Der Wanderschuh bei Poetry.de

Martin Laut · 17.10.2011, 22:59

Ein Wanderschuh liegt abgerissen, grau,
im Felde, in ihm schläft, ganz flau und fest,
die Leere wie ein toter Fuchs im Bau,
wie ein verfaulnder Falk im morschen Nest.

Der Schuh stinkt Stille, streng aus jeder Rille,
Verlassensein wie Luft auf Geisterbooten,
der dunkle Schaft sieht aus wie die Pupille
im offenstehnden Auge eines Toten.

Und auf dem Leder wächst der dichte Staub,
wie eine trockne zweite Schicht von Haut,
so liegt der leere Lump, dort trüb, wie Laub,
wird langsam zugedeckt von Mutter Zeit.

Und schaut ins Nichts, mit hohlem Herzen,
die Senkel krumm und schlaff und schwer,
sind wie gewunden unter Schmerzen.
Der Schuh, er wandert niemals mehr.

Doch ich erspäh ihn, diesen kargen Kranken,
für einen Augenblick erscheint er heiter.
Ich füll ihn mit dem Fuß meiner Gedanken,
und schweife kurz darin und zieh dann weiter.

AndereDimension · 18.10.2011, 16:23

Hallo Martin Laut

je öfter ich dein Gedicht lese, umso besser gefällt es mir.

Zitat:

Und schaut ins Nichts, mit hohlem Herzen,
die Senkel krumm und schlaff und schwer,
sind wie gewunden unter Schmerzen.
Der Schuh, er wandert niemals mehr.

Diesen Vers finde ich besonders gelungen!

Eine tolle Momentaufnahme!

Gruß, A.D.

Thing · 18.10.2011, 17:19

Halli Hallo,

abgesehen von zwei (in meinen Augen) deplazierten Kommas:

TOLL!

Thing

Martin Laut · 19.10.2011, 02:48

Ich danke herzlich.
Es ist sehr schön, dass euch mein Geschriebenes gefällt.
Und es ist super, dass du es sogar mehrmals gelesen hast, a.D..

Gruß,
Martin Mus

17.10.2011, 22:59	#1
Martin Laut Dabei seit: 04/2009 Alter: 33 Beiträge: 370 Meine Gedichte Meine Favoriten	Der Wanderschuh Ein Wanderschuh liegt abgerissen, grau, im Felde, in ihm schläft, ganz flau und fest, die Leere wie ein toter Fuchs im Bau, wie ein verfaulnder Falk im morschen Nest. Der Schuh stinkt Stille, streng aus jeder Rille, Verlassensein wie Luft auf Geisterbooten, der dunkle Schaft sieht aus wie die Pupille im offenstehnden Auge eines Toten. Und auf dem Leder wächst der dichte Staub, wie eine trockne zweite Schicht von Haut, so liegt der leere Lump, dort trüb, wie Laub, wird langsam zugedeckt von Mutter Zeit. Und schaut ins Nichts, mit hohlem Herzen, die Senkel krumm und schlaff und schwer, sind wie gewunden unter Schmerzen. Der Schuh, er wandert niemals mehr. Doch ich erspäh ihn, diesen kargen Kranken, für einen Augenblick erscheint er heiter. Ich füll ihn mit dem Fuß meiner Gedanken, und schweife kurz darin und zieh dann weiter.

18.10.2011, 17:19	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, abgesehen von zwei (in meinen Augen) deplazierten Kommas: TOLL! Thing

19.10.2011, 02:48	#4
Martin Laut Dabei seit: 04/2009 Alter: 33 Beiträge: 370 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich danke herzlich. Es ist sehr schön, dass euch mein Geschriebenes gefällt. Und es ist super, dass du es sogar mehrmals gelesen hast, a.D.. Gruß, Martin Mus