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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen.

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Alt 15.07.2014, 23:45   #1
männlich Meishere
 
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Standard Seelenort

Guten Abend zusammen!
Nehmen wir mal an, es gibt etwas, dass jedem Menschen inne wohnt und gemeinhin als "Seele" bezeichnet wird.
Wie würdet ihr euch das vorstellen?
Als eine Art Organ? Wenn ja, wo würde das liegen, wo wäre der "Seelenort"?

Oder nur als eine Art "Einbildung" im Gehirn?

Für mich ist die Vorstellung am einfachsten, dass diese Seele den ganzen Körper ausfüllt, sozusagen stückchenweise in jedem kleinsten Teil vorhanden ist.
Wie sieht's bei euch aus?

LG,
Meishere
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Alt 16.07.2014, 08:20   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Meishere Beitrag anzeigen
Guten Abend zusammen!
Nehmen wir mal an, es gibt etwas, dass jedem Menschen inne wohnt und gemeinhin als "Seele" bezeichnet wird.
Und was ist mit Hund, Katze, Gorilla, Elefant und Papagei?
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Alt 16.07.2014, 09:53   #3
männlich Meishere
 
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In der Tat.
Ich ging davon aus, dass es den meisten Menschen schon schwer fallen dürfte sich über ihre eigene Seele klar zu werden.
Aber natürlich ist es auch interessant zu erfahren, was ihr über Tierseelen denkt

LG,
Meishere
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Alt 16.07.2014, 12:09   #4
männlich Azzy The Original
 
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Ok.

Angenommen, es gäbe eine Seele und angenommen sie würde, wie die Philosophie der Antike, des Mittelalters und der frühen Neuzeit annimmt, nur dem Menschen innewohnen, stellt sich als erstes natürlich die Frage ob die Seele getrennt von der Leiblichkeit, zum Beispiel als ein eigenständiges cogito, wie Descartes es postuliert, existiert oder ob sie, wie Blaise Pascal zum Beispiel annimmt, mit der Materie verwoben ist.
Bei den beiden von mir angeführten Standpunkten ist gleichermaßen davon aszugehen, dass die Seele/ der Geist (oder in kantschen Worten, die Vernunft) selber keine materielle Form besitzt, das heißt keinen klaren Sitz im Körper hat.

Die allgemein populärsten Annahmen, die eine physische Seele annehmen, gehen entweder vom Kopf oder der Brust als Sitz der Seele aus.

Die Huptströmungen der Philosophie der Moderne und Postmoderne gehen im allgemeinen davon aus, dass keine vom Körper getrennte, oder trennbare Seele existiert, sondern, dass unsere Gefühle und Gedanken dem "denkenden Mehrwert" entspringen, der aus der Relation der einzelnen physischen Teile resultiert.

EDIT:

Zum Klarwerden über die eigene Seele schreibt Pascal in seinen Gedanken, dass der Mensch, da er ein Hybridwesen aus Geist und Leib ist, nicht in der Lage ist den reinen Geist/ die Seele zu erkennen, da nur Gleiches von Gleichem erkannt werden kann.

Soweit meine Eröffnung,

Azzy
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Alt 16.07.2014, 12:15   #5
männlich Meishere
 
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Danke, deine Eröffnung gefällt mir sehr.
Ich bin sicherlich weit davon entfernt all die Schriften gelesen, geschweige denn verstanden zu haben.
Daher entschuldigt meine eventuell naive Zwischenfrage:
Lässt sich die Vernunft bei Kant mit dem Geist, wie dem cogito bei Descartes, gleichsetzen?
So hatte ich das bisher gar nicht verstanden.

LG,

Meishere
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Alt 16.07.2014, 12:32   #6
männlich Azzy The Original
 
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Zitat:
Zitat von Meishere Beitrag anzeigen
Lässt sich die Vernunft bei Kant mit dem Geist, wie dem cogito bei Descartes, gleichsetzen?
Nicht eigentlich. Das habe ich zugunsten der Eröffnung etwas verkürzt dargestellt.
Während Kants Vernunft eines der a priori im Menschen darstellt, ist das cogito bei Descartes die Grundlage des Seins.
Der Begriff des Geistes ist über die Zeit so verschieden belegt worden, dass man ihn sicher auch mit beiden "gleichsetzen" kann, wobei das immer zu einer Verkürzung führen würde.

