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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 13.02.2024, 10:12   #1
männlich TravisBeamer
 
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 288

Standard Das blaue Flüstern

Das blaue Flüstern eines Flusses,
das nach der Welten Stille schmeckt,
erfrischt die Gluten eines Kusses,
den Sehnsucht blind zu Boden streckt.

Der purpurrote Wind gen Süden,
der nach erwärmtem Regen riecht,
hat zauberhafte Attitüden,
wenn in sein Samtkleid Hoffnung kriecht.

Der jadegrüne Klang in Bäumen,
der knisternd Melodien spielt,
bestückt das Dunkle mit den Räumen,
aus denen sich ein Schimmer stiehlt.

Der schöne Duft ruft all die Farben,
die auf der Erde sich verbünden,
verstreut sich dann als bunte Narben,
um Licht und Schatten zu ergründen.
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Alt 13.02.2024, 14:24   #2
männlich Ludwig
 
Dabei seit: 02/2024
Ort: Mitteleuropa
Beiträge: 21

Lieber TravisBeamer,
du arbeitest sehr stark mit Adjektiven und typisch lyrischen Wörtern. Und vielleicht auch zu viel nach meinem Geschmack. Jedes Adjektiv ist zugleich immer eine Einschränkung nimmt den Dingen die Möglichkeit als solche zu wirken, wie der Wind, der Fluss etc.
Zwei Dinge die mich störten
Zitat:
erfrischt die Gluten eines Kusses,
Also Gluten als Plural macht keinen Sinn und du wirst nicht das Klebereiweiß Gluten gemeint haben
Zitat:
Der purpurrote Wind gen Süden
Der feuchtwarme Wind kommt von Süden nicht gen Süden

Insgesamt ist mir das Gedicht einfach zu überladen. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
Tatsächlich ist die letzte Strophe auch befreiter und sie gefällt mir wirklich gut!
Viele Grüße,
Ludwig
Ludwig ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.02.2024, 14:29   #3
männlich TravisBeamer
 
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Beiträge: 288

Wenn du meinst. Da habe ich in einem anderen Forum aber bessere Kommentare gelesen. Geschmäcker sind verschieden.
Mit freundlichen Grüßen,
Travis Beamer
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Alt 17.02.2024, 15:47   #4
männlich XRayFusion
 
Dabei seit: 10/2015
Ort: Berlin
Beiträge: 122

Zitat:
Zitat von Ludwig Beitrag anzeigen
Also Gluten als Plural macht keinen Sinn und du wirst nicht das Klebereiweiß Gluten gemeint haben
Dem kann man getrost widersprechen, da der Plural von Glut Gluten ist.

Allerdings schließe ich mich dem Grundton der Kritik - nach meiner Lesart - an. Das Stück spielt sehr mit lyrischen Klischees. Allerdings kann man die mögliche Beabsichtigung dieser - sofern sie denn besteht - durchaus als künstlerische Spielart deuten.

Ein Wind gen Süden ist schon gewöhnungsbedürftig, da zumindest in meterologischer Konvention Winde aus einer Richtung kommen. Südwind kommt aus dem Süden. Ein Wind gen Süden regt bei mir aber durchaus eine Reise mit dem Wind an.

Grundsätzlich hat das Stück seinen Charakter. Der jüngeren Lyrik mangelt es aus meiner Sicht an überzeugenden, kraftvollen Reimen, und sie verharrt in der faden Ecke des Prosagedichts allzu oft.
Die Reime hier wirken kraftvoll und erinnern an die hymnischeren Epochen der Lyrik. Die lyrischen Klischees der Reime und Bilder wirken hier aber durchaus ein wenig als Hemmschuh in der Auseinandersetzung. Vielleicht kann im zukünftigen Schaffen der Schritt gewagt werden, den Inhalt ein wenig mehr an die Gegenwart zu lehnen. (auch wenn Romantik durchaus als hoffnungsvolles Antidot zu der aktuellen informationellen Vergiftung angesehen werden sollte)
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Alt 17.02.2024, 15:56   #5
männlich XRayFusion
 
