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Alt 30.07.2007, 11:42   #1
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123


Standard [Fantasieprojekt] Der Saphir

Nun, eigentlich wollte ich diese Geschichte nicht veröffentlichen, weil sie vielleicht zu einem Buch werden könnte, aber das wird noch garantiert lange dauern, da ich nicht wirklich weiter komme. Das liegt größtenteils daran, dass ich mich von anderen Romanen blenden lasse... aber vielleicht schaffe ich es ja doch noch, das hier weiterzuschreiben, denn eigentlich mag ich die Geschichte bisher sehr. Bildet euch selbst eine Meinung, hier ersteinmal der Prolog:

~ Der Saphir ~



Prolog



Es ist still auf der Lichtung. Fast zu still.
Blätter und Gras bedecken den Boden und an den Rand der kleinen Oase drängen sich Bäume dicht an dicht. Genau in der Mitte dieses Fleckes sitzt eine Frau mit langen, pechschwarzen Haaren. Ihre Beine sind überkreuzt und keine Regung geht durch den Körper. Sie atmet die zerbrechliche Stille. Ein und aus.
Die Narben auf ihren Armen kann man kaum noch erkennen, den Krieg, aus dem sie kommt, nur erahnen. Erschöpft versucht sie Kraft zusammeln – zieht sie augenscheinlich aus der Umwelt, die immer stiller wird. Selbst der entfernte Lerchengesang verstummt nach kurzer Zeit.
Grabesstille legt sich über das Land im weiten Umkreis.
Ein Zucken geht durch ihre Augen, bevor sie diese öffnet. Es ist, als würde sie in Flammen schauen. Alles brennt. Die Augäpfel haben sich feuerrot verfärbt. Aber sie lebt.
Intuitiv wandert ihr Blick in den Himmel über ihr. Regenwolken benetzten ihn und lassen hier und da noch ein paar Tropfen fallen. Man kann noch immer die Spuren des glitzernden Bogens sehen. Er hat seine Arbeit getan.
Langsam beginnt sie aufzustehen, stützt sich schwer auf den feuchten Boden.
An ihrer rechten Hüfte baumelt eine lange, verzierte Lederscheide, aus der ein mächtiger Griff herausragt. Der braune Mantel, der auf ihren Schultern lastet, ist durchweicht von dem Wasser der Himmel und den Tränen einer anderen Welt.
Dies würde das letzte Mal sein, schwor sie sich. Vielleicht hatte sie endlich den richtigen Weg gefunden, bald würden ihre Kräfte nicht mehr reichen.
Mühsam setzt sie Schritt vor Schritt und durchquert die Lichtung. Die Blätter geben unter ihren Füßen nach.
All dies geschieht lautlos. Die Umwelt hat zu viel Kraft gegeben, sie muss sich nun erholen.
Kurz hält die Frau inne und greift in eine der Taschen ihres Gewandes. Ein eisblauer Stein kommt zum Vorschein. Sie betrachtet ihn kurz. Der Saphir. Dann, fast ängstlich, lässt sie ihn mit einer schnellen Bewegung zurück in die sichere Umgebung ihres Körpers gleiten.
Unscheinbar scheint er die Wärme des Himmels zu reflektieren. Fast wehmütig.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2007, 22:59   #2
Lúinwe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 24


Hi, also bis jetzt find ich den Anfang recht gut. Die Art wie du die Umgebung und alles beschreibst gefällt mir. Sie lässt die Frau etwas düster erscheinen.

Ein Problem hab ich mit zwei Sätzen:

Sie atmet die zerbrechliche Stille. Ein und aus.
Ja, das versteh ich nicht so ganz. Atmet sie die Stille ein oder wie?

Man kann noch immer die Spuren des glitzernden Bogens sehen
Äm meinst du damit einen Regenbogen?

Ich hoffe das du den Rest auch noch reinstellt, denn ich würde gerne weiterlesen!

MFG
Lúinwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2007, 12:32   #3
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123


Hallo Luinwe.

Zitat:
Sie atmet die zerbrechliche Stille. Ein und aus.
Ja, das versteh ich nicht so ganz. Atmet sie die Stille ein oder wie?
Nein... aber wenn es ganz still um einen herum ist, hört man den Atem auf einmal viel lauter und so habe ich mir das auch hier vorgestellt, dadurch, dass sie atmet, verschwindet ein Stück dieser Stille, sie atmet sie also indirekt ein... Ist vlt doch etwas schief geraten dadurch...

