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Literatur und Autoren Literatur allgemein sowie Rezensionen von Büchern, Stücken und Autoren.

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Alt 28.01.2012, 17:05   #166
männlich Ex-Gamma
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Dich ruf ich, Schmerz; mit aller deiner Macht
triff dieses Herz, dass es gemartert werde
und, das ich bin, dies Häuflein arme Erde,
emporhält aus der allgemeinen Nacht.


Dich ruf ich, Menschenfreund der besten Art;
mißtraue nicht, dass ich dich je verkennte;
du Schmerz, durch den uns wohl das Größte ward,
was Menschenwert von Gott und Tiere trennte.


Dich ruf ich; gib mir deinen bittern Krug;
und siehst du mich auch bang mich von ihm wenden;
da mir das Glück allein nicht Kraft genug,
so hilf denn du mein Tagwerk mir vollenden.
@thing

Dankeschön
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Alt 31.01.2012, 09:58   #167
männlich Ex-Gamma
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Standard Hoheslied


Hoheslied - 1. Kapitel
1 Das Hohelied Salomos.
2 Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein.
3 Es riechen deine Salben köstlich; dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Jungfrauen.
4 Zieh mich dir nach, so laufen wir. Der König führte mich in seine Kammern. Wir freuen uns und sind fröhlich über dir; wir gedenken an deine Liebe mehr denn an den Wein. Die Frommen lieben dich.
5 Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos.
6 Seht mich nicht an, dass ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Kinder zürnen mit mir. Sie haben mich zur Hüterin der Weinberge gesetzt; aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht behütet.
7 Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhest im Mittage, dass ich nicht hin und her gehen müsse bei den Herden deiner Gesellen.
8 Weiss du es nicht, du schönste unter den Weibern, so gehe hinaus auf die Fusstapfen der Schafe und weide deine Zicklein bei den Hirtenhäusern.
9 Ich vergleiche dich, meine Freundin, meinem Gespann an den Wagen Pharaos.
10 Deine Backen stehen lieblich in den Kettchen und dein Hals in den Schnüren.
11 Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit silbernen Pünktlein.
12 Da der König sich herwandte, gab meine Narde ihren Geruch.
13 Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hanget.
14 Mein Freund ist mir eine Traube von Zyperblumen in den Weinbergen zu Engedi.
15 Siehe, meine Freundin, du bist schön; schön bist du, deine Augen sind wie Taubenaugen.
16 Siehe, mein Freund, du bist schön und lieblich. Unser Bett grünt,
17 unserer Häuser Balken sind Zedern, unser Getäfel Zypressen.
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Alt 31.01.2012, 15:23   #168
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Standard Maurisches Liebesgedicht

Zitat aus meiner Erinnerung:

Die Quelle singt,
Wasser rinnt,
wie Liebhaber
die Tränen
ihrem Auge wischen
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Alt 31.01.2012, 16:44   #169
Thing
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von wem stammt es?
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Alt 31.01.2012, 17:24   #170
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Lieber Thing

Den Namen konnte ich mir nicht merken.

Herzliche Grüsse
Gamma
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Alt 31.01.2012, 17:26   #171
Thing
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In meiner Anthologie taucht dieser Gedichtanfang nicht auf -
leider.
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Alt 31.01.2012, 17:30   #172
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Standard Sappho

Selene
Eile doch, Selene,
stehe nicht neugierig über Syrakus,
als hättest du ewig Zeit.
Hier ist er nicht, dein Enymion,
du wartest verbends.
Auf den herabblickst, ist nicht er, sondern ist Sappho.
Sie bittet dich, nach Lesbos zu eilen
und Aphrodites Hain zu melden,
dass sie bald heimkehren wird.
Eile, eile, sonst bin ich eher da als du.
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Alt 31.01.2012, 17:33   #173
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Standard Sappho

Einsamkeit der Liebenden

Unter gingen der Mond schon
und die Plejaden; Mitternacht
ist es, die Stunden verrinnen,
und ich schlafe allein.
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Alt 31.01.2012, 17:36   #174
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
In meiner Anthologie taucht dieser Gedichtanfang nicht auf -
leider.
Lieber

Fremde Lieder sitzen mir versammelt mir in meinem Ohr.

Herzliche Grüsse
Gamma
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Alt 31.01.2012, 18:06   #175
Thing
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So hab' ich nun die Stadt verlassen
Wo ich gelebet lange Zeit,
Ich ziehe rüstig meine Straßen,
Es gibt mir Niemand das Geleit.

Man hat mir nicht den Rock zerrissen,
Es wär' auch schade für das Kleid,
Noch in die Wangen mich gebissen
Aus übergroßem Herzensleid.

Auch keinem hat's den Schlaf vertrieben,
Das ich am Morgen weiter geh',
Sie konnten's halten nach Belieben, -
Von einer aber tut mir's weh!


Ludwig Uhland
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Alt 31.01.2012, 18:18   #176
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Lieber Thing

Sehr sehr schön, nur die Schmerzen bringen mich ans Ufer.

