Teil von mir / Scheißtag

[Blutsschwester]

18:27h...ich werfe die Wagentür hinter mir zu und atme Herbstluft. Wühle genervt nach dem Schlüssel...eben noch in der Hand gehabt. Der Schotter auf dem Parkplatz knirscht wie dünnes Eis unter meinen Stiefeln. Rabia, meine kleine Nachhilfeschülerin von nebenan, sitzt am Fenster und winkt mir strahlend zu. Ich setzte mein schönstes Lächeln auf und gehe zum Eingang. Als ich die Tür öffne, betrete ich endlich meine Welt. Das Lächeln fällt ab. Die azurblaue Couch schaut einladend zu mir herüber und ich atme auf. Versuche meinen Alltag abzuschütteln.

Scheißtag...

Als ich auf dem Weg in die Küche meinen Mantel abstreife, frage ich mich nach dem Sinn. Der Kühlschrank ist wie erwartet leer und ich greife nach der Flasche Rotwein. Meine Mütze behalte ich auf -zum Verstecken.
Mit dem Wein und einer Schachtel Zigaretten bewaffnet betrete ich das Wohnzimmer. Diesmal nehme ich die Einladung der Couch gern an.Die Kissen sind frisch bezogen und rascheln unter mir. Zuhaus...
Ich zünde mir eine der Zigaretten an und lese die Aufschrift. "Rauchen kann tödlich sein" spreche ich laut vor mich hin.
Wenn er wüsste dass ich im Wohnzimmer rauche, würde er ausflippen. Ich öffne den Wein. Nach dem ersten großen Schluck geht es mir schon besser..die Bilder von heute Mittag rücken in meinem Kopf ein Stück zur Seite...Die Heizungsluft bläst mir warm in den Nacken und ich werfe eine CD in die Anlage. "Wahllos und Chrom" schießt es mir durch den Kopf, doch es ist zu anstrengend jetzt zu denken... mit meinem Ego zu streiten. Beim zweiten Hieb aus dem bauchigen Glas wird mir schon etwas warm und ich ziehe den Pulli über den Kopf. Schurwolle... damals noch 20Mark.. trotzdem mein Lieblingsstück.
Ich fische nach dem Utraschallbild in meiner Hose. Habe drauf bestanden es mitzunehmen... ich blicke meinem Feind gern in die Augen, hab ich sagen wollen.
2,6 cm... Durchmesser hatte er betont.Nicht Umfang... als er meinen gefühlslosen Blick einzuschätzen versuchte. Gott in Weiß. Hält er mich etwa für einen Laien?! Ich habe tausendemal bei Mastektomien zugesehen... es ist nicht groß. Nicht im Verhälnis zumindest.

Scheißtag...

Das Telefon schnurrt in seiner gewohnten Tonlage. Ich lasse es klingeln... auch hierzu zu müde. "Wie war die Untersuchung -es ist doch alles in Ordnung, nicht?" würde sie fragen. Und ich müsste sie anlügen... "alles gut -alles gut wie immer" würde ich antworten. Und dann würden wir uns einen netten Abend entgegenheucheln... aber zu müde.
Der Anrufbeantworter springt an...sag ich doch dass sie es ist. Genugtuung im Lächeln. Denis hat ihn damals zu unserem Einzug programmiert. Den Anrufbeantworter. Ein dummer langer Spruch, wie bei jedem jungen Pärchen. Und wer geduldig wartet, darf einen Satz hinterlassen. Zurück rufen wir nie.

Ich stelle mich vor den Spiegel. Suche nach Veränderungen. Taste. Doch ich finde nichts. Ob mich das beruhigen sollte, weiß ich nicht. "Heutzutage nehmen wir nie das komplette Mammagewebe ab" hatte er gesagt...wieso sagt er mir Dinge die ich schon weiß!?
"Ich liebe Dich auch mit einer Brust.", hatte Denis mir heut morgen mit verzweifelten Augen vor dem Weg zum Arzt gesagt. Irgendwie süß... fand ich.
Jetzt überlege ich, ob sie groß genug sind aus einer gesunden zwei zu machen. Das wird eng...
Zurück auf die lächelnde Couch... ich ziehe mit meinem Körper Furchen in die Rauchdecke die im Zimmer hängt.

