|
|
Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
11.01.2012, 01:47 | #1 |
Der Schneider und die Prinzessin
So, mein erster Versuch eines "Theaterstücks", der es mir wert ist, veröffentlicht zu werden. Hab viel Herzblut hineingesteckt und wäre sehr froh, wenn es jemand kommentieren könnte.
Eins vorweg: Ich bin mit Akt II, Szene 1 sehr unzufrieden und werde es irgendwann mal stark ändern müssen. Ich weiß auch, wie es ungefähr aussehen soll, aber es ist immer schwierig einen Teil zu ändern, wenn erst einmal das Gesamtwerk steht. Trotzdem hoffe ich, dass dies den Spaß am Lesen nicht schmälert, zumal es ja nur eine Rohfassung ist und es zudem (so viel sei zur Interpretation meinerseits gesagt) nicht in erster Linie um Liebe und Romantik geht, obwohl es natürlich eine Liebesgeschichte ist. Also, viel Spaß beim Lesen! __________________________________________________ _______________ Akt I Szene 1 Es sitzt der junge Schneider, und man sagt, er sei ein kauz'ger Bube, wie so oft schon leider regungslos in seiner Schneiderstube. Starr in seiner Hand hält er die Feder, blickend hin zum Lichte. Nun legt er das Gewand beiseite und schreibt angestrengt Gedichte: Schneider Anselm: In meinem Sein von gestern eingefangen, eile ich dem Jetzt bloß hinterher. Wie kann ich nur zum Seelenheil gelangen, wiegt mein aussichtsloses Sinnen schwer? Nur die Leidenschaft kann mir gereichen, was die Urteilskraft mir stets verwehrt. Doch muss die innerste der Stimmen weichen, wenn das Fleisch sich nicht vom Geist ernährt. Oh Fortuna, sei mir gnädig doch, und befreie mich von diesem Joch! Ich schwör', ich will es dir auf ewig danken. Und wenn die Welt nicht arglos werden kann, dann schaue mich nur gütig bitte an, dann mach sie bitte einfach, die Gedanken! Da kommt sein Meister durch die Tür. Meister: Weißt du sonst nichts anzurichten? Ich bezahle dich - wofür? Ganz gewiss nicht für den Spaß am Dichten! Anselm: Auch hab' ich gewirkt zu eurer Gunst. Schaut, ich kam doch gut voran. Meister: Ich gebe zu, es ist wohl nach der Kunst. Doch ist noch kein Saum daran. Du solltest längst schon fertig sein! Anselm: Was ist schon ein samt'nes Kleid verglichen mit der Ewigkeit? Meister: Auch bist du immerzu allein. Ich halte hier zwei gold'ne Eintrittskarten. Ich denke, es ist wohl das Beste, du gehst mit zu des Königs Feste, statt auf deinen nächsten Traum zu warten. Dort gibt es Weiber, Speis' und Trank, des Mannes Glück und die Königstochter trägt mein neustes Stück. Anselm: Doch welchen Sinn soll ich dort finden, der nicht in meinen Sinnen liegt? Ich seh' dort nur das Wahre schwinden, wo das Edle siegt. Meister: Ich seh' dich immer in der Stube sitzen, doch werkelst du nicht allzu viel. Auch begnügst du dich wohl nicht mit Witzen. Ich denk', dass dir das Fest gefiel. Dann kämst du einmal in die Welt hinaus und kämst auf andere Ideen. Anselm: Schlichte Sinne in dem schmucken Haus... Nun gut, dann will ich mit dir gehen. Szene 2 Und so gehen Meister und Gesell zu dem fürstlichen Palast. Als Betrachter fühlen sie sich schnell, nicht jedoch als Gast. Sie reden in des prächt'gen Saales Ecke: Meister: Mich dünkt, dass wenn nicht gleich etwas geschieht, ich müde meine Glieder von mir strecke. Kannst du mir sagen, was der Künstler sieht? Anselm: Ich sehe weite Leere. Meister: Der Saal ist bis zum Rande so gefüllt, ich kann die Leere nicht erkennen. Anselm: Ihr wollt, dass ich's erkläre? Die sich selbst in feines Tuch gehüllt, sind nur wer, weil sie sich so nennen. Meister: Jetzt sprichst du, Anselm endlich meine Worte. Anselm: Fremde sind wohl gleich an fremdem Orte. Durch die Gastgemeinde geht ein Raunen, das auch eben gleich verstummt, als der König mit der Tochter kommt. In den Augen sieht man schieres Staunen. Meister: Hörst du dieses Schweigen? Es ist mein Applaus. Dieses Muster ist mir eigen; sieht es schön nicht an ihr aus? Anselm: Die Schönheit seh' ich, nicht jedoch ihr Kleid. Unter ihrem edlen Samt erkenne ich des tiefsten Geistes Leid, mir allzu schmerzlich nur bekannt. Das Leid des Menschen, der nicht schlichtweg ist, doch ein Dasein haben muss. Das Leid des Menschen, der sich selbst vergisst vor der Menschheit Überdruss. Anselm wandelt wie im Bann, von der Prinzessin Schönheit fasziniert, an die Empore nun heran, bevor er sich in seinem Traum verliert. Anselm: Ich sollte