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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 10.04.2013, 13:06   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Heldensagen

Helden sagen:
"Heldensagen
sagen Helden frei."

Doch sie fanden,
Leser standen
Hagen selten bei.
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Alt 12.04.2013, 09:04   #2
weiblich Ex Carina M.
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Liebes Schmuddelkind,

warum auch sollte man Hagen, der aus dem Hinterhalt tötet, beistehen?

Lieben Gruß,
Carina
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Alt 12.04.2013, 09:34   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Carina M. Beitrag anzeigen
Liebes Schmuddelkind,

warum auch sollte man Hagen, der aus dem Hinterhalt tötet, beistehen?

Lieben Gruß,
Carina
Weil, liebe Carina, er den Thron seines Königs in Gefahr sah. Siegfried, der nichts weiter als ein niederländischer Vasall war, machte sich beim Volk zu beliebt und festigte seine Stellung am Hof durch seine Heirat mit Krimhild. Der eigentliche Lump war er, denn er verriet und hinterging Brunhild gleich zweimal: erst als er sie in Island verließ, später, als er sie unter Gebrauch der Tarnkappe für Gunther gewann. Hagen dagegen war seinem König und seiner Königin treu ergeben, wie er es geschworen hatte. Auch blieb ihm die Einfältigkeit und der anmaßende Charakter von Krimhild nicht verborgen.

Diese Gedanken hatte Heinrich Böll bereits in seinen "Ansichten eines Clowns" erwähnt.

Im übrigen konnte Hagen nur hinterrücks töten, denn es gab bei Siegfried nur die eine Stelle am Rücken, die verwundbar war.

Aufschlußreich ist auch der Roman von Jürgen Lodemann:

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Alt 12.04.2013, 09:42   #4
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Heldensagen

Es geht doch nichts über eine gründliche deutsche Bildung, Ilka-Maria. Kriemhild übrigens so geschrieben - okay? Auch wenn es eine Sage ist - man müsste sonst Krimmhild sagen.

Gruß, Nitribitto
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Alt 12.04.2013, 09:47   #5
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Dann wäre also aus dem Hinterhalt morden legitim?

Immerhin hat Siegfried den Drachen erlegt.

Ich kenne die Sage, allerdings hatte ich ganz andere Gedanken bei diesem Text.

Geändert von Ex Carina M. (12.04.2013 um 13:56 Uhr)
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Alt 12.04.2013, 09:54   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Carina M. Beitrag anzeigen
Immerhin hat Siegfried den Drachen erlegt.
Diesen Einwand habe ich erwartet. Aber auch das war eine Untat, denn was hatte dieser Drache denn getan? Steht irgendwo geschrieben, dass er eine Bedrohung für das Volk war? Nein, er machte nichts weiter als seinen Job, als er den Schatz bewachte. Dann kam dieser Vagabund namens Siegfried daher und schlug den armen Drachen tot, um den Schatz zu rauben.

Und wie es sich für einen Berufsdieb gehört, nahm er dem Alberich auch noch die Tarnkappe weg.


Zitat:
Zitat von Carina M. Beitrag anzeigen
Ich kenne die Sage, allerdings hatte ich ganz andere Gedanken die diesem Text.
Auf die Lesart (Siegfried der Gute, Hagen der Böse, Gunther der Schwache, Brunhild die Intrigantin, Krimhild die blonde Unschuld) sind wir durch die Schule, durch etliche Verfilmungen und nicht zuletzt durch die Bearbeitungen von Richard Wagner getrimmt worden. Man kann die Sage auch mit ganz anderen Augen lesen. Abgesehen davon gibt es unterschiedliche Fassungen. In der Urfassung ist z.B. Brunhild blond, Krimhild dunkelhaarig. Die Sage wurde mehrfach "zweckdienlich" umgeschrieben.
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Alt 12.04.2013, 09:59   #7
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Standard Heldensagen

Carina, wenn du noch einen einzigen Einwand gegen Ilka-Marias Auslegung der Nibelungensage hast, musst du vor deren Bildung doch langsam Manschetten kriegen? Die bringt es fertig und sendet dir einen Link zwecks Vertiefung in Siegfrieds Niederträchtigkeiten, und du verlierst die Contenance, wenn du den Namen Siegfried jemals wieder hören solltest.

Gruß, Nitribitto
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Alt 12.04.2013, 10:05   #8
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Wie auch immer.
Ich habe den Text von Schmuddi aber so verstanden, dass Hagen nur eine Metapher ist.
Ich habe hier die Sage gar nicht in Betracht gezogen, da es unter Philosophisches und Nachdenkliches gepostet wurde.

Schau mer mal was der Autor dazu meint.

Mit tut der arme Drache ja auch Leid.
Ich bin für ein Drachentötungsgesetz.

PS Ach wo Nitribitto ich liebe den *Lenz.*
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Alt 12.04.2013, 10:14   #9
Thing
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Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Helden sagen:
"Heldensagen
sagen Helden frei."

Doch sie fanden,
Leser standen
Hagen selten bei.
Ja, weil sie sich keine Gedanken über die Hintergründe machten oder schlicht desinteressiert waren/sind.
Wer die Nibelungensage nicht kennt.....
Wer sie kennenlernen möchte, findet sie hervorragend erklärt in

"Disteln für Hagen"
von
Joachim Fernau.


Spaß macht die Wortspielerei allemal.

