Barbie bei Poetry.de

cute_fighter · 26.05.2007, 15:22

Es riecht nach Staub und altem Pappkarton. Die Schublade, in die man mich gesteckt hat, lässt keinen Sonnenstrahl herein. Massivholz. Um mich herum drängen sich andere. Plastikhaut auf Plastikhaut. Manche sind nackt, andere – wie ich – haben seit Jahren nun dasselbe an. Das pinkfarbene Kleid mit der schwarzen Schnalle ist wie eine zweite Haut für mich geworden. Es war ihr Lieblingskleid.
Wenn es uns möglich gewesen wäre, wären wir aus unserem Zeitgefängnis geflüchtet. Einzelne lose Fäden in einem riesigen Netz, dessen Ausmaße ich niemals verstehen werde.
Ich träume davon, wieder zu leben. Nicht nur eine Erinnerung zu sein.

Struppigel · 31.05.2007, 21:37

Hallo Cutie,

ich hatte diese Geschichte schon länger im Blick, aber jetzt will ich doch mal was dazu sagen.
Es erweckt einige Erinnerungen. Obwohl ich Barbies als Kind hasste und nur eine besaß. Nein, es erinnert mich nicht etwa an meine einzige Barbie, deren Kopf immer irgendwo im Zimmer umherflog, sondern an das Schuldgefühl, das einsetzte, als ich allmählich aufhörte, mich um meine zahlreichen Kuscheltiere zu kümmern und die LEGOs im Regal verstaubten. Vielleicht hat jeder dieses Schuldgefühl irgendwann?
Es hat auch mal ein Kinderbuch dazu gegeben, an das ich mich dunkel entsinne. Ein Mädchen, das seiner Puppe versprach, immer für sie dazusein. Am Ende war die Puppe ganz allein, weil das Mädchen erwachsen wurde.

Puh. Aber nun zum Text. Er gefällt mir sehr. Und ich denke, dass er genau dieses Schuldgefühl verkörpert. Er beschreibt eine Horrorvorstellung wie die einst geliebten Spielsachen - die in der Kindheit auf alle Fälle lebendig waren - abgeschoben werden.

Es riecht nach Pappkarton - aber um die Barbies herum ist Massivholz. Warum riecht es also nach Karton? Plastikhaut auf Plastikhaut klingt nicht danach, als wäre in der Schublade noch extra ein Karton versteckt.

wäre, wären --> würde ich vermeiden

Ansonsten - weiter so. Ich liebe solche Geschichten.

Liebe Grüße

Struppi

apnoe · 31.05.2007, 21:52

hi, cutie..auf diese geschichte hab ich nur geschaut, weil struppi sie kommentiert hat...der titel hat mich abgeschreckt...und ich find ihn dafür fast zu banal. denn die geschichte hat was. etwas, das mir gefällt.
den kartongeruch kann ich nachvollziehen..nicht bezogen auf die holzschublade, sondern auf den rest an spielzeug, das im kasten lagert..
den geruch kenn ich auch..es riecht papieren, auch wenn da keine kartons sind..das macht der alte stoff.
will sagen, mich stört das nicht.

und struppi, ja, ich glaube, das schuldgefühl kennt jeder, seine lieblingspuppe,-bärlis, etc. abgeschoben zu haben..schließlich haben sie lange zeit sehr echt mit einem gelebt..meine puppe, aber nicht die barbie, die kann am dachboden verrotten, sitzt in einer vitrine mit den bärlis, den blechspielzeugen..etc.das schlechte gewissen hat sie dorthin gebracht und wird sie wohl, obwohl ich puppen heute nicht mehr mag, auch dort lassen.
ein interesant gewähltes thema. find ich gut.
lg epona

cute_fighter · 01.06.2007, 14:28

Hej ihr beiden...

epona, das mit dem Titel kann ich verstehen...ich mag ihn eigentlich selber nicht aber ich schere mich so reichlich wenig um Titel, dass ich das verdrängt habe...

Ich glaube ich habe schon einmal so etwas geschrieben, mit dem schlechten Gewissen und der alten Puppe... Aber irgendwie ist mir das hier spontan eingefallen und ich habe es ein wenig damit verknüpft. Eigentlich hatte ich selber auch höchstens fünf Barbies... und naja, lego war mir lieber... aber vom Bild her hab ich mir in den Kopf gesetzt einmal aus der Sicht eienr Barbie-Puppe zu schreiben

Epona hat das mit dem Pappkarton schon beschrieben...zuerst hab ich aber wirklich an einen Pappkarton und nicht an eine Schublade gedacht... Trotzdem hat der Pappgeruch auch später noch Sinn für mich ergeben...

Danke ihr beiden.