meinen Augen Sehen nicht erlauben, denn sie können, was sie glauben, nimmer sehen. Doch zurück zu meiner Augen Aberglauben, mag ich nimmer gehen, sehe ich gewiss mit meinem Herzen nun das bisher unerkannte Schöne, Gute, Wahre. König: Wir sind hier versammelt, endlich das zu tun, was Evas Glück und uns'rem Lande Frieden wahre. Zu beider Dinge leuchtendem Erhalt konnte ich gewiss nicht besser wählen, als sie mit Prinz Hubertus zu vermählen. Werdet Beide fruchtbar, werdet alt! Akt II Szene 1 Und Schneider Anselm spinnt schon wieder statt zu schneidern Minnelieder. Er glaubt zunächst, er sei im Traum, da kommt Eva in den Raum. Anselm: Oh Prinzessin, seid ihr es tatsächlich? Ihr glaubt mir nicht, wie hoch ich euer kommen schätze. Eva: Solcherlei Formalien sind mir nebensächlich. Anselm: Manieren waren mir seit je verfänglich Netze. Doch nicht vor eurem Namen möcht' ich mich verneigen, sondern eurem Liebreiz, bar und rein. Eva: Ich wollte eurem Meister ein paar Makel zeigen Sagt mir, wo wird er zu finden sein? Anselm: Er ist außer Landes und kauft Stoffe. Bis heute Abend fehlt der gute Mann. Wollt ihr es mir nicht zeigen? Denn ich hoffe, dass ich euch ebenso gut helfen kann. Eva: Nun gut Gesell, es geht um meines Brautkleids Maße. Leg' ich es an, beklemmt die Enge meine Brust. Anselm: Liegt es am Kleide oder eurer Heiratslust? Eva: Euer Meister wirft euch sicher auf die Straße, wenn von dieser Frechheit er erfährt. Da entfährt ihm freches Grinsen, das der Hoheit Schmunzeln lehrt. Anselm: Sagt mir bitte, liebt ihr diesen Prinzen? Eva: Euch obliegt es nun, die Arbeit an dem Kleid mir zum Gefallen zu beenden, nicht zu fragen nach der meinen Ehezeit. Was haltet ihr da in den Händen? Anselm: Es ist nichts. Nur ein Gedanke, leicht verschwommen, doch wenn ihr es leset, wär' mir sicher bang. Als sei die Antwort ohne jeglichen Belang, hat sie das heikle Schriftstück sich bereits genommen. Sie liest es zu des Schneiders Unbehagen und versäumt es nicht, es vorzutragen. Eva: Auf der Empore scheint sie elegant und dennoch fehl, da Blicke in das Leere fliehen. Komm, Prinzessin, reich mir deine Hand! Wir wollen frohen Mutes in die Freiheit ziehen. Hinfort zu einem unbekannten Platz, wo das nackte Sein und nicht das Sollen walte und sich Menschen grüßen mit dem Satz: "Dass der Mensch sich seine Freiheit bloß erhalte!" Und gibt es unter uns nur diesen Ort, zwischen unser beider Herzen bloß, so will ich keinen Augenblick mehr warten. Zu uns'rer Freiheit fehlt mir nur dein Wort, denn es gibt für mich kein schöner Los, als mit dir zu sein in Gottes Garten. Sie fasst sich aufgeregt nun an die Brust. Eva: Ich habe einen Menschen nie gefunden, der so etwas von mir zu sagen wusst'. Es ist, als seid in meinen schweren Stunden, ihr der Einzige, der mich versteht, mit meiner Seele innerem verbunden. Anselm: Ich sehe ganz genau nun, was ihr seht. Ihr liebt ihn nicht, ich weiß es. Eva: Ob ich ihn denn nun liebe oder nicht, ihn zum Mann zu nehmen ist mir Pflicht. Anselm: Tief in meinem Inner'n brennt ein heißes Seelenfeuer, das nach eurem Herzen greift. Pflicht und Anstand sind mir eben fremd, da mein Herz zur ungeteilten Hoffnung reift, dass Liebe nur den Wunsch nach Freiheit kennt. Drum macht euch frei und küsst mich zart! Sie küsst ihn gar so voller Leidenschaft als ob sie selbst um Küsse bat. Eva: Eure Worte rauben mir die Kraft, meinen Zweifeln treu zu sein. Und dennoch ist mir bange. Ist hier bei all dem schönen Schein ein Unglück wohl in Gange? Anselm: Dass ihr im tiefsten Liebesglück an ein Unglück denken müsst! Kehrt zum Leichtsinn doch zurück, indem gedankenlos ihr küsst! Und fortan werden keine Worte mehr verloren. Zu Hehrem scheinen ihre Lippen auserkoren. Szene 2 Hubertus und der König reden im Palast. Hubertus: Fast scheint das Mädchen mir auch zugeneigt, doch wenn ich sagen darf, eben auch nur fast. König: Hat sie keinen Anstand euch gezeigt? Hubertus: Doch das hat sie und sie ist ein hübsches Ding mit wunderschönen Augen, aber wachen. Sie hat wohl die Fasson, gebunden durch den Ring, keinen Ärger mir zu machen. Doch was ersinnt sie bis dahin? König: Guter Herr, so sorgt euch nicht darum. Etwas zu ersinnen steht ihr nicht im Sinn. Sie schweigt vorm Wohle uns'rer Häuser stumm. Hubertus: Nun gut, dann freue ich mich auf den Hochzeitstag. Doch vergesst nicht unseren