LG
Thing


wikipedia:

Kriemhild oder Krimhild
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Alt 12.04.2013, 10:34   #10
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Zitat:
Zitat von Nitribitto Beitrag anzeigen
Es geht doch nichts über eine gründliche deutsche Bildung, Ilka-Maria. Kriemhild übrigens so geschrieben - okay? Auch wenn es eine Sage ist - man müsste sonst Krimmhild sagen.

Gruß, Nitribitto
Nicht okay, es gibt verschiedene Schreibweisen. Lodemann hatte sich für Krimhild entschieden, was mir persönlich auch besser gefällt. In der mittelhochdeutschen Fassung schreibt sich der Name sogar mit einem "t" am Ende. Die ersten Strophen dieser Fassung hatten wir in der Schule durchgearbeitet, sie waren danach auswendig zu lernen. Soviel zur gründlichen Bildung.

Zitat:
Leser standen
Hagen selten bei.
Der Autor wird sich dabei etwas gedacht haben.

Übrigens: Ist eigentlich noch niemandem aufgefallen, dass der Name "Siegfried" ziemlich aus der Mode gekommen ist?
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Alt 12.04.2013, 10:37   #11
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Die ersten Strophen dieser Fassung hatten wir in der Schule durchgearbeitet, sie waren danach auswendig zu lernen. Soviel zur gründlichen Bildung.
Gleiche Erfahrung:

Thing


(auch attar unsar thu in himinam)
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Alt 12.04.2013, 10:47   #12
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Zitat:
Übrigens: Ist eigentlich noch niemandem aufgefallen, dass der Name "Siegfried" ziemlich aus der Mode gekommen ist?
Hagen ist wohl gar nicht mehr in.
Außer in NRW
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Alt 12.04.2013, 10:59   #13
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Zitat:
Zitat von Carina M. Beitrag anzeigen
Hagen ist wohl gar nicht mehr in.
Ist eigentlich auch eher ein Nachname.
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Alt 12.04.2013, 12:10   #14
männlich Schmuddelkind
 
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Hui, da ist ja Einiges passiert. Ich glaube, ich kann nicht auf alles im Einzelnen eingehen, aber ich versuche einen roten Faden zu spinnen:

Zitat:
Ich habe den Text von Schmuddi aber so verstanden, dass Hagen nur eine Metapher ist.
Richtig. Es geht gar nicht so sehr, um die konkrete Sage (obwohl ich natürlich nicht aus Langeweile den Namen Hagen erwähnt habe), sondern Hagen soll hier für einen bekannten Helden stehen, dessen Geschichte die Leser im Allgemeinen unterhält, vielleicht auch zum Nachdenken anregt, aber es ändert sich vielleicht nichts. Das ist zumindest die Frage die ich aufgeworfen habe: Bewirkt der literarische Typ des "Helden" etwas?

In der ersten Strophe spreche ich die Hoffnung an, dass Heldensagen lehrreich sein könnten und wie ein Nachhilfelehrer daran arbeiten, sich selbst überflüssig zu machen, indem sie zu "besserem" Handeln inspirieren. In der zweiten Strophe halte ich dagegen, dass dies höchst selten der Fall ist.

Zu der Hagen-Perzeption: ich kann beide Seiten verstehen. Man kann ihn einerseits als verschlagenen, hinterlistigen Mörder sehen, andererseits aber in Betracht ziehen, dass er aus den richtigen Motiven heraus handelt, denn Siegfried war für mich immer das größere Arschloch. So betrachtet, hat er aus edlen Motiven heraus (hinter denen er unverrückbar stand und für die er integer eingetreten ist) Mittel gewählt, die zumindest fragwürdig sind. Das ist vielleicht überhaupt das Schicksal eines Helden oder zumindest immer wieder die Herausforderung, der er sich stellen muss - man sieht das z.B. auch gut an Batman (insbesondere in "The dark knight").

Man muss auch in Betracht ziehen, dass die Nibelungensage nicht die einzige Geschichte um Hagen ist. Ich habe natürlich nicht alles gelesen, aber ich weiß, dass er nur in der Nibelungen- und der Thidrekssaga Siegfried tötet und dass er in den verschiedenen Versionen höchst unterschiedlich dargestellt wird.

LG
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Alt 12.04.2013, 14:04   #15
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Danke für deine Antwort, Schmuddi.

Zitat:
Doch sie fanden,
Leser standen
Hagen selten bei.
Irgendwie kam mir eine Sekunde lang der Leser bei Poetry in den Sinn.
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Alt 14.04.2013, 10:52   #16
männlich Schmuddelkind
 
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Hm, und wer wäre in diesem Fall Hagen?
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Alt 14.04.2013, 10:54   #17
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Das, Liebes Schmuddelkind, ist die große Frage.
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Alt 14.04.2013, 10:58   #18
männlich Schmuddelkind
 
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Könnten Viele sein, mal der, mal der.
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Alt 14.04.2013, 11:13   #19
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In der Tat, so kommt es mir vor.

PS ich mag Wortspiele sehr.
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Alt 14.04.2013, 11:15   #20
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Wenn dem so ist, fände ich es wesentlich interessanter zu wissen, wer denn sein König und seine Königin sind. Ohne diese ist ein Hagen völlig bedeutungslos.
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Alt 14.04.2013, 21:52   #21
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Zitat:
PS ich mag Wortspiele sehr.
Ich auch. Aber dosiert!

Zitat:
Wenn dem so ist, fände ich es wesentlich interessanter zu wissen, wer denn sein König und seine Königin sind. Ohne diese ist ein Hagen völlig bedeutungslos.
Weiß auch nicht. Na ja, darüber hab ich mir ja keine Gedanken gemacht. Wie gesagt, ging eher um den "Wert" von Literatur.

LG
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