das wird dich im Moment alles überfordert aber das wird schon.“ Ja das überforderte mich definitiv und ich fragte entgeistert das Erste was mir in den Sinn kam ;“was ist Montags passiert, was habe ich mit diesem Typen gemacht ?“ Ich war vollkommen entsetzt, angeekelt von mir selbst. Lucian, der so verdammt verständnisvolle Lucian kam zu mir herüber, stellte sich dicht vor mir und nahm meine Hände. Sie verschwanden fast in seinen und ich kam nicht umhin zu bemerken wie perfekt meine in seine passten . Hinter ihm räusperte sich jemand aber wir ignorierten das. „Ich kam rechtzeitig um das Schlimmste zu verhindern. Der Typ lebt, obwohl er einiges mehr als nur ein bisschen Prügel verdient hätte“ knurrte er grimmig“ Aber er wird noch eine Weile an seinen Verletzungen haben. Kurz danach bist du bewusstlos geworden und ich hab dich hier her gebracht. Ich hab gleich noch jemanden losgeschickt im deine Mutter zu holen weil mir klar war das du dir Sorgen machen würdest. „ Eine Welle der Erleichterung durchrollte mich. Für einen kurzen grausamen Moment hatte ich geglaubt jemanden umgebracht zu haben. Ich erschauderte. Allein der Gedanke daran war schrecklich. Doch ich war immer noch vollkommen überwältigt von dem was Lucian mir gerade erklärt hatte und ich erinnerte mich an den Moment kurz bevor meine Erinnerungen endeten, als ich mich unbesiegbar fühlte und an meine Sinne scharf waren wie ein Messer. Die Erinnerung beflügelten mich und machten es mir einfacher mit dem Unglaublichen klarzukommen. Ich schlussfolgerte...“ Ich bin so was wie eine Halbgöttin ?!?“Ja, so könnte man es nennen“ antwortet mit Alec. Er hatte eine unglaublich verlässliche und freundlich Ausstrahlung. So stellte ich mir einen großen Bruder vor. „Und wieso sollte ich stärker sein als ihr?“ machte ich weiter. Ich hatte noch so viele Fragen. Diesmal antwortet Jack und ich bekam langsam einen Eindruck davon wie eng sich hier alle standen. Ich fühlte mich wie ein Eindringling, wie das fünfte Rad am Wagen.“ Ich war auch dabei und habe gesehen wie du den Typ...“ wollte er erklären unterbrach sich aber als er Lucian blick bemerkte, der sehr deutlich sagte das er das nicht erzählen sollte „ Was?,“ rief ich aufgebracht“ Sagt mir die Wahrheit! Was hab ich gemacht?“ Lucian räusperte sich und es flogen Blicke kreuz und quer über den Tisch. Musste sie mich den auch so deutlich ausgrenzen? Ich spürte einen leichten Anflug der brennenden Wut, die ich am Montag verspürt hatte in meinem Magen aufsteigen und quiekte erschrocken auf. Na toll, konnte ich nicht mal still sein, jetzt hatte ich wieder sämtlich Aufmerksamkeit. Dann geschah etwas Merkwürdiges. Elisabeth kam zu mir herüber und umarmte mich fest. Gerührt von dieser plötzlichen Freundlichkeit zog sich die Wut komplett und ich beruhigte mich. Über ihrer Schulter begegnete ich Lucian's besorgten Blick. Er hatte verstanden was gerade in mir vorgegangen war und es besorgte ihn zutiefst. Wahrscheinlich hatte er Angst vor meinen dunklen Seite. Na, da waren wir ja schon mal zu zweit. Dann richtete sich meine Aufmerksamkeit wieder auf Elisabeth, als sie anfing zu sprechen. Sie hatte eine Stimme, hell und klar wie der Morgentau af den wiesen in meinem Traum und sie blickte mich aus riesigen grünen Augen ernst an. Sie hatte wahnsinnige Wimpern fiel mir auf. Dann drang zu mir durch was sie gesagt hatte „ Ich werde ehrlich zu dir sein, egal was Lucian davon hält. Von mir wirst du immer kompromisslos die Wahrheit erfahren. Ich werde dich nicht schonen. Ich mag dich jetzt schon aber du musst