Dabei seit: 10/2015
Ort: Berlin
Beiträge: 122

Zitat:
Zitat von TravisBeamer Beitrag anzeigen
Wenn du meinst. Da habe ich in einem anderen Forum aber bessere Kommentare gelesen. Geschmäcker sind verschieden.
Wer seine Stücke in den Ring der Auseinandersetzung stellt, sollte auch damit rechnen, Erwiderungen zu erhalten. Die vorgetragene Kritik ist durchaus auf einer sachlichen konstruktiven Ebene anzusehen und nimmt keine Rücksicht auf Eitelkeiten.
Die oben zitierte Erwiderung - selbst wenn die Wirkung so nicht beabsichtigt war - hinterlässt ein wenig den Geschmack des Läppischen und lässt zudem ein wenig die Ernsthaftigkeit des Diskurses missen, der doch hier i.d.R. angestrebt wird.

Kommentare, die hier verfasst werden, haben nicht immer den Anspruch, eine Liebesabsicht an den Dichter heranzutragen.

Geändert von XRayFusion (17.02.2024 um 19:35 Uhr) Grund: Ich habe das letzte Wort ersetzt.
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Alt 17.02.2024, 16:18   #6
männlich TravisBeamer
 
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Beiträge: 288

Ludwig schreibt doch selber, dass es nach seinem Geschmack zu viele Adjektive sind. Deswegen spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, zu erwähnen, dass Geschmäcker verschieden sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Travis Beamer
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Alt 17.02.2024, 16:34   #7
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Zitat:
Zitat von TravisBeamer Beitrag anzeigen
Deswegen spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, zu erwähnen, dass Geschmäcker verschieden sind.
Doch. Es ist nämlich ein Allgemeinplatz, der als Ausrede dienen muss, wenn man keine stichhaltigen Argumente hat. Stil misst sich daran, ob ein Text gut oder nicht gut zu lesen ist und ob Wörter überflüssig sind oder Sinn für den Leser stiften, mit Geschmack hat das überhaupt nichts zu tun. Eine übertriebene Anhäufung von Adjektiven erschlägt den Leser, von Rezeptionsgenuss kann deshalb keine Rede sein. Das gilt auch für völlig verdrehte, sinnfreie Metaphern, die nur künstlich, aber nicht künstlerisch sind. Durch eine derart gedrechselte Aneinanderreihung vermeintlich origineller, in Wahrheit jedoch bemüht zusammengeklebter Begriffe kann man nur schlichte Gemüter beeindrucken: Je unverständlicher und an jeder Bildhaftigkeit vorbei, desto eingeschüchterter halten sie solche Machwerke für gelungene Lyrik. Sind sie aber nicht.
__________________

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http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 17.02.2024, 18:53   #8
männlich TravisBeamer
 
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Beiträge: 288

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Doch. Es ist nämlich ein Allgemeinplatz, der als Ausrede dienen muss, wenn man keine stichhaltigen Argumente hat. Stil misst sich daran, ob ein Text gut oder nicht gut zu lesen ist und ob Wörter überflüssig sind oder Sinn für den Leser stiften, mit Geschmack hat das überhaupt nichts zu tun. Eine übertriebene Anhäufung von Adjektiven erschlägt den Leser, von Rezeptionsgenuss kann deshalb keine Rede sein. Das gilt auch für völlig verdrehte, sinnfreie Metaphern, die nur künstlich, aber nicht künstlerisch sind. Durch eine derart gedrechselte Aneinanderreihung vermeintlich origineller, in Wahrheit jedoch bemüht zusammengeklebter Begriffe kann man nur schlichte Gemüter beeindrucken: Je unverständlicher und an jeder Bildhaftigkeit vorbei, desto eingeschüchterter halten sie solche Machwerke für gelungene Lyrik. Sind sie aber nicht.
Wenn du Leuten, die anderer Meinung sind als du, vorwirfst, sie seien schlichte Gemüter und nur eingeschüchtert, halte ich das für ein starkes Stück. Aber das ist die Art deiner Argumentation, mit der du hier so manchen vor den Kopf stößt.
Mit freundlichen Grüßen,
Travis Beamer
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Alt 17.02.2024, 19:38   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von TravisBeamer Beitrag anzeigen
Wenn du Leuten, die anderer Meinung sind als du, vorwirfst, sie seien schlichte Gemüter und nur eingeschüchtert, halte ich das für ein starkes Stück. Aber das ist die Art deiner Argumentation, mit der du hier so manchen vor den Kopf stößt.
Ich könnte für meine Statements differenzierte und fundierte Begründungen vorbringen, aber das habe ich in diesem Forum schon oft genug getan. Es ist auch eine Binsenweisheit, dass sich Menschen von Wortgeklingel am meisten beeindrucken lassen, wenn sie nicht verstehen, was ihnen um die Ohren gedonnert wird, Hauptsache es klingt für sie "high-sophisticated" und "state-of-the-art". Diese Taktik machen sich auch Politiker und Wissenschaftler zunutze: Rede geschwollen und unverständlich daher, dann denkt jeder, du verstündest etwas vom Fach. Was man mit Sprache anstellen kann, ist schließlich kein Geheimnis - schlag nach bei Edward Bernays.

