Chamäleon

[Ex Albatros]

Es ist wieder Abend.

Ich streife meine falsche
Haut ab, täglich zur Schau
getragene Mimikry, die
nur dem Zwecke dient,
in diesen Dschungeln das
eigene Überleben zu sichern.

Lasse mich von einer
ehernen Schlange fressen,
und enteile im Magen
derselben mit anderen
Schicksalsgenossen
den Unwägbarkeiten
ritueller Opferungen.

Werde irgendwo wieder
ausgespien, um mich
dem Risiko kalkulierbarer
Zweikämpfe und Schar-
mützel mit Vertretern
meiner eigenen Gattung
auszusetzen.

Bis, ja bis eines schönen
Tages meine antrainierte
Fähigkeit, mich vor meiner
Umgebung zu verbergen,
versagt, weil sich der
Hintergrund im Lauf der
Zeit verändert hat.

Und ich, dem ewigen
Gesetz der Natur
folgend, von denen
gefressen werde,
die ich vormals
zu täuschen
vermochte.

[Brachial-Poet]

hey albatros, der text gefällt mir, obwohl er sehr prosaisch ist.
schöne idee mit der schlange!


wir lesen uns
michael


wenn du lust hast les doch mal "Alleine schreiben"
Danke

[Ex Albatros]

Hallo Michael,

hat mich gefreut, dass es Dir gefällt. Und wegen der "Prosa", nun ja,
ich meine, da gibt es auch unter den bekannten Poeten welche, die
mindestens genauso prosaisch sind.

Und die "eherne Schlange", ich weiß nicht, wie "biblisch" Du bewandert
bist, das war das Errettungszeichen, das Mose in der Wüste aufrichtete.
Von dem her passt es gut zum Kontext meines Gedichtes.

Gruß Albatros