die Wahrheit wissen. Du bist unglaublich stark, du hast diesen Mann wie eine Puppe durch eine Wand geschleudert und dann hat sich praktisch im gleichen Moment eine deiner Gaben offenbart, was es ungefähr so oft gibt wie einen lila Bären. Du bist in Flammen aufgegangen und hast die halbe Schule in Brand gesetzt. Lucian und die anderen konnten das Schlimmste verhindern aber Kassia, bitte, wenn deine dunkle Seite dich ergreift bist du gefährlich für uns alle. Versprich mir das du alles versuchen wirst die Kontrolle darüber zu erlernen, denn ich weiß das in dir noch viel mehr steckt.“

Kapitel 6

Ich spürte wie meine Knie nachgaben. Es brach Hektik aus und im nächsten Sekundenbruchteil war Lucian bei mir, fing mich auf und hob mich hoch. Ich konnte nicht mal weinen, ich war einfach entsetzt von mir selber. Ich kannte mich nicht selbst mehr, nicht mehr die alte Kassia, ein bisschen schüchtern aber in Grunde genommen ziemlich normal. Diese Kassia war am Montag gestorben. Übrig geblieben war ein Monster. Die anderen nannten es Heloiden, für mich war ich schlichtweg ein Monster. Ich wimmerte und mein ganzer Körper wurde von einem heftigen Zittern erfasst, dass meine Zähne aufeinander schlugen. Ich fühlte mich wie weit weg, alles wurde unwirklich. Wie konnte mich diese einfachen Sätze so außer Gefechte setzte ? Schon wieder stieg in mir Wut hoch. Ich erschrak und versuchte sie zu unterdrücken doch ich bemerkte das es unmöglich war. Ich fühlte meine Haut heiß werden. Auch Lucian spürte es und ließ mich vorsichtig los nachdem er mich hingestellt hatte. Meine Wut richtete sich nicht gegen irgendeine Person in diesem Raum, einzig und allein gegen mich. Ich betrachtete entzückt meine Hände. Um sie züngelten hellorangene
Flammen. Ich bemerke verwundert das mein Entsetzen und meine Angst vollkommen verschwunden waren. Nichts war übrig, außer dieser grausamen, alles umfassenden Wut. Ich musste hier weg. Ich spürte das deutlich. Das war der einzige deutliche Gedanken den ich fassen konnte. Ich verstand das und durch meine Kopf hallten Elisabeths Worte..“ du bist gefährlich für uns alle“ Ich stieß Lucian weg, der immer noch vor mir stand, stürzte aus dem Raum und rannte kopflos den Gang entlang, bog mal rechts, mal links ab, als plötzlich neben mir eine Person erschien. Mich durchfuhr unglaublicher Hass, nichts konnte mich mehr halten, doch ich erstarrte als ich das Gesicht erkannte. Es war Alec. Er sprach mit ruhiger, bestimmter Stimme doch auch er hatte Angst. Ich konnte es riechen. „ Lauf nach rechts dann geradeaus und dann durch die Tür. Draußen ist ein Teich.“ Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte rannte ich los, befolgte seinen Anweisungen, das Einzige was noch fassbar war. Mein Blickfeld wurde schon von einem züngelnden Rot eingerahmt. Ich wusste das ich mich beeilen musste sonst wären all die Menschen in diesem Haus in Gefahr. Ich musst es nur nach Draußen schaffen, denn ich wusste instinktiv das der Teich, das Wasser, dass unerträglich heiße Feuer in mir löschen konnte. Die unglaublich Kraft die in mir rot pulsierte drohte schon meine Haut zu sprengen als vor mir auf einmal eine Tür auftauchte. Ich riss sie auf, stürzte nach draußen, griff auf meine letzten Reserven zu und schleppte mich das letzte Stück zum Teich und schon wurde ich von der schmeichelnden Kühle des Wassers empfangen. Ich seufzte erleichtert auf, ich hatte es geschafft. Ich sank immer tiefer in die Kühle und langsam wurde das Feuer in mir kleiner und kleiner bis es erlosch. Ich verlor das Bewusstsein.
