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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 26.07.2007, 20:36   #1
Lyrika
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 247

Standard Neid

Ist auch schon mindestens drei oder vier Jahre alt..doch egal, ich wollte es einfach mal posten:


Ich wünsche mir die Sonne
Dir ist das egal
Du bekommst die Sonne
Das ist für dich normal

Ich lebe nur im Regen
Auf mich regnet es herunter
Du hast ja die Sonne
Du bist ständig munter

Ich wünsche mir den Frühling
Mit Blumen und mit Blüten
Du bekommst den Frühling
Ich beginne laut zu wüten

Ich lebe nur im Winter
Es ist eisig kalt
Du hast ja den Frühling
Warm ist es bei dir bald

Ich sehn' mich nach dem Meer
Ich wollte es schon immer
Du bekommst das Meer
Mit seinem blauen Schimmer

Ich wünsche mir nun gar nichts
Denn wenn ich gar nichts kriege
Bekomm' ich irgendwann Mitleid
Das wäre dann mein Siege

Bald hab ich eine Blume
Doch du ein ganzes Feld
Bekomm' ich ein Stück Land
Dann kriegst du die ganze Welt

Ich wünsche mir den Tod
Denn du hast des Lebens Sinn
Und ich bekomme auch den Tod
Doch wer sagt dass ich glücklicher bin ?
Lyrika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 20:47   #2
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Standard RE: Neid

[quote]Original von Lyrika
Ist auch schon mindestens drei oder vier Jahre alt..doch egal, ich wollte es einfach mal posten:

Dann ist ja, denke ich, auch schärfere Kritik erlaubt.
Ich kann leider kaum ein gutes Haar an dem Gedicht lassen.
Positiv lässt sich allenfalls hervorheben, dass du die um eine Form bemüht hast.
Was aber negativ als erstes auffällt, ist die Monotonie, die sich von der ersten bis zur letzten Zeile durchzieht. Die kommt vor allem durch die ständige Wiederholung von Sätzen zustande, die mit "Du" plus Prädikat plus Objekt und "Ich" plus Prädikat plus Objekt aufgebaut sind.
Dann kommt hinzu, dass das Gedicht viel zu lang geraten ist, also auf die Hälfte kürzen tut es auch.
Sprachlich ist es auf aller einfachstem Niveau gehalten.
Metrisch ergeben sich Unstimmigkeiten.
Eine Pointe konnte ich nicht erkennen, aber das liegt vielleicht auch daran, dass auch ein gutwilliger Leser spätestens nach der 6. Strophe
eingeschlafen ist.
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 20:56   #3
Lyrika
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 247

Zitat:
Was aber negativ als erstes auffällt, ist die Monotonie, die sich von der ersten bis zur letzten Zeile durchzieht. Die kommt vor allem durch die ständige Wiederholung von Sätzen zustande, die mit "Du" plus Prädikat plus Objekt und "Ich" plus Prädikat plus Objekt aufgebaut sind.
Ja, aber genau die ist gewollt !

Mir ist klar, dass es Monoton wirkt und vor allem die ersten Strophen sehr ähnlich aufgebaut sind aber genau das soll den Überdruss wiederspiegeln, den das lyrische Ich erfährt, da es immer wieder ähnliche Erfahrungen machen muss.

Zitat:
Dann kommt hinzu, dass das Gedicht viel zu lang geraten ist, also auf die Hälfte kürzen tut es auch.
Ich finde, es ist eine normale Länge..nicht zu kurz, nicht zu lang.
Guck dir mal an was Goethe etc teilweise für lange Gedichte geschrieben haben, die haben manchmal seitenlange Gedichte geschrieben und manchmal auch Bücher damit gefüllt...also das hier ist bei mir so Durchschnittslänge.
Ich habe noch viele wesentlich längere Gedichte.


Zitat:
Sprachlich ist es auf aller einfachstem Niveau gehalten.
Ja stimmt. Ich persönlich arbeite eigentlich auch lieber mit verschnörkelter Sprache und bin eigentlich ein Gegner von zu einfachem Niveau.
Aber hier hab ich es einmal für angebracht gehalten..weil es soll gerade alltäglich rüberkommen.
Lyrika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 21:16   #4
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Zitat:
Original von Lyrika

Ja, aber genau die ist gewollt !

Mir ist klar, dass es Monoton wirkt und vor allem die ersten Strophen sehr ähnlich aufgebaut sind aber genau das soll den Überdruss wiederspiegeln, den das lyrische Ich erfährt, da es immer wieder ähnliche Erfahrungen machen muss.
Zum Problem wird es dann, wenn sich der Überdruss auf den Leser überträgt. Das kann ja nicht Ziel sein. Die Aufgabe bestünde darin, Monotonie so zu gestalten, dass der Leser trotzdem gefesselt wird.
Das ist hier leider nicht bewerkstelligt worden.

Zitat:
Ich finde, es ist eine normale Länge..nicht zu kurz, nicht zu lang.
Guck dir mal an was Goethe etc teilweise für lange Gedichte geschrieben haben, die haben manchmal seitenlange Gedichte geschrieben und manchmal auch Bücher damit gefüllt...also das hier ist bei mir so Durchschnittslänge.
Ich habe noch viele wesentlich längere Gedichte.
Ja, der Goethe...;-) Es ist Goethe ja auch nicht darum gegangen, Monotonie umzusetzen.
Das war ja, laut deiner Aussage, deine Intention. Dann sind aber solche Längen tödlich aus oben genanntem Grund.

