Golden Parachute bei Poetry.de

Ilka-Maria · 15.12.2013, 21:05

Wegsortiert zum alten Eisen.
Was das heißt, ist altbekannt:
Deinen Posten sollst du schmeißen,
du bist fertig, ausgebrannt.

Wahrheit ist: Du bist zu teuer,
Können ist uns nichts mehr wert,
junge Kräfte sind halt neuer:
billig, schwungvoll, unbeschwert.

Qualität? Vergiss es lieber!
Darauf kommt es nicht mehr an.
Was wir brauchen, sind Kaliber,
die im Blindflug klotzen ran,

die uns keine Fragen stellen,
die erreichbar, Tag und Nacht,
und die Weckuhr nicht mehr stellen,
weil der Job sie sklavisch macht.

Leute, die in Nächten schlafen,
haben bei uns keinen Platz.
Magst du nicht das Boot im Hafen,
sag ich dir den letzten Satz.

15. Dezember 2013
by Ilka-Maria

gummibaum · 15.12.2013, 21:36

Hallo Ilka,

so wird man ausgetauscht. Der rastlose Takt, in dem das geschieht, ist dem Gedicht syntaktisch einbeschrieben und lässt den Leser das Tempo der unbesehenen Entsorgung humaner Arbeitsformen gut mitempfinden.

Sehr gelungen, wie ich meine.

Es grüßt herzlich
gummibaum

Jeronimo · 15.12.2013, 21:41

Das ist leider wahr. Masse statt Klasse, Quantität statt Qualität ist angesagt, billig produzieren und teuer verkaufen. Kein typisch deutsches Problem, aber wir können dieses System halt gut verkaufen mit dem Zauberworten "Arbeitsplätze" und "Wachstum".
In den nordischen Ländern ist das anders, da werden auch Erfahrungen, Verlässlichkeit und Beständigkeit bezahlt.

Ein feines, kritisches Gedicht, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern sachlich, realistisch und desilliusioniert.

Jeronimo

Thing · 15.12.2013, 22:24

Ich schließe mich beiden Vorrednern uneingeschränkt an.

Bittere Realität.

(Was bedeutet der Titel? Unter dem P. stelle ich mir einen Fallschirmspringer vor)

15.12.2013, 21:05	#1
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.089 Meine Gedichte Meine Favoriten	Golden Parachute Wegsortiert zum alten Eisen. Was das heißt, ist altbekannt: Deinen Posten sollst du schmeißen, du bist fertig, ausgebrannt. Wahrheit ist: Du bist zu teuer, Können ist uns nichts mehr wert, junge Kräfte sind halt neuer: billig, schwungvoll, unbeschwert. Qualität? Vergiss es lieber! Darauf kommt es nicht mehr an. Was wir brauchen, sind Kaliber, die im Blindflug klotzen ran, die uns keine Fragen stellen, die erreichbar, Tag und Nacht, und die Weckuhr nicht mehr stellen, weil der Job sie sklavisch macht. Leute, die in Nächten schlafen, haben bei uns keinen Platz. Magst du nicht das Boot im Hafen, sag ich dir den letzten Satz. 15. Dezember 2013 by Ilka-Maria

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15.12.2013, 21:36	#2
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Hallo Ilka, so wird man ausgetauscht. Der rastlose Takt, in dem das geschieht, ist dem Gedicht syntaktisch einbeschrieben und lässt den Leser das Tempo der unbesehenen Entsorgung humaner Arbeitsformen gut mitempfinden. Sehr gelungen, wie ich meine. Es grüßt herzlich gummibaum

15.12.2013, 21:41	#3
Jeronimo gesperrt Dabei seit: 10/2011 Alter: 70 Beiträge: 4.237 Meine Gedichte Meine Favoriten	Das ist leider wahr. Masse statt Klasse, Quantität statt Qualität ist angesagt, billig produzieren und teuer verkaufen. Kein typisch deutsches Problem, aber wir können dieses System halt gut verkaufen mit dem Zauberworten "Arbeitsplätze" und "Wachstum". In den nordischen Ländern ist das anders, da werden auch Erfahrungen, Verlässlichkeit und Beständigkeit bezahlt. Ein feines, kritisches Gedicht, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern sachlich, realistisch und desilliusioniert. Jeronimo

15.12.2013, 22:24	#4
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich schließe mich beiden Vorrednern uneingeschränkt an. Bittere Realität. (Was bedeutet der Titel? Unter dem P. stelle ich mir einen Fallschirmspringer vor)