=)

26.05.2007, 15:22	#1
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123	Barbie Es riecht nach Staub und altem Pappkarton. Die Schublade, in die man mich gesteckt hat, lässt keinen Sonnenstrahl herein. Massivholz. Um mich herum drängen sich andere. Plastikhaut auf Plastikhaut. Manche sind nackt, andere – wie ich – haben seit Jahren nun dasselbe an. Das pinkfarbene Kleid mit der schwarzen Schnalle ist wie eine zweite Haut für mich geworden. Es war ihr Lieblingskleid. Wenn es uns möglich gewesen wäre, wären wir aus unserem Zeitgefängnis geflüchtet. Einzelne lose Fäden in einem riesigen Netz, dessen Ausmaße ich niemals verstehen werde. Ich träume davon, wieder zu leben. Nicht nur eine Erinnerung zu sein.

31.05.2007, 21:37	#2
Struppigel Dabei seit: 05/2006 Beiträge: 1.007	Hallo Cutie, ich hatte diese Geschichte schon länger im Blick, aber jetzt will ich doch mal was dazu sagen. Es erweckt einige Erinnerungen. Obwohl ich Barbies als Kind hasste und nur eine besaß. Nein, es erinnert mich nicht etwa an meine einzige Barbie, deren Kopf immer irgendwo im Zimmer umherflog, sondern an das Schuldgefühl, das einsetzte, als ich allmählich aufhörte, mich um meine zahlreichen Kuscheltiere zu kümmern und die LEGOs im Regal verstaubten. Vielleicht hat jeder dieses Schuldgefühl irgendwann? Es hat auch mal ein Kinderbuch dazu gegeben, an das ich mich dunkel entsinne. Ein Mädchen, das seiner Puppe versprach, immer für sie dazusein. Am Ende war die Puppe ganz allein, weil das Mädchen erwachsen wurde. Puh. Aber nun zum Text. Er gefällt mir sehr. Und ich denke, dass er genau dieses Schuldgefühl verkörpert. Er beschreibt eine Horrorvorstellung wie die einst geliebten Spielsachen - die in der Kindheit auf alle Fälle lebendig waren - abgeschoben werden. Es riecht nach Pappkarton - aber um die Barbies herum ist Massivholz. Warum riecht es also nach Karton? Plastikhaut auf Plastikhaut klingt nicht danach, als wäre in der Schublade noch extra ein Karton versteckt. wäre, wären --> würde ich vermeiden Ansonsten - weiter so. Ich liebe solche Geschichten. Liebe Grüße Struppi

31.05.2007, 21:52	#3
apnoe Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 785	hi, cutie..auf diese geschichte hab ich nur geschaut, weil struppi sie kommentiert hat...der titel hat mich abgeschreckt...und ich find ihn dafür fast zu banal. denn die geschichte hat was. etwas, das mir gefällt. den kartongeruch kann ich nachvollziehen..nicht bezogen auf die holzschublade, sondern auf den rest an spielzeug, das im kasten lagert.. den geruch kenn ich auch..es riecht papieren, auch wenn da keine kartons sind..das macht der alte stoff. will sagen, mich stört das nicht. und struppi, ja, ich glaube, das schuldgefühl kennt jeder, seine lieblingspuppe,-bärlis, etc. abgeschoben zu haben..schließlich haben sie lange zeit sehr echt mit einem gelebt..meine puppe, aber nicht die barbie, die kann am dachboden verrotten, sitzt in einer vitrine mit den bärlis, den blechspielzeugen..etc.das schlechte gewissen hat sie dorthin gebracht und wird sie wohl, obwohl ich puppen heute nicht mehr mag, auch dort lassen. ein interesant gewähltes thema. find ich gut. lg epona

01.06.2007, 14:28	#4
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123	Hej ihr beiden... epona, das mit dem Titel kann ich verstehen...ich mag ihn eigentlich selber nicht aber ich schere mich so reichlich wenig um Titel, dass ich das verdrängt habe... Ich glaube ich habe schon einmal so etwas geschrieben, mit dem schlechten Gewissen und der alten Puppe... Aber irgendwie ist mir das hier spontan eingefallen und ich habe es ein wenig damit verknüpft. Eigentlich hatte ich selber auch höchstens fünf Barbies... und naja, lego war mir lieber... aber vom Bild her hab ich mir in den Kopf gesetzt einmal aus der Sicht eienr Barbie-Puppe zu schreiben Epona hat das mit dem Pappkarton schon beschrieben...zuerst hab ich aber wirklich an einen Pappkarton und nicht an eine Schublade gedacht... Trotzdem hat der Pappgeruch auch später noch Sinn für mich ergeben... Danke ihr beiden. =)