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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 20.02.2007, 15:37   #1
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard hymnen alter nation

die brotuhr der frühe
ist ausgegangen -
ein lauteres ticken
an türen geschlagen
spielt jetzt die lieder
der mütter!
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Alt 21.02.2007, 00:34   #2
norbert
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Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

Standard RE: hymnen alter nation

...wieso hymnen? -brotuhr- ist doch singular...
(will etwas wichtig sein zum schein, dann muss es möglichst kryptisch sein und mancher fällt dann darauf rein, fein...)
norbert
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Alt 21.02.2007, 00:41   #3
männlich Al-eX
 
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Beiträge: 428

Standard RE: hymnen alter nation

Vielleicht liegt das daran Norbert, dass die Hymnen eher auf die Lieder zu beziehen sind...

cheers Al-eX
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Alt 21.02.2007, 00:47   #4
weiblich Ex Darkskin
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Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901

Standard RE: hymnen alter nation

Zitat:
Original von norbert böll
will etwas wichtig sein zum schein, dann muss es möglichst kryptisch sein und mancher fällt dann darauf rein, fein...)
Lieber norbert böll,

das hast du schön und treffend gesagt.

Ja, wenn ich Lust auf Rätsel hab, kauf ich mir ein Rätselheft.

Wenn ich Lust auf Anerkennung hab, aber keinen guten Text, schreib ich halt irgendwas kryptisches, garniere das mit unverständlichen Metaphern und geniesse den "Des Kaisers neue Kleider Effekt".
Nur hält der ja bekanntlich nicht lange an.
Und irgendwann merkt jeder, dass der Kaiser nackt ist.

Wie dieses Gedicht.

http://home.vrweb.de/corazon/images/s11.jpg
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Alt 21.02.2007, 00:52   #5
MORDS TUSSI
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 369

hallo pöt

aber mütter und lieder sind plural - deshalb passen die hymnen auch.
eine alter-nation, also man kann es als sozialkritisches gedicht lesen.
ich habe da den demographischen wandel in deutschland im sinn.
die brotuhr verbindet nahrung und zeit. beides existiert nicht mehr. nachwuchs kostet geld (um nahrung zu kaufen) und zeit. das hat heute keiner mehr. und jetzt tickt eben etwas anderes: die zeitbombe.
die letzten drei zeilen lese ich jedoch als kritik, wie das thema "demographie" angegangen wird. die mutter als gebärmaschine, idealisierung der mutter, eben (lob)lieder der mütter: schenkt der kanzlerin ein kind.
das waren so meine ersten gedanken dazu.
ein kleines, aber feines gedicht, wie ich finde.


grüße und gute nacht.
sozi


nachtrag: während ich schrieb, gab es überschneidungen.
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Alt 21.02.2007, 00:59   #6
weiblich Ex Darkskin
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Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901

Zitat:
Original von sozialklimmbimm
die brotuhr verbindet nahrung und zeit
Ach, hast du schon mal eine Brotuhr gesehen? Ehrlich? Wo denn?
Oder ist das nur sinnfrei ?

Zitat:
Original von sozialklimmbimm
nachwuchs kostet geld
Eine absolut neue Erkenntnis?
Oder ein billiger Allgemeinplatz?
Oder eine Erklärung für dieses sinnfreie Gedicht?

Zitat:
Original von sozialklimmbimm
die mutter als gebärmaschine
Wurde eigentlich von dir schon mal realisiert, in welchem Jahrhundert wir leben?


Deinen Versuch einer "Enträtselung" finde ich zwar rührend, aber dennoch misslungen.