Zitat:
Man kann noch immer die Spuren des glitzernden Bogens sehen
Äm meinst du damit einen Regenbogen?
Ja...

Danke erstmal fürs lesen und den Kommi . ich stell dann mal das erste Kapitel rein...



Kapitel eins



Das Haus sah düster aus und schrie förmlich nach gähnender Leere. Es widerstrebte mir, noch einen Schritt näher zu gehen. Meine Mutter schien nichts davon zu bemerken. Unbekümmert packte sie Kisten aus dem Auto und begann damit, sie auf handliche Stapel zu verteilen.
Mein Bruder saß noch immer im Auto. Er schien keine Anstallten zu machen, sich innerhalb der nächsten Stunden zu bewegen.
Die Stadt war grau. Ich war keineswegs ein Landei. Aber solch eine Stadt hatte ich noch nie gesehen, grau auf grau. Die Menschen schienen unbekümmert über alles, was um sie herum geschah. Die Neonröhren der Straßenlaternen brannten sogar am Tag mit ihrem kalten Licht. Autokolonnen krochen über die großen Straßen. Hier hingegen sah man kaum etwas von ihnen – man hörte sie nur. Ein dauerhaftes Gebrumme, das selbst in der Nacht nicht sehr abflauen würde.
„Mom... müssen wir wirklich..“, setzte ich ein letztes Mal verzweifelt an. Ich kannte die Antwort schon und sie kam auch kurz darauf mit einem fröhlichen Unterton zu mir herüber.
„Aber natürlich, mein Schatz. Du weißt doch, was für ein tolles Angebot dieses Haus von deinen Großeltern war. Wo hätten wir sonst hingesollt? Und außerdem ist diese Stadt doch recht hübsch.“ War sie denn blind? Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse, schnappte mir meine Tasche, drehte den MP3-Player auf und ging wacker auf mein neues Zuhause zu.
Die Treppe zur Veranda wirkte zerbrechlich. Ich hatte fast Angst, sie zu betreten, doch schließlich hielt sie meinem Gewicht doch Stand. Es knarrte lediglich leicht.
Die Beschreibung des Hauses hatte sich sicherlich nach einer Villa der Reichen angehört, doch das war es nicht. Ganz und gar nicht. Vielleicht war das Haus früher mal prachtvoll gewesen, als die Grenzen der Stadt noch kleiner gewesen waren, die Ghettoviertel noch um einiges weiter entfernt und die Wände des Hauses neu erbaut worden waren.
Der Schlüssel steckte in der Tür und ich brauchte sie nur leicht aufzustoßen. Der kleine Windhauch wirbelte mehrere Schichten Staub von den Dielen auf. Die kleinen Partikel glitzerten höhnisch in den Tag hinein. Sie schienen auf und ab zu tanzen und mich missbilligend zu beobachten. Tausend kleine Augen.
Ich spürte bereits, wie meine Nase kitzelte, während ich nach dem Lichtschalter suchte. Sämtliche Fenster waren verriegelt und ließen wohl seit Jahren kaum Licht in die Zimmer.
Hätte meine Mutter sich die Bruchbude nicht wenigstens einmal mit uns ansehen können, bevor wir Hals über Kopf alles eingepackt hatten und mit hier her geschleppt hatten?
Klick.
Ich hatte ihn gefunden. Eine schwache Glühbirne ließ die Dunkelheit erzittern. Sie spendete nicht viel Licht, aber genug, um sich weiter in das Haus vorzuwagen.
In meinem rechten Ohr schrie sich mein Lieblingsscreamosänger gerade die Seele aus dem Leib. Am liebsten hätte ich mitgeschrien. Nicht etwa leise, sondern wahrscheinlich so laut, dass hier drinnen einiges zerbrochen wäre. So wirkte das Haus auf mich. Wie ein Puppenhaus, das jemand im Keller vergessen hatte und nun – Jahrzehnte später – durfte die zweite Puppengeneration die Räume betreten, die früher einmal ein Lächeln auf die Gesichter der Kinder gemalt hatten.
Etwas weiter vorne – zwischen zwei Türen – stand rechts eine alte Kommode mit ein paar Haken darüber. Ich zog es vor, meine Sweatshirtjacke anzubehalten. Die Luft roch stickig, schwül und alt. Ein wenig nach Pappkarton, so wie es auf einem Dachboden roch, auf den lange keine Menschen gegangen waren. Ich wollte gar nicht erst wissen, wie der Keller hier aussehen musste.
