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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge.

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Alt 08.08.2017, 09:47   #1
männlich mcblie
 
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Standard Sternschnuppennacht

1 AUSSEN. WIESE AN EINEM SEE, NACHT, MITTE AUGUST 1
THERESA
Hej, schon wieder eine.
MARTIN
Ja, die habe ich auch gesehen, War ganz schön hell.
THERESA
Ja, das war eine gewaltige Schnuppe. Hast du eigentlich mitgezählt?
MARTIN
Nicht konsequent, aberr ich habe schon einige gesehen. Dabei haben wir noch nicht einmal das Maximum des Perseidenschauers erreicht.
THERESA
So eine Nacht wie heute muss man aber auch einmal erwischen: sternenklar und wunderbar lau. Gut, dass ich die meteorologischen Karten der letzten Tage so genau angeschaut und ausgewertet habe.
MARTIN
Du hast recht, eine traumhafte Nacht. So schön kann keine Wetterkarte sein. Sag mal, Theresa, hast du dir eigentlich auch etwas gewünscht?
THERESA
Ach komm, Martin, du wirst jetzt doch nicht mit diesem albernen Aberglauben anfangen.
MARTIN
Sei doch nicht so unromantisch. In einer Nacht wie dieser, an einem Ort wie diesem, mit einer Frau wie dir …. Da kann ich schon mal auf die reine Wissenschaft verzichten und auf andere Gedanken kommen.
THERESA
Was du nicht sagst. Welche Gedanken denn?
MARTIN
Ob es da nicht doch noch mehr gibt als wir mit unserem beschränkten Intellekt und mit kalten Computerprogrammen erfassen können.
THERESA
Du meinst Gott oder zumindest irgendein göttliches Wesen?
MARTIN
Wie immer man es nennen will. Schau dir diesen gewaltigen Sternenhimmel an, das Band der Milchstraße. Fühle die Wiese unter dir, lausche auf die Geräusche und Stimmen der Nacht, atme die Luft. Ist das nicht alles wundervoll? Kannst du da rein auf der rationalen Ebene bleiben? Fühlst du nicht mehr? So etwas wie Ehrfurcht vor der Schöpfung?
THERESA
Oh doch, Ehrfurcht fühle ich. Da war übrigens grad wieder eine Schnuppe. Ja, ich bin fasziniert von all dem, was uns umgibt. Noch mehr jedoch bin ich begeistert davon, dass wir Menschen das analysieren, berechnen, begreifen können.
MARTIN
Können wir es wirklich begreifen? Sind wir da als Menschen nicht etwas hochnäsig, anmaßend und eingebildet? Ja stimmt, wir haben schon so Vieles über die Natur herausgefunden, vom Kleinsten bis zum Größten. Aber ist es nicht so, dass wir immer wieder neu an die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit stoßen?
THERESA
Und immer wieder haben wir sie überwunden. Immer wieder, wenn es geheißen hat, das könne der Verstand nicht mehr erfassen, da muss jetzt ein göttliches Wesen herhalten, um das zu erklären oder bergreifbar zu machen, hat die Wissenschaft wieder neue Wege und Möglichkeiten gefunden, um die Grenzen unserer Erkenntnis weiter zu verschieben. Immer wieder ist es gelungen, rationale Erklärungen zu finden und das Wunder der Natur in herrlich logische und allgemein gültige mathematische Formeln zu gießen.
MARTIN
Aber ist das nicht eine unvollständige Sicht auf die Welt? Gibt es nicht neben den Naturwissenschaften und der Mathematik auch noch die Kunst, die Literatur, die Musik, die sich nicht so exakt fassen lassen? Kann nicht damit das Wunder der Schöpfung auch beschrieben werden und, ich behaupte, manchmal sogar viel schöner und treffender?
THERESA
Du meinst Eichendorffs Mondnacht beschreibt die Realität besser als alle Lehrbücher über die Geologie des Mondes, seine Entstehung, besser als die mathematisch präzisen Bahnberechnungen, die es schließlich auch möglich gemacht haben, dass Menschen zu unserem Trabanten geflogen und auf ihm gelandet sind?
MARTIN
Nein, nicht besser, aber anders. Es ist doch auch wichtig, die emotionale Seite des Menschen anzusprechen. Wir sind doch keine Vulkanier. Da schau, wieder eine herrliche Sternschnuppe. Lautlos zieht sie ihre Leuchtspur über das Firmament und verlischt. Ein kurzer Augenblick der Schönheit, ein Aufflammen, dann ist sie weg, festgehalten nur in unserer Erinnerung. Oder vielleicht in einem Gedicht oder Musikstück oder in einem Gemälde. In dieser Form überdauern selbst kurze Momente die Ewigkeit.
THERESA
Ach, Martin! Erstens ist Ewigkeit ein sehr großer Begriff, und deine vielgepriesenen Kunstwerke werden diese schon gar nicht überdauern. Und zweitens ist deine Sternschnuppe gar nicht so flüchtig. Da bleibt schon manchmal etwas übrig und rieselt zu Boden. Und weil du schon so poetisch angehaucht bist, lass dir sagen, dass wir alle aus Sternenstaub bestehen. Wir sind gemacht aus den Überresten explodierter, vergangener, verwehender Sonnen. Na, was sagst du nun? So romantisch kann die Wissenschaft sein!
MARTIN
Theresa, du kennst mich lange genug und weißt, dass ich absolut nichts gegen die Wissenschaft habe, ganz im Gegenteil. Ich finde sie faszinierend. Ich finde es faszinierend, wie aus einer Zelle sich ein komplexes Lebewesen entwickelt, wie sich diese Zelle teilt und wieder teilt. Wie sich die einzelnen Zellen spezialisieren und wie sie quasi wissen, dass sie eine Nervenzelle sind oder eine Hautzelle und wo sie hingehören im Körper und was sie dort zu tun haben.
THERESA
Oje, Martin. Sie wissen es natürlich nicht, sondern gehorchen biochemischen Prozessen und Signalen. Und - ja, ich weiß, was jetzt kommt - so hoch komplexe Organe wie unser Auge, kann so etwas allein durch Zufall und Mutationen und Selektion entstanden sein? Ja, es kann. Das nennt man Evolution. Und der Gedanke daran ist ebenso berauschend, für mich sogar reizvoller, als wenn ich dahinter einen geheimnisvollen Schöpfer und Weltenlenker vermute.
MARTIN
Nun gut, erklären wir die Entwicklung der Lebewesen mit der Evolution. D’accord. Erklären wir die Entstehung des Kosmos mit dem Urknall. Auch d’accord. Aber nun ist das Weltall nach allgemeiner derzeitiger Auffassung circa 13,6 Milliarden Jahre alt. Was war davor? Was hat den Big Bang ausgelöst? Und auch wenn du jetzt sagst, dass es doch eine Theorie gibt, nach der sich der Kosmos immer wieder ausdehnt und zusammenzieht und letztlich wieder in einem Urknall sein Ende und zugleich seinen Anfang findet. Irgendwann muss es doch einmal angefangen haben.
THERESA
Also gut, bringen wir nun Gott ins Spiel. Wo jedoch hat er seinen Anfang? Es ist die gleiche müßige Frage.
MARTIN
Also gibst du zu, dass der menschliche Geist irgendwann kapitulieren muss. Irgendwo stoßen wir an unsere Grenzen und können Dinge nur noch zur Kenntnis nehmen, aber nicht mehr erklären, egal auf welche Art und Weise.
THERESA
Ich stimme dir zu, zumindest im Moment. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir noch lange nicht am Ende unseres Erkenntnisweges angelangt sind. Die Wissenschaft wird in immer neue Bereiche vorstoßen, sie wird immer wieder Antworten finden, aber gleichzeitig auch neue Fragen aufwerfen. Das ist das Fantastische daran, es wird nie Stillstand geben.
MARTIN
Das beteuerte schon Goethes Faust in Richtung Mephisto: Sag ich zum Augenblick, verweile doch, du bist so schön, so magst du meine Seele holen. Und da siehst du wieder, dass Wissenschaft und Kunst sich einander nicht ausschließen. Und ich denke, auch Wissenschaft und Religion haben einen gemeinsamen Nenner.
THERESA
Zumindest gibt es in der Wissenschaft keine dogmatischen Fanatiker, die alle Andersdenkenden zur Strecke bringen wollen.

