Die Welle

[Thing]

oder Der Tsunami

Aufgetriebne Leiber
zu Tausenden am Strand.
Namenlos und unerkannt.
Kein Amt und keine Schreiber.
Tsunami hat sie gleichgenannt:
Tote.
Väter, Mütter, Kinder.
Arme, Reiche, Gute, Sünder.
Tote.

Von einer Welle zuschandegeritten.
Gerissen von Dächern, von Bäumen,
von Händen. Entglitten den Träumen.
Aufgetürmte Leichen inmitten
der Trümmer.

Die Toten.

Nichts schlimmer als dieser Gestank,
die Fliegen, die Maden. Der Dreck.
Global nur ein winziger Schreck
für vier Wochen. Vorbei.

Ein Star der Szene wird magenkrank.
Da sind die Toten schon einerlei.

Die Toten.

14. Oktober 2015

[urluberlu]

hallo thing
ich hoffte, heute abend noch ein gutes gedicht zu lesen, und als ich schon verzweifeln wollte, stiess ich nochmals auf das hier.
ich verzichte auf detailkritisches nörgeln und weise nur darauf hin, dass hier ein paar tausend tote mit mehr kreativer zärtlichkeit in den arm genommen werden als alle nachtfreundinnen und trauerklösse es je schaffen würden.
wenn ich so sehe, was du alles in den grünen kleehimmel lobst, wage ich kaum zu hoffen, dass dir dein text hier ebenso gefällt wie mir.
gute nacht
url

[Thing]

ich lese, staune und danke artig.
Wie Du weißt, war dieser Text eine reflexartige Replik auf einen unsäglich banalen Text einer hochgelobten und schmerzlich vermissten Userin.
Normalerweise ist dies nicht mein Schreibstil.
Da müssen schon Wut, Zorn oder Trauer im Spiel sein.

Thing