Leider kam ich viel zu schnell wieder zu mir. Ich hörte eine Stimme, vermutlich Lucian. Sie rief meinen Namen. Als Nächstes bemerkte ich den Schmerz. Meine ganz Haut brannte . Ich lag anscheinend in ziemlich heißem Wasser. Ja, ich erinnerte mich, ich war in den Teich gesprungen damit das Feuer in mir gelöscht wurde. Ich wollte Lucian und den anderen zurufen das es mir gut ging doch ich konnte nicht sprechen. Geschweige denn mich bewegen. Also lag ich da starr und stumm als mich kühle Hände berührten meine Gesicht anfassten und mich dann hochhoben. Überall dort wo mich die Hände berührt hatten wurde der Schmerz kleiner. Ach, ich hatte es echt satt verletzt oder bewusstlos zu sein. Das war mir in den vergangene Tagen schon definitiv zu oft passiert.


Kapitel 7

Ich hatte Durst. Viel Durst, denn irgendwie dörrte mich die Feuersache ganz schon aus. Anscheinen war ich nicht lang bewusstlos gewesen, denn ich lag immer noch in Lucian's Armen, der mich irgendwohin trug. Ich krächzte, schlug die Augen auf und versuchte ihm zu signalisieren das ich wach war und abgesetzt werden wollte. „Lass mich runter, mir geht’s gut“ wollte ich sagen aber ich lallte total so das vermutlich so was wie „lalalass miscchh runtaa, miar geehts guud.“ dabei raus kam. Lucian blickte mich besorgt an, kam meiner Bitte aber nach. Ich schwankte ein wenig aber mit Lucian's Hilfe konnte ich stehen. Dann bemerkte ich meine Umgebung. Ich war in einem kleinen Garten, der vermutlich mal hübsch gewesen war aber jetzt war das Gras schwarz verbrannt und dort wo einmal ein Teich gewesen wa,r war nur noch ein schwarzes Loch. „Huch, schulligung, wolle nischt euerer scheene garatlen kupuut macheen“ brachte ich heraus und hoffte sie würden mich verstehen. Denn inzwischen standen alle fünf Freunde um mich und Lucian herum. Was war mit mir los? „ Sorry, diese Feuersache verwirrt sie anscheinend ein bisschen“ sagte Lucian verwirrt zu den anderen, doch Elisabeth unterbrach ihn „ Nein das Feuermachen schadet ihr nicht, hör auf dir Sorgen zu machen! Sie ist einfach nur vollkommen ausgetrocknet. Anscheinend hat sie nich tnur unseren Garten verbrannt sondern auch sämtliches Wasser in ihrem Körper. Bring sie rein und gib ihr einfach viel Wasser, dann wird das schon. Mit Lucian's Hilfe schwankte ich also zurück ins haus und versuchte die Spuren des Feuers an den Wänden und am Boden auszublenden. In der Küche angekommen, hob mich Lucian hoch und setzte mich auf den Tisch. Dann verschwand er kurz und ich blickte in das Gesicht von Ellie. „du hast soo schöne Augen, alle sechs“ murmelte ich und hörte erheitertes Lachen. Dann war Lucian wieder mit vier 1-liter Flaschen zurück .Ich stürzte sie alle und noch zwei weitere herunter. Langsam kam ich wieder zu mir und jetzt kam mir mein verhalten von gerade eben hochgradig lächerlich und peinlich vor. Beschämt schaute ich Lucian an, der mich liebevoll lächelnd ansah. Als er jedoch bemerkte das ich seinen Blick gesehen hatte verhärtete sich seine Miene und er wandte sich ab. Er fing an zu sprechen, mit einer harten und neutralen Stimme „Kassia muss lernen mit ihrer enormen Kraft umzugehen. Ich bin dafür das wir morgen damit anfangen, je früher desto besser. Wir werden alle unseren Teil dazu beitragen. Ich übernehme die Gedankensache, David lehrt sie ein wenig den Nahkampf, denn ich habe so eine Ahnung das sie sie bald brauchen wird. Die Sachen mit dem Mädchen beunruhigt mich und ich möchte nicht das einem von uns etwas zustößt. Und Elisabeth du versuchst ihre weiteren Gaben herauszuarbeiten und ihre Feuergabe zu verbessern. Aber jetzt Kassia,“ er drehte sich zu mir um“ Gehst du besser wieder schlafen denn morgen wirst du deine gesamte Energie brauchen.