Vertrag! König: Dass mir Verträge immer schon am meisten galten, ist bekannt. Ich habe stets mein Wort gehalten. Akt III Szene 1 Das Paar im Moos und Eva liegt in Anselms Schoße. Es spendet ihnen gönnerhaft ihr Dach die große, imposante, herrenlose Eiche. Eva: Ob uns stets nur der Moment zum Glück gereiche? Lieg ich verträumt in deinen starken Armen, schenken mir die Götter Güte, ich erfühle diesen wohlig-warmen Geist, der mich zur Nacht behüte. Doch mir graut es vor dem stumpfen Tag, der mich glauben lassen könnte, dass ich nie in deinen Armen lag und der uns keine Freiheit gönnte. Anselm: Ich habe keine Angst vor morgen. Denn die Liebe gibt uns Mut; wir entfliehen uns'ren Sorgen und es wird bald alles gut. Komm in die Schneiderei zur Mittagszeit, bist du wie ich zu diesem Schritt bereit! Eva: Ich bin so müde, doch ich möchte noch nicht träumen, aus der reinen, wachen Angst, dein mir geliebtes, schönes Antlitz zu versäumen. Anselm: Dass du bloß nicht um mich bangst! Denn nächtens ziehen Lichter Kreise. Eine Elfe setzt sich dann auf deine Brust, flüstert meinen Namen leise und sie schickt dich - hast du es bereits gewusst? auf eine dir eträumte Reise zu dem Garten deiner Fantasie und Lust. In diesem bunten Freudengarten wandelst mehrfach überwältigt du umher und siehst, wie Rosen auf dich warten mitten auf der Insel, dort im Blütenmeer. Du fühlst, als du sie nimmst, den zarten Kuss im Nacken, drehst dich, siehst mich, strahlst so sehr und ohne Bitten, ohne Antwort abzuwarten, küssen wir als gäb' es kein Erwachen mehr. Also senke deine Augenlider und wir sehen uns im Traume wieder! Szene 2 Eva sitzt auf ihrem Bett, um über ihrer Liebe Art zu sinnen: Eva: Wie seine Worte im Sonett so schnell mein jüngst erblühtes Herz gewinnen, so schnell verlieren sie an ihrer Milde, wenn ich zwischen Liebe und Familie wählen muss. Oh, Anselm wirkt im Bilde, schön und tödlich, der Madonnenlilie. So sehr ich mich bemüh', mein Glück zu fassen, so sehr zerfließt es gleich in meinen Händen. Oh Anselm, kann ich auch nicht von dir lassen, meine Augen niemals von dir wenden. Allein, es ist so grausam zu verlassen, was stets mir Heimat war in diesen Wänden. Und doch ist keine Heimat mir so nah, wie bei der Eiche, wo mein Bette war. Da kommt der König, der vom Flur aus lauscht plötzlich in das ZimCDPhen gerauscht. König: Habe ich das eben recht gehört? Da kommt ein schmutz'ger, kleiner Wicht und er schreibt dir ein Gedicht und du lässt zu, dass er den Frieden stört? Du vergisst vorm Prinzen deine Pflicht, weil so ein Schöngeist seine Liebe schwört? Eva: Doch ich liebe Prinz Hubertus nicht! Ist Liebe euch im ew'gen Bund nichts wert? König: Es geht hier nicht um Liebe oder was du, Kindchen, dafür hältst. Es geht darum, was bliebe, wenn du dich gegen uns're Ordnung stellst. Es geht um Politik und Macht. Es geht hier um Verantwortung und Frieden, über den die Krone wacht. Das Haus hat Leidenschaften stest vermieden. Damit du endlich nun einmal Gehorsam lernst: Sollte er noch einmal sich in deine Nähe wagen, werde ich mit eig'nen Händen ihn erschlagen. Und wage nicht zu spielen, Balg, es ist mir ernst! Akt IV Szene 1 Der Meister sitzt in seiner kleinen Arbeitsstube und er zählt gewissenhaft sein Geld. Meister: Der Königshof ist eine Diamantengrube. Bald wird feine Seide schon bestellt. Sollte sich die Schneiderei am frohen Ende etwa doch noch lohnen? Anselm kommt, der Zählung beizuwohnen. Anselm: Es ist bereits beinahe drei. War die Prinzessin noch nicht da? Meister: Gewiss mein Junge, doch, sie war. Sie hat mir ihr Brautkleid anvertraut. Ich soll es hier und da ein wenig weiter fassen. Es gab selten eine schön're Braut. Anselm: Aber hat sie keinen Gruß mir da gelassen? Meister: Bist du gänzlich nun dem Traum verfallen? Warum denn sollte dich das schöne Fräulein grüßen? Träumst du gar davon, ihr zu gefallen? Du solltest träumen, von den Träumen einzubüßen! Hat dich einmal der Fleischeshunger umgetrieben? Hast du ihr zu Ehren ein Gedicht geschrieben? "Was kümmert mich der Prinz Hubertus? Du hast die Scheid', in die mein Schwert muss!" Er lacht mit zynischer Gebärde. Anselm: Gott erwirke, dass ich sterben darf, bevor ich derart geistlos werde! Meister: Sie war in Eile, sagte ziemlich scharf, dass sie darauf bestehe, dass nur ich ihr Schneider sei. Anselm: Herr, hilf mir, dass