Angewidert duckte ich mich unter einem Spinnennetz durch und sah in die erste Tür. Durch das Halbdunkel konnte man kaum etwas erkennen, die Umrisse einer alten Couch vielleicht, mehr war hier nicht, abgesehen von metertiefen Staubschichten.
Ich sah nach rechts. Die Küche. Eine Schrankreihe zog sich an der Wand entlang, ein alter Gasherd, der hier vergessen worden war.
„Amandaaaa... Kannst du nicht wenigstens ein wenig mitnehmen?“ Ich hörte die näher kommenden Schritte meiner Mutter. So langsam und schwer, wie sie aufeinander trafen, musste sie mehrere Kisten auf den Armen balancieren.
„Mom, vielleicht solltest du erst etwas sauber machen, bevor du unsere Sachen...“
Zu spät. Die Tür klickte, ein lautes Krachen und ein erschöpftes Seufzen folgten. Hoffentlich waren keine Kartons von mir dabei, die Sachen könnte ich dann stundenlang in die Waschmaschine stecken, wenn unsere denn ankommen würde.
Ich drehte meinen Kopf wieder nach vorne nachdem ich meiner Mutter einen bösen Blick zugeworfen hatte.
Das Licht der einsamen Glühlampe reichte kaum bis zu der Holztreppe, die man nur noch schemenhaft erkennen konnte. Oben mussten die Schlafzimmer sein.
Mutig ging ich auf den brüchigen Aufstieg zu, ohne in den weiteren Raum zu spähen. Ich vermutete dort ein Badezimmer.
Die Stufe knarrte mitleiderregend unter meinem rechten Fuß. Am liebsten hätte ich mich an das Geländer gekrallt, doch die Spinnenweben hielten mich davon ab.
Hier sollten wir nun also wohnen.
Ich seufzte ergeben.
Oben im Flur fielen ein paar spärliche Sonnenstrahlen durch das anscheinend einzige unverriegelte Fensterglas. Das Alter hatte die Scheibe getrübt und Staub hatte sich auf ihr gesammelt. Eine Tür stand offen und drei andere waren geschlossen oder angelehnt. Neugierig ging ich auf eine der Geschlossenen zu. Wenn ich Recht hatte, musste das Zimmer nach vorne heraus Fenster haben. Es war vollkommen leer.
Angewidert wischte ich mit meinem Fuß einige Staubschichten beiseite und ließ meine Tasche auf den halbwegs sauberen Boden fallen.
Ein lautes Poltern und schlurfende Schritte hallten hinauf. Mein Bruder hatte sich also doch noch aus der Autotür hinaus bequemt.
Unweigerlich drehte ich die Lautstärke meiner Stöpsel auf. Sein besserwisserisches Generve hatte mir gerade noch gefehlt“
Kurz warf er einen Blick durch den Türrahmen. Die leichte Eifersucht in seinem Blick hieß wohl, dass ich mir das schönere Zimmer ausgesucht hatte. Schließlich war er doch ein Mann, warum stellte er sich dann dauernd so an?
Ich hörte das Klicken der Tür nebenan gerade noch über den Musikschwall in meinem Trommelfeld hinweg. Na super, dann würde ich wieder jahrelang – falls wir es solange hier drin aushalten könnten – den Musikkampf gegen ihn führen müssen. Natürlich nur, wenn diese Bruchbude so etwas wie elektrischen Strom verkraften könnte...
Der Kaugummi zwischen meinen Zähnen verlor langsam an Geschmack. Ich kramte in meiner Jackentasche nach einem Papierfetzen, bevor der Gummiklumpen gänzlich tot in meinen Mundwinkeln hängen würde.
Ein Schatten huschte über den Holzboden. Reflexartig fuhr ich zurück. Schon war der Spinnenkörper wieder irgendwo verschwunden. Ich ging noch schnell zu den Fenstern hinüber und versuchte sie zu öffnen ohne zu viel Staub an meine Finger zu bekommen. Mit einer Ruckartigen Bewegung löste ich die Verriegelung und stieß die Läden nach außen. Das Sonnenlicht flutete gleißend hell in den Raum. Ein erleichtertes Seufzen schien von den vier Wänden auszugehen – seit Jahrzehnten wieder das Gesicht der Sonne zu erblicken musste etwas faszinierendes und gleichzeitig tieftrauriges haben.