Ich ziehe mich - mal wieder - auf das Zitat von Mark Twain zurück, der sprachlich, vor allem stilistisch ein Meister war: "If you catch an adjective, kill it!" Oder auf den Ausbilder von Journalisten und Großmeister der deutschen Sprache Wolf Schneider, der diese Lehre (keine Meinung!) ebenfalls vertrat.

Mit ist wurst, ob ich mit meiner Kritik jemanden vor den Kopf stoße, schließlich tun mir stilistisch und inhaltlich misslungene Gedichte ebenfalls weh, und das muss ich auch aushalten. Der Empfänger kann die Kritik annehmen oder ablehnen, darin ist er völlig frei.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2024, 19:47   #10
männlich XRayFusion
 
Dabei seit: 10/2015
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Beiträge: 122

Im Grunde genommen kann der Dichter schreiben was und worüber er möchte. Er muss sogar i.d.R. dafür keine Rechenschaft ablegen.

Ziel von Kunst sollte doch immer sein, eine Wirkung zu erzielen. Hier ist das Resultat. Eine feurige Diskussion ist entbrannt. Wenn ein Stück kaum Beachtung findet, ist sie entweder blendend schön oder einfach einer Beachtung nicht wert.

Hier hat sich an Details ein Feuer entzündet.

Ich habe - vielleicht etwas zu wenig wahrnehmbar erwähnt - dass ich Ihrem Gedicht durchaus zugeneigt bin (energetischer Aspekt). Letztendlich könnten Sie für sich aus den inflammatorischen Gedanken zumindest Aspekte der Reaktion der Leserinnen und Leser entnehmen. Eine so zünftige Anzahl an textlichen ausführlichen Reaktionen legt Zeugnis darüber ab, dass sich das Stück so oder so abhebt. Es wird zahlreiche weitere Interessierte anziehen (weil es an der Spitze des Fadens verharrt), die sich darüber informieren wollen, worüber sich die Gemüter - in welcher Form auch immer - erregen.

Diese Erkenntnis allein sollte es schon wert sein - die Röstung Ihres künstlerisches Aspektes dabei zum Trotze - Beachtung zu finden.
XRayFusion ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2024, 21:07   #11
männlich aufgeklappt
 
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Beiträge: 163

hey,
sickert nicht so ein, Gott sei Dank kein auswendig Lernen mehr….

beste Grüße
aufgeklappt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.02.2024, 11:33   #12
männlich XRayFusion
 
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Zitat:
Zitat von aufgeklappt Beitrag anzeigen
hey,
sickert nicht so ein, Gott sei Dank kein auswendig Lernen mehr….

beste Grüße
Können Sie das elaborieren? Kurze Einwürfe sind zwar erfrischend zwischen all den längeren Traktaten, Ihrer kommt allerdings etwas frei flottierend daher.

Freundlichst.
XRayFusion ist offline   Mit Zitat antworten
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