“ Zustimmendes Gemurmel erhob sich und auch ich murmelte ein „ja, ist okay“. Ich war wirklich müde. Ellie kam zu mir herüber, half mir vom Tisch runter und stützte mich während ich mich zurück zu meinem Zimmer schleppte. Gott, mein Zimmer wie sich das anhörte als würde ich hier wohnen und wirklich dazugehören. Und eine kleine, böse Stimme flüsterte in meinem Kopf : Das wirst du auch nie, Kassia. Hier kennen sich alle schon viel länger und du bist eine Fremde.

Kapitel 8

Am nächsten Morgen wachte ich auf und war erleichtert keinen Albtraum gehabt zu haben. Ich stand auf und tappte zu einem großen Schrank in dem ich Anziehsachen vermutete. Ich hatte richtig vermutet. Der Schrank war randvoll mit verschiedenen Klamotten. Ich fragte mich wem sie gehörten aber da ich darauf keine Antwort wusste zerrte ich einfach ein Shirt und eine schöne Jeans raus, außerdem einen grünen Wollschal da ich ein wenig Halsschmerzen hatte. Mit den Sachen beladen lief ich zu der Tür, an der immer noch der Bademantel und das Handtuch hingen, schnappte mir beides und öffnete die Tür. Das Bad war eher klein aber schön. Der Boden war aus cremefarbenen Fliesen und es gab einen großen Spiegel, eine Badewanne und einen Dusche mit einem grünen Vorhang. Ich legte alles auf den Badewannenrand, zog das Nachthemd aus und stellte mich unter die Dusche. Minutenlang stand ich einfach nur da, ließ mich dem warmen Wasser berieseln und wusch den Dreck der vergangenen Tage ab. Meinen Haare waren vollkommen verzottelt aber mit Hilfe eines duftenden Shampoos schaffte ich es größtenteils sie zu entwirren. Als ich fertig war zog ich den Vorhang zur Seite und kletterte aus der Dusche. Ich hatte ziemlich heiß geduscht, so war das Badezimmer mit Wasserdampf gefüllt und der Spiegel war komplett beschlagen. Ich wusste, das ich schrecklich aussah aber ich überwand mich, wischte entschlossen mit einem Handtuchzipfel über den Spiegel und blickte geradewegs hinein. Ich stöhnte entsetzt auf. Mein komplette linke Gesichtshälfte war grünlich blau verfärbt, mein linkes Auge noch leicht angeschwollen. Außerdem hatte ich einen fiesen Kratzer am Hals. Wie der dahin gekommen war wusste ich nicht. Meine Haare sahen aus wie ein Haufen Stroh, standen in alle Richtungen ab. Ich schreckte zusammen als es plötzlich an der Tür klopfte „ Alles okay Kassy?“ hörte ich Lucian von draußen rufen, anscheinend hatte er mich stöhnen gehört. „ Ja, alles okay, ich hab mich nur gerade zum ersten mal im Spiegel gesehen“ rief ich zurück. Ich hörte ihn lachen und wie sich seine Schritte entfernten. Er hatte mich Kassy genannt... das gab mir ein Gefühl der Zugehörigkeit, es gefiel mir das er mir einen Spitznamen gegeben hatte. Eine wohlige Wärme breitet sich in mir aus. Lucian gefiel mir. Er war so sanft, ich mochte seine Augen, sein schönes Gesicht... ich seufzte. Ich durfte mich jetzt nicht Schwärmereien verlieren, dass würde alles nur noch komplizierter machen. Ich hatte noch genug anderes zu tun bei dem meine komplette Aufmerksamkeit benötigt sein würde.