Liebe Grüsse
Gamma
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Alt 01.02.2012, 07:16   #177
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Standard Indien

Krishna: - Wo immer ihre Zwillingsfüße
schreiten, Wächst eine Lotosblume,
sie zu stützen: Und wo ihr Körper voller
Anmut gleitet, Da spielt des Blitzes
holde Wellenlinie! Ihr Glanz, der alles
andre überstrahlt, Hat ihren
Thron im Herzen
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Alt 01.02.2012, 09:53   #178
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Standard Sappho

Liebespein

Ich kann nicht weben,
O süße Mutter,
Die Finger beben
Mir hin und her.

Die Liebe habe
Ich tief im Herzen -
Der schöne Knabe
Quält mich so sehr.

Sappho ( Übersetzer: Richard Zoozmann )
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Alt 01.02.2012, 09:54   #179
Thing
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wunderschön!
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Alt 01.02.2012, 10:11   #180
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Dankeschön lieber Thing
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Alt 06.02.2012, 19:28   #181
weiblich Rebird
 
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Vorgenossen, nachempfunden

Vorgenossen, nachempfunden
Waren sonst des Jahres Stunden
Und die Gegenwart so leer,
Trübe Luft auf ödem Meer.

Seit ich dich in steter Nähe,
Mich wie deinen Schatten sehe,
Ach, wie anders Gegenwart,
Stunden, wie von andrer Art!

Keine Zukunft, nichts vergangen,
Gar kein törichtes Verlangen,
Und mein Zimmer eine Welt,
Was ich treibe, mir gefällt.

Selbst bei süßem Müßiggange
Wird mir um die Zeit nicht bange;
Kaum hast du mich angeblickt,
Ist die Arbeit mir geglückt.

Und ein Jahr ist so vergangen,
Und ein Kind, von dir empfangen,
Zeigt des Jahres liebreich Bild:
Großer Gott, wie bist du mild!


Stern

Ich sehe ihn wieder
Den lieblichen Stern.
Er winket hernieder,
Er nahte mir gern;
Er wärmet und funkelt,
Je näher er kömmt,
Die andern verdunkelt,
Die Herzen beklemmt.

Die Haare im Fliegen
Er eilet mir zu,
Das Volk träumt von Siegen,
Ich träume von Ruh',
Die andern sich deuten
Die Zukunft daraus,
Vergangene Zeiten
Mir leuchten ins Haus.


Friedrich Rückert
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Alt 06.02.2012, 19:39   #182
Thing
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Ja!
Wie habe ich den geharnischten Aestheten in meiner Jugend geliebt!
Irgendwann erschien er mir fast gar zu zahm, obwohl das an mir, nicht an ihm lag.

Danke!
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Alt 10.02.2012, 13:34   #183
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Standard Staatsbibliothek

Staatsbibliothek

Staatsbibliothek, Kaschemme,
Resultatverlies,
Satzbordell, Maremme,
Fieberparadies:
wenn die Katakomben
glühn im Wortvibrier,
und die Hekatomben
sind ein weißer Stier -

wenn Vergang der Zeiten,
wenn die Stunde stockt,
weil im Satz der Seiten
eine Silbe lockt,
die den Zweckgewalten,
reinem Lustgewinn
rauscht in Sturzgestalten
löwenhaft den Sinn -:

wenn das Säkulare,
tausendstimmig Blut
auferlebt im Aare
neuer Himmel ruht:
Opfer, Beil und Wunde,
Hades, Mutterhort
für der Schöpfungsstunde
traumbeladenes Wort.

(Gottfried Benn)


Voll guuuuuuut!!!!


Einsam bin ich, nicht alleine

Einsam bin ich, nicht alleine
denn es schwebt ja süss und mild
um mich herum im Mondenscheine
dein geliebtes, teures Bild.

Was ich denke, was ich treibe
zwischen Freude, Lust und Schmerz,
wo ich wandle, wo ich bleibe
ewig nur bei dir mein Herz!

Unerreichbar wie die Sterne
wonneblickend wie ihr Glanz,
bist du nah', doch ach so ferne
füllest mir die Seele ganz!

Pius Alexander Wolff , 1821
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Alt 10.02.2012, 20:36   #184
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William Wordsworth

Und ich spürte
eine Gegenwart, die mich aufschreckte mit der Freude
erhabener Gedanken
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Alt 23.03.2012, 12:26   #185
weiblich marlenja
 
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Standard Johann Gottlieb Fichte

Unser Denksystem ist oft nur die Geschichte unseres Herzens.
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Alt 23.03.2012, 17:56   #186
männlich AndereDimension
 
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Ein Gedicht, das durch seine Schlichtheit überzeugt:

Ein kleines Lied

Ein kleines Lied, wie geht's nur an,
daß man so lieb es haben kann,
was liegt darin? erzähle!

Es liegt darin ein wenig Klang,
ein wenig Wohllaut und Gesang
und eine ganze Seele.

