Ruf der Seele bei Poetry.de

rockstarr · 28.12.2011, 19:05

Ruf der Seele

Niemand war zu sehen. Er musste sich geirrt haben.
Schon lange nachdem die Türe geschlossen war,
hörte er weiter in die Stille hinein.
Doch schon bald überwand ihn in der Reizlosigkeit seiner Umwelt,
die Müdigkeit.

Diesmal war er sich so sicher gewesen.
Er hatte das Klopfen an der Türe geradezu mit seinem Körper gespürt.
Doch draußen war nur ein Schatten zu sehen.
Selbst nach einer langen Suche,
blieb seine Herkunft verborgen.

Er hoffte eine Antwort auf den Schatten zu finden,
als es wiederum an der Türe pochte.
Als er sie öffnete sah er eine dunkle Gestalt,
die ihn erwartungsvoll,
geradezu fordernd ansah.
„Wer bist du? Und was willst du?“
Die Gestalt zeigte weder eine Regung,
noch hörte man nur einen einzigen Laut,
den sie von sich gab.

Er fragte sich,
ob es richtig war einfach so die Türe zu schließen.
Doch wieso sollte er eine fremde Gestalt in sein Haus lassen,
die sich weder zu erkennen geben will,
noch seine Absichten erklärt.

Doch als er am nächsten Tag die Gestalt wieder vor seiner Tür erblickte,
war er fest entschlossen,
ohne Antwort auf seine Fragen,
der wundersamen Gestalt keinen Einlass zu gewähren.
„Ich will hinein zu dir“ sprach die Gestalt.
Er hatte mehrmals noch nachgefragt,
aber keine Antwort darauf bekommen,
wer sie denn nun sei.
So blieb die Türe für den unbekannten Gast,
ein weiteres Male geschlossen.

Erst als viele Jahre später durch eine schwere Krankheit,
sein Tod nah war,
klopfte es ein letztes Mal an seiner Tür.
Als er sie öffnete hing an ihr,
an einem Nagel befestigt,
ein Zettel, auf dem geschrieben stand:
„Ich bin deine Sehnsucht und ich war die Antwort auf deine Einsamkeit"

Ilka-Maria · 28.12.2011, 20:53

Erinnert mich an das Gedicht "Der törichte Jäger" von Gustav Falke. Zwar ist der Inhalt anders, das Ergebnis aber das gleiche, nämlich ein verpaßtes Leben.

Gut geschrieben. Vor allem ist das Ende für mich insofern schlüssig, daß der Betroffene beim nahenden Tod nur noch einen Zettel an der Tür vorfindet. Es ist schlicht und einfach zu spät, den Besucher einzulassen, also gibt dieser sein Begehren auf.

Kurz gesagt: Auf dem Zettel steht des Sterbenden Testment seiner selbstgeschaffenen Verdammnis.

Thing · 28.12.2011, 21:10

statt seine Herkunft bitte ändern in ihre Herkunft.

Ansonsten, rockstarr, ein faszinierendes Gedicht, das mich zwang, 2 x zu lesen.
Selten, aber hier:
Steigerung am Gedichtende.

Thing
mit
Halli Hallo!

rockstarr · 29.12.2011, 01:33

Wo kann man seine Texte noch ändern?

Ex-WUI · 29.12.2011, 02:20

Wow.

Das Flasht mich echt. Das ist... einfach absolut spitze.

Du hast gute Ideen, lieber Rockstarr. Befände sich ein Hut auf meinem Kopf, hätte ich ihn spätestens jetzt abgenommen.

Deine Beiträge können auch nach drei Stunden noch geändert werden, in dem du rechts unter dem jeweiligen Gedicht oder deiner Geschichte auf "melden" klickst. Dann schilderst du kurz und freundlich dein Anliegen. Am besten so, dass Rene nicht allzu lange nach der Stelle suchen muss, die du verändern möchtest. Plane ein wenig Zeit ein, denn er muss viele Korrekturen vornehmen, wird sich aber bestimmt deinem Anliegen widmen.