Die Tür geht auf und er kommt gehetzt hinein. Erwartungsvolle Blicke... "und?" Monotonie war schon immer seine Stärke...
"Was?", frage ich gelassen und atme nocheinmal tief durch... "ich habe doch gesagt es wird alles gut...dass DU dir um MEINE Brust Sorgen machst, kann ich sowieso nicht verstehen!" Ich habe ihn damit getroffen und ich weiß das. "Natürlich ist alles okay... meine Rede." Er blickt erleichterter aber immernoch angespannt. "Du könnest mal einkaufen fahren... der Kühlschrank ähnelt einer Wüste!" schlage ich vor und ich habe den Eindruck er ist froh, dass ich ihn wegschicke.

Als er die Tür hinter sich zuzieht, kann ich die Träne nicht mehr halten. Sie wird zu schwer. Ich weiß ich schaff es... auch ohne jemandem davon zu erzählen. Ich kann ihm ja in die Augen blicken.. .Auge um Auge...








Sooo..meine erste Kurzgeschichte..Erwarte kein erführchtiges Lob,-war halt meine erste...Hoffe ich konnte den roten FAden erhalten und trotzdem bunt bemalen.

Gruß Die Schwester

[jule]

Wühle genervt nach dem Schlüssel..eben noch in der Hand gehabt. Als ich die Tür öffne, betrete ich endlich meine Welt.

Finde ich zu abgehackt von "eben noch in der Hand gehabt" und "Als ich die Tür öffne"

Die azurblaue Couch lächelt mich einladend ein

Lächelt an oder?

So, meine Krümelkackereien gleich am Anfang. Sonst ist mir eigentlich nichts aufgefallen, außer, dass du nach Punkten und Kommas gerne mal das Leerzeichen vergisst.


Zu deiner Geschichte:
Gefällt mir. Sie ist schön aufgebaut. Man erfährt nicht sofort, was los ist. Gefühl kommt rüber.
"...frage ich mich nach dem Sinn" Finde gut, dass diese Zeile kommt und vor allem, dass die früh kommt.
Setzt sie die Mütze nicht ab, wegen einer schon begonnenen Chemo? Würde mich irritieren, denn sie hat doch in der Geschichte erst von ihrem Tumor erfahren oder?

Der Schluss berührt auch sehr.

Ich weiß ich schaff es.

Hier würde "schaffe" besser sein.

Also ich finde, du brauchst dir bei dieser Kurzgeschichte keine Sorgen machen, sie sei schlecht, das ist sie nämlich ganz sicher nicht

[Blutsschwester]

Liebe Jule,

das SOfa lächelt natürlich an und nicht ein! Die Mütze soll keine Chemo-Glatze verstecken, sondern bietet ihr einfach Rückzug bzw ein Versteck (vor den eigenen Gedanken,-sie werden quasi im Schach gehalten).. Das Gehackte am Anfang is eigentlich beabsichtigt...es soll ein wenig Hektik aufkommen lassen, wobei das LryI beim Betreten der Wohnung immer ruhiger wird...

Vielen Dank fürs Lesen!
Die Schwester

PS an die Form,-Freizeichen, setz ich mich heut ABend nochmal..

[jule]

Also beim Anfang meinte ich nur, dass man noch etwas dazwischen schreiben könnte. Denn erst kommt, dass sie den Schlüssel eben noch in der Hand hatte (gerade anscheinend nicht mehr), dann schließt sie aber schon auf.

Das mit der Mütze ist gut. Danke, für die Aufklärung

Vlg Jule

[Blutsschwester]

Okay...auch da werd ich mich nocheinmal ransetzten!
Danke

[Struppigel]

Hallo Blutsschwester,

ich atme auf.Versuche meinen Alltag abzustreifen.

Scheißtag...

Als ich auf dem Weg in die Küche meinen Mantel abstreife,

Vor "Versuche" sollte ein Komma stehen, da es sonst keinen vollständigen Satz darstellt. Dann steht gleich zweimal "abstreifen - unbedingt ändern! In "ausziehen" oder ähnliches.

Meine Mütze behalte ich auf,-zum Verstecken.

Die Konstruktion Kommagedankenstrich gibt es nicht. Du musst Dich für eins von beiden entscheiden.

ich ziehe den Pulli über den Kopf. Schurwolle...damals noch 20Mark..trotzdem mein Lieblingsstück.
Ich ziehe das Utraschallbild

"ziehe" steht wieder zweimal nacheinander.