Übrigens, Kant habe ich bisher auch nur überflogen und Pascal und Descart nur in Ausschnitten gelesen... die Zeit zum wirklichen Genuss dieser Werke habe ich wahrscheinlich erst nach meiner letzten Examensprüfung

LG

Azzy
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Alt 16.07.2014, 12:32   #7
männlich Pit Bull
 
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Geändert von Pit Bull (16.07.2014 um 16:27 Uhr) Grund: Muß das Thema mal durchdenken ...
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Alt 16.07.2014, 12:35   #8
männlich Meishere
 
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Okay, danke, ob der Aufklärung
Dann habe ich es ja doch nicht komplett falsch verstanden.

Ich schätze du hast damit aber eine beträchtlichen "Wissensvorsprung' gegenüber meiner 4 Semester Philosophie Grundkurs am Gymnasium^^
Wobei ich sehr gute Lehrer und nur zu wenig Zeit hatte

Aber deswegen habe ich ja diesen Thread eröffnet. Ich bin gepsannt auf weitere Beiträge (mir fehlt nämlich der Philosophieunterricht )

LG,
Meishere
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Alt 16.07.2014, 12:46   #9
männlich Azzy The Original
 
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Ach, so groß ist mein Vorsprung nicht. Da meißte, was ich kenne, kenne ich aus den Seminaren am "Lehrstul für Bildungsphilosophie und Pädagogik der Lebensspanne" im Rahmen meines Pädagogikstudiums. Das heißt meine Philosophische Bildung ist auch verhältnismäßig eiseitig gerichtet, wobei "Bildungsphilosophie" ziemlich weit gefasst verstanden werden kann.



Azzy
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Alt 16.07.2014, 15:30   #10
männlich Ex-Larkin
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Ich würde die Frage nach der Existenz der Seele vor allem damit beginnen, zu ergründen, ob nun Bewusstsein und Seele ein und dasselbe sind. Das Bewusstsein ist ganz klar von den realen Gegebenheiten, also der objektiv erkennbaren Welt beeinflusst. Wir verspüren Angst, wir werden durch unseren materiellen Körper gewissen Gesetzmäßigkeiten unterworfen (Triebe aller Art bspw.) und unsere Kindheitsprägung findet ebenfalls durch die uns umgebende Realität statt und baut so unseren Charakter auf, wenigstens das Grundgerüst dazu.

In der Dialektik geht man von "Ursache und Wirkung" aus - alles hat eine Ursache, alles eine Wirkung. Das gilt auch für das Bewusstsein, niemand ist psychisch krank geboren worden, ohne das dafür eine Ursache in der realen Welt nicht gegeben ist. D.h. das Bewusstsein unterliegt der realen Welt.
Kann man das auch von der Seele sagen?!
Wenn ich Seele und Bewusstsein gleichstelle, so muss ich zwangsläufig ergründen, ob das Bewusstsein nur eine abstrakte Widerspiegelung der real erkennbaren Welt oder ein eigenständiges, antreibendes "Etwas" ist - der erste Standpunkt ist der des Materialismus, mit dem zweiten würde man sich Hegel nähern.
Ich kann aber auch Seele und Bewusstsein verknüpfen, d.h. ich kann das Bewusstsein und meinen Charakter mit meiner Seele in Verbindung bringen, vielleicht das Bewusstsein als ausführendes Organ meiner Seele begreifen - hier würde man sich unter Umständen der psychoanalytischen Idee des "Ichs" nähern. Das "Ich" ist in der Psychoanalyse der Transmitter, also Vermittler, zwischen Realität und der Psyche, dem Seelenleben. Allerdings geht die Psychoanalyse von Trieben aus, die uns antreiben - vom Trieb zu Essen, dem Sexualakt usw. Alles lässt sich auf zwei Triebe herunterschrauben; dem Eros und dem Destruktionstrieb. Diese Triebe arbeiten in einer Art Wechselwirkung, sind also nicht voneinander trennbar. Wenn wir Essen, töten und zerstören wir, erhalten uns aber selbst. Das gleiche beim Geschlechtsakt...
Aber ich schweife ab. Das, was ich hierbei herausfiltern wollte, ist die Frage: Unterliegt unsere Seele, anders als das Bewusstsein, nicht der Realität und ist somit nur ein Bestandteil unseres Körpers, nicht aber diesem unterwürfig?

