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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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18.11.2006, 18:09 | #1 |
Nebelschwade
Ich träumte heute Nacht,
gerade war ich eingeschlafen, ich wäre gleich darauf erwacht, am kleinen Bremer Handelshafen. Ich fühlte mich ganz leicht, hatte weder Fuß noch Wade; denn ich schwebte seicht dahin als Nebelschwade. Fortgetrieben durch den Wind schwebte ich entlang der Weser, hier mal langsam, dort geschwind, übers Wasser, mal durch Gräser. Angstvoll dacht ich manchmal mir, von meinem Körper reißt ein Teil, doch der Wind blies dort und hier und ließ mich schwebend heil. So kam ich an die Weserwehr, es wehte nun von Süden, nur langsam schwebte ich daher, der Wind war am Ermüden. Die Sonn stieg auf um zu ermorden, jeden Nebel, jede Schwade, zu langsam ging es Richtung Norden, ließ hinter mir die Promenade. Heller wurd es, immer mehr, da erschien vor mir ein ein Haus, und mein Herz wurd plötzlich schwer; denn es sah vertraut mir aus: Meine Liebe wohnte hier, direkt unterm Dache, und nur wenig Zeit blieb mir, zu vollenden meine Sache. Der Wind, der gute, durch das Tor, wehte er mit letzter Kraft und hob mich auf das Dach empor, da hatte ichs geschafft. Sonnig, ohne klare Sinne, legt ich mich mit meinem Leibe, mich stützend auf die Regenrinne, auf meiner Liebe Fensterscheibe. Ich schaute- und da lag sie dann, unfassbar schön, und rein stillschweigend sah ich sie mir an, Anmut schlich ins Herz hinein. (...) Wie ich auf meine Liebe blickte, spürt ich einen starken Schmerz; die Sonn, die ihre Strahlen schickte, stach sie mitten durch mein Herz! Da bin ich schluchzend aufgewacht, die Tränen rannen mir zum Mund ich war verstört und aufgebracht, erschüttert bis zum Herzensgrund. Und voller Schmerzen dachte ich an den verlornen Traum, dachte gar so sehr an Dich, denkst Du an mich? Wohl kaum... Doch wenn Du aus dem Fenster siehst, siehst Tröpfchen Du von Nebelsträhnen; denn als sterbend ich Dich heut verließ, da weint ich viele bittre Tränen... |
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18.11.2006, 20:05 | #2 |
gesperrt
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gefällt mir auch sehr gut - du bist ein guter dramaturg! - "das vöglein" gefiel mir aber noch besser, weil mehr überraschendes drin war (und es nicht so traurig war..)
liebe grüße norbert |
18.11.2006, 20:11 | #3 |
Danke
Ich finde allerdings nen Vogelschiss absehbarer als Nebeltränen Und "so traurig" ... naja, es passiert halt beides: Lustige Parkbegegnungen und herzerreißende Liebschaften. Und auf beides lässt sich hübsch dichten. |
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18.11.2006, 21:06 | #4 |
gesperrt
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...ich denke, es hängt vom zusammenhang ab - in der vöglein-konstellation war die vogelaktivität eine überraschung, nachdem ich dachte, dass nach der damenaktivität ende der story sei.
die nebeltränen fand ich absehbarer... liebe grüße norbert |
18.11.2006, 21:09 | #5 |
Hast recht, irgendwie arbeitet das neue Gedicht ziemlich offensichtlich auf ein wehleidiges Ende hin. Nunja. Es ist eines derjenigen Gedichte, die aus einem Guss entstanden sind. Akuter Liebeskummer ist ein guter Muserich.
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19.11.2006, 21:37 | #6 |
Der Text gefällt mir auch sehr gut. Die Reime klingen wie von leichter Hand gezeichnet, nicht erzwungen und das tragische Ende ist wunderbar. Die Leichtigkeit am Anfang ist auch herrlich. Auf der ganzen Linie gelungen!
Yve |
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19.11.2006, 21:58 | #7 |
Alle Achtung... Das gefällt mir gut.
Obwohl ich normalerweise keine tragischenenden mag: Das Ende ist hier der beste Teil. Die länge des ganzen vergisst man beim lesen auch wenn ich etwas verschüchternd angefangen habe. Aber wie gesagt... Am schönsten ist der vieldeutige letzte Abschnitt |
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20.11.2006, 00:00 | #8 |
Danke, Ihr beiden, das höre ich doch gerne- sitze schon ganz aufrecht auf meinem Stuhl
Ich habe eben ein weiteres Gedicht fertiggeschrieben, erscheint auch unter dieser Rubrik- da es nagelneu ist und nicht so "gesetzt" wie dieses hier, bin ich mal gespannt auf Eure Beiträge dazu. Wenn Ihr mögt natürlich nur. Ich kann mir vorstellen, dass es hier und da doch was anzumerken geben könnte. Schönen Abend noch. |
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