Lieber Gruss

von

Darkskin
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Alt 21.02.2007, 01:19   #7
MORDS TUSSI
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 369

ob du meine interpretation nun als misslungen oder nicht ansiehst, interessiert mich nicht wirklich, aber du kannst gerne etwas besseres anbieten.

es ist doch irrelevant, ob ich schon mal eine brotuhr gesehen habe. gedichte sind doch sowieso fiktional. ich prüfe doch nicht die qualität eines gedichts daran, ob ich die sachen, die darin vorkommen schon mal gesehen habe. aber es zeigt mir, dass du dich gar nicht auf den text einlassen willst. wenn du einen text liest willst du letztendlich nur dein wissen abgleichen und wenn etwas kommt, was du nicht verstehst, dann ist es schlecht. um dir aber noch eine andere antwort zu geben, ob ich schon mal eine brotuhr gesehen habe: ja, beim lesen vor meinem geistigen auge.

muss eine erkenntnis neu sein? das ist doch gar nicht der anspruch eines/dieses gedichts. viel interessanter für mich ist es zu sehen, wie sich diese erkenntnis im gedicht darstellt.

wurde von dir realisiert, dass, als ich von der gebärmaschine schrieb, es als kritik angesehen habe, dass dieses bild nicht mehr stimmt, jedoch im aktuellen demographie-diskurs das subjekt "mütter" durchaus wieder als gebärmaschine gesehen wird. das ist natürlich nicht wünschenswert.
MORDS TUSSI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 01:49   #8
weiblich Ex Darkskin
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901

Zitat:
Original von sozialklimmbimm
es zeigt mir, dass du dich gar nicht auf den text einlassen willst.
Nun, das von mir erwähnte Beispiel "Brotuhr" stammt ja nun aus dem Text, und nur auf den gehe ich ein.
Sicher, wenn du alles dahingehend rechtfertigst, es sei ja sowieso fiktional, kann man solche Gedichte loben.

Mir ging es darum darzulegen, dass es eine weitverbreitete Angewohnheit - hier im Forum - ist, einfach zwei Substantive zu verbinden, oder ein Adjektiv mit einem Substantiv zu verbinden, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben - ausser dem Wunsch des Autors exotische Metaphern zu konstruieren, die dann den Leser beeindrucken sollen.

Mir ist das halt zu billig.

Darkskin
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 02:25   #9
männlich Ex-Abendstern
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 581

Es ist halt nicht immer so, Darkskin, nicht immer.

Aber oft hast Du Recht! Es stimmt (wie Norbert schon erwähnte). In solchen Fällen kann man mit viel Phantasie allerlei auf das Geschriebene projizieren und sich sehr klug dabei vorkommen mit seinen Interpretationen. Und der Autor fühlt sich geehrt...

Es ist nicht immer so, Darkskin, nicht immer. Aber oft hast Du Recht.

LG
Abendstern
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 02:47   #10
weiblich Ex Darkskin
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Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901

Zitat:
Original von Abendstern
Es ist nicht immer so, Darkskin, nicht immer.
Nein, nicht immer, aber immer öfter
Natürlich ist es nicht immer so, das habe ich ja nicht behaupten wollen. Es fällt mir nur manchmal/oft auf.

Zitat:
Original von Abendstern
Aber oft hast Du Recht.
Das weiss ich

Lieber Gruss

Darkskin
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Alt 21.02.2007, 15:20   #11
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Norbert, ich sehe das wie Alex und Sozi, eine Brotuhr sollte durchaus imstande sein, mehr als nur eine Hymne spielen zu können. (hattest du mir nicht einen Kommentar in "sehr hochgestochener sprache" versprochen? schade.)

danke, Alex, fürs Klarstellen.

Darkskin, kauf dir bitte ein Rätselheft oder lese unexotische Metaphern, wenn dir die nicht zu billig sind, aber erspare uns deinen Spam.

habe deine Interpretation gerne gelesen, Sozi. es freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt.

Abendstern, könntest du auch etwas zu meinem Gedicht sagen?

liebe Grüße
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 15:35   #12
Ex-KediosRache
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 41

Nun. Um der geistigen Verzwergung durch Verhöhnung von Neologismen entgegen zu wirken, möchte ich folgendes hier schreiben:

Ziemlich knapp geraten, der Text. Aber er verwendet, anders, als bereits behauptet, sehr gegenständliche Bilder. Eine Brotuhr verwendet nicht nur die Aspekte Brot und Uhr, sondern darüber hinaus ein eine starke Verbindung dieser Aspekte, bildet eine neue Bedeutung: Brot kann man essen, muss man irgendwie sich verdienen. Uhr läuft, zeigt die Vergänglichkeit. Die Brotuhr ist das stetige Herstellen und/oder verdienen von Nahrung, die Verknappung der Zeit auf das lebensnotwendige, die Arbeit um des Überlebens willen. Die "Brotuhr der Frühe" bringt ganze Bilder in Gang, das Vorbereiten von Brotteig, Aufstehen vor Tagesanbruch. ...