Wenn ich diese Frage auf irgendeine Weise beantworte, kann ich versuchen, den Seelenort herauszufinden. Liegt er im Kopf? Dann muss ich Bewusstsein und Seele zwangsläufig miteinander verbinden, kann mich auf den Standpunkt des sog. "Vulgärmaterialismus" stellen und Bewusstsein als Materie begreifen. Liegt die Seele, wie Meishere meint, auf dem ganzen Körper? Aber müsste sie dann nicht den Trieben unterliegen?! Doch wenn ich das Bewusstsein von der Seele trenne, dann gehe ich davon aus, dass genau das nicht der Fall ist. Das würde aber bedeuten, dass der Körper evtl. nur als Fenster für die Seele in die reale Welt dient, als materieller Träger. Dann stehe ich aber vor einem metaphysischen Problem: Warum wird der Körper als Fenster für die Seele in diese Welt verwendet? Dahinter muss doch ein Sinn stecken - und da stoße ich schnell auf Ideen wie Lebensaufgaben, Reinkarnation, in letzter Instanz könnte ich pantheistisch werden und meinen, Gott "sind wir", also alles ist Gott, die Seele ist Gott, die Materie auch.

Nun kann ich aber auch einen ganz anderen Standpunkt einnehmen - ich kann versuchen, mich Hegel zu nähern und sagen: das Bewusstsein kam vor der Materie. (Weltengeist) Dann allerdings sehe ich die Welt als bloße "Idee" und gehe davon aus, dass mein Bewusstsein all das als großes Schauspiel inszeniert.

Das sind nur einige Gedankenspielchen dazu, ich möchte anmerken, dass nichts davon das richtig sein muss. Im Allgemeinen aber kann man durchaus sagen, dass unsere theoretischen Spielchen niemals den Standpunkt der Erkenntnistheorie einnehmen können, sondern v.a. auf der Logik basieren. (Wir sind also vorerst nicht in der Lage, die Wahrheit [Erkenntnistheorie] zu bestimmen, sondern sind auf die möglichst richtige Schlussfolgerung [Logik] angewiesen.)
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.07.2014, 15:57   #11
männlich Meishere
 
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Oh, sehr schön!
Um mal ein wenig "Partei zu ergreifen":
Ich würde von einer strikten Trennung des Bewusstseins und der Seele ausgehen.
Während das Bewusstsein als wichtiger Teil der Erkenntnis fungiert, kann die Seele hierbei vollkommen außen vor bleiben.
Das Bewusstsein wäre demnach an Raum, Zeit und Kausalität gebunden (an Kant orientiert). Die Seele hingegen kann vollkommen unabhängig von diesen drei "Anschauungsformen" existieren.
Das impliziert, dass die Seele auch unabhängig vom Körper existieren können muss.
Ich würde daher sogar soweit gehen, dass auch Erinnerungen oder Gedanken anderer Menschen (bzw. des Bewusstseins anderer Menschen) ein Teil der Seele der eigentlichen Person sind.

Das würde dann sozusagen die totale Entkopplung der Seele vom Bewusstsein, bzw. vom Mensch an sich sein.
(Das widerspricht eventuell meiner Eingangsüberlegung. Aber das ist ja nicht schlimm. Eine Art 'Brainstorming').