Zitat:
Sprachlich ist es auf aller einfachstem Niveau gehalten.
Ja stimmt. Ich persönlich arbeite eigentlich auch lieber mit verschnörkelter Sprache und bin eigentlich ein Gegner von zu einfachem Niveau.
Aber hier hab ich es einmal für angebracht gehalten..weil es soll gerade alltäglich rüberkommen.[/quote]

Gegen eine alltägliche Sprache ist auch nichts einzuwenden.
Ein Problem ist die Kombination mit dem einförmigen Satzbau,,, also pro Vers immer S P O - beginnend meistens mit "Ich" und "Du"...

Interessanter wäre es, wenn du häufiger mit Enjambements arbeiten würdest, also einen Satz mal über drei oder vier Zeilen "ziehen" würdest - oder einmal das Objekt an den Anfang stellen würdest, um bestimmte Dinge hervorzuheben.

Ich will das mal an dieser Strophe zeigen:

Ich wünsche mir den Frühling
Mit Blumen und mit Blüten
Du bekommst den Frühling
Ich beginne laut zu wüten

Du möchtest ja eigentlich hervorheben, dass das "Du" den Frühling bekommt, nicht das Ich...
Syntaktisch müsstest du die Betonungsstellung wählen, also Objekt am Anfang:

Den Frühling bekommst DU ----statt---- Du bekommst den Frühling

Also im Zusammenhang:

Ich wünsche mir den Frühling
Mit Blumen und mit Blüten
Den Frühling bekommst Du
Ich beginne laut zu wüten

So finde ich viel schlüssiger und es entsteht auch keine unnötige Monotonie!
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 21:16   #5
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

Zitat:
Lyrika sagte:

Guck dir mal an was Goethe etc teilweise für lange Gedichte geschrieben haben,
Das, meine Gutste, sind aber fast ausschließlich Baladen oder anders geartete epische Gedichte gewesen. "Der Erlkönig", "Prometheus" von Goethe oder aber "John Maynard" von Theodor Fontane (das ist überhaupt das beste Beispiel dafür) erzählen alle eine Geschichte, anstatt nur eine Situation zu schildern.

Im Gegensatz zu Hefe kann ich deinem Gedicht ein gutes (nur minimal angeknackstes) Haar abgewinnen, und zwar diese vorletztige Strophe:

"Bald hab ich eine Blume
Doch du ein ganzes Feld
Bekomm' ich ein Stück Land
Dann kriegst du die ganze Welt"

Löst man sie aus dem Zusammenhang und betrachte sie einzeln (und entfernt das "Dann" im letzten Vers), ließe sich daraus richtig was machen. Zumindest hebt es sich vom Rest ab. Was das Übrige angeht, muss ich mich Hefe anschließen.

Gruß, Werther
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 21:19   #6
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530

Zitat:
Original von Werther
Zitat:
Lyrika sagte:

Guck dir mal an was Goethe etc teilweise für lange Gedichte geschrieben haben,
Das, meine Gutste, sind aber fast ausschließlich Baladen oder anders geartete epische Gedichte gewesen. "Der Erlkönig", "Prometheus" von Goethe oder aber "John Maynard" von Theodor Fontane (das ist überhaupt das beste Beispiel dafür) erzählen alle eine Geschichte, anstatt nur eine Situation zu schildern.

Im Gegensatz zu Hefe kann ich deinem Gedicht ein gutes (nur minimal angeknackstes) Haar abgewinnen, und zwar diese vorletztige Strophe:

"Bald hab ich eine Blume
Doch du ein ganzes Feld
Bekomm' ich ein Stück Land
Dann kriegst du die ganze Welt"


Löst man sie aus dem Zusammenhang und betrachte sie einzeln (und entfernt das "Dann" im letzten Vers), ließe sich daraus richtig was machen. Zumindest hebt es sich vom Rest ab. Was das Übrige angeht, muss ich mich Hefe anschließen.

Gruß, Werther


da haste dich vertan.
damit es nicht nur spam ist:
kritik folgt
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 21:27   #7
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

FATAL! Das war ein Mistgeschick, entstanden durch tägliche Irritation O.o

Zur Spamvorbeugung: Arno's Vorschlag finde ich akzeptabel. Eine solche Veränderung würde dem Gedicht wesentlich mehr Leben einhauchen.

Gruß, Werther
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 21:49   #8
Lyrika
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 247

Hier eine verbesserte Version:


Mein Wunsch nach Sonne
Ist dir egal
Du bekommst die Sonne
Das ist für dich normal

Ich lebe nur im Regen
Auf mich regnet es herunter
Du hast ja die Sonne
Du bist ständig munter

Ich wünsche mir den Frühling
Mit Blumen und mit Blüten
Den Frühling bekommst Du
Ich beginne laut zu wüten

Ich lebe nur im Winter
Es ist eisig kalt
Du hast ja den Frühling
Warm ist es bei dir bald

Ich sehn' mich nach dem Meer
Ich wollte es schon immer
Das Meer bekommst nur Du
Mit seinem blauen Schimmer

Nun will ich nichts
Denn wenn ich nichts kriege
Ist mir zumindest Mitleid sicher
Das wäre dann mein Siege

Bald hab ich eine Blume
Du ein ganzes Feld
Bekomm' ich ein Stück Land
Kriegst du die ganze Welt

Ich wünsche mir den Tod
Denn du hast des Lebens Sinn
Und ich bekomme auch den Tod
Doch wer sagt dass ich glücklicher bin ?
Lyrika ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 21:58   #9
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

@lyrika:
Mit den Änderungen liest es sich jetzt viel besser. Gefällt mir so.

Ich sehn' mich nach dem Meer
Ich wollte es schon immer
Das Meer bekommst nur Du
Mit seinem blauen Schimmer

Jetzt wird die Aussage, denke ich, viel klarer. Du hast jetzt auch als Stilmittel Chiasmen da drin, die die Aussage unterstützen. Wirkt so "kunstvoller" als vorher.
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
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