© Ebner-Eschenbach
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Alt 23.03.2012, 17:59   #187
Thing
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Ja, eines meiner Lieblingsgedichte!
Mein Zwilling und ich tragen es uns oft gegenseitig vor.
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Alt 23.03.2012, 18:29   #188
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Standard Das kleine Lied

ein echtes Juwel *freu*
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Alt 24.03.2012, 07:51   #189
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In wenigen Zeilen auf den Punkt zu kommen und diesen Zeilen eine Melodie zu verleihen - das ist für mich Kunst. Wie auch dieses:

Zuspruch

Such nicht immer, was dir fehle,
Demut fülle deine Seele,
Dank erfülle dein Gemüt.
Alle Blumen, alle Blümchen,
Und darunter selbst ein Rühmchen,
Haben auch für dich geblüht!
© Theodor Fontane
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Alt 30.03.2012, 07:46   #190
Thing
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Dunkler Falter

Wenn zwei Eheleute zum Sternenhimmel starrn,
oder ein Bruder hält seiner lieben Schwester das Garn,
oder ein Freund schenkt bedachtsam dem Freunde ein -

schwebt ein Dunkler Falter über den Zwein:

einer von uns muss hinter dem Sarge gehn,
dran im Straßenwinde die Schleifen wehn,
einer von uns muss streun mit kalter Hand
Erde hernieder vom bretternen Grabesrand,
einer von uns muss gehn nach Haus allein -

lieber Gott, lass mich der andere sein!

(Börries von Münchhausen)
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Alt 30.03.2012, 08:18   #191
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Aus dem Dunkel bricht das Licht

Aus dem Dunkel bricht das Licht,
Neu erstrahlet mir die Welt,
Und verstoßen bin ich nicht,
Gott, aus Deines Lichtes Zelt!

Welche Wonne, welches Glück,
Welcher Jubel kehrt zurück!
Einzig Glück wohnt nur im Licht,
Gott, ich lese ein Gedicht.

Friederike Kempner, 1936-1904
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Alt 30.03.2012, 08:42   #192
Thing
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Lebensweg

Ich bin durchs Leben auf dich zugegangen,
so fest und klar, wie übers grüne Land
die Taube flog, die lange eingefangen
und doch den Weg zur süßen Heimat fand.

Und denke ich an Sturm und Streit und Streben,
an meiner Jugend Wandern dort und hier,
so ist mir oft: Es war mein ganzes Leben
ein stiller, unbeirrter Weg zu dir.

Börries Freiherr von Münchhausen 1845-1931
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Alt 15.04.2012, 17:30   #193
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Standard Betrachtung der Zeit

Mein sind die Jahre nicht,
Die mir die Zeit genommen;
Mein sind die Jahre nicht,
Die etwa möchten kommen;

Der Augenblick ist mein,
Und nehm ich den in acht
So ist der mein,
Der Jahr und Ewigkeit gemacht.

Andreas Gryphius 1614-1664
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Alt 23.04.2012, 09:28   #194
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Herbsthauch

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Lässt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Lässt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.

Friedrich Rückert
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Alt 23.04.2012, 09:40   #195
Thing
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Wunderschön!

Danke fürs Präsentieren

sagt
Thing
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Alt 23.04.2012, 09:58   #196
männlich AndereDimension
 
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gerne! Es gibt so viele wunderbare deutschsprachige Texte, dass man sie gar nicht alle zitieren kann. Ich finde es nur ein wenig traurig, dass den Deutschen gar nicht mehr bewusst ist, welch schöne Sprache sie haben. Wir neiden den Amerikanern die Schlichtheit ihrer Sprache, den Franzosen die Klangfarbe und den Italienern das Leidenschaftliche, aber keine Sprache ist nur annähernd so schön wie die deutsche Sprache.

Vorfrühling

Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.

Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?

Dort am Weg der weiße Streif —
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?

Paul Heyse
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Alt 23.04.2012, 10:10   #197
Thing
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Du sprichst mir aus dem Herzen!
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Alt 23.04.2012, 10:12   #198
Thing
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Vorfrühling



Es läuft der Frühlingswind
durch kahle Alleen,
seltsame Dinge sind
in seinem Wehn.

Er hat sich gewiegt,
wo Weinen war,
und hat sich geschmiegt
in zerrüttetes Haar.

Er schüttelte nieder
Akazienblüten
und kühlte die Glieder,
die atmend glühten.

Lippen im Lachen
hat er berührt,
die weichen und wachen
Fluren durchspürt.

Er glitt durch die Flöte
als schluchzender Schrei,
an dämmernder Röte
flog er vorbei.

Er flog mit Schweigen
durch flüsternde Zimmer
und löschte im Neigen
der Ampel Schimmer.

Es läuft der Frühlingswind
durch kahle Alleen,
seltsame Dinge sind
in seinem Wehn.

Durch die glatten
kahlen Alleen
treibt sein Wehn
blasse Schatten

und den Duft,
den er gebracht,
von wo er gekommen
seit gestern nacht.






Hugo von Hofmannsthal
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