Grau und kalt kräuselte sich der Rauch in der Luft. Er passte hier am besten her. Besser als ich, besser als jedes erdenkliche Du wahrscheinlich. Er passte hier her wie der wolkenschwere Himmel über mir und der Teer der Straßenöde. Das Licht der Laternen wirkte kälter, je tiefer die Sonne fiel. Auf meiner Zunge breitete sich der eigene Geschmack von Nikotin aus, den ich früher einmal verabscheut hatte.
Ja – richtig gehört – ich war nicht immer die, die ich an diesem Tag darstellte, aber ließ die Welt überhaupt eine Wahl? Ist es nicht unwichtig, dass ich immer Nichtraucherin gewesen war? Dass ich immer Mädchenrock in Zimmerlautstärke gehört hatte und mich mit meinem Bruder Hand in Hand um Kleinigkeiten gezankt hatte?
Wenn ich jetzt daran zurück dachte, musste ich lächeln – bitter, nicht glücklich. Vielleicht braucht jeder Mensch einen entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben. Meiner begann, als meine Eltern sich stritten. Jeden Tag habe ich sie schreien gehört, das verträgt kein normales Kind.
Ich stützte meine Arme auf dem Verandageländer ab. Es war wohl einer der wenigen sauberen Flecke in der Nähe, ich hatte ihn eben kurz mit einem alten Lappen abgeputzt. Gezwungenermaßen. Man muss zuerst die Fassade, die Maske, wieder ins Reine bringen...
Ich nahm einen erneuten Zug, die Zigarette war bereits fast abgebrannt. Warmer Rauch knisterte durch meine Lungen. So konnte man sich das Herz auch wärmen. An Tagen, in denen Wärme eigentlich ein Fremdwort sein sollte. Eine erbärmliche Vorstellung muss das sein, dass ich mir an meiner Kippe Hoffnungen aufgabelte.
In meiner völligen Melancholie hätte ich es wohl nicht bemerkt... Es begann gerade, als ich den Zigarettenstummel in den Vorgarten katapultierte. Vielleicht hatte es meine Trauer oder meine Hoffnung gespürt, jedenfalls war es erwacht.
Es rief mich nahezu, auch wenn natürlich akustisch nichts in mein Trommelfeld drang außer dem Straßenlärm und dem üblichen Geräuschpegel. Wirklich beschreiben könnte ich es im Nachhinein wohl auch nicht. Ein Klopfen würde es am ehesten treffen. Etwas scharrend vielleicht, aber ein Klopfen. Dumpf schien es genau unter mir zu entstehen. Erlaubte sich Samuel, mein Bruder, der bei dem vollen Klang seines Namens jedes Mal ausflippen könnte, mal wieder einen Streich?
Mich machte bloß stutzig, dass das Geräusch so zerbrechlich klang – nicht wie ein gewöhnliches Klopfen. Es war ja eigentlich gar kein Klopfen, ich nannte es bloß so, weil ich keinen anderen Namen dafür fand.
Misstrauisch betrat ich die Diele. Meine Mutter hatte schon ganze Arbeit geleistet, bemerkte ich erstaunt. War ich so lange draußen gewesen? Das stumpfe Parkett war befreit von seiner Staubknechtschaft. Hier und da benetzten noch Wasserspuren den Boden.
Intuitiv betrat ich die Küche und machte sofort die tiefe Tür aus, die in den Keller führen sollte. Sie war verschlossen und an dem Staub auf der Klinke konnte man sicher erkennen, dass hier in letzter Zeit niemand hinuntergegangen war. Verwirrt zuckte ich mit den Schultern. Wahrscheinlich hatte ich mir das Geräusch nur eingebildet oder es war von einem Nachbargrundstück gekommen.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
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