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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 10.09.2016, 17:04   #1
männlich KLOMG
 
Dabei seit: 09/2016
Beiträge: 1

Standard Worum es geht

Worum es geht


Es geht nicht alles ums Haben
Es geht nicht immer um deine Gaben
Es geht nicht um alles, was glänzt
Denn alles geht und ist begrentz

Es geht nicht immer nur ums Lieben
Es geht viel weniger um Frieden
Es geht nicht darum, was du hast
Vielleicht viel mehr, darum was du dadurch verpasst

Es geht um Texte die bleiben und nicht vergehen
Es geht um Aufstehen, nicht verlieren und weiter sehn
Es geht um so viel und doch so wenig
Sich vorzustellen, das viel blieb für ewig

Es geht um Fehler, die man nicht mehr macht
Es geht um nicht versinken in einer dunklen Nacht
Es geht nicht darum, wie es grad geht
Weil sich alles wie in Zeitraffer bewegt

Es geht um Weisheit und Wahrheit
Geht nicht drum, was du weißt, sondern um die Klarheit
Worum es geht, ist an sich einfach geklärt
Es geht um alles, was dich bewegt und das Leben verwehrt



--KLOMG--
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Alt 10.09.2016, 17:20   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Was für ein grandioser Irrtum!

Als ob sich Sein und Haben voneinander trennen ließen ...

Wer hat, der ist (und isst!).
Wer nichts hat, der ist nichts (und isst nichts!).

Das Gegenteil von Idealismus ist Materialismus, oder um mit Brecht zu sprechen: Erst kommt der Bauch, dann die Moral.

Mit Weisheit und Wahrheit hat das nichts zu tun. Weisheit kann man in allen Daseinsformen und sozialen Verhältnissen erwerben. Aber die Wahrheit wird nie jemand wissen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2016, 18:36   #3
männlich Ex-Larkin
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Brandenburg (im hintersten Loch)
Alter: 29
Beiträge: 573

Das Problem dieses Gedichts ist, dass es als Primat die "Weisheit" - allerdings ohne Definition - und die "Wahrheit" - was immer das sein soll - voranstellt, um alles andere zu negieren. Daraus ergibt sich ein folgenschweres Problem, dass es unmöglich macht, das Gedicht bzw. seine Aussage überhaupt ernst zu nehmen...

Dies Problem ist: Weisheit wie Wahrheit, quasi-metaphysisch losgelöst von all den Dingen, um die es, laut diesem Gedicht, "nicht geht", sind als menschliche Eigenschaften undenkbar.

Nehmen wir zur Veranschaulichung einige Beispiele aus diesem Gedicht, einige Verse, die veranschaulichen, warum Weisheit und Wahrheit nicht losgelöst von dem genannten bestehen können:

Zitat:
Es geht nicht alles ums Haben
Es geht nicht immer um deine Gaben
Wie kann ich "Weisheit" - und ich nehme Weisheit, da keine Definition gegeben wurde, einfach als verarbeitete Lebenserfahrung - über das Für und Wider des Habens besitzen, wenn ich Haben und Nicht-Haben von vorneherein als sinnlos abstempele - darum geht es nicht! Aber warum denn nicht?

Zitat:
Es geht nicht immer nur ums Lieben
Es geht viel weniger um Frieden
Das gleiche Spiel: Wie kann ich über Liebe sprechen, wenn ich sie nicht erfahre, wenn ich sie, wiederum a priori, völlig verneine?

Und sowohl Haben als auch Liebe kann ich nur dann theoretisch bearbeiten, d.h. in diesen Dingen nach einer Wahrheit suchen, wenn ich mich eingehend damit beschäftigt habe - und gerade diese beiden Verhältnisse "Haben & Nicht-Haben" wie "Liebe & Hass" verflechten Wissenschaft mit Empirik aufs Engste.

D.h.: Das Gedicht fordert mich auf, Wahrheit und Weisheit zu suchen (und entsprechend zu finden), gleichzeitig will es mir weismachen, dass alles das, was das Leben ausmacht, dafür völlig unnötig sei. Damit aber sind Wahrheit und Weisheit obsolet, die Suche danach unmöglich.

Nun mag man einwerfen, dass das Gedicht gemachte Erfahrung verarbeitet; eine Art Katechismus, der mir die Arbeit abnehmen möchte, Erfahrungen zu sammeln - aber wie kann ich Wahrheit und Weisheit suchen, wenn ich nicht Erfahrungen mache, d.h. wenn ich selbst beginne zu suchen? Nur muss ich mich diesen Dingen, um die es angeblich nicht geht, in den Weg stellen - damit verletze ich wiederum die eigentliche Prämisse des Gedichts.

Kurzum: Die Kernaussage des Gedichts ist unhaltbar aufgrund dieses Widerspruchs. Aber nicht alleine dies; Ilka hat es bereits angesprochen: Warum sollte ausgerechnet diese "Weisheit" auch für mich gelten, wiewohl "meine" Weisheit, meine Erfahrungen und die entsprechenden Schlüsse, die ich daraus zog, nicht für eine andere Person gelten kann. Das ist das wohl größte Problem aller Ethik - insbesondere aber jener, die sich zu einer Predigt versteigert.
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2016, 18:42   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Zitat:
Zitat von Larkin Beitrag anzeigen
Nun mag man einwerfen, dass das Gedicht gemachte Erfahrung verarbeitet;
Der Verdacht kam mir nicht. Eher, dass das Gedicht auf der Lektüre von Erich Fromm und Peter Lauster basiert.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2016, 18:43   #5
männlich Ex-Larkin
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Brandenburg (im hintersten Loch)
Alter: 29
Beiträge: 573

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Der Verdacht kam mir nicht. Eher, dass das Gedicht auf der Lektüre von Erich Fromm und Peter Lauster basiert.
Mir auch nicht - aber ich wollte bestimmten Argumenten zuvorkommen.

P.S.: Allerdings darf man wohl darauf hoffen, dass unsere Harmonisten nur auf diese Gelegenheit gewartet haben, um wieder einmal den Beweis zu erbringen, was für Dämonen wir sind.
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
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