Diesen Gedanken wollte ich erstmal noch hier lassen.
Eigentlich wollte ich es auch noch weiter (und schöner) ausführen, aber ich muss bald los und habe an anderer Stelle gerade Texte geschrieben, die mich etwas erschöpften

Ich hoffe, ich habe es trotzdem halbwegs nachvollziehbar formuliert.

LG,
Meishere


P.S.: Und eigentlich würde das in letzter Konsequenz bedeuten, dass wir als "normale" Menschen har nicht dazu in der Lage sind dir Seele zu "erkennen" bzw. zu verstehen/zu begreifen.
Meishere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.07.2014, 16:12   #12
männlich Ex-Larkin
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Zitat:
Oh, sehr schön!
Vielen Dank!

Zitat:
Ich würde von einer strikten Trennung des Bewusstseins und der Seele ausgehen.
Während das Bewusstsein als wichtiger Teil der Erkenntnis fungiert, kann die Seele hierbei vollkommen außen vor bleiben.
Das Bewusstsein wäre demnach an Raum, Zeit und Kausalität gebunden (an Kant orientiert). Die Seele hingegen kann vollkommen unabhängig von diesen drei "Anschauungsformen" existieren.
Das impliziert, dass die Seele auch unabhängig vom Körper existieren können muss.
Ich würde daher sogar soweit gehen, dass auch Erinnerungen oder Gedanken anderer Menschen (bzw. des Bewusstseins anderer Menschen) ein Teil der Seele der eigentlichen Person sind.
Das Interessante hierbei ist, dass neue Fragen bei dieser Schlussfolgerung auftauchen:
1. Welchen Sinn hat die Seele, wenn sie von Bewusstsein und von der realen Welt unabhängig ist?
2. Wenn man davon ausgeht, dass Erinnerungen und Gedanken Teil der Seele sind, dann muss das Bewusstsein doch mit der Seele zusammenhängen?
3. Wenn die Seele vom Bewusstsein unabhängig ist, dann fragt man sich: Wie ist die Seele dann konstituiert - ist sie "unbewusst"? Und was geschieht mit der Seele, wenn man stirbt - da sie unabhängig von der materiellen Welt ist, kann man davon ausgehen, dass die Seele irgendwie überlebt; doch muss die Seele, um zu überleben nicht irgendwie auch eine Art Bewusstsein besitzen?!

Aber wie du schon sagtest: Das ist nur wildes Brainstorming.

Zitat:
P.S.: Und eigentlich würde das in letzter Konsequenz bedeuten, dass wir als "normale" Menschen har nicht dazu in der Lage sind dir Seele zu "erkennen" bzw. zu verstehen/zu begreifen.
Wenn die Wissenschaft die Existenz der Seele nachweisen kann und ihre Konstituierung erklären kann, dann können wir sie auch begreifen. Das schöne und fruchtbare an der Philosophie ist, dass wir uns in Gebiete vor bewegen, von denen wir nicht wissen, ob sie nun wahr sind oder nicht. Dadurch, dass wir nicht wissen, was wahr ist und was nicht, können wir vielleicht die Wahrheit finden, aber sie nicht als absolute Wahrheit darstellen - man kann den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, wenn man so will.
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Alt 16.07.2014, 16:19   #13
männlich Meishere
 
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Zitat:
Zitat von Larkin Beitrag anzeigen
2. Wenn man davon ausgeht, dass Erinnerungen und Gedanken Teil der Seele sind, dann muss das Bewusstsein doch mit der Seele zusammenhängen?
Hmmm. Allerdings nicht unbedingt das eigene Bewusstsein, was erklären würde warum dieses Thema so schwer fassbar ist.
Aber indem ich frech behaupte, die Seele entziehe sich auch der Kausalität, umgehe ich ja theoretisch dieses Problem. Denn die Gedanken und Erinnerungen könnten in der Seele schon vorhanden sein, bevor das Bewusstsein sie entwickelt.
Und dann stellen wie vielleicht eine dritte unabhängige Stütze unseres "Menschseins" dar?