Warum so viel Erklärung bei drei Wörtern?

Weil es eine Frage dessen ist, was man unter dem, was dort steht, versteht. Weil Texte nicht nur eine Bedeutungsebene haben müssen, und die besseren Texte auch immer mehere Bedeutungsebenen hatten.
Ob ein Text unter diesen Voraussetzungen gelungen ist, hängt von der Stimmigkeit der Bedeutungen ab.

Aber, wer solch tolle Texte verfasst wie Nupsi und Häutchen, der weiß ja genau, was einen guten Text ausmacht, nicht wahr?
Ex-KediosRache ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 18:03   #13
norbert
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Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

...eine brotuhr ist für mich vergleichbar mit einer eiereuhr, die in dem sinne die abgelaufene backzeit durch einen klingelton o.ä. anzeigt. um mein verständnis zu überprüfen, habe ich gegoogelt, "brotuhr" taucht da nur als "uhr in brotform/imitation" auf. jedenfalls ist es singular.
hymne = feierlicher Preis- und Lobgesang. wer singt ihn? das ticken der uhr, der duft des backenden brots, die mutter am backherd? alle gemeinsam? - möglich als metapher, aber sehr minimalistisch und ungenau. welche hymne ist überhaupt gemeint - eine auf die altruistische mütterlichkeit, eine auf das ritual des brotbackens, eine auf die geruhsamkeit? wo ist hier der zusammenhang zu "nation"? wenn es etwas gibt, was wirklich alle nationalen grenzen sprengt, dann ist es das backen von brot.
welches andere ticken singt nun die lieder der mutter? - bennenn es doch, verdammt noch mal, dafür schaffst du doch ein kunstwerk, um etwas schöpferisch zu deuten, genau das ist doch die aufgabe der kunst und ihr privileg. ein paar mystische worte in den raum zu stellen und dem einfachen volk zur enträtselung darzubieten ist doch ein bisschen wenig, um nicht zu sagen: arrogant! genau dazu eignet sich doch die freie form, weil sie sich keinerlei reim- und rhythmuszwang unterwerfen und somit einengen muss...hier "brennt" nichts, hier ist keine kühne assoziationskette zu erkennen, wie sie z.b. ein stullen-andi oder ein gut aufgelegter lüttke in seiner weise bringen..

"Aber, wer solch tolle Texte verfasst wie Nupsi und Häutchen, der weiß ja genau, was einen guten Text ausmacht, nicht wahr?"
kedio, was soll das? schon wieder so eine diskriminierende ausgrenzung!
auf der basis machst du kritiker mundtot.
liebe grüße
norbert
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Alt 21.02.2007, 19:32   #14
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

schöne Neologismenhymne, Kedio. danke. findest du den Text zu knapp?

Norbert, du wirfst dir mittels meines Gedichtes interessante Fragen auf, warum suchst du nicht auch nach Antworten?
ich will deinen Fragenkatalog mal noch etwas erweitern, vielleicht hilft dir das:
- "nation" ist im Singular, aber wird sie auch näher definiert?
- wer singt im Allgemeinen Nationalhymnen? was kann es bedeuten, wenn sie von einer "brotuhr" oder einem "ticken" gesungen werden?
- was kann denn alles "ticken"? soll es wirklich näher beschrieben oder eingegrenzt werden?

ich will dir keine Antworten auf deine Fragen liefern - nicht, weil ich es nicht könnte, sondern weil ich denke, dass du sie in meinem Gedicht finden kannst. das mag jetzt für dich wieder einmal Ausdruck meiner Arroganz sein, aber Kunst will nicht erklärt werden, denn sie erklärt sich selbst.
(wenn du die Antworten nicht findest, schreib mir eine PN, dann helfe ich dir, wenn auch ungern, weiter.)

liebe Grüße
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 20:35   #15
norbert
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Beiträge: 276

