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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 02.07.2011, 13:21   #1
männlich Glasbleistift
 
Dabei seit: 03/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 132

Standard Fernliebe

Hab ich dich wirklich nie geküsst
in allen diesen Maienwochen?
Wie leicht doch lassen sich Gelüst,
Gefühl und Träume unterjochen
von ein paar Meilen…

Gleich einem Sternbild stehst du nachts
an meinem Himmel: Fast verschwendet
dünkt alle Mühe anbetrachts
des meilenweiten Herzabstandes.

Doch wie das Flammlicht eines Brandes,
das sich in fernen Augen bricht,
bist du in mir und formvollendet
erscheint mir nun dein Angesicht.

Hab ich dich wirklich nicht geküsst
inmitten deutscher Tamarinden?

Wie schnell doch lassen sich Gelüst,
Gefühl und Sehnsucht überwinden
mit ein paar Zeilen…
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Alt 02.07.2011, 13:25   #2
weiblich muse
 
Benutzerbild von muse
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Wunderbar!
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Alt 02.07.2011, 13:49   #3
männlich Glasbleistift
 
Dabei seit: 03/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 132

Hallo Muse,

ich glaube, das war die schnellste Antwort, die ich je auf eines meiner Gedichte erhalten habe!

Es freut mich, wenn es dir gefällt, obschon es mich natürlich interessieren würde, was genau du wunderbar findest und was vielleicht weniger.

Grüße vom Glasbleistift
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Alt 02.07.2011, 14:32   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.118

Bezaubernd schön, sinnlich, gefühlvoll, sehnsüchtig und wunderbar. Ein Märchen ... Schneewittchen wartet ... Dornröschen wartet ...

Also los!

Aber hoppla! Plötzlich ein Stoppzeichen:

Zitat:
Wie schnell doch lassen sich Gelüst,
Gefühl und Sehnsucht überwinden
mit ein paar Zeilen…
Und ich dachte, es ginge um den unschuldigen, sündenfreien Kuss, dem Symbol des Erwachtwerdens. Aber dann kommt die intellektuelle Ebene - ein erotischer Papiertiger. Ja, warum hat er nicht zur rechten Zeit geküßt, sondern lieber geschrieben? Erinnert mich an einen bestimmten Roman. Und an eine Theaterfigur: Erotik, gebündelt in Geschichten und Gedichten, um sich der geliebten Frau zu nähern und ihr gleichzeitig fern zu bleiben und so ihr Idealbild zu erhalten.

Mit Genuß gelesen, aber noch nicht fertig mit der Deutung. Gutes Gedicht.

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2011, 10:07   #5
weiblich muse
 
Benutzerbild von muse
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Hallo Glasbleistift,
ich finde, du hast das Thema "Liebe auf Entfernung" sehr schön und romantisch umgesetzt. Der Einsatz metaphorischer Elemente ist sowohl gut dosiert, als auch wohl platziert. Die Unterjochung der Gefühle durch die Meilen und ihre Überwindung durch die Zeilen, sehe ich als Kernaussage und finde sie sehr zutreffend.
Ganz besonders gefällt mir der Kontrast der deutschen Tamarinden als Entfernung zwischen zwei Kontinenten(falls ich es überhaupt richtig interpretiere)

anbetrachts=Neologismus - stört mich auch nicht

Gruß, Muse.
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.07.2011, 21:57   #6
männlich Glasbleistift
 
Dabei seit: 03/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 132

Hallo Ilka-Maria,

vielen Dank erst einmal für deine Einschätzung.

Deine Interpretation geht in eine interessante Richtung, jedoch hatte ich eigentlich keine freiwillige Distanz im Sinne (tatsächlich beträgt die Entfernung 9800 km).

Dennoch spielen einige Aspekte sicherlich eine Rolle, wie z. B. der Prozess der zunehmenden Idealisierung. Jedoch nicht als ultimatives Ziel, sondern als - vielleicht sogar gefährlicher - Nebeneffekt.




Hallo muse,

vielen Dank für die Aufklärung und die positive Kritik.

Bezüglich der Tamarinden: Es gibt eigentlich keine in Deutschland (jedenfalls nicht natürlichem Ursprungs). Ich wollte damit das Verschmelzen von Wirklichkeit und Wunschvorstellung verdeutlichen. Denn schließlich geht es ja darum in jenen Zeilen, dass das LI mit Hilfe von Fiktion und Bannung von Gefühlsregungen in Zeilen die Entfernung zu überbrücken lernt. Das schließt einen gewissen Realitätsverlust mit ein, ja erfordert ihn vielleicht sogar. Eben diesen Zustand wollte ich hier hervorheben: Das Zusammenwachsen beider Örtlichkeiten (in diesem Falle übrigens Deutschland und die Philippinen) und deren gebündelte Projektion im Geiste des LI.



Also dann ihr beiden: Ich wünsche euch einen schönen Abend.

Grüße vom Glasbleistift
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Alt 04.07.2011, 22:29   #7
Ex-Odiumediae
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2010
Beiträge: 1.151

Wie das fließt! Der Rhythmus und die Wortwahl! Absolut gelungen. Und das kleine gelungene Spielchen mit dem Reim von Meilen auf Zeilen … Das gehört zu den besten Gefühlvollen Gedichten, die ich hier bisher lesen durfte.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2011, 01:47   #8
männlich Glasbleistift
 
Dabei seit: 03/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 132

Hallo Odiumediae,

hab vielen Dank für deinen positiven Kommentar.

Es freut mich sehr zu hören, dass mein Gedicht deinen Zuspruch findet. Ich halte dich für einen der fähigsten Dichter hier im Forum, wodurch ein Lob aus deinem Mund einen besonderen Stellenwert für mich hat.

Grüße vom Glasbleistift
Glasbleistift ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2011, 08:30   #9
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Glasbleistift -


der Abstand verlockt oft zur Idealisierung.
Wie wundervoll sich das bedichten läßt, hast Du hier bewiesen.
Die Reime sind bestechend gekonnt.
Ich schließe mich Odiumediae an.


Thing
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Alt 06.07.2011, 00:54   #10
männlich Glasbleistift
 
Dabei seit: 03/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 132

Hallo Thing,

auch dir sei gedankt für deine Einschätzung und positive Kritik.

Ich wünsche dir einen schönen Abend und Inspiration.

Grüße vom Glasbleistift
Glasbleistift ist offline   Mit Zitat antworten
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