MARTIN
Na ja, dass es keine Dogmatiker gibt, würde ich jetzt so nicht unterschreiben. Aber ich gebe zu, dass es in der Wissenschaft meist gesitteter und weniger blutig zugeht als bei religiös motovierten Fanatikern.
THERESA
Da bin ich aber froh. Eigentlich sind wir doch hergekommen, um die Perseiden zu beobachten.
MARTIN
Ja, und eigentlich waren wir dabei schon ziemlich erfolgreich. Wir haben schon einige verglühende Meteore bestaunt. Und zumindest ich habe mir auch etwas gewünscht.
THERESA
Ich gebe es zu, auch ich habe mir etwas gewünscht. Wie du schon festgestellt hast, sind wir keine Vulkanier und auch wenn ich von dem Aberglauben nicht viel halte, so ist es doch eine nette Tradition.
MARTIN
Dann weist du sicher, dass man seinen Wunsch nicht ausspricht. Ich kann dir aber so viel verraten, dass mein Wunsch uns beide betrifft.
THERESA
Das ist aber eine faszinierende Übereinstimmung. Von meinem Wunsch kann ich nämlich dasselbe behaupten.
MARTIN
Dann lass uns experimentieren, wie weit die Übereinstimmung geht.
THERESA
Für Experimente bin ich doch immer zu haben.
(Ihre Körper wenden sich einander zu, ihre Lippen suchen einander und sie versinken in einem innigen, langen Kuss)
Licht aus
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Alt 09.08.2017, 18:00   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Lieber mobile,

