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Schreibwerkstatt / Hilfe Gedichte und diverse Texte, an denen noch gefeilt werden muss. |
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01.06.2011, 14:26 | #1 |
Dabei seit: 06/2011
Ort: in einem unbekannten Land
Alter: 29
Beiträge: 11
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Summertime
Prolog
Ich hatte nicht mehr als ein Foto von ihr. Sie guckte schräg in die Kamera und hatte den Mund zu einem leichten Lächeln geöffnet. Sie trug einen schwarzen Männerhut, mit breiter Krempe, eine einfache weiße Bluse, die an den Ärmeln hochgekrempelt war und eine schwarze Weste. Ihre blonden Haare fielen ihr in leich-ten Wellen bis auf die Schultern. Ihre Beine waren nicht zu sehen. Sie war so hübsch, dachte ich jedes Mal, wenn ich sie ansah. Und das sollte meine Mutter sein? „Sie sieht mir gar nicht ähnlich“, sagte ich eines Tages zu meinem Vater. „Doch, dass tut sie“, meinte er nur mit Tränen in den Augen. „Du hast ihr Gesicht“, mit diesem Satz drehte er sich um und war in seinem Zimmer verschwunden. Ich schaute in den Garderobenspiegel, der in einem edel aussehenden Goldrahmen an der Wand hing. Meine Augen hatten tatsächlich die gleiche Form und Farbe, wie ihre, nur ihre Augen schienen zu glänzen. Ich schau-te wieder zurück zu der Tür, wo mein Vater gerade noch gestanden hatte. Es war die Tür seines Arbeitszimmers in dem er fast den ganzen Tag verbrachte, 7 Tage die Woche. Mein Vater war Schriftsteller und arbeitete zu Hause. Meine Mutter war tot. Von heute auf morgen einfach weg. Die Zeit kurz nach ihrem Tod war nicht einfach gewesen. Mein Vater hatte mich als Kleinkind am Hals und musste nebenbei auch noch Geld verdienen. Ich kannte sie kaum und die Erinnerungen, die ich noch hatte, waren verschwommen. Manchmal, wenn ich eine Straße entlang ging und mir ein bestimmter Geruch in die Nase wehte, war es für einen Moment so, als wäre sie wieder da. Dann schaute ich mich um und im nächsten Moment kam ich mir wieder albern vor. Der Riss, die deutlich sichtbare Lücke, die sie hinterlas-sen hatte, war immer noch zu spüren. Dad hatte sich, als ich älter und selbstständiger gewor-den bin, immer mehr in seine Arbeit zurückgezogen. Alles in allem bin ich eine gute Schülerin, mit einem Einsiedlervater, einer toten Mutter und einer besten Freundin namens Cathleen. Das ist für meine beste Freundin zum Geburtstag. Was haltet ihr davon? |
01.06.2011, 14:33 | #2 |
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Dabei seit: 12/2010
Beiträge: 2.884
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Ich glaube, das wird ein wunderbares und ganz persönliches Geschenk.
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01.06.2011, 14:37 | #3 |
Dabei seit: 06/2011
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Beiträge: 11
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Danke schön!
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02.06.2011, 09:44 | #4 | |
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DeinText hat mich berührt, Schokie, du hast einfühlsam und fließend geschrieben, das mag ich sehr. Es ist zweifellos ein feines Geschenk!
Eine kleine Sache will ich dich dazu fragen: Es hakte beim Lesen an einer Stelle für mich, nämlich bei: Zitat:
Da dein Stil aber ansonsten fließend ist und vom Ton her eher tragend, würde ich die Wiederholung weglassen und "Die Zeit kurz danach" schreiben, oder einfach "Die Zeit danach" Aber das ist nur eine Kleinigkeit...der Text ist Klasse! Liebe Grüsse Jack |
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