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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 21.04.2024, 16:48   #1
weiblich Inka
 
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Standard Das waren noch Zeiten....

...als ich kein Teenager war, nur irgend so ein „Backfisch“.
Keiner striptease-table sagte, sondern Ausziehtisch.
Ich nicht in der City lebte, aber ganz bestimmt in einer Stadt.
Niemand sich „down“ fühlte, eher müde oder matt.
Einen Hit nannte man „Gassenhauer“. Wegen „changing of“ bin ich sauer.
An einer Haustür stand: just married - so weit haben wir uns verirrt.
Nicht jeder hat „auswärts“ gelernt, sei es eine Gisela oder ein Bernd.
Ich bin kein „Newcomer“, weder alt, noch neu.
Warum bleiben wir unserer schönen Sprache nicht treu?

(16.6.1996)
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Alt 21.04.2024, 18:42   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Niemand sich „down“ fühlte, eher müde oder matt.
Einen Hit nannte man „Gassenhauer“.
Liebe Inka,

uneingeschränkt kann ich deiner Aufzählung nicht zustimmen. Vor etwa 60 bis 70 Jahren sagte niemand, er fühle sich matt, sondern vielmehr, man sei "groggy", "platt" oder "malade". Ein "Hit" ist kein "Gassenhauer", sondern ein Spitzenschlager oder Erfolgsschlager, der Gassenhauer hingegen ein abwertender Begriff für ein abgedroschenes, oft derbes Lied, auch "Ohrwurm" genannt. Der "Backfisch" stammt vermutlich aus Studentenkreisen und leitet sich von einem lateinischen Begriff ab, absolut sicher ist das jedoch nicht.

Das Deutsche enthält seit jeher eine Menge Begriffe aus anderen Sprachen, z.B. aus dem Französischen, Italienischen, Griechischen, Lateinischen, Türkischen und Arabischen. An viele sind wir derart gewöhnt, dass sie uns nicht mehr als fremd auffallen, wie z.B. "Kaffee", "Algebra" oder "Alkoven" (alle arabisch), oder auch "Alibi" und "Gelatine" (beide lateinisch). "Tschüs", dialektisch auch "atschö, hat sich aus dem franzöischen "adieu" entwickelt. "Liter" kommt sehr wahrscheinlich aus dem Griechischen. Die Reihe der eingedeutschten Wörter ist Legion.

In anderen Sprachen finden solche Prozesse ebenfalls statt. Das American-English kennt Begriffe wie "Sauerkraut", "Kaffeeklatsch" und "Kindergarden", aber auch Kombinationen wie "rutsch over".

Was mir mehr Sorge bereitet als die Bereicherung der deutschen Sprache durch Wörter aus anderen Sprachen ist die derzeit stattfindende Verhunzung durch Begriffsverbote, Genderwahn, verstümmelte Grammatik und Editierung der klassischen Literatur, um sie in das Korsett einer spracherzieherischen, das Denken lenkende Niveau einer völlig bekloppten Ideologie zu zwängen. Wo bleibt der Aufschrei gegen diese Orwell'sche Neusprech(=Nichtsprech)-Diktatur?

LG
Ilka
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Alt 21.04.2024, 18:48   #3
männlich RichArt
 
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Finde ich sehr schön und würde ich so unterschreiben .

Ich finde es des Weiteren sehr schade, dass unsere unfassbar weitreichende Musikkultur so gut wie vergessen ist. Wir haben etliche alte und schöne Volkslieder, klassische Stücke und interessante philosophische Kabarette aus den Zwanzigern.
Zumindest wurde der deutsche Chorgesang als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Ich höre täglich deutsche Volkslieder, meist eben im Chorgesang und ich werde dieses Liedgut definitiv meinen späteren Kindern weitergeben.
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Alt 21.04.2024, 18:52   #4
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Zitat:
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Liebe Inka,

uneingeschränkt kann ich deiner Aufzählung nicht zustimmen. Vor etwa 60 bis 70 Jahren sagte niemand, er fühle sich matt, sondern vielmehr, man sei "groggy", "platt" oder "malade". Ein "Hit" ist kein "Gassenhauer", sondern ein Spitzenschlager oder Erfolgsschlager, der Gassenhauer hingegen ein abwertender Begriff für ein abgedroschenes, oft derbes Lied, auch "Ohrwurm" genannt. Der "Backfisch" stammt vermutlich aus Studentenkreisen und leitet sich von einem lateinischen Begriff ab, absolut sicher ist das jedoch nicht.

Das Deutsche enthält seit jeher eine Menge Begriffe aus anderen Sprachen, z.B. aus dem Französischen, Italienischen, Griechischen, Lateinischen, Türkischen und Arabischen. An viele sind wir derart gewöhnt, dass sie uns nicht mehr als fremd auffallen, wie z.B. "Kaffee", "Algebra" oder "Alkoven" (alle arabisch), oder auch "Alibi" und "Gelatine" (beide lateinisch). "Tschüs", dialektisch auch "atschö, hat sich aus dem franzöischen "adieu" entwickelt. "Liter" kommt sehr wahrscheinlich aus dem Griechischen. Die Reihe der eingedeutschten Wörter ist Legion.

In anderen Sprachen finden solche Prozesse ebenfalls statt. Das American-English kennt Begriffe wie "Sauerkraut", "Kaffeeklatsch" und "Kindergarden", aber auch Kombinationen wie "rutsch over".