im dritten Anlauf habe ich es nun geschafft, den Text zu lesen. Er liest sich ein wenig zähfluessig, obwohl du interessante Elemente eingebaut hast.
Ein wenig mehr Pep - dann könnte ich ihn gut finden.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2017, 18:26   #3
männlich mcblie
 
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Hallo Silbermöwe!
Du hast natürlich recht. Der Text ist sehr rasch entstanden und es mussten ein paar Gedanken aus den Fingern in die Tatstatur fließen. Ich war mal gespannt auf Rückmeldungen. Inzwischen ist er schon in der Überarbeitungsphase.
Liebe Grüße
mcblie
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Alt 10.08.2017, 18:30   #4
männlich mcblie
 
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Ergänzung!
Bin gerade draufgekommen, dass der Text besser in der Rubrik Workshop aufgehoben wäre.
LG
mcblie
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Alt 13.08.2017, 17:07   #5
männlich Heinz
 
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Hallo mcblie,
Du hast Deine Sternschnuppennacht in Form eines Dialogs zwischen zwei Verliebten zu Papier gebracht.
Im Dialog taucht leider nichts Neues auf, nichts, was ich nicht schon zigmal gelesen habe.
Beim Lesen Deines Dialogs frage ich mich: So reden junge Leute in einer Sternschnuppennacht?
Als ausgesprochner Goethefan fällt mir natürlich das falsche Zitat sofort ins Auge: " Sag ich zum Augenblick, verweile doch, du bist so schön, so magst du meine Seele holen."

Fausts Teil der Wette mit dem Teufel lautet:
"Und Schlag auf Schlag!
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!

Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit für mich vorbei!"

Die durchaus intellektuell geführte Unterhaltung der beiden hat einen Haken: So kluge junge Menschen werden das Vorhandensein von Vulkaniern nicht als selbstverständlichen Wissenshintergrund in den Dialog einbringen, höchstens als spöttischen Hinweis auf TV-geschädigte Weltraumfans.
Tröstlich - aber zu vorhersehbar ist das Happy-end.

Also: Lass Meteore Schweife zeigen -
ein andres Lied will ich dir geigen!

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 14.08.2017, 07:18   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Lieber Heinz,

so reden Nerds. Auch in einer Sternschnuppennacht.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2017, 16:39   #7
männlich mcblie
 
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Lieber Heinz!
Prinzipiell habe ich ja schon geschrieben, dass am Text noch einiges nicht passt, so brauchen die Figuren zum Beispiel noch unterschiedliche Stimmen und ein richtiger Konflikt fehlt.
Aber:
Punkt 1: Dass es Jugendliche sind, ist deine Interpretation, das steht eigentlich nirgends.
Punkt 2: Der Begriff "Vulkanier" ist wohl schon ein allgemein bekanntes Wort und ein Synonym für die entsprechende Lebensauffassung.
Punkt 3: Auf der einen Seite bemängelst du, dass die beiden zu intellektuell sprechen, auf der anderen Seite verlangst du das genaue, korrekte Goethezitat von den Figuren. Aber auch dafür habe ich in der Überarbeitung schon eine Lösung.

Liebe Grüße
mcblie
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Alt 14.08.2017, 20:56   #8
männlich Heinz
 
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Lieber mcblie,
ich bemängele weniger dass die beiden so intellektuell sprechen, sondern ich bezweifle (auch wenn Silbermöwe mich darauf hinweist, dass Nerds nun mal so sprechen), dass zwei Menschen (ob jung oder alt spielt keine Rolle) so miteinander reden. Ein bisschen kommt es mir wie ein innerer Monolog vor, den Du als Dialog zu Papier gebracht hast.
Richtig ist, dass Du die Frage nach dem Alter der Protagonisten offen lässt und mir der Begriff "Jugendliche" so über die Lippe gekullert ist.
Was das Goethezitat angeht - das ist ganz einfach: Wenn man zitiert, dann sollte man richtig zitieren.
Beste Grüße,
Heinz
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
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