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Schreibwerkstatt / Hilfe Gedichte und diverse Texte, an denen noch gefeilt werden muss.

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Alt 09.08.2021, 23:00   #34
männlich Krebsgestoeber
 
Benutzerbild von Krebsgestoeber
 
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Beiträge: 313

Zitat:
Zitat von grandparnassos Beitrag anzeigen
Guten Abend Krebsgestoeber,



Ich würde hier noch ein Drittes ergänzen, das denke ich entscheidend ist und zwar die Regeln kennen. Ich kann sie schließlich nur bewusst missachten, wenn ich sie kenne. Brechen kann ich sie auch ohne. Ja, okay, je nachdem wie man es dreht und wendet, kann ich sie auch in ihrer Gesamtheit missachten, aber mal angenommen ich würde mich gut mit dem Jambus, Trochäus, etc. auskennen, aber hätte aus welchem Grund auch immer noch nie etwas von weiblichen und männlichen Reimen gehört (natürlich ist dies ein recht oberflächliches Kriterium, aber mir fällt spontan keine Nische ein), wie könnte ich die damit verbundenen Regeln missachten.
Wir sind ihr näher beieinander als du glaubst. Regeln missachten bedeutet allerdings, ihre Autorität zu verkennen. Das ist falsch: Wer absichtlich eine Regel bricht, kennt sie, kennt ihre Autorität und schöpft bewusst aus ihrer Geltung. Deshalb ist es wichtig, dass Regeln gelten! Ein Regelbruch muss eine kleine Blasphemie sein, um seine Wirkung zu entfalten.


Zitat:
Interessanter wird es da ja noch im Bereich der Übersetzungen. Das Italienische zum Beispiel weist eine Vielzahl an weiblichen Reimen auf, das Deutsche hingegen weniger, weshalb viele Übersetzer:innen der Göttlichen Komödie von Dante sich auf alternierende weibliche und männliche Reime beschränkt haben. Manche missachten dieses Stilelement sogar komplett. Aber ich denke das führt zu weit.
Dante ist da ein sehr exotisches Beispiel. Einen solchen Text in sein strenges Metrum, die originale Alternation der Kadenzen und den Terzinenreim (auch Kettenreim) zu übertragen, geht vermutlich nur auf Kosten der Sprache. Ich habe mit der Gmelin-Übersetzung vorliebgenommen. Sie ist sprachlich angenehm, auch wenn sie ohne das anspruchsvolle Reimschema auskommt. Der Sog, den der Kettenreim erzeugt, bleibt jedoch aus.

Beste Grüße
KG
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Alt 09.08.2021, 23:05   #35
männlich grandparnassos
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Wir wollen hier Literatur betreiben und die Sprache pflegen - wie passt das denn mit dem Gendern zusammen?
Ich kann zum Einen sagen, dass das (bisher) in meiner Lyrik nicht der Fall ist, da ich es (bis zu diesem Zeitpunkt) auch lyrisch nicht für verwertbar halte. Allerdings denke ich, dass wir in unserer Sprache auf Präzision aus sein sollten (zumindest, was diese Diskussionen betrifft) Aktuell erachte ich die Formulierungen mit ":" für recht passend und weniger störend, als zum Beispiel die Zweifachnennung von männlichen und weiblichen Personen. Außerdem ist diese passender als eine rein binäre Nennung, da es auch diverse Personen gibt.

Ferner ist mir zwar etwas an Sprachpflege gelegen, allerdings nicht in dem (hier scheinbar) gängigen Sinne.

Die Sprachen der Welt haben mehr Revolutionen durchgemacht, als jede von uns in ihrem Leben. Das lässt sich auch an den von mir zuvor erwähnten Punkt rund um die Gedichtformen anschließen.
Aber das ist fernerhin auch keine Diskussion, die ich hier führen möchte. Ganz gleich was die Franzosen entschieden haben oder ob irgendwelche Debatten aus den Vereinigen Staaten zu uns geschwappt sind oder nicht.
Sprache ist und bleibt etwas Lebendiges und wird sich auch weiterhin dementsprechend entwickeln. Wie kämen wir sonst zu all den Dialekten, die auch schon von großen Dichter:innen verwendet wurden. Auch das Italienische war einst nur ein Dialekt des Vulgärlatein bis Dante seiner Muttersprache durch seine Commedia den Raum für einen poetischen Ausdruck verliehen hat. Gleiches gilt für die Schriftrevolutionen in der Türkei und in Korea.