Als ich es geschafft hatte das ich wieder ansatzweise wie ein Mensch aussah und mich angezogen hatte ging ich runter zur Küche. Das war der einzige Raum in diesem Haus den ich kannte. Ich wusste ja nicht mal wo diese Haus stand. Ich begann mich zu fragen ob ich überhaupt noch in London war als ich Jacks Stimme hinter mir hörte. Ich war anscheinend mitten im Gang stehen geblieben. Gedankenverloren. „ Komm, ich zeig dir den Weg in die Küche“ meinte er freundlich zu mir. Er erinnerte mich irgendwie an einen kleinen Welpen mit seinen sanften treuen Augen und dem verwuschelten hellbraunen Haar. Ich bedankte mich und lief hinter ihm her bis zur Küche, dort wartete schon Elisabeth auf mich. „ Jetzt frühstück erstmal was, dann fangen wir an. Lucian ist im Moment noch beschäftigt aber bis du satt bist ist er bestimmt schon fertig. Dann könnt ihr anfangen mit der Kontrollerlernung. Komm schon steh nicht rum oder willst du Wurzeln schlagen? Setz dich“ Sie grinste mich an und ich konnte nicht anders als ihr zuzulächeln. Ich kannte sie kaum aber schon mochte ich sie. In mir keimte eine kleine Hoffnung auf. Vielleicht würden wir ja Freundinnen werden. Ich hatte nie einen beste Freundin gehabt. Doch einmal, in der Grundschule. Sie hieß Emily und auch wir verstanden uns vom ersten Moment an. Doch schon drei Wochen nach unserer ersten Begegnung hatte sie einen Unfall. Sie starb an schweren Kopfverletzungen. Für mich brach damals eine Welt zusammen. Seitdem war ich keine engeren Freundschaften mehr eingegangen, aus Angst diese Menschen wieder zu verlieren. Aber wenn ich jetzt Ellie, so nett lächelnd vor mir sitzen sah kann ich nicht anders als es nochmal zu versuchen, also setzte ich mich und betrachtete den reichlich gedeckten Tisch. Es gab alles was ich jemals wollen können würde. Ich probierte von allem ein bisschen und merkte schnell das ich fast so viel Hunger hatte wie gestern Abend. Ich schlang also so viel runter wie ich vermutlich in den letzten zwei Wochen insgesamt nicht gegessen hatte. Nachdem ich satt war blickte ich mich um. Während ich gegessen hatte hatte sich der Raum langsam gefüllt: Neben mir saß Alec, der jetzt eben falls frühstückte und mir gegenüber saß David. Dann stürzte ein etwas gestresster Lucian herein, schnappte sich einen Apfel und winkte mir zu, ich sollte mitkommen. Ich stand auf und lief ihm hinterher. Er führte mich durch das Haus während er mir gleichzeitig erklärte wo welche Zimmer waren und seinen Apfel aß. Jetzt wusste ich auch wo ich ihn finden konnte. Er hatte ein Art Büro und ein Zimmer in dem er wohnte. Ich fragte mich für was er das Büro brauchte.Wir gingen eine Treppe hinunter und kamen in einem kahlen grauen Gang an. Am Ende dieses Ganges war eine Stahltür. Zu der gingen wir und Lucian hielt sie mir auf. Staunend betrat ich den dahinter liegenden Raum.
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fantasy, götter, liebe

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