ich verstehe! Anselm eilt und flucht dabei. Szene 2 Eva liegt im Bett und starrt zur Decke. Anselm kriecht durch's Fenster nun herein. Anselm: Es ist zum Schloss schon eine gute Strecke, doch gehe ich sie gern, um hier zu sein. Nur sag' mir: wieso wolltest du mich heut' nicht sprechen? Hier nun meine Bitte: Auf ein Wort? Eva: Diese Bindung wird sich irgendwann noch rächen. Geh nun bitte wieder gleich hinfort! Anselm: Wie gerne denke ich zurück an jene Nacht, als ich so klar in deinen frohen Augen sah, dass mich gewiss ein immer nahes Glück bewacht und ich für einen Augenblick unsterblich war. Ich kann jetzt ohne Hinweis noch nicht gehen, was aus jener jener wunderschönen Nacht dir einen Grund bloß des Bedauerns macht. Gewähr mir, Eva, bitte zu verstehen! Eva: Es liegt der Morgen zwischen Nacht und Tag. Es liegt das Denken zwischen Fühlen und der Tat. Es gibt ein Leben zwischen Traum und Sarg. "Hör auf zu träumen! Lebe!" sei mein letzter Rat. Anselm: Da vom Leben nur ein Traum mir bliebe ohne dich, scheuh ich das Grab nicht mehr. Und ohne Liebe ist das Träumen schwer. Eva: Ach, was ist das schon, die Liebe, als ein Wort, das jemand sagt, nichts als schöner Sternenstaub, der sich weitet ungefragt. Dann wird Liebe doch zum Raub; sie raubt uns Stunden noch. Anselm: Und es gibt sie doch, die Liebe, rein, wahrhaftig, wunderbar. Hat der Geist sie erst gefunden, raubt sie nicht, sie schenkt uns Stunden, Tag für Tag und Jahr für Jahr! Eva: Dann wünsch ich dir, sie noch zu finden! Ich derweil werd' nüchtern sehen und mich an Hubertus binden. Du musst jetzt wirklich von hier gehen! Anselm tut wie ihm empfohlen, wartet kurz, dass sie ein letzter Satz erreiche: Anselm: Sollte dich die Einsicht holen: Du findest mich am Abend an der uns'ren Eiche. Akt V Szene 1 Die junge Frau, sie liegt im Bett schon wieder, ihre Wangen rot geweint. Ihr Vater setzt sich gütig zu ihr nieder. König: Ich habe es nur gut gemeint. Zu manchen Zeiten muss ein Vater seine Tochter wohl zum Glücke zwingen. Ich bin kein seelenloser, harter Mensch; ich will dich zu Verstande bringen. Es liegt ein stiller Zwang in vielen Dingen. Und wir müssen dem ins Auge sehen. Die, die sich das Leben schöner singen, werden ungehört zu Grunde gehen. Eva: "Da vom Leben nur ein Traum mir bliebe ohne dich, scheuh ich das Grab nicht mehr. Und ohne Liebe ist das Träumen schwer." Dann ist das Leben doch ein Traum der Liebe, ohne Liebe vag geträumt, ungelebt und unbesungen, von fremden Wünschen nur gesäumt. Ich bin von dem Wunsch durchdrungen, im Spiegel endlich mich zu sehen, keine Puppe uns'rer Zeit. Vater, es tut mir so leid, aber ich muss mit ihm gehen. König: Bei Gott, das wirst du nicht! Eva: Wollt ihr ihn töten, müsst ihr's erst an mir erproben. Schaut mir ins Gesicht! Habt ihr in Liebe je zu mir das Haupt erhoben? Zornig greift der König hinter sich zur Büste, die sein Antlitz trägt. Eva: Seid ein starker König! Tötet mich! Er holt aus, als ob er schlägt, doch lässt mutlos seine Arme niedersinken. König: Das muss ich nicht. Ich seh' dich aus der Hölle winken. Wenn du jetzt gehst, will ich dich aus dem Haus verbannen. Die Tochter geht entschlossen, doch betrübt von dannen. Szene 2 Anselm sitzt versunken unter jenem Baum, der ihm und Eva Anlass gab zum Liebestraum. Anselm: Es dunkelt und die Eiche steht so stolz, in ihrem eitlen, grünen Kleid, meines scheidend Geistes ungeachtet. Rau und hart begegnet mir ihr Holz. Ist es bloß die Nacht, die mich umnachtet oder meiner Seele Leid, das im Todesschatten naht, wo ich um Evas Lichte bat? Er trauert um das ihm versagte Licht und schreibt sein finsterstes Gedicht. Anselm: Wozu hat der Mensch Verstand, wenn Gott ihm das Versteh'n verwehrt? Wozu leiht er Amors Schwingen, wenn er mich mit harter Hand zynisch grinsend dann beschwert, um von Liebe mir zu singen? Wem einmal die Engel sangen, was jenseits seines Fleischs sie sehen, der muss es unerträglich finden, im eig'nen Leib gefangen lebend noch zu Grund' zu gehen. Der muss den Leib doch überwinden! Wer lebt, ist von Geburt zum Tod verurteilt und erwählt, zu stürzen. Entscheidend ist, wie tief man fällt. Ich sehne mich, in tiefster Not, mein tristes Scheitern abzukürzen und ergeb' mich vor der Welt. Er führt seinen Dolch zum Hals; mit einem Schnitt findet schließlich Anselm seine Ruh'. Bangend nähert sich mit