"Norbert, du wirfst dir mittels meines Gedichtes interessante Fragen auf, warum suchst du nicht auch nach Antworten?"
...weil ich natürlich die antworten auf die gestellten fragen von dir erwarte - schließlich ist der text von dir und du hast dir wohl etwas dabei gedacht...
liebe grüße
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 21:05   #16
dead_poet
 
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ich habe das Gedicht in ca. fünf Minuten geschrieben, inspirativ, meine Gedanken zu dem Text entstammen ebenso der Suche nach Anworten, post festum.
ich kann dir das Denken abnehmen, wenn du willst - ob das sinnvoll ist, entscheide selbst. dann aber bitte per PN.

lieben Gruß, dead.
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2007, 23:25   #17
Ex-KediosRache
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Beiträge: 41

pöt: Mir ist es etwas zu kurz, ja. Liegt vermutlich daran, dass ich gerne länger bei einem Gedicht verweile - aber das ist jetzt wirklich nur Geschmackssache.


Zitat:
"Aber, wer solch tolle Texte verfasst wie Nupsi und Häutchen, der weiß ja genau, was einen guten Text ausmacht, nicht wahr?"
kedio, was soll das? schon wieder so eine diskriminierende ausgrenzung!
auf der basis machst du kritiker mundtot.
Aber, aber, Norbert! Ich bin ja schon froh, dass dir die Ironie auffällt - was bedeutet, dass ich nicht ganz das meine, was da steht. Was bedeutet es dann?

bedeutet es: "Deine Texte taugen nix, deswegen hast du keine Ahnung"
oder: "Es ist enttäuschend, was veröffentlichende Autoren für einen Mist über andere schreiben"
oder: "Eigentlich seid ihr das Schreiben betreffend schon fortgeschritten genug, um über das Stadium der Hetze gegen das, was man nicht versteht, hinausgekommen zu sein"

Du darfst es dir aussuchen - aber über deine Wahl brauchst du dich nicht beschweren
Ex-KediosRache ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.02.2007, 23:42   #18
weiblich Ex Darkskin
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Zitat:
Original von dead_poet
Darkskin, kauf dir bitte ein Rätselheft oder lese unexotische Metaphern, wenn dir die nicht zu billig sind, aber erspare uns deinen Spam.
Mein lieber dp,

ja, wenn es so einfach wäre, kritische Kommentare zum Text als Spam abzukanzeln und Lobhudeleien als positive Kritik zu feiern...

Zu deinem Text und deinen Kommentaren will ich dir mal folgendes verdeutlichen:
Es gibt in der Verhaltensforschung den Begriff mem-by-rep (memory by repeating).
Das bedeutet, wenn man etwas nur oft genug wiederholt, glaubt man irgendwann selbst daran. Ein Beispiel:
Ich hatte vor einigen Jahren durch meine Optik die Möglichkeit öfter für eine koreanische Reifenfirma als cam girl (company event girl) zu arbeiten. Wenn man nun ständig Hochglanzprospekte verteilt und Aussagen zur Qualität der Reifen macht, so prägt sich das in die Erinnerung. Wenn mich - auch Jahre später - jemand gefragt hätte, was die besten Reifen wären, hätte ich ohne zu zögern gesagt Nexen Tires.

Du machst etwas ähnliches. Du schreibst in 5 Minuten einen belanglosen Text, der nur durch gewisse klandestine Metaphern zur attracted attention wird. Mit jedem Kommentar von dir nun, überzeugst du dich selbst, dass der Text in Wirklichkeit schon etwas "besonderes" wäre. Irgendwann glaubst du es selbst. Vielleicht ist das sogar schon passiert. Deine Kommentare deuten darauf hin.

Aber du musst immer damit rechnen, dass es Menschen gibt, die das durchschauen. So wie mich.

Deshalb würde ich dir empfehlen, dich selbst da mal zu prüfen. Und deinen Text nochmal objektiv anzuschauen. Es bringt nichts, sich in irgendwas zu verrennen und wenn man durchschaut wird "Spam" zu schreien.

Denk mal drüber nach.