Ich für meinen Teil stehe für eine Sprachverwirrung, fernab von jedwedem dadaistischen Humbug. Aber dennoch für eine fruchtbringende Benetzung durch andere Sprachen und damit Ideen.
grandparnassos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2021, 23:16   #36
männlich Krebsgestoeber
 
Benutzerbild von Krebsgestoeber
 
Dabei seit: 03/2013
Alter: 31
Beiträge: 313

Zitat:
Zitat von grandparnassos Beitrag anzeigen
Die Sprachen der Welt haben mehr Revolutionen durchgemacht, als jede von uns in ihrem Leben. Das lässt sich auch an den von mir zuvor erwähnten Punkt rund um die Gedichtformen anschließen.
Aber das ist fernerhin auch keine Diskussion, die ich hier führen möchte. Ganz gleich was die Franzosen entschieden haben oder ob irgendwelche Debatten aus den Vereinigen Staaten zu uns geschwappt sind oder nicht.
Sprache ist und bleibt etwas Lebendiges und wird sich auch weiterhin dementsprechend entwickeln. Wie kämen wir sonst zu all den Dialekten, die auch schon von großen Dichter:innen verwendet wurden. Auch das Italienische war einst nur ein Dialekt des Vulgärlatein bis Dante seiner Muttersprache durch seine Commedia den Raum für einen poetischen Ausdruck verliehen hat. Gleiches gilt für die Schriftrevolutionen in der Türkei und in Korea.
Okay, hier hast du vollkommen Unrecht. Das Gendern ist keine organische Entwicklung. Es wird von der Mehrheitsgesellschaft entschieden abgelehnt und auf institutionellem Wege von einer akademischen Minderheit eingeführt. Bei uns im Arbeitsbereich Erwachsenenbildung muss jede Veröffentlichung gegendert werden. Das schreiben die Verlage so vor. Keiner hat da Bock drauf, kein Volksmund und keine Sprachkünstler, sondern wohlstandsverwahrloste Sozialwissenschaftler*_InnEN geben sich die Entscheidungsgewalt darüber.

LG
KG
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Alt 09.08.2021, 23:22   #37
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.042

Sprache ist lebendig, das stimmt, und gerade deshalb sollte sie nicht von oben herab vergewaltigt werden. Sprache kommt nicht aus Frankensteins Küche.

Aber okay, du beugst dich dem Diktat einer Ideologie, die Deutsche Universitäten doppelt so viele Lehrstühle für eine Pseudowissenschaft eingebracht hat, als wir Lehrstühle für Medizin haben. Komisch, dass deswegen niemand zusammenzuckt.

Ich mache diesen - entschuldige: Scheiß - nicht mit, nenne mich Autor anstatt Autorin, und zwar solange, bis sich Frau Baerbock in Frau Bäringeis oder Bärinziege umbenannt hat und bis man den Begriff "bemannte Raumfahrt" neu definiert.

Diensteifrige Erfüllungsgehilfen, die Gendersprache in dieses Forum einpflegen, werden von mir künftig ignoriert, weil ich mir Beiträge mit diesem Wahnsinn nicht zumuten kann.

Damit genug zu diesem Thema von meiner Seite, denn ich bin aus dieser Diskussion raus, und eigentlich geht es hier um etwas anderes. Aber komisch ist es schon, dass ca. 75% der Befragten in Deutschland gegen gegenderte Sprache ist, aber ausgerechnet in einem Literaturforum jemand daherkommt und einen solchen Scheiß, der aus nix als Verstößen gegen die Regeln der Grammatik besteht, verteidigt. Dabei dachte ich, die Schlechtschreibreform habe schon genügend Schaden angerichtet. So kann man sich irren, es geht immer noch ein Stück verrückter. Und damit lässt sich sogar richtig dickes Geld verdienen.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2021, 23:34   #38
männlich grandparnassos
 
Dabei seit: 08/2021
Ort: Halle (Saale)
Beiträge: 10

Ich habe an keiner Stelle behauptet, dass die von mir erwähnten Revolutionen a) Ausdruck einer organischen Sprachwandlung noch b) von einer Mehrheit der Gesellschaft unterstützt worden wären.

Ferner ist die Formulierung *_InnEN eine Verballhornung der Realität. (Außerdem habe ich an keiner Stelle behauptet, dass die aktuell kursierenden Lösungsvorschläge für die genderneutrale Nennung verschiedener Personen perfekt seien. Und ich weiß, dass auch du Krebsgestoeber mir diese Aussage nicht angedichtet hast, ich wollte es nur ergänzend erwähnen.) Ich selbst sträube mich gegen Formulierungen wie der*die, etc. Ohnehin wird Vieles durch die Artikel in diesen Fällen erschwert.

Ich erachte eine Formulierung wie das mehrfach erwähnte "die Dichter:innen" oder auch im Singular "die Dichter:in" für zweckdienlich und zwar die Bennenung von Personen unterschiedlichen Geschlechtes. So verwende ich hier auch ein generisches Femininum, weil sich die Formulierung mit einer "-in" dem meines Erachtens nach anzuschmiegen scheint.

Außerdem stimme ich Ilka zu, wenn sie Begriffe wie "Dichtende" oder "Schreibende" ablehnt, es sei denn es geht um eine aktive Handlung. So mag das in der Regel bei Studierenden noch gehen, wobei mehr durch Gewohnheit, denn durch Sinn, doch bei Bäcker:innen, als Backende geht das schon nicht mehr auf, weil das Backen eindeutig eine aktiv ausgeführte Handlung ist.

Ich finde es allerdings müßig diese Diskussion zu führen, da mir hier scheinbar Worte in den Mund gelegt werden, die ich so nicht verwendet habe.

Ich verlange hier von keiner Person sich diesen Formulierungen anzupassen, würde es aber begrüßen, wenn meine Entscheidungen bezüglich meiner Wortwahl akzeptiert werden würden.
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