Zitat:
Zitat von Larkin Beitrag anzeigen
man kann den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, wenn man so will.
Hier wohl eher, den Baum vor lauter Wald nicht

LG,
Meishere

P.S.: Ich bin jetzt nur auf die zweite Frage eingegangen, weil ich jetzt wirklich los muss. Entschuldigung dafür

P.P.S.: Immer dieses rangehängte P.S.-Geschreibsel....
Meishere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.07.2014, 21:15   #14
männlich Azzy The Original
 
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Tjaja: "Ich weiß, dass ich nicht wei?." bzw. richtiger übersetzt "ICh weiß, was ich nicht weiß." bzw verständlicher "Ich bin mir dessen bewusst, was ich nicht weiß."

So das musste raus und jetzt wieder back to topic

Mal angenommen, die Seele wäre von Körper und Bewusstsein trennbar, bedeutete das, dass unsere Urteile und Entscheidungen keine EInwirkung auf die Seele hätten (?), da diese ja dem Bewusstsein entstammen und mit diesem in Wechselwirkung stehen. Dann müsste ich hier ganz klart mit Larkins Frage Nr. 1 schwimmen gehen "Wozu wäre dann die Seele gut?" bzw. "Was wäre dann ihr Sinn?". Wobei sich die Frage auftäte "Hat denn alles seinde einen Sinn?"
Abgesehen davon, hätte die Seele dann, als konkretes Abstraktum keinen festen Sitz - zumindes sehe ich das so.

Wäre die Seele aber nicht vom Körper trennbar, so würde sie sich, als Teil der Leiblichkeit (hier nicht zu verwechseln mit Körperlichkeit), auf das Bewusstsein auswirken - Wechselwirkung Bewusstsein und Leib und so - womit ihr Sitz der nächstliegendan Annahme nach im Kopf läge - kurzgegriffen, aber ich bin gerade etwas im Zeitdruck, da mir diese Woche noch Klausuren anstehen

Zur Erkenntnis der Wahrheit greife ich kurz nochmal auf Pascal zurück:
Es gibt zwei mögliche Annahmen:
Entweder:
Wir können die Wahrheit nicht erkennen, sind aber im Galuben, dass wir sie erkennen könnten, was bedeuten würde, unsere Ereknntnisse beruhen alle auf einem Grundfehler.
Oder:
Wir sind in der Lage eien Teil der Wahrheit zu erkennen, der uns gerade soweit bringt, dass wir erkennen, dass die ganze Wahrheit in ihrer Unendlichkeit außerhalb unserer Sinne, außerhalb unserer Vorstellungskraft und sogar außerhalb unserer Begriffe liegt.
In jedem Fall aber:
a) Sind wir zur Demut gegenüber der Wahrheit gezwungen
b) ist es imperativ für uns daran zu gleuben, dass unsere Erkenntnisse stimmen, damit wir weiter existieren können.
Außerdem ist der Mensch der Wahrheit gegenüber dreifach unangemessen:
1. Der Welt gegenüber: Als Wesen, das ist, ist er dem Nichts gegenüber unangemessen, in seiner Nichtigkeit (Vor seinem Sein und nachher ist er nicht, also in seinem Sein vom Nichts mitbestimmt) ist er dem Sein unangemessen. Die ganze Unendlichkeit von Sein und Nichts liegt ohnehin außerhalb seiner Erkenntnisfähigkeit.
2. Den Dingen gegenüber: Nur Gleiches kann Gleiches erkennen. Die Dinge sind res extensa, der erkennende Teil des Menschen gehört den res cogitans an, somit ist die Erkenntnis der Dinge nicht möglich. Außerdem müsste der Mensch in der Lage sein das gesamte Sein zu überblicken, um die Dinge zu erkennen, da alles in Relation zu einander steht. Wir können die Flamme nur denken, wenn wir die Luft mitdenken, die die Flamme zum Brennen braucht und wir können die Kerze nur sehen, wenn wir auch die Nicht-Kerze drumherum betrachten.
3. Sich selbst gegenüber: Der Mensch ist ein Hybridwesen aus Verstand und Materie. Materie ist nicht in der Lage zu erkennen, womit wir unseren Materieteil nicht wirklich erkennen können. Der Verstand im Menschen ist ein Verstand-Materie Hybrid und kann daher den Verstand an sich nicht erkennen.
So, das war nur eine sehr kurze Wiedergabe der Ungereimtheit des Menschen