Ganz liebe Grüße
Die Irre

28.12.2011, 19:05	#1
rockstarr Dabei seit: 12/2011 Ort: Köln Alter: 35 Beiträge: 15 Meine Geschichten	Ruf der Seele Ruf der Seele Niemand war zu sehen. Er musste sich geirrt haben. Schon lange nachdem die Türe geschlossen war, hörte er weiter in die Stille hinein. Doch schon bald überwand ihn in der Reizlosigkeit seiner Umwelt, die Müdigkeit. Diesmal war er sich so sicher gewesen. Er hatte das Klopfen an der Türe geradezu mit seinem Körper gespürt. Doch draußen war nur ein Schatten zu sehen. Selbst nach einer langen Suche, blieb seine Herkunft verborgen. Er hoffte eine Antwort auf den Schatten zu finden, als es wiederum an der Türe pochte. Als er sie öffnete sah er eine dunkle Gestalt, die ihn erwartungsvoll, geradezu fordernd ansah. „Wer bist du? Und was willst du?“ Die Gestalt zeigte weder eine Regung, noch hörte man nur einen einzigen Laut, den sie von sich gab. Er fragte sich, ob es richtig war einfach so die Türe zu schließen. Doch wieso sollte er eine fremde Gestalt in sein Haus lassen, die sich weder zu erkennen geben will, noch seine Absichten erklärt. Doch als er am nächsten Tag die Gestalt wieder vor seiner Tür erblickte, war er fest entschlossen, ohne Antwort auf seine Fragen, der wundersamen Gestalt keinen Einlass zu gewähren. „Ich will hinein zu dir“ sprach die Gestalt. Er hatte mehrmals noch nachgefragt, aber keine Antwort darauf bekommen, wer sie denn nun sei. So blieb die Türe für den unbekannten Gast, ein weiteres Male geschlossen. Erst als viele Jahre später durch eine schwere Krankheit, sein Tod nah war, klopfte es ein letztes Mal an seiner Tür. Als er sie öffnete hing an ihr, an einem Nagel befestigt, ein Zettel, auf dem geschrieben stand: „Ich bin deine Sehnsucht und ich war die Antwort auf deine Einsamkeit"

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28.12.2011, 20:53	#2
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.103 Meine Geschichten Meine Favoriten	Erinnert mich an das Gedicht "Der törichte Jäger" von Gustav Falke. Zwar ist der Inhalt anders, das Ergebnis aber das gleiche, nämlich ein verpaßtes Leben. Gut geschrieben. Vor allem ist das Ende für mich insofern schlüssig, daß der Betroffene beim nahenden Tod nur noch einen Zettel an der Tür vorfindet. Es ist schlicht und einfach zu spät, den Besucher einzulassen, also gibt dieser sein Begehren auf. Kurz gesagt: Auf dem Zettel steht des Sterbenden Testment seiner selbstgeschaffenen Verdammnis.

28.12.2011, 21:10	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Geschichten Meine Favoriten	statt seine Herkunft bitte ändern in ihre Herkunft. Ansonsten, rockstarr, ein faszinierendes Gedicht, das mich zwang, 2 x zu lesen. Selten, aber hier: Steigerung am Gedichtende. Thing mit Halli Hallo!

29.12.2011, 01:33	#4
rockstarr Dabei seit: 12/2011 Ort: Köln Alter: 35 Beiträge: 15 Meine Geschichten	Wo kann man seine Texte noch ändern?

29.12.2011, 02:20	#5
Ex-WUI Dabei seit: 09/2018 Beiträge: 1.057 Meine Geschichten Meine Favoriten	Wow. Das Flasht mich echt. Das ist... einfach absolut spitze. Du hast gute Ideen, lieber Rockstarr. Befände sich ein Hut auf meinem Kopf, hätte ich ihn spätestens jetzt abgenommen. Deine Beiträge können auch nach drei Stunden noch geändert werden, in dem du rechts unter dem jeweiligen Gedicht oder deiner Geschichte auf "melden" klickst. Dann schilderst du kurz und freundlich dein Anliegen. Am besten so, dass Rene nicht allzu lange nach der Stelle suchen muss, die du verändern möchtest. Plane ein wenig Zeit ein, denn er muss viele Korrekturen vornehmen, wird sich aber bestimmt deinem Anliegen widmen. Ganz liebe Grüße Die Irre