Liebe Grüsse

Darkskin
Dein Gunslinger Girl
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2007, 12:48   #19
Last One Left
 
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Hallo dead poet,

mir gefällt vieles an deinem kurzen Text, darin ist viel zu finden. Mir scheint es nur ein Makel zu sein, dass es vielleicht etwas zu offen ist.
Aus dem Titel lese ich jetzt Heraus, dass du eine politische Aussage triffst. Der Text befasst sich dann mit der Veränderung der Hymnen, als Bild für eine Veränderung innerhalb der Gesellschaft.
Wenn ich das Wort "Mütter" nicht auch auf die symbolische Ebene hiefe, sondern darin eine Mama sehe, kommt bei mir eine Bildebene von der aufopfernden Hausfrau an, die nun sehr erschöpft ist von dem Leben, das sie gewählt hat. Ein monotones Ticken als Lied, als Alltagshymne.
Ein Übertrag ist möglich auf den arbeitseifrigen Deutschen, gefangen in der Tristesse des Leistungsdenken. Die Veränderung bringt aber keine Veränderung der Tristesse, sondern nur ihrer Ursache (ein anderes Ticken).
Gerade für ein politisches Gedicht ist mir das aber zu unpräzise. Ich hätte jetzt auch die Emotionalität einer Hymne, die Fröhlichkeit eines am Morgen gepfiffenen Lied und Mutterliebe als Never-Ending-Lovestory-Germany hineininterpretieren können. Ein Gedicht darf offen sein und bei kryptischen Texten wird es automatisch offener, man muss sehr genau die Grenze abwägen zwischen Offenheit und Willkür, die ich in dem Moment überschritten sehe, wenn der eine Angeklagte Mord und Totschag im Tintenfleck erkennt und der andere süße kleine Hoppelhäschen.
Ich finde du solltest deine Aussage noch präzisieren. Wenn die Brotuhr nicht nur ausgegangen ist (sowieso kein Wort, welches sich eines schönen Klangs erfreuen kann), sondern verstummt, verstorben, zerstört, verflogen, verschwunden, da ist bestimmt eine Stellungsnahme möglich. Ist sie von selbst, oder fremd verschuldet ausgegangen, ist das gut oder schlecht?
Auch beim "anderen Ticken" ist ohne Probleme so eine Wertung drin, ein leichters Ticken, ein sanfteres Ticken, ein leiseres Ticken, ein strengeres ticken, etc...

LG
Last
Last One Left ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.02.2007, 13:32   #20
dead_poet
 
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danke, Nic, jetzt weiß ich, wie du es verstehst. Mutterland finde ich eine nette Assoziation, würde aus den Müttern aber keine Regierenden machen; sind es nicht eher die Väter, die solche Ämter innehaben? vielleicht vertreten sie die alten Generationen, womit wieder ein Bezug zum Titel hergestellt wäre - aber gut, ich wollte meine Interpretation ja eigentlich außen vor lassen.

hallo, Last. deine Befürchtung über die mangelnde Eindeutigkeit meines Gedichts scheint in den hier gelesenen Interpretationen in mancher Hinsicht bestätigt zu sein, weswegen ich das "ticken" - ich denke, das war der Hauptausschlagspunkt dafür - nun versucht habe näher zu beschreiben.
auch wenn ich kein Fundament für die Interpretation einer fröhlich gepfiffenen Lovestory gesehen habe, so sollten zumindest jetzt die Hoppelhäschen in einem solchem verschüttet sein.
was meintest du mit "sowieso kein Wort, welches sich eines schönen Klangs erfreuen kann" - die Phonetik von "Brotuhr" oder den Klang, den eine solche vermutlich erzeugen würde?

danke & liebe Grüße
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.03.2007, 13:18   #21
Last One Left
 
Dabei seit: 03/2005
Beiträge: 151

Hallo DeadPoet,

der Gedanke, ein Ticken an die Tür zu schlagen gefällt mir gut, auch mit der Verbindung zum lauter. Dein Gedicht gewinnt für mich dadurch, wird konkreter, bleibt aber offen.

Mit dem Klang von "Brotuhr" ist alles in Ordnung. Der Sound des Wörtchens "ausgegangen" störte mich etwas. Dieses etwas spüre ich aber nicht mehr, liegt vielleicht daran, dass es nun von Lauterem übertönt wird.

LG
Last
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