Gruß

Azzy
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Alt 16.07.2014, 23:32   #15
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Das Problem dabei ist, dass am Anfang solcher Überlegungen immer die Voraussetzung steht, unsere Erkenntnis wäre wahr.
Vielleicht ist es aber gerade unsere Seele, die unsere Erkenntnis verfälscht.

"Aber gerade hat er noch behauptet, sie sei unabhängig von der Erkenntnis!"

Durchaus, es wäre auch umgekehrt. Vielleicht nimmt die Seele in irgendeiner Form Einfluss auf die Erkenntnis.
Dann also auch indirekt auf das Bewusstsein (den Teil von vorhin müsste ich also zurücknehmen).
Dann würde ich wohl der Seele eine "radikal neue" Position zusprechen.
Die Seele wäre kein Teil von uns, wir wären ein Teil der Seele.

Könnte das funktionieren?

LG,
Meishere
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Alt 17.07.2014, 06:49   #16
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Zitat:
Zitat von Meishere Beitrag anzeigen
Das Problem dabei ist, dass am Anfang solcher Überlegungen immer die Voraussetzung steht, unsere Erkenntnis wäre wahr.
Damit stehst du vollkommen in Pascals Tradition; um mich selber, bei der Wiedergabe Pascals zu Zitieren:

Zitat:
b) ist es imperativ für uns daran zu gleuben, dass unsere Erkenntnisse stimmen, damit wir weiter existieren können.
Ansonsten ist das eine Spannende Überlegung, die ich noch etwas wälzen muss.

Later,

Azzy
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Alt 17.07.2014, 10:36   #17
männlich Meishere
 
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Oh, entschuldige. Ich habe mich gar nicht an deinen Beitrag erinnert! Tun wir so, als hätte ich Bezug zu deinem "b)" genommen

Ich finde die Vorstellung gar nicht abwegig, dass jeder Mensch nur ein Teil von etwas anderem ist.
Also bezogen auf eine übermenschliche Seele.
Wir sind nicht das Gefäß der Seele, es ist anders herum.
Daher auch die Einflussnahme der Seele auf uns.

Eventuell könnte das bedeuten, dass unsere Seelen miteinander in Kontakt treten, bevor die Körper es könnten.
Durchaus eine Erklärung dafür, warum man einige Menschen nicht ausstehen kann, obwohl man sie gerade "das erste mal" trifft. Und in andere verliebt man sich "auf den ersten" Blick.

Dieses Konzept lässt sich sicherlich auch auf andere Lebewesen ausdehnen.

Ich fühle mich ein wenig an "The Matrix" erinnert, aber in etwas anderem Rahmen. Wenn wir jeder unsere eigene kleine… "naturgegebene" Matrix haben, dann wäre das doch nicht verwerflich, oder?
Also können wir nur erkennen, was unsere Seele zu uns durchlässt.
Das Bewusstsein als feinerer Filter der Seele.
Das wäre zwar sehr hierarchisch, denn die Verbindung funktioniert ja nur in Richtung Bewusstsein. Doch unser Körper funktioniert ja auch so. Wir können Hunger haben, aber essen tun wir nur, wenn das Gehirn es befiehlt.

LG,
Meishere
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Alt 17.07.2014, 10:48   #18
männlich Azzy The Original
 
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Zitat:
Zitat von Meishere Beitrag anzeigen
Oh, entschuldige. Ich habe mich gar nicht an deinen Beitrag erinnert! Tun wir so, als hätte ich Bezug zu deinem "b)" genommen
Kein problem, wollte es auch nur nochmal verdeutlichen

Zitat:
Zitat von Meishere Beitrag anzeigen
Wenn wir jeder unsere eigene kleine… "naturgegebene" Matrix haben, dann wäre das doch nicht verwerflich, oder?
So aus dem Zeitdruck heraus - schreibe gleiche eine Klausur (über Blaise Pascal) - sage ich nur kurz (auch um mich später noch daran zu erinnern): Sartre

Gruß,

Azzy
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Alt 24.07.2014, 12:38   #19
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Wo die Selbsterfahrung fehlt, werden gern Philosophen und Gelehrte als Autorität herangezogen, deren "Erkenntnis" dann übernommen wird.

C'est ne pas une pipe... (Liebe Grüße von Rene Magritte)

Das ist Denken über die Gedanken anderer und noch nicht einmal eine Erfahrung eines Dritten. Der arme Einstein zb. hätte vielleicht viel weniger gesprochen, wenn er wüßte wie oft und vor allem unter welchen Umständen er zitiert wird.

Der Kopf ist eine wunderbare Rechenmaschine und der beste Ansprechpartner um zb. Gesetzestexte auszuformulieren oder mathematische Höchstleistungen zu vollbringen.

Ich kann nicht genau sagen wo die Seele sitzt, aber ich weiß wo sie nicht wohnt - in Büchern.

"Die Seele des Kriegers wohnt in seinem Schwert, die Seele der Frau wohnt im Spiegel" (aus Japan)

oder als mitteleuropäische Variante liesse sich auch Erhard Horst Bellermann zitieren: "Maschinen haben eine Seele. Es ist der Mensch."

Ich empfehle den ursprünglichen Zugang nativer Kulturen, die dieser Thematik mit einer Visionssuche begegnen. Diesen Schritt begehen Kinder/Jugendliche, wenn sie zu Erwachsenen heranreifen. Zu diesem Schritt braucht es einige Dinge: Ein paar Tage in der Natur, kein Handy, kein Zelt, nur wenig Nahrung/Wasser und die Bereitschaft, sich mit sich Selbst und seiner Umgebung auseinanderzusetzen. Dazu gehört dann auch ein gewisser Leidensdruck, welcher die Sinnfrage einer solchen Aktion erübrigt. Unsere Gesellschaft ist spirituell leider so verdurstet, daß sie bereit ist, jedes spirituelle Dreckwasser zu saufen. Daher empfehle ich, so eine Aktion auf eigene Faust zu erproben, ohne Schamanen, Wunderheiler oder sonstigen Utensilien aus dem Esoterikshop. Örtliche Begebenheiten (Jagdzeit) und gesundheitliche Verfassung etc. sollten natürlich eigenverantwortlich berücksichtigt werden.

Zudem, was sich über Seele und Allverbundenheit erfahren lässt noch eine kleine Geschichte...

It was six men of Indostan
To learning much inclined,
Who went to see the Elephant
(Though all of them were blind),
That each by observation
Might satisfy his mind

The First approached the Elephant,
And happening to fall
Against his broad and sturdy side,
At once began to bawl:
God bless me! but the Elephant
Is very like a wall!

The Second, feeling of the tusk,
Cried, Ho! what have we here
So very round and smooth and sharp?
To me tis mighty clear
This wonder of an Elephant
Is very like a spear!

The Third approached the animal,
And happening to take
The squirming trunk within his hands,
Thus boldly up and spake:
I see, quoth he, the Elephant
Is very like a snake!

The Fourth reached out an eager hand,
And felt about the knee.
What most this wondrous beast is like
Is mighty plain, quoth he;
'Tis clear enough the Elephant
Is very like a tree!

The Fifth, who chanced to touch the ear,
Said: Even the blindest man
Can tell what this resembles most;
Deny the fact who can
This marvel of an Elephant
Is very like a fan!?

The Sixth no sooner had begun
About the beast to grope,
Than, seizing on the swinging tail
That fell within his scope,
I see, quoth he, the Elephant
Is very like a rope!

And so these men of Indostan
Disputed loud and long,
Each in his own opinion
Exceeding stiff and strong,
Though each was partly in the right,
And all were in the wrong!

Moral:

So oft in theologic wars,
The disputants, I ween,
Rail on in utter ignorance
Of what each other mean,
And prate about an Elephant
Not one of them has seen!

-- John Godfrey Saxe

...und außer daß das von mir Beschriebene nur ein Weg von vielen sein mag, mehr über die Seele zu erfahren, möglicherweise - fällt mir dazu dann auch schon nicht mehr ein. LG Holztiger
Holztiger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.07.2014, 12:47   #20
männlich Meishere
 
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Danke dir Holztiger.

Um kurz auf die (themenfremde ) Diskussion einzugehen: Man kann doch Spaß daran haben, sich Gedanken über Gedanken anderer zu machen.
Was heute in Büchern steht war einst in den Köpfen von Menschen, die sich womöglich auf ihre ganz eigene Seelenwanderung begaben.
Was ist daran verwerflich sich ihrer Erfahrung anzunehmen?

Die kleine Geschichte gefällt mir außerordentlich gut.

Eventuell muss jeder seinen eigenen Zugang zur Seele finden? Das sagst du ja selbst schon

Aber zum Vorantreiben der eigentlichen Diskussion entnehme ich deinem Beitrag folgendes:

Die Seele liegt eventuel nicht im Menchen selbst, sondern in dem, was ihn auszeichnet.

LG,
Meishere(r)
Meishere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.07.2014, 14:28   #21
männlich Holztiger
 
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Es ist bestimmt nichts verwerfliches daran, sich mit den Erfahrungen oder Gedanken anderer zu befassen. Ich rege bloß ganz gern zu eigener Erfahrung an bzw. würde ich gern, falls ich könnte - dem einen oder anderen, als empathisch empfindungsfähiges Wesen die wankelmütige Seelenwanderung eines Wittgensteins ersparen...aber auch das mag Ausdruck der Seele sein

...was den Menschen auszeichnet...so in der Art würde ich es auch formulieren...da fällt mir ja doch noch was dazu ein...

Wasser kennt keine Unterscheidung,
und doch gleicht keine Schneeflocke der Anderen

...so, oder so ähnlich^^ LG Holzi
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Alt 17.08.2014, 14:01   #22
männlich Ex-Poesieger
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Die Seele zu lokalisieren ist genauso interessant wie den Geist eines Ortes zu finden. Ohne die Umstände unmöglich. Vielleicht ist sie nur die besondere Quintessenz und kann auch im kleinen Finger wohnen, wenn man sich damit küsst. Oder im Mund wenn man lächelt.

LG RS
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Alt 27.10.2014, 13:07   #23
weiblich Atropula
 
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Um mal ganz unbeeiflusst und unvoreingenommen meine Meinung mitzuteilen:

Ich denke, dass die Seele eine Energie ist, die sowohl unseren menschlichen Körper, aber auch alles andere in diesem gesamten Kosmos ausfüllt. Es ist die Energie, die das Leben am Leben hält und die Energie, die alles beginnen ließ und alles beenden wird. Man kann sie nicht sehen, aber man kann sie spüren, z.B. wenn man ganz einfach bemerkt 'Der-Diejenige ist nicht auf meiner Wellenlänge'. Die 'Aura', die wir wahrnehmen können ist jene Energie. Sie verbindet alles und jeden in diesem Kosmos, weshalb ich auch denke, dass wir nicht von unserer Umwelt getrennt sind, nur weil es ein Organ namens Haut gibt, dass unseren physischen Körper begrenzt.

Zum Punkt Bewusstsein denke ich, dass die Seele/die allverwebende Kosmosenergie selbst eine bewusste Materie ist. Als Menschen haben wir den Eindruck frei zu handeln und einen freien Willen zu äußern. Mag sein, dass es so ist, aber vielleicht ist auch der gesamte Kosmos ein riesiges System und die Seele ein einziges riesiges energetisches Netzwerk, welches sich natürlich an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich konzentriert und ansammelt sonst wäre alles gleich und es gäbe nicht so etwas wie 'Charakter' oder 'Persönlichkeit'. :-)

Gruß, Atropula
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