zögerlichem Schritt seine liebe Eva auf ihn zu. Sie stapft im Blut und sieht die tiefe Wunde. Eva: Ist dies das Ende, das wir schufen? Die Sehnsucht steht in deinem off'nen Munde. Er scheint bestimmt nach mir zu rufen, dass ich ihn einmal noch erhöre. Sie küsst ihn sanft, dem Flehen nachzueilen. Eva: Ich möchte nur bei dir verweilen. Ich hab' bekümmert, ich verlöre, was wir nie besitzen wollten, erwirkt, dass ich verlier', was einzig mir nur war gegolten. Nun steh' beschämt ich hier. Der Weg nach vorne steht in Feuer. Der Weg zurück ist mir verboten. Alles, was mir lieb und teuer liegt nunmehr im Reich der Toten. All die bunten Träume ausgebleicht. Ich bin Fortunas unliebsames Kind. Sie nimmt das Messer schließlich und erreicht, dass sie im warmen Blut vereinigt sind. |
|
11.01.2012, 02:12 | #2 |
Möglicher Weise kommt euch die ein oder andere Passage bekannt vor. Um Plagiatsvorwürfen zuvorzukommen: Ich habe an drei Stellen von mir selbst geklaut. Wenn es gewünscht ist, kann ich sie benennen.
|
|
31.01.2012, 00:50 | #3 |
abgemeldet
|
Lieber Schmuddel,
was lange währt, wird endlich gut: Ich schreibe zu Deinem Werk! Bevor ich jetzt anfange darauf näher einzugehen, vorab folgendes: Respekt, Schmuddel! Es heißt schon etwas, sich einer solchen selbstauferlegten Aufgabe zu stellen und so etwas zu schreiben und es dann auch noch einzustellen, denn besteht ja nicht nur die Gefahr, dass es unbeachtet bliebe, da es den meisten viel zu aufwendig ist so etwas zu lesen und zu kommentieren, sondern auf der anderen Seite besteht ja auch die Gefahr, dass Du viele Kommentare mit Verbesserungsvorschlägen dazu bekommen könntest und das würde viel Arbeit nach sich ziehen... Und für diesen Mut verdienst Du zweifellos Respekt und Anerkennung. Ich selbst hätte nicht versucht der alten Sprache nahe zu kommen, es ist sehr aufwendig diesen Stil durchzuziehen, wenn man ihn nicht recht beherrscht. Ich werde die Stellen erwähnen, von denen ich denke, man hätte sie anders ausgedrückt. Grundsätzlich wäre es vielleicht eine Überlegung wert, ob es erstrebenswert ist überholten Ausdrücken hinterherzujagen, ich würde es eher damit halten, DIE Ausdrücke, die lohnenswert oder besonders stark sind in die heutige Sprache zu integrieren, als dem Vergangenen zu huldigen, ich habe auch das Gefühl, dass diese Sprache auch immer eine kleine Eigendynamik hat und man dazu neigt manche eigene Sichtweise gegen eine spießigere einzutauschen, schon allein des Klanges wegen... Aber das ist mehr meine Sicht der Dinge und soll keine Kritik darstellen, maximal ein Diskussionsthema. Und wenn es Dir einfach Spaß macht solches zu lesen und zu schreiben, dann mach es auch mit Lust und Liebe und lass Dir von NIEMANDEM was anderes erzählen! Ich fand die Geschichte nicht zwangsläufig vorhersehbar, es hätte verschiedene Möglichkeiten der Auflösung gegeben, bei mir hielt jedenfalls die aufgebaute Spannung bis zum Ende vor. Was den Aufbau angeht, wirst Du Dir sicherlich einen chronologischen Aufbau skizziert haben, ich hatte aber ein wenig das Gefühl, dass Du die Wertigkeiten nicht festgelegt hast. Ich meine damit, dass Du den einzelnen gezeigten Szenen je nach Wertigkeit auch quantitativ einen höheren Stellenwert geben solltest: So kamen mir manche Szenen zu kurz vor, die von der Dramaturgie her ein wenig mehr Beachtung verdient hätten... und ein paar Verse mehr. Ich würde Dir raten die Zeilen zu zählen, die die einzelnen Szenen haben (ich meine nicht Deine Szenenaufteilung, sondern die sinnzusammenhängenden Abschnitte!) und zu überprüfen, ob es Deiner eigenen Wertigkeit der Szenen entspricht. Was nun den konkreten Text angeht, so gefiel mir das meiste gut. Nicht so gut fand ich, dass Du grade bei den erzählenden Passagen metrisch nicht so sauber warst, wie Du eigentlich könntest, denn grade im ersten Abschnitt (Akt I, Szene 1, Absatz 1) fand ich nicht, dass die Brüche zwangsläufig Sinn machten oder notwendig gewesen wären, ich hätte einen konstanten Versfuß schöner und angenehmer gefunden. Praktisch wäre es auch gewesen, wenn Du die Zeilen nummeriert hättest (zumindest in 5er-Schritten), aber das kannst Du ja noch nachholen, ansonsten wirst Du bei meinen nächsten Anmerkungen ganz schön suchen müssen... Z.6 "blickend hin zum Lichte." ist vom Bild her einfach nur toll! Die Sonette sind in Schmuddelmanier abgefasst und einfach Klasse! Z.24 Statt "anzurichten" schriebe ich eher "auszurichten". Z.39 Schon gleich beim ersten Lesen stieß mir hier im Zusammenhang "Weiber" auf, auch ein Schneider, ein Hofschneider soundso nicht, würde in diesem Zusammenhang von "Weibern" sprechen. "des Mannes Glück" mag passend sein, klingt aber irgendwie 'biederschmutzig' Z.43/44 ??? Missverständlich im Zusammenhang...siegt dort das Edle? Nein! Z.46 Ich stolperte über das "werkeln"...wirken, würde man wohl eher sagen, solange er nicht wirklich zum Beispiel Holzarbeiten macht oder Reparaturen oder ähnliches... Z.55/56 Das war für mich der erste Höhepunkt. Diese Art von Kommentaren sind die Goldstücke jeden Stückes. Es sind die Erkenntnisse und Weisheiten, die scheinbar einfach nebenbei fallen gelassen werden. Und das machst Du wirklich gut. Z.68 Genau diese Sachen meine ich: Wunderbar, Schmuddel! Z.76 Das Satzbauproblem hast Du theoretisch gut gelöst, ich finde aber das "nicht" wird so stark betont, dass es den Blickpunkt auf das NICHT- schön aussehen lenkt. Z.83/84 Wenn dieser Mensch leidet, dann vergisst er sich nicht, sondern befindet sich zwangsläufig im Zentrum seiner Wahrnehmung...ansonsten bin ich mir nicht ganz sicher, was Du mit diesem Satz genau meinst. Z.95-100 Hier war ich verwundert ob der Kürze der Darstellung. Es ist theoretisch ja nicht mehr nötig um die Situation zu klären, aber hier befindet sich eigentlich doch ein entscheidender Punkt in der Geschichte! Je feierlicher und schöner Du diese Situation darstellst, umso bitterer wird es gleichzeitig, denn wir sehen ja bereits das Problem... Hier ist einer der Punkte, die Du stark emotional aufladen kannst, die die Spannung der Geschichte weitertragen. Hier liegt das grundsätzliche Problem, der entscheidende Konflikt, der alles andere nach sich zieht! Z.110 Hier macht Anselm zwar ein Kompliment, es störte mich aber, dass er nicht etwas sagt über ihre Ausstrahlung, die von innen leuchtet, sondern auf ihren Liebreiz eingeht, etwas, dass ich eher mit Äußerlichem verbinde, was dem Ignorieren des Kleides meiner Ansicht nach ein wenig zuwider geht, aber darüber kann man streiten. Z.122/123 Einfach Großartig! Du hast dieses Bonmot einfach so hingeworfen, wie die Frechheit Anselms. Das gibt der ganzen Situation eine schöne Geschlossenheit und ich habe diese Stelle sehr, sehr genossen! (Du hast hier wunderbar Form und Inhalt verknüpft!) Z.148 Hier störe ich mich ein wenig an Gottes Garten. Denn ist Eden wirklich ein Platz, der für Freiheit steht? Dort, wo das Verbot von Erkenntnis besteht? Also, ich möchte auch die Freiheit haben zu erkennen. Und das kann man auch gemeinsam. Wenn das dem Hausherren nicht passt und einen aufgrund des Wissensdranges und der FREIHEIT davon Gebrauch zu machen (die er einem selbst eingepflanzt hat: Der Zynismus der Situation ist allzu deutlich...) hinauswirft, hat das meiner Ansicht nach, wenig mit Freiheit zu tun. Z.163 Liebe kennt nur den Wunsch nach Freiheit? Da stimme ich mit Dir nicht überein. Liebe lebt zwar von der Freiheit, ist aber etwas, dass egal in welcher Form etwas mit Nähe und Zusammensein und letztendlich mit freiwilliger Gebundenheit also Unfreiheit zu tun (Selbst bei "offenen" oder sonstigen Beziehungen.). Z.198 Starke Arme? Wir sprechen von einem dichtenden Schneider, zu einer Zeit, in der es keine Muckibuden gab... Z.216 Ein weiterer Höhepunkt! Toll! Z.223 Hier blieb ich irgendwie am "mehrfach überwältigt" hängen. Es wird zwar schön klar, was das Wort überwältigt ausdrückt, aber mehrfach überwältigt ist irgendwie ganz schrecklich assoziativ, obwohl es ganz korrekt ist...ich weiß auch nicht... Z.281 Selbst wenn es sich noch um die zuerst beanstandeten Veränderungen geht, damit ihr die Hochzeit nicht GANZ die Luft zum Atmen nimmt, und wir nicht erfahren haben, ob Anselm bisher tätig geworden ist, so könnte dies eine Schwangerschaft andeuten und das ist wirklich toll. Z.338 Statt empfohlen, würde ich BEfohlen setzen. Z.390-395 Diesen Absatz finde ich missverständlich. Wer leiht Amors Schwingen? Z.412 Sie STAPFT im Blut??? Herrje, Schmuddel, meinst Du wirklich "stapfen"? Und in dieser Situation, in der sie ihre Liebe im Tode sieht, wie reagiert die Prinzessin da? Kein Entsetzen, kein Aufschrei! Sie hadert nicht mit dem Schicksal oder reißt sich die Haare heraus, sie bleibt absolut beherrscht und begeht dann eine vielleicht kontrollierte, aber unbeherrschte Tat! Das finde ich, solltest Du noch verändern...immerhin bricht grade ihre ganze Welt zusammen und wenn sie es schon nicht so rauslässt, so muss es zumindest Anzeichen geben, die ihr starkes INNERES Entsetzen zeigen...meinetwegen bebende Lippen, zitternde Hände, Schweißausbrüche oder irgendwas in dieser Richtung, psychosomatischer Kram eben...aber so gehts nicht, finde ich. Zudem ist dies der Höhepunkt des Stückes und da wünsche ich mir einfach ein bisschen mehr Intensität! Lieber Schmuddel, ich hoffe meine Anmerkungen helfen Dir ein wenig, wenn nicht hast Du zumindest EINEN Eindruck geschildert bekommen. Ich finde es Klasse, dass Du das geschrieben hast und es lohnt auch das Stück zu lesen. Denn nicht nur Du lernst davon, sondern wir alle. Vielen Dank dafür! Ganz liebe Grüße, Jack |
12.02.2012, 14:55 | #4 |
Vielen, vielen Dank lieber Jack, dass du dieses verhältnismäßig lange Werk gelesen und kommentiert hast!
Das ist alles andere als selbstverständlich und ich freue mich sehr, so einen ausführlichen und reflektierten Kommentar für mein "Bühnenstück" lesen zu dürfen. Ich hätte auch gerne eher darauf geantwortet, aber das hier ist ja kein Vierzeiler, also dauert das auch bei mir etwas länger. Was die "alte Sprache" angeht, so glaube ich, dass dies einfach meinem "Stil" entspricht und es ist sowohl Produkt eines bewussten Entwurfs, als auch das spontane Erzeugnis meiner Gedankengänge. Ich weiß nicht, ob ich da wirklich Altes erreichen möchte - ich denke, es ist schon irgendwie meine eigene Sprache (zumindest entfernt es sich nicht sehr von meinem Sprachstil in meinen Gedichten). Bevor ich auf deine kritischen und lobenden Anmerkungen eingehe, noch ein konzeptionelle Klärung vorweg: Das Ganze liest sich natürlich wie ein kleines Theaterstück, aber ich habe es nicht als Dramatiker, sondern als Lyriker geschrieben. Ich würde es also eher wie ein riesiges Gedicht lesen, das durch eine in sich geschlossene Handlung zusammengehalten wird. Die Handlung ist also zweitrangig; ich habe nicht den Anspruch an mich gestellt, eine originelle, gut entwickelte Handlung mit Spannungsbögen etc. zu entwerfen (auch wenn es mich freut, dass du die Geschichte nicht so vorhersehbar gelesen hast wie ich). Vielleicht, wenn mich irgendwann die Muse ereilt, werde ich daraus mal ein richtiges Theaterstück basteln. Dann müsste ich es insgesamt natürlich in die Länge ziehen, um den Charakteren Zeit zu geben, sich zu entwickeln und die Handlung an sich auch zu plausibilisieren. Einige der von dir aufgeworfenen Kritikpunkte können dabei sehr hilfreich sein. Vielen Dank dafür! In diesem Zusammenhang hast du natürlich recht, dass ich die Wertigkeiten der einzelnen Szenen verändern müsste, um die Dramaturgie besser zu kontrollieren und zu variieren, auch wenn ich nicht glaube, dass man das allein an der Länge der Szenen festmachen kann. Und ich gebe dir auch recht, dass ich in Akt I Szene 1 ein wenig geschmuddelt habe, was die Metrik angeht. Da müsste ich sicher noch bügeln. So, bevor ich mich nun den einzelnen zitierten Passagen widme, sende ich das erstma ab, bevor mein Internet zusammenbricht und ich alles von vorn schreiben müsste. Ja, eine Zeilennummerierung wäre ratsam gewesen. Aber da muss ich jetzt so durch; du hast es ja auch geschafft. |
|
12.02.2012, 15:30 | #5 | |||||||||||
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
"Als Betrachter fühlen sie sich schnell, nicht jedoch als Gast." Sollte das völlige Entrücktsein der Menschen im Angesicht der Klassengegensätze verdeutlichen. Freut mich, wenn es dir gefällt! Zitat:
Ja, das kann man wohl ganz in obigem Geiste lesen. Danke für das "wunderbar"! Zitat:
Zitat:
vor der Menschheit Überdruss." Ich meinte das Leid des entfremdeten Menschen im Bewusstsein, einem Körper verhaftet zu sein, doch dennoch nicht frei und natürlich über ihn verfügen zu können, was natürlich durch die Situation der Prinzessin (Zwangsverheiratung) auf die Spitze getrieben ist, aber dem modernen Menschen in allen erdankbaren Zusammenhängen begegnet. Der Mensch vergisst in weiten Teilen sein Menschsein und dennoch wird er immer wieder auf seine Körperlichkeit verwiesen. Das ist es, was den modernen Menschen in meinen Augen unfrei macht und ihn grundsätzlich an seiner Existenz leiden lässt. Danke für den Verweis! Außerordentlich wichtige Stelle! Zitat:
So, bis hier hin erstma - ich mach jetzt mal ne Pause und melde mich später zu den übrigen Punkten. |
||||||||||||
12.02.2012, 16:37 | #6 | ||||||||||||||
Zitat:
Zitat:
das der Hoheit Schmunzeln lehrt." Danke! Das Kompliment nehme ich sehr gerne entgegen. Zitat:
denn es gibt für mich kein schöner Los, als mit dir zu sein in Gottes Garten." Da habe ich ein etwas offeneres Verständnis von Theologie. Es muss sich ja nicht zwangsläufig, um christliche Theologie handeln(und die ist ja auch sehr differenziert und da gibt es über den "Garten Eden" ja auch unterschiedliche Interpretationen). Ich halte die ganze Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies für eine Metapher über die Tragik des Mensch-Seins, begründet in der Fehlbarkeit des Verstandes, was kein Appell sein soll, den Verstand auszuschalten! Vielmehr ist es so, dass der Mensch eben deshalb nicht mit sich eins ist, weil er nicht akzeptieren kann, dass er eine "begrenzte Reichweite" hat. Der Mensch will immer mehr Erkenntnis und verliert dabei oft den Blick für das Wesentliche, für den Moment. Er ist oft gar nicht zur Innensicht fähig, gerade in unserer "Wissensgesellschaft", in der wir Orientierung anhand wissenschaftlicher Zusammenhänge über das Weltganze suchen, aber letztendlich muss dieser Versuch scheitern, weil mit jeder Antwort tausend neue Fragen aufgeworfen werden und am Ende ist der Mensch "so klug als wie zuvor." Wir vergessen allzu oft den Blick für unser eigenes Menschsein! Zitat:
"Pflicht und Anstand sind mir eben fremd, da mein Herz zur ungeteilten Hoffnung reift, dass Liebe nur den Wunsch nach Freiheit kennt." Ich benutze in diesem Werk Liebe als Symbol einer Gesellschaftsordnung, die die Freiheit nicht wie unsere Gesellschaft als negative Freiheit in Abgrenzung vom Anderen sieht, sondern in der jeder jeden in der Entfaltung der je individuellen Möglichkeiten fördert. Die Individualität des Menschen muss ganz im Sinne Marxens in den Mittelpunkt gerückt werden: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!" Die Menschen müssen, um wirklich frei zu sein, sich ganz und gar aufeinander einlassen. Ob das eine Utopie ist, bleibt offen, aber ich verweise darauf, dass es zumindest in der wahren Liebe möglich ist. Besonders wird das ein paar Zeilen zuvor deutlich: Zitat:
In einer Beziehung werden Regeln gemeinsam als gemeinsamer Entwurf formuliert und begegnen einem also nicht als etwas Fremdes, dem man nur unterworfen ist. Man teilt sich gegenseitig seine Erwartungen mit, lernt dabei eine ganze Menge über sich selbst und kommt zu vernünftigen Regeln, die im günstigsten Fall für Beide ein Gewinn sind und dazu führen, dass man sich in gegenseitiger Unterstützung wirklich entfalten kann. Wer kennt dieses Gefühl nicht, dass man ermutigt und gefördert durch den richtigen Menschen "über sich hinauswächst" (eigentlich müsste man sagen: "man erkennt dann erst, wer man ist und was man kann.")? Ebendies stelle ich mir als eine erstrebenswerte Bedingung des menschlichen Miteinanders im Allgemeinen vor. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass du dir so viel Mühe gemacht hast, dieses Stück zu lesen. Es ist vielleicht nicht das Beste, aber das Wichtigste, das ich je geschrieben habe (nicht nur aufgrund der Fleißarbeit, die ich hineingesteckt habe). Und ohne dich wäre es vielleicht nie kommentiert worden. Nicht, dass ich das nicht miteinkalkuliert hätte, als ich dieses "Monster" gepostet habe, aber es wäre trotzdem schade gewesen. Jedenfalls habe ich jetzt ein paar externen Eindrücke bekommen, die mir sicherlich helfen werden, das Stück zu einem ordentlichen Theaterstück zu machen, wenn es mich irgendwann mal packen sollte. Vielen, vielen Dank und lG! |
|||||||||||||||
Lesezeichen für Der Schneider und die Prinzessin |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Schurke und Prinzessin | Ex-Erman | Lebensalltag, Natur und Universum | 0 | 13.08.2011 00:03 |
Grüne Prinzessin | Perry | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 7 | 31.10.2007 16:30 |
Die Prinzessin der Drachen | Dark Angel | Geschichten, Märchen und Legenden | 2 | 29.01.2007 20:29 |
Prinzessin Todverderben. | der Seelenvergifter | Düstere Welten und Abgründiges | 1 | 27.07.2006 17:53 |