Futurecity
Diese Postkarte kam aus sich selbst. Denn sie war einmal ein jetzt fehlendes Stück einer hauchdünnen Wand zwischen 2 Räumen, die jetzt eine Verbindung miteinander haben. Und das war der einzige Weg zu kommunizieren. Auf lange Sicht war diese Stadt in ständigem Umbau, da sie nur aus diesen Trennwänden bestand, deren ausgelöste Türen von jemandem gelesen worden waren, der damit vielleicht die Löcher in seinem Raum stopfte. Hier begegneten sich Furcht und Hoffnung als direkt steuerbare Gegenteile und nicht endlos verklausulierte Entscheidungshilfen für Gewinn und Verlust. Aber gab es für diese Stadt überhaupt einen Namen, mit der dieser, auf sich beruhende, in seiner unmittelbaren Auswirkung stattfindende und verschwindende Charakter bezeichnet werden konnte? Darauf war jede Aktivität hier gerichtet, denn wer den Namen fand, erhielt so viele Zuschriften, dass er seine Grenzen innerhalb des Konstruktes nach Beliebigkeit neu ziehen konnte. Das hieß aber auch anderen den ehemals gleich verteilten Raum zu beschneiden, ohne erst einen Antrag zu stellen, da es für Behörden genau so wenig Platz gab wie für Shoppingcenter. Diese Stadt war der Zusammenschluss von London und New York, die mit Hilfe von komplexer Überbrückungstechnik, den Antlantik zum Trägermedium der Steueranlagentanks und einer transkontinentalen U-Bahn gemacht hatten. Es gab keinen freien Platz mehr, außer in der Philosophie des durchschnittlichen Ausgleiches, wo er sich nur durch sich selber definieren konnte. Das hieß, falls eines der Postkartenhabitate nicht bewohnt war, musste es die mythologische Ausnahme bilden, nach der sich die Jugend als anonymem Treffpunkt so sehr sehnte, dass ihr Schreibtrieb, ganze Wohnviertel in ballungsraumähnlicher Größe umgestaltete. Jede Postkarte selber war eine Interactivecell mit allen möglichen sensorischen Inputs und dadurch datengesteuerten Outputs. Diese technischen Möglichkeiten ließen somit aus Geschichten eine Stadt wachsen, deren durchschnittliche Wandlungsrate von der Kreativität ihrer Bewohner abhing. Wenn man eine dieser Karten in ein Datenmodul schub, konnte man zu den Orten auf Reise gehen, von denen geschrieben wurde und man konnte die Ursachen und Wirkungen der beschriebenen Zusammenhänge nachvollziehen und sich mit dem Absender ein paar Stunden teilen, da das Modul der eigene Körper war.
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