Was mir mehr Sorge bereitet als die Bereicherung der deutschen Sprache durch Wörter aus anderen Sprachen ist die derzeit stattfindende Verhunzung durch Begriffsverbote, Genderwahn, verstümmelte Grammatik und Editierung der klassischen Literatur, um sie in das Korsett einer spracherzieherischen, das Denken lenkende Niveau einer völlig bekloppten Ideologie zu zwängen. Wo bleibt der Aufschrei gegen diese Orwell'sche Neusprech(=Nichtsprech)-Diktatur?

LG
Ilka
Zum Thema "Genderwahn" wollte ich vorhin auch ein Gedicht schreiben. Bin dann aber irgendwie abgerutscht. Ich überarbeite das noch einmal.
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Alt 21.04.2024, 19:00   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Zum Thema "Genderwahn" wollte ich vorhin auch ein Gedicht schreiben.
Kannst dabei mal überlegen, ob man "Backfisch" überhaupt noch sagen darf, denn er hat einen männlichen Artikel. Der "Teenager" allerdings auch. Kritisch, kritisch ...

Vielleicht "Backfisch:in"? Das wäre ein Verstoß gegen die amtliche Rechtschreibung.

Oder "Person:in mit pubertärem Hintergrund"? Gleiches Rechtschreibproblem.

"Humanoides Wesen im Stadium der Entwicklung zum Erwachsenen"? Da haben wir mit dem Erwachsenen aber wieder nur den männlichen Teil.

Hm ... eine ziemlich schwierige Angelegenheit.

Man sieht: Die Aufnahme fremder Wörter in unsere Sprache ist das geringere Problem. Das größere Problem ist die Unmöglichkeit, eine Sprache konsequent zu "gendern", was immer man damit ursprünglich gemeint haben mag. Wen wundert es: Die Sprache hat einen weiblichen Artikel, und Weiber waren schon immer - zumindest aus männlicher Sicht - schwer zu verstehen.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2024, 19:57   #6
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Man sieht: Die Aufnahme fremder Wörter in unsere Sprache ist das geringere Problem. Das größere Problem ist die Unmöglichkeit, eine Sprache konsequent zu "gendern", was immer man damit ursprünglich gemeint haben mag. Wen wundert es: Die Sprache hat einen weiblichen Artikel, und Weiber waren schon immer - zumindest aus männlicher Sicht - schwer zu verstehen.
Und vor Allem steht die Leugnung des generischen Maskulinums. In den alten Gedichten wird man keine weiblichen Berufsbezeichnungen finden. Ich finde es sogar dahingehend interessant, weil ich mit dem Gedanken aufgewachsen bin, dass Berufsbezeichnungen kein Geschlecht benennen. Sie haben das natürliche grammatische Geschlecht, dass NICHTS mit dem menschlichen Geschlecht zutun hat. Schließlich ist ein Tisch kein Mann und die Sonne ist keine Frau . Folglich habe ich immer "Erzieher, Lehrer, Tischler" für alle Personen gesagt und damit jeden Mensch mit eingeschlossen. Aber auf Grund des Genderwahns neigt man ja heutzutage sogar schon dazu, selbst den Kollegen und den Beamten zu gendern.... absolut peinlich.
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Alt 23.04.2024, 19:58   #7
weiblich Inka
 
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Liebe Ilka,

dazu möchte ich Folgendes sagen: ich stelle immer wieder fest, dass es doch zwischen Ost und West – sprich DDR und BDR – oft Unterschiede gab, auch bei der Sprache. Den Ausdruck „groggy“ hörte ich zum ersten Mal, als ich 1959 nach Mannheim übersiedelte.

Allerdings jammerten wir manchmal: ach, ich bin ja sooo ko. Bei Norddeutschen vernahm ich manchmal das Wort "down", aber vielleicht eher "daun" geschrieben"

Wenn man beispielsweise in Thüringen ganz normal die Wörter klauen, stehlen, mausen usw. verwendet, hat letzteres Wort in Mannheim eine ganz andere Bedeutung. Da musste ich tüchtig umlernen.

Teenager nannten wir uns in der DDR nicht, aber ich war gern ein „Backfisch“ (weil ich ihn auch gern esse ). Das Wort hatte ich vor allem sicher von meiner Mutter übernommen.

Die heiß begehrten Pettycoats gab es leider auch nicht zu kaufen (nur ganz normale Unterröcke), aber das war einer der ersten Kleidungsstücke, die ich mir in Mannheim leistete.

Einen „Gassenhauer“ hätte ich nie für abwertend gehalten. Was sagt Wikipedia ?

Gassenhauer steht für
die umgangssprachliche Bezeichnung für einen Hit im Sinne von „Bestseller“; ein populäres Lied, einen Schlager (also doch?)

Mir fällt immer wieder auf, dass bei meiner Lieblingssendung „Bares für Rares“ sich einige Verkäufer mit seltsamen Berufsbezeichnungen vorstellen, sodass Horst Lichter immer nachfragen muss. Peinlich.

Heute stellte sich eine Anbieterin vor mit: Aircraft Charter Broker ??? (ach so, sie vermietet Flugzeuge)

Neulich eine junge Frau: sie studiert Intermedia. Nachfrage vonseiten H. Lichter: und was kann später daraus werden? Antwort. Alles Mögliche. Aha.

Ich setze mal einen entsprechenden Link darunter
https://blog.supertext.ch/2015/06/he...hre-bedeutung/

LG von Inka
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