.ich blicke meinem Feind gern in die Augen, hab ich sagen wollen.
2,6 cm...Durchmesser hatte er betont..nicht Umfang..als er meinen gefühlslosen Blick einzuschätzen versuchte.

So ein Durcheinander mit den Zeitformen. Bring etwas Ordung hinein. Ich sehe hier selbst nicht durch, was wann gewesen sein soll.

Layen

Laien

Im weiteren folgen wieder mehrere Komma-Gedankenstrich-Konstruktionen.

Zurückrufen tun wir nie.

Meine Grundschullehrerin hat uns immer eingebleut: "Tuten tut der Nachtwächter!"
Und sie hat recht, es ist sehr schlechtes Deutsch, das Wort sagt alles und nichts, also raus damit.

"Ich liebe Dich auch mit einer Brust.", hatte Denis mir heute morgen

Was für heut gilt, gilt auch für hab und schaff usw. Ist umganssprachlich und gehört nicht in eine Geschichte.

Nach einem Satzzeichen macht man immer ein Leerzeichen. Du hast manchmal eins und manchmal nicht, das ist sieht etwas schäbig aus.
Dann stören die so überhäufig verwendeten drei Punkte sehr. Einfache Sätze tun es auch. An einigen Stellen hast Du vertippte Großbuchstaben.

Inhaltlich gibt es von meiner Seite nichts zu meckern. Das Aussehen ist eigentlich der größte Schwachpunkt und es würde eine Menge ausmachen, wenn das getilgt würde.

Grüße von Struppi

[Blutsschwester]

Liebe STruppi,

wie schon gesagt, werde ich mich heut Abend oder morgen nochmal ransetzen.
Vielen herzlichen Dank für deine so gründliche Analyse; ich werd es beherzigen!


LG Die Schwester


Edit: Habe grad eine kleine Freistunde in der Berufsschule. Und hab mich nochmal rangesetzt...Mehr Freizeichen..hier und da mal einen Absatz mehr und ein paar kleinere Worte verändert und zugefügt.

Kannst es dir ja nochmal durchlesen und schauen obs jetzt besser ist. Habe die Wiederholungen rausgenommen..waren mir gar nicht aufgefallen.

Dank nochmal..bis später

Die Schwester


PS Danke, dass Ihr euch jeglichen Komm über den Inhalt verkniffen habt!

von ein par flüchtigkeitsfehlerchen abgesehen, gar nicht schlecht erzählt, mit bemerkenswertem bilck auf details, die nur scheinbar nebensächlich sind.

vielleicht sollte von anfang an deutlicher werden, dass es sich um einen tumor, nicht um eine schwangerschaft handelt, denn klar wird das erst bei dem wort "mamma~* und dem angebot des partners, die prota auch noch mit einer brust zu ertragen.

weitermachen!

liebe grüße aus der tiefsee

groper

[Blutsschwester]

Lieber Groper,
da hast du aber ein ganz schön altes Ding ausgegraben. Hab es schon fast vergessen. Es ist komisch es jetzt wieder zu lesen. Ich bin eindeutig der Gedichte-TYp aber vielleicht werde ich mich tatsächlich nochmal an einer KG versuchen. Mal sehen.
Danke für deine Zeit

Die Schwester

[Yve]

Ich würde den ganzen Text so lassen wie er ist. Er sprüht vor Charme sozusagen. Das ist deine Art, das bist du und ich mag ihn so wie er ist. In einem Moment ( lach mich ja nicht aus ) musste ich weinen, im nächsten lachen. Ich kann dir so gut nachfühlen! Wie gesagt: Gefällt mir sehr gut auf ganzer Linie!

Yve

[Blutsschwester]

Danke. Wenn er vor Charme sprüht werde ich ihn so lassen. Hatte eigentlich auch nicht vor ihn weiter zu ändern. Hab nur noch ein paar Rechtschreibfehler ausgemerzt.

Dicker Kuss
Deine Schwester

[Hexenfeger]

auf die fehler hab ich bei diesem text gar nicht geachtet, a er mir zu sehr unter die haut ging.

er gefällt mir super und ich finde es gut, dass du nicht gleich verräts worum es geht.

danke deine KG ist ein genuss. )

[Blutsschwester]

Hallo lieber Feger,
ich denke es wird einfach klar was ich meine. Danke für dein überschwängliches Lob Liebe Grüße

Die Schwester