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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge.

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Alt 25.04.2012, 23:47   #1
männlich nurdean
 
Benutzerbild von nurdean
 
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Alter: 32
Beiträge: 163

Standard Ein Luft-Schloss (Arbeitstitel)

Personen: Andreas, Vera, Marcel, Maria, Pasquale

Erste Szene, in einer Schänke. Marcel und Andreas. Andreas hält einen Brief in der Hand.

Marcel: Noch ein Bier?
Andreas: Danke, ich kann's brauchen.
Marcel: Na dann, prost!
Andreas: Prost!
Marcel: Was hast du in deiner Hand?
Andreas: Wir müssen noch einen Empfang vorbereiten, morgen kommt Vera heim.
Marcel: Und Maria?
Andreas: Meine Kusine auch, ja. Was soll ich davon halten?
Marcel: Wovon sprichst du? Freust du dich nicht, dass deine Kusine dir einen Besuch abstatten will?
Andreas: Der Brief ist von ihr.
Marcel: Was steht drin? Hat sie etwa doch abgesagt?
Andreas: Noch ein Bier?
Marcel: Aber ich habe doch noch halb voll! Na, kann nicht schaden. Wie willst du die beiden denn empfangen?
Andreas: Ich weiss nicht. Ein kleines Fest vielleicht? Oder zum Essen einladen?
Marcel: Essen klingt gut.
Andreas: Blausäure zur Vorspeise für meine werte Kusine.
Marcel: Was jetzt? Gib doch mal den Brief her.
Andreas: Es steht etwas höchst unerfreuliches drin.
Marcel: Gib ihn trotzdem her, was soll da schon drinstehen?
Andreas: Ich habe ihn schon seit einer Woche. Sie schreibt, dass dieser Pasquale auch bei ihnen aufgetaucht sein soll.
Marcel: Vera's ehemaliger Studienfreund? Dieser italienische Schleimbolzen?
Andreas: Ja.
Marcel: Ja und?
Andreas: Meine Kusine hält meine Verlobte für eine Betrügerin.
Marcel: Jetzt gib doch endlich den verdammten Brief her! Nimmt sich den Brief. „...glaube, die beiden in einem intimen Moment beobachtet zu haben...“ Vera und Pasquale?
Andreas: Meine Kusine.
Marcel: Sie will dich warnen.
Andreas: Sie will mich ins Unglück stürzen! Sie irrt sich. Oder vielleicht noch schlimmer.
Marcel: Du denkst, sie lügt?
Andreas: Will sie mich vielleicht vor meiner geliebten Vera blossstellen? Sie neidet unsere perfekte Liebe!
Marcel: Na, so perfekt kann das ja auch wieder nicht sein, wenn die Vera einfach einen Monat zu deiner Kusine verschwindet und dann auch noch zufällig dieser Pasquale auftaucht...
Andreas: Diese blöde Kuh!
Marcel: Immerhin ist sie deine Kusine!
Andreas: Sie schreibt sogar, dass ich Vera, meiner Vera nicht mehr trauen könne!
Marcel: Na ja...
Andreas: Wir werden den beiden einen schönen Empfang bereiten, mit einem feinen Essen bei uns zuhause und etwas Musik, schliesslich war Maria schon seit Jahren nicht mehr hier. Und besorge mir noch ein Exemplar der aktuellen Zeitung, sie wird wissen wollen, was sich so getan hat in der letzten Zeit. Und wenn der Moment gut ist, werde ich sie gemeinsam mit meiner Verlobten zur Rede stellen.
Marcel: murmelnd: Wenn sie dann noch da ist...
Andreas: Was murmelst du da?
Marcel: Nichts. So, mein Glas ist leer und ich bin müde, ich hau mich mal in die Federn. Bis Morgen!
Andreas: Ja, bis Morgen! Zu sich: Da bin ich ja gespannt, was meine Kusine für ein Süppchen auskocht. Das wird ein furioser Empfang! Kellner, noch ein Bier!

Zweite Szene, bei Andreas zuhause. Andreas sitzt an die Wand neben der Tür gelehnt und schläft. Er trägt noch immer seinen Mantel vom letzten Abend. Die Türglocke geht. Er öffnet und erblickt Maria.

Andreas: Maria, meine gute Kusine, komm nur rein, wie war deine Reise?
Maria: Ganz angenehm, danke der Nachfrage. Gehst du noch weg?
Andreas: Weshalb? Ah, der Mantel! Nein, ich komme soeben von einigen Besorgungen in der Stadt, und kaum bin ich zuhause und zünde mir eine Zigarre an geht auch schon die Türglocke!
Maria: Du rauchst doch gar keine Zigarre?
Andreas: Du warst lange fort, nun komm doch endlich rein, ist ja kalt da draussen! Soll ich dir gleich die Zeitung bringen? Verschwindet in die Küche.
Maria: Ah ja, danke. Aber sag, hast du meinen Brief erhalten?
Andreas: Ruft aus der Küche: Oder einen Kaffe?
Maria: Der Brief!
Andreas: Lieber Milch? Kommt aus der Küche zurück, mit einer Zeitung in der Hand.
Maria: Ob du den Brief erhalten hast!
Andreas: Also keine Milch. Verschwindet wieder in der Küche.
Maria: Da liegt er ja. Du hast ihn zerrissen.
Andreas: Kommt zurück. Kaffee und Milch separat, hilf dir selbst. Auf dem Tisch steht Zucker. Erstaunt: Der Brief. Den hatte ich doch weggeworfen!
Maria: Ich verstehe deine Wut, Andreas!
Andreas: Ich? Wütend?
Maria: Ja.
Andreas: Ich wurde betrogen, was erwartest du?
Maria: Ich verstehe das wirklich!
Andreas: Du fieses Miststück!
Maria: Was??
Andreas: Du erfindest diese Geschichte, um mich von Vera abzubringen! Niederträchtiger Mensch, dann besuchst du mich auch noch und tust, als wäre nichts!
Maria: Ich verstehe nicht.
Andreas: Ich will, dass du gehst, bevor ich mich vergesse!
Maria: Spinnst du? Du bist mein Cousin! Ich lüge dich nicht an, warum sollte ich?
Andreas: Leugne es! Leugne alles, Maria! Verflucht sollst du sein!
Maria: Bedenke deine Worte wohl, bevor du dein eigen Blut beleidigst!
Andreas: Hinaus!
Maria: Im gehen: Du wirst die Wahrheit noch früh genug erfahren.
Andreas: Wieder ruhiger: So, wo bleibt denn jetzt Vera?

Dritte Szene, auf der Strasse. Marcel und Vera, sie haben sich zufällig getroffen. Vera will von ihm davoneilen.

Marcel: Ausser Atem: So warte doch!
Vera: Worauf? Ich habe zu tun.
Marcel: Kaum zuhaus, schon läufst du wieder davon!
Vera: Ich muss noch einkaufen.
Marcel: Aber du bist doch eingeladen!
Vera: Hält an: Ach ja? Wer erweist mir die Ehre?
Marcel: Andreas natürlich!
Vera: Was will der denn noch?
Marcel: Wieso soll ein Mann nicht seine Freundin einladen dürfen? Du warst lange fort!
Vera: Lange genug, um mein Glück zu finden. Hier ist es nicht.
Marcel: Hier ist aber Andreas und er ist ein Teil von dir!
Vera: Dann ruf ich ihn an und sage ihm ab.
Marcel: Sehr wütend: Spinnst du denn total? Er lädt dich ein und du... Überhaupt, du bist ihm doch noch eine Erklärung schuldig!
Vera: Was soll ich ihm erklären? Ich bin eine freie Frau! Und er weiss das.
Marcel: Eine Betrügerin bist du!
Vera: Verflucht! Woher...?
Marcel: Deine Taten fallen auf dich zurück! Ich weiss von Pasquale! Alle wissen es!
Vera: Maria hat es euch gesagt? Ich hätte ahnen sollen, dass sie etwas im Schilde führt. Man fährt nicht einfach den ganzen Weg von Italien alleine im Zug, nur um danach zwei Stunden früher zuhause zu sein. Weiss Andreas davon?
Marcel: Ja, aber er glaubt es nicht. Er liebt dich, verdammt nochmal!
Vera: Diese Schlange!
Marcel: Er zerbricht nur schon bei der Vorstellung, dass...
Vera: Diese elende Verräterin...
Marcel: Sie hat nur die Wahrheit aufgedeckt, die du zu verbergen suchtest!
Vera: Sie hintergeht mich...
Marcel: Du! Nicht sie!
Vera: Also gut. Ich werde kommen. Ein gutes Essen kann keiner ablehnen. Aber diese Maria...
Marcel: Schreit ihr ins Gesicht: Weisst du eigentlich, wie viel du Andreas bedeutest? Lieber hat er seine Cousine verflucht und aus dem Haus verjagt, als ihr Glauben zu schenken! Du spielst mit seinen Gefühlen und es kümmert dich kein bisschen! Er hat dich vermisst! Immer wieder hat er gesagt: „Marcel, mein guter Marcel, wie soll ich es nur aushalten, jetzt wo meine treue Vera so weit weg ist?“ Treue Vera nennt er dich!
Vera: Er ist verblendet. Unsere Beziehung ist doch schon lange Geschichte.
Marcel: Geblendet von der Leidenschaft und der Liebe einer Frau!
Vera: Nach einer Pause: Nun gut. Ich werde mit ihm reden. Ich will, dass es ihm gut geht. Sonst werde ich ihn niemals los.
Marcel: Ach du meine Güte...
Vera: Ich werde ihm sagen, dass ich ihn nicht mehr will. Dann soll er halt glauben, was er will. Mir auch egal. Das ist nachher dein Problem, du kannst ihn danach wieder zusammenflicken, ich habe genug von euch allen! Ich werde danach mit Pasquale ein neues Leben anfangen und kann dann hoffentlich endlich zur Ruhe kommen. Weisst du, er hat etwas, das Andreas nicht hat. Ich fühle mich bei ihm sicher. Er kann mich beschützen. Ich vertraue ihm. Ach, hätte ich ihn doch früher schon besucht. Nein, hätte er nicht diese Freundin, diese Anita gehabt, als wir zusammen studierten... So lange musste ich um seine Liebe kämpfen, ich Arme. Doch jetzt habe ich endlich erreicht, was ich wollte!
Marcel: Wie jetzt?
Vera: Schon seit Jahren will ich nur ihn...
Marcel: Du warst aber mit Andreas zusammen!
Vera: Hab ich doch schon gesagt wieso! Pasquale war mit Anita zusammen. Er legt grossen Wert auf Treue, da konnt ich doch nicht einfach...
Marcel: Weisst du was? Mir reicht es. Wir gehen jetzt zu diesem Essen und dann klärt ihr das mal schön. Das ist ja ungeheuerlich, ist das!
Vera: Ich will, dass du mir versprichst, dass ich mit ihm alleine reden kann!
Marcel: Ja, ja! Ich will deine Lügen ja nicht noch ein zweites Mal hören. Los jetzt!
Gehen ab.

Vierte Szene, bei Andreas zuhause. Er sitzt alleine Am Tisch, ein tritt Maria.

Maria: Hallo.
Andreas: Hallo. Danke fürs kommen, nimm Platz, meine werte Kusine.
Ein treten Vera und Marcel.
Marcel: Leise: Der da draussen, der wartet aber schön ja? Zu Andreas: Ich bringe dir Vera. Viel Spass euch zwei! Verlässt den Raum.
Maria: Ich geh dann auch mal besser. Schaut Vera böse an, verlässt ebenfalls den Raum.
Andreas: Geht wortlos auf Vera zu. Will sie in die Arme schliessen. Sie stösst ihn weg. Nun, meine Liebste, wie war die Reise? Hast du dich gut erholt in Italien? War meine Kusine gastfreundlich?
Vera: Es war ganz in Ordnung...
Andreas: Nicht so schüchtern, ich möchte alles wissen. Man sagt der italienische Wein soll vortrefflich sein.
Vera: Ich würde lieber über etwas anderes sprechen...
Andreas: Ich denke ich weiss, wovon du mir erzählen willst. Aber was zählt ist allein die Liebe. Geht auf sie zu, will sie küssen. Sie stösst ihn wieder weg.
Vera: Die Liebe... Was ich sagen will...
Andreas: Sag nichts, es ist alles vergeben und vergessen! Wenn du mich nur endlich küssen würdest!
Vera: Schreit: Ich habe aber Pasquale geküsst!
Andreas: Pasquale? D e r Pasquale?
Vera will antworten, aber die Türe geht auf. Pasquale kommt hereingestürmt, gefolgt von Maria und Marcel.
Pasquale: Ich habe meinen Namen gehört! Alles in Ordnung, Schatz? Geht zu Vera hin, gibt ihr einen Kuss auf die Backe. Sie starrt ihn mit offenen Augen an.
Andreas: Also doch?
Pasquale: Wer ist das?
Andreas: Wer sind Sie?
Vera: Das ist Pasquale.
Andreas: Keucht: Pasquale?
Pasquale: Schatz, warum schaut mich dieser Trottel so belämmert an?
Vera: Weil, also, ähm...
Maria: Weil er ihr Freund ist!
Marcel: Ironisch: Ja genau, endlich Action!
Pasquale: Du bist ihr Freund?
Andreas: Ich...? Niemand. Ich... war nie wirklich da... Fällt auf die Knie.
Maria: Ihr Freund!
Pasquale: Versteht. Schaut erst Maria, dann Vera erschüttert an. Dein... Freund? Dein... FREUND??!
Vera: Nein, also ja, also...
Pasquale: Wieso hast du mir nichts davon gesagt? Du hast ihn betrogen... mit mir? Ich dachte du liebst mich, dabei verhältst du dich so würdelos? Das ist schlecht. Das ist sogar sehr schlecht. Das ist richtig übel! Höchst unmoralisch ist das! Und ich trage Schuld daran! Verdammt nochmals! Verlässt den Raum kopfschüttelnd.
Vera: Ruft ihm nach: Liebst du mich nicht mehr? - Weg! Weg ist meine grosse Liebe! Weg sind alle meine Träume! Meine Zukunft! Alles liegt in Trümmern! Alles ist verloren! Verflucht! Verlässt ebenfalls den Raum.
Andreas: Hebt die Arme: Wieso?
Marcel und Maria schauen von ihm weg und kopfschüttelnd zu Boden.
Marcel: Wieso musste er sich auch in solch eine Frau verlieben?
Maria: Wieso musste er sich solange täuschen?
Der Vorhang fällt. Ende.
nurdean ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2012, 02:09   #2
männlich Ex-Peace
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2011
Beiträge: 3.449

Mir gefällt das.

Du hast die Dialoge wirklich gut und lebensnah aufgebaut.
Ein sehr ordentliches Handwerkszeug bringst du mit - und viel Talent!

Liebe Grüße
Peace
Ex